Der frühere Papst Johannes Paul II. könnte einem italienischen Medienbericht zufolge noch in diesem Jahr selig gesprochen werden. Eine päpstliche Ärztekommission kam zu diesem Entschluss.
Papst Benedikt XVI. hatte im Mai 2005 die Seligsprechung seines Vorgängers eingeleitet. Doch was muss man tun um selig gesprochen zu werden? Was meinst du?
Das kirchenrechtliche Verfahren setzt Tugendhaftigkeit und Rechtgläubigkeit voraus. Dazu muss es eine nachprüfbare Wundertat geben, die die Tugendhaftigkeit - als eine Art Gottesurteil - bestätigt.
Damit das Verfahren aber überhaupt in Gang kommt, ist es hilfreich, schon zu Lebzeiten sehr bekannt und „berühmt“ gewesen zu sein, so dass die Verehrung mehr oder weniger alleine schon beginnt und dann nur noch von Rom bestätigt werden muss, oder eine Ordensgemeinschaft zu gründen, die dann nach dem Tod eine entsprechende „Lobbyarbeit“ übernimmt.
Da bin ich überfragt, damit hab ich mich noch nicht weiter auseinandergesetzt.
Gruß
Seit frühesten Zeiten verehrt die katholische Kirche Menschen als Selige oder Heilige, die in der Nachfolge Christi den Glauben in ihrer Zeit vorbildlich gelebt haben. Sie gibt damit Zeugnis davon, dass die Zusicherung Jesu Christi lebendige Wirklichkeit ist, wonach jeder, der den Spuren des Herrn nachfolgt, das Ziel seines Lebens in der Herrlichkeit des ewigen Lebens erreicht. Zum anderen stellt die Kirche dadurch diesen Menschen den Gläubigen als Vorbild und Richtschnur für das eigene Leben vor Augen.
Der Aufnahme in das Verzeichnis der Seligen und Heiligen muss allerdings seit dem Mittelalter ein formelles Anerkennungsverfahren, ein Prozess vorausgehen. In Untersuchungen und Zeugenbefragungen, die sich über mehrere Jahre erstrecken, wird im Verlauf dieses Prozesses nachgewiesen, dass die betreffende Person die drei christlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe sowie weitere Grundtugenden in überdurchschnittlichem Maß gelebt hat. Falls es sich nicht um einen Märtyrer handelt, der für den Glauben gewaltsam den Tod erlitt, muss zusätzlich ein Wunder nachgewiesen werden, das auf seine Anrufung hin geschah.
Die Seligsprechung kann von einer Diözese oder einer Ordensgemeinschaft beantragt werden. Der Antragsteller, in der Regel der Ortsbischof, holt beim Apostolischen Stuhl in Rom eine Unbedenklichkeitserklärung (lat. „nihil obstat”) ein. Steht der Aufnahme eines Verfahren nichts entgegen, beauftragt der Antragssteller einen Postulator (lat. für Anwalt), der im ersten Teil des Prozesses auf diözesaner Ebene biographische Informationen, Schriften der betreffenden Person sowie schriftliche und mündliche Zeugnisse über sie sammeln lässt. Die Ergebnisse werden der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse in Rom zugeleitet, die von einer historischen und einer theologischen Kommission die Dokumente und Zeugenaussagen prüfen und beurteilen lässt. Ein eventuelles Wunder wird unter Einbeziehung von Medizinern in einem eigenen Prozess sowohl auf Ebene der Diözese wie auch in der römischen Kurie überprüft.
Fallen alle Untersuchungen positiv aus, richtet die Versammlung der Kardinäle und Bischöfe der Kongregation die Bitte an den Papst, die entsprechenden Dekrete über die Anerkennung des heiligmäßigen Lebens (des „heroischen Tugendgrades”) und des Wunders zu erlassen und zur Veröffentlichung anzuordnen. Mit dem feierlichen Seligsprechungsakt findet das Verfahren der Seligsprechung seinen Abschluss: Der Name des oder der Seligen wird in das Verzeichnis der Seligen aufgenommen. Damit ist die öffentliche kirchliche Verehrung, auch in der Feier der Liturgie, eröffnet. Nach der geltenden Ordnung bleibt die Verehrung von Seligen auf ein bestimmtes Bistum, eine Ordensgemeinschaft, ein bestimmtes Land oder eine bestimmte Region beschränkt, während Heilige in der Regel weltweit verehrt werden. Oft zieht die Seligsprechung später die Heiligsprechung nach sich.
Nach einer Entscheidung von Papst Benedikt XVI. von 2005 steht der Papst in der Regel nur noch Heiligsprechungen persönlich vor. Zu Seligsprechungen ernennt er jeweils einen Delegaten. Diese Feiern finden jeweils in der Diözese statt, die den Seligsprechungsprozess betrieben hat, oder an einem anderen geeigneten Ort.
