Wie wird man Professor?

Klar, man hat studiert, promoviert, habilitiert. Aber dann hat man noch nicht den Titel „Professor/in“. Und wenn man ein Mal dazu geworden ist, behält man den Titel dann oder kann er einem auch wieder aberkannt werden?

Folgendermaßen:
Moin
Wenn man sich (endlich) habilitiert hat, ist man zunächst Privatdozent. Als solcher muss man sich lange und weit aus dem Fenster lehnen (bitte nicht wörtlich verstehen!), damit man den Ruf hört, der einen zum ordentlichen Professor an einer Universität beruft.
Gruß,
Branden

Guten Tag,

danke für die schnelle Antwort :smile:. Man wird also aufgefordert, muss sich nicht „bewerben“?

Hallo!

Dem „Ruf“ geht natürlich ein ordentliches Bewerbungsverfahren voraus: ausgewählt werden, einen Probevortrag halten zu dürfen - diesen dann (der ist übrigens öffentlich) auch bestehen - die Berufungskommission macht dann eine Reihenfolge, in der die Bewerber berufen werden. Wenn Nr. 1 nicht will, dann halt der/die nächste etc.

Gruß sannah

Hallo,

das wird man zum B. so:

http://www.stellenwerk-koeln.de/universitaet-zu-koel…

im Prinzip ist das ein „Wahlverfahren“…wobei „Vitamin B“
(oder das richtige Parteibuch) auch nicht zu verachten sind…*Ironietag*

Moin, Grußloser,

Klar, man hat studiert, promoviert, habilitiert. Aber dann hat
man noch nicht den Titel „Professor/in“.

stimmt.

Und wenn man ein Mal
dazu geworden ist, behält man den Titel dann oder kann er
einem auch wieder aberkannt werden?

Professor ist eine Amtbezeichnung. Zuerst wird man Beamter auf widerruf, dann auf Lebenszeit. Hat man das erst mal erreicht, ist es nicht so einfach wieder ‚degradiert‘ zu werden.

Aber wenn ich Deinen Nick richtig interpretiere, bist Du eher im Bereich der Kunst interessiert.
Hier gibt es sog. ‚Genieprofessuren‘.
Da können also auch Menschen, die eine Uni noch nie von innen gesehen haben Professor werden, wenn sie als Künstler Erfolg haben.

Nur hier spielt noch mehr das soziale Netzwerk eine Rolle als bei Professuren in den anderen Wissenschaften (aber auch da ist so was natürlich nicht hinderlich :wink:

Gandalf

Hallo,

Fragen dieser Art kommen hier ja häufiger auf… und jedes Mal frage ich mich erneut, wie man eine solche Frage überhaupt haben kann, ohne befähigt zu sein, die Antwort selbst herausfinden zu können…

Ich möchte dir ja nicht zu nahe treten und sicher haben alle, die hier bisher gepostet haben im Prinzip recht. Aber der Weg vom kleinen Licht zum großen Lehrstuhlinhaber ist wesentlich facettenreicher, aufwendiger und von viel Glück und Vitamin B geprägt. Studieren, promovieren, habilitieren… schön und gut. Aber das sind viele, eben zu viele. Der Witz dabei ist der exorbitante Aufwand, den man in der Forschung betreiben muss. Internationales Engagement, Vertretungsprofessuren, Jahre im befristeten, schlechtbezahlten akademischen Mittelbau, hinten angestellte Familienplanung etc. pp.

Klar ist der theoretische Weg easy, z.B. Diplom-Doktor-Doktor habil.-Professor. Aber nur weil man die Voraussetzung erfüllt, bekommt man den Job noch lange nicht.

Noch ein kluger Satz, den ich hierzu mal las: Die Wahrscheinlichkeit, Professor zu werden, ist so groß, wie einen Vertrag als Fußballprofi zu bekommen.

Also um nochmal die Ausgangsfrage aufzugreifen: „Wie wird man Professor?“

-> Mit viel Kraft, Ausdauer, Frustration und Glück, Glück und nochmals Glück. Der Rest ist nur formales Pipapo :wink:

Gruß, Leebo

Der normale Weg ist formal mit den Abschlüssen festgelegt.

