Die Fragen, die man sich zunächst stellen sollte sind: „Warum will man Millionär sein?“ und „Was bedeutet dies für mein aktuelles Leben?“
Es gibt gar nicht so wenige Menschen, die die Chance zum Millionär haben, weil sie etwas geerbt haben, oder angesichts ihres Einkommens so leben, dass jeden Monat ordentlich was über bleibt, was man dann gewinnbringend investieren kann. Mit etwas Glück und dem richtigen Riecher kann das dann klappen.
Allerdings muss man bzgl. der Lebensführung abwägen, was einem der künftige Reichtum wert ist. Das größere Haus/die größere Wohnung geht ja nicht 1:1 ins Vermögen mit ein, sondern hat auch entsprechende Folgekosten, die Geld benötigen, welches dann nicht mehr zum Sparen zur Verfügung steht. Das größere Auto, das teurere Hobby, … ebenso.
Ich kenne einige Menschen, die trotz hohem Einkommen so sparsam leben, wie ich nicht leben möchte, und die es dadurch zu recht ordentlichen Vermögen gebracht haben/bringen werden. Und ich kenne ebenso viele Menschen, die nicht auffällig protzig aber eben auch nicht sonderlich sparsam leben, und bei denen daher nicht so viel über bleibt. Das ist eine Entscheidung, die jeder für sich treffen muss.
Und da kommt dann die Frage ins Spiel, warum man ein möglichst großes Vermögen haben will? „Für schlechte Zeiten“, die man ggf. nie erleben wird? Für „das Alter“, was man ggf. ebenfalls nicht erlebt? Für ein möglichst hohes Erbe an Kinder, denen es „einmal besser gehen soll“, die aber auch ohne Erbe selbst zu eigenem Vermögen kommen können?
Ich hatte vor Jahren mal zufällig zeitlich eng beieinander zwei Mandantinnen, die beide ganz überraschend Erbinnen von anständigen Barvermögen wurden, die die Ehemänner heimlich aufgebaut hatten. Beide beklagten sich bitterlich, weil man ihnen dieses Geld in jüngeren Jahren vorenthalten hatte. Sie hätten es lieber über die Ehe in schönere Reisen, sonstige Unternehmungen, Hilfe im Haushalt, … investiert. Beide waren inzwischen über 80, und sahen jetzt keine Chance mehr, dieses Geld noch sinnvoll zu verwenden. Das hat mir sehr zu denken gegeben.
Natürlich machen gewisse Rücklagen Sinn, gerade wenn man Immobilieneigentümer und/oder selbständig ist. Andererseits sehe ich in der Tageszeitung in den Todesanzeigen zunehmend Geburtsjahrgänge die meinem gefühlt noch „jugendlichen“ Alter entsprechen. Das sind schon lange keine bitteren Einzelschicksale mehr. Wann also, wenn nicht jetzt, und bevor die Kinder hieran kein Interesse mehr haben, tolle Familienurlaube machen, bei denen man dann vier Wochen nicht auf den Euro achtet, und mitnimmt, was angeboten wird? Wann, wenn nicht jetzt mal ein Auto fahren, das nicht nur „praktisch“ und günstig ist? Wann, wenn nicht jetzt, mal die Restaurants, Konzerte, … sich gönnen, die schon so lange auf der Liste stehen?
Natürlich könnte man den ein oder anderen Euro sparen, wenn man die Immobilienfinanzierung straffen würde, und jeden Cent, der über bleibt, da rein stecken, wie es viele Leute machen. Aber wozu? Um dann just in dem Moment schuldenfrei zu sein, in dem man das große Haus nicht mehr braucht, weil die Kinder ausziehen, und auch keine Lust mehr auf Familienurlaube und gemeinsame Aktivitäten haben?