(URL: http://cms.bistum-trier.de/bistum-trier/Integrale?SI…)
„Die katholische Kirche sieht ihren Heilsdienst nicht zuletzt darin, den Menschen Vorbilder des christlichen Glaubens und Beispiele eines vor Gott geglückten Lebens anzubieten. Konkret geschieht dies, indem die Kirche Menschen aller Altersstufen und aller sozialen Schichten selig oder heilig spricht. Die Ausbildung der Seligsprechung als eigenes Rechtsinstitut geht in erster Linie zurück auf Papst Benedikt XIV. (1740-1758). Er hat die im Laufe der Jahrhunderte gewachsene Erfahrung mit kirchlichen Heiligsprechungsverfahren gesammelt und in seinem vierbändigen Werk „Opus de servorum Dei beatificatione et Beatorum canonizatione“ (1734-1738) vorgelegt. Besonders die darin enthaltene theologische Lehre zur heroischen Tugend, zum Martyrium und den Wundern besitzt bis heute große Aktualität.
Das derzeitige Verfahren für Selig- und Heiligsprechungsprozesse stützt sich auf die Bestimmungen der „Novae Leges pro Causis Sanctorum“ aus dem Jahr 1983, die von Papst Johannes Paul II. erlassene Apostolische Konstitution „Divinus perfectionis Magister“, deren Anliegen die Neuordnung der Kanonisationsverfahren darstellt, sowie die von der römischen Heiligsprechungskongregation im Jahr 2007 im Auftrag von Papst Benedikt XVI. erlassene Instructio „Sanctorum Mater“. Das Selig- und Heiligsprechungsverfahren ist in seinen einzelnen Schritten genau festgelegt, wobei vor allem zwei Ebenen zu unterscheiden sind: Das Verfahren in den einzelnen Diözesen und das Verfahren an der römischen Heiligsprechungskongregation.“
(URL: http://www.bistum-regensburg.de/borPage000092.asp)
Sehr geehrte Gailieo Redaktion!
Die Frage „Was meinst du?“ klingt befremdlich. Es geht hier nicht um (austauschbare und damit hinfällige) „Meinungen“, sondern um Fakten. Auch die Frage, was man „tun muss“, geht am Thema vorbei. Wenn man sein Leben lang danach trachtet, selig- oder heiliggesprochen zu werden, wird dies - da man sich ständig der Todsünde der Eitelkeit schuldig macht - wohl nicht gelingen.
Ich referiere zu diesem Thema einen Artikel des Kathechismus der Katholischen Kirche:
Artikel 828: „Wenn die Kirche gewisse Gläubige heiligspricht, das heißt feierlich erklärt, dass diese die Tugenden heldenhaft geübt und in Treue zur Grade Gottes gelebt haben, anerkennt die Kirche die Macht des Geistes der Heiligkeit, der in ihr ist. Sie stärkt die Hoffnung der Gläubigen, indem sie ihnen die Heiligen als Vorbilder und Fürsprecher gibt.“
Es geht also um ein vorbildhaftes und tugendhaftes Leben nach den Maßstäben des Christentums. Mit der Selig- und Heiligsprechung empfiehlt die Kirche dann den Gläubigen diese Menschen als Vorbild und Fürsprecher. Sie drückt damit die Gewissheit aus, dass diese Menschen von Gott für ihr tugendhaftes Leben schon jetzt im Himmel belohnt werden.
Um dieses Sein bei Gott „beweisen“ zu können, ist daher ein belegtes Wunder für die Seligsprechung (für die Heiligsprechung zwei) erforderlich. Damit wird belegt, dass dieser Verstorbene tatsächlich so tugendhaft gelebt hat, dass er - wenn er von den Menschen angefleht wird, für eine bestimmte unheilbar Kranke Person bei Gott zu bitten - das auch kraft seines tugendhaften Lebens bewerkstelligen kann.
Ich hoffe gedient zu haben und verbleibe mit freundlichen Grüßen
Mag. Martin Deutsch
Ich denke, man muss im Leben anderen Menschen ein Vorbild gewesen sein.
Hallo,
mit dem Seeligsprechen hab ich als Christ und evangelischer Prediger so meine Schwierigkeiten, da mir dazu die biblische Grundlage fehlt.
Wenn in der Bibel jemand - nicht selig gesprochen, sondern genannt wird - dann deshalb, weil er die Zuwendung Gottes auf besondere Art und Weise erfahren hat. Zum andern ist der Zustand der Seligkeit immer darauf zurückzuführen, das ein Mensch Rechtfertigung und Frieden in Gott gefunden hat.
Daher ist Seligkeit nicht was wir machen können, sondern etwas was aus der Nähe zu Gott entsteht.
Der nächste Punkt ist, dass auch die Wunderfrage ebenfalls jeglicher biblischer Grundlage entbehrt. Es wir in der Bibel von keinem Menschen berichtet, der nach seinem Tod ein Wunder vollbracht hat. Wunder, die in der Bibel geschehen, geschehen immer zur Ehre Gottes, nie aus einem Menschen heraus, sondern sind durch Gott geschenkt und dienen nicht zur Seligpreisung eines Menschen.