Bachelor->Master-&gt:stuck_out_tongue_winking_eye:hD-> Prof.

Natürlich kommt es da sicher auf die Beziehungen an.

In österreich existiert da noch Berufstitel, der leichter zu bekommen ist.

http://de.wikipedia.org/wiki/Berufstitel

Sei gegrüßt.

Branden bekommt von mir einen Stern für seinen Zweizeiler. :smile:

Als Ergänzung:

Welche akademischen Grade vorhanden sein müssen, ist vom Fachgebiet abhängig. In den Ingenieurwissenschaften z.B. sind die meisten Professoren nicht habilitiert (Prof. Dr.-Ing. XY) und dies ist auch keine strenge Voraussetzung, um auf eine Professur berufen zu werden. Und auch der Doktor wackelt hier und da schon. (In Fachhochschulen läuft einem des öfteren ein Prof. Dipl.-Ing. über den Weg.)

Die Position „Professor“ ist ein Amt, kein akademischer Grad und es findet ein Berufungsverfahren unter Leitung eines Berufungsausschusses statt. Das heißt, die Universität schreibt die freiwerdende Stelle aus, wenn der alte Professor gegangen ist oder gegangen wurde. Berufungsverfahren dauern in der Regel mindestens 1 Jahr, eher 1 1/2 oder 2 Jahre. Daher versuchen die Universitäten, die Stellen vor dem Abtreten des alten Professors früh auszuschreiben, um den Leerlauf zu begrenzen.

Für viele Stellen müssen zunächst überhaupt Bewerber gefunden werden:

Wissenschaftliche Mitarbeiter der gleichen Universität bleiben hiervon ausgeschlossen. Ein Oberassistent kann bei Weggang des Professors niemals auf die Professur nachrücken, an der er arbeitet, sondern er muß seine Ambitionen an anderen Hochschulen erfüllen. Das heißt in der Regel Umzug.
Dies ist ein Grund, warum viele Leute, die eigentlich auf eine Stelle passen würden, auf die mögliche Professorentätigkeit pfeiffen. 700 km umziehen? Nach Bayern?! Mit Familie? Nach Dresden? Nach Hamburg? Das ist nicht nach jedermanns Geschmack.

Und dann das Berufungsverfahren:

Den Charakter des Berufungsverfahren hat Branden bereits ironisch vorweggenommen; den Ruf von der Uni zu hören, erfordert viel Geduld, viele Entbehrungen, der Ruf kommt niemals schnell und meistens gar nicht.

Die Berufung ist eine Mischung aus Küngelei, ständegesellschaftlichem Herrschaftsdenken und Konservatismus. Fachliche Eignung kommt irgendwo vor, spielt aber eine untergeordnete Rolle.

Ein Gremium aus Professoren begutachtet den Kandidaten u.a. in einer Probevorlesung. Die ist oft nicht öffentlich, darf aber öffentlich sein. Dort wird der Kandidat wie ein dummes Kind Student in einer mündlichen Prüfung behandelt. Ich durfte solche Verantstaltungen mehrmals miterleben und es mutete immer wie Kindergarten oder Zirkus an und nicht wie eine akademische Disputation. Näheres möchte ich mir hier verkneifen. :smile:

Man sollte sich auch keinen Illusionen hingeben; ich kenne auch Berufungsausschüsse, die Kandidaten schlicht ablehnten, weil die alten Knochen kein „habil.“ lasen. Das klang im Fakultätsrat so: [O-Ton] „So einer, der nicht habilitiert wurde, kommt mir nicht auf die Professur!“, „Die universitäre Lehre ist doch keine Spielwiese für das gemeine Volk der Promovierten.“. Gegen FH-Absolventen geht es noch härter zur Sache.
Es ist übrigens auch nichts Ungewöhnliches, daß Professuren eine Weile unbesetzt bleiben, wenn den Herren Professoren die Bewerber mißfallen. Dann übernimmt i.d.R. der Oberassistent provisorisch die Lehrveranstaltungen, muß diese allerdings in der Weise fortsetzen, wie sie vom ehemaligen Professor festgelegt worden waren.
Ein Beispiel: Der provisorische Lehrstuhlinhaber ist z.B. nicht berechtigt, aus drei Vorlesungen „Bereichsmethoden“, „Randmethoden“, „KRYLOW-Unterraum-Verfahren“ eine einzige Lehrverantstaltung „Numerische Methoden“ zu kondensieren und die Prüfungsregelungen für diese Fächer darf er gar nicht erst schief anschauen. Er darf die Lehre lediglich stellvertretend durchführen.

Dies alles hängt mit dem Beamtenstatus und der de facto uneingeschränkten Machtfülle der Professoren zusammen. Diese müssen sich weder für die Lehre und auch nicht für die Forschung rechtfertigen, schon gar nicht, wenn es C4-Professoren mit hohen Bezügen und einem festen Budget sind. W3-Professoren hingegen müssen zumindest auf ihr Budget achten, weil sie geringere Geldmittel bekommen und in finanzpolitischen Fragen leichter beschnitten werden können. (Dies führt zu höherem Drittmittelerwerb von W-Professuren.)

Schlußendlich gibt es noch die Problematik des Hochschulgesetzes des Landes. In Sachsen z.B. wurde das Hochschulrahmengesetz veräbdert, wodurch sich die klassische Organisationsstruktur der Uni völlig verschiebt und dem Rektor der Uni eine gewaltige Machtfülle zugestanden wird. Diese Machtfülle erlaubt es u.a. den Berufungsausschuß zu umgehen und einfach Professoren nach individueller Präferenz zu holen - ohne Beachtung des Berufungsausschusses.

In Brandens pointierter Kurzantwort ist leider viel Wahrheit verborgen; Professor ist ein politisches Amt, das nicht mit Planung, Fleiß oder Können erreicht werden kann, sondern zu 90% aus Zufällen, Glück und ganz viel Vitamin B entsteht.
Du mußt zum rechten Zeitpunkt am rechten Ort sein, die richtigen Leute kennen, oft auch das richtige Parteibuch haben, Dich mit den entscheidenden Strippenziehern nicht überwerfen und nebenbei akademische Grade anhäufen, die für sich genommen schon nerven und mit einer Heidenarbeit verbunden sind.

Und wenn Du dann Professor bist, zählt nur eins: Hack den anderen so gut es geht die Augen aus, mache die Konkurrenten nieder, dränge Dich in den Vordergrund, sonst verlierst Du in Windeseile wieder Deine Gestaltungsmacht gegenüber den anderen Professoren.
Das mag gemein klingen, ist es auch. Professoren bekriegen sich hinter verschlossenen Türen schlimmer wie kleine Kinder. Da wird auch geschrien, gebrüllt, beleidigt und in schlimmstem Gossenjargon beschimpft. Nach außen hin wird aber die ruhige, aristokratisch-gebildete Fassade gepflegt.
Ich bekomme das regelmäßig mit. Da ich älter bin als der Professor, für den ich arbeite, plaudern wir hin und wieder, wenn wir unter uns sind. Er ist ein guter Kerl und eigentlich immer freundlich, besonders den Studenten gegenüber, aber wie er einmal sagte: „Ich muß im Fakultätsrat [oder in sonstigen Ausschüssen mit hoher Professorenanwesenheit] zum Vieh werden, sonst nehmen die anderen mir mit den gleichen Mitteln die Butter vom Brot. Ich bekäme kein Geld mehr, würde aus wichtigen Entscheidungen ausgeschlossen oder verlöre mein Stimmgewicht für die Prüfungsordnung. Jeder gegen jeden - bis einer heult.“

Ehrlich: Ich möchte es nicht machen, weil ich für sowas ungeeignet bin. Zuviel „gutmenschliche“ Erziehung.

Grüße
reinerlein

1 Like