Ebenso ist nirgendwo berichtet oder überliefert, dass Tote Gebete entgegennehmen. Im Gegenteil. Den einzigen den wir Menschen anbeten und bitten sollen ist Gott selber. Vgl 2.Mose 20,3-5 Menschen anzubeten ist somit nach der Bibel Götzendienst. Jesus sagt aber in Joh 14,13: "Was ihr (den Vater) bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, auf dass der Vater geehrt wird in dem Sohne. Es gibt nur einen Mittler zwischen Menschen und Gott dem Vater das ist Jesus selber. Siehe 1.Tim 2,5:
Zur Frage, was muss man tun um selig gesprochen zu werden, sagt Jesus in Markus 16,16: „Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt wird verdammt werden.“
Hallo Gallileo Redaktion,
zunächst muss man wissen, das die Seligsprechung eine Art Auszeichnung für besondere Verdienste um den Glauben ist. Um diese Auszeichnung zu erhalten, bedarf es etwas mehr als nur das Amt des Papstes bekleidet zu haben. Ob man das Attentat als Matyrium sehen will, sei dahin gestellt. Papst JP II hat zwar eine Menge geleistet, aber das haben andere Päpste vor ihm auch. Für die Seligsprechung ist die Glaubenskongregation des Vatikans zuständig. Diese untersuchen die Person und das Leben bzw. die erbrachte Leistung, für der die Person Selig gesprochen werden soll. Eines der Hauptkriterien ist der Glaube daran, das die Person direkt „in den Himmel gekommen“ ist, also nicht erst das sogenannte Jüngste Gericht durch Christus abwarten muß, sondern durch seine Taten gerechtfertigt wurde. Das zweite Hauptkriterium ist, das das Leben der Person gemäß dem Evangelium geführt wurde (Verbrechen jeglicher Art müssen ausgeschlossen werden können). Weitere Kriterien können bei Ihrer zuständigen Diozöse (Pressestelle des Bistums) oder der Pressestelle der Deutschen Bischofskonferenz erfragt werden.
Wenn die Glaubenskongregation zum Schluß gekommen ist, das eine Person Selig gesprochen werden kann, wird dies dem Papst zur Genehmigung vorgelegt, der dann in einer besonderen Zeremonie die Person Selig spricht.
So geschehen bei Persönlichkeiten wie Pater Maximilian Kolbe (Märtyrer für den Glauben und Selbstaufgabe zur Rettung eines Familienvaters, der im KZ Auschwitz hingerichtet werden sollte), Pater Titus Brandsma (ermordet im KZ Dachau als Märtyrer des Glaubens, weil er als Journalist die Verbrechen der Nazis üffentlich angeprangert hat und selbst nach Folter nicht von seinem Glauben abgewichen ist), Mutter Theresa von Kalkutta (auf Grund ihrer Ordensgründung bis hin zur Selbstaufgabe im Dienst am Nächsten).
Der nächst höhere Schritt der „Auszeichnung“ wäre dann die Heiligsprechung. Hierzu muß der betreffende Selige jedoch nachweislich ein oder mehere Wunder gewirkt haben.
Ich hoffe Ihnen damit ein wenig weitergeholfen zu haben. Leider bin ich seit 1992 nicht mehr im Kloster und seit 1993 nicht mehr in der katholischen Kirche aktiv.
MfG
Stefan Scharmach
Hallo Galileo Redaktion,
ich kenne mich mit dem Thema selber nicht aus, daher am besten mal bei Wikipedia nach schauen.
Sorry, daß ich nicht mehr helfen kann.
Gruß Robert
Hallo,
die Seligsprechung ist das nach Durchführung eines besonderen Prozesses ergehende Urteil, wonach einem Menschen, der an Gott geglaubt hat, an einem bestimmten Ort, in einer bestimmten Gegend oder in einer bestimmten kirchlichen Gemeinschaft ein öffentlicher Kult erwiesen werden darf.
Zuvor wird eben das Leben desjenigen untersucht, der seliggesprochen werden soll und es wird besonders darauf ankommen: Tugendleben, Ruf der Heiligkeit, Wunderkraft.
Das Ziel meines Lebens nach dem Tod ist zunächst nicht, selig gesprochen zu werden. Das, was ich für wichtig halte im Leben ist: den eigenen Glauben leben, im ständigen Austausch mit Gott stehen, das, was Gott in mich hineingelegt hat, entfalten und so leben, daß mein Glaube ausstrahlt. Was dann daraus nach meinem Tod auf Erden wird, ist für mich heute nicht wichtig.
Allerdings sind Heilige und Selige nicht selten Vorbilder im Glauben und können so dem einzelnen einen Glaubensentwurf darstellen, der im eigenen Leben weiterhilft. Also ist dieser Dienst der Kirche ein Dienst am glaubenden Menschen.
G. Ottersbach
Ich denke das Benedikt keinen selig sprechen kann, weil er auch nur ein Mensch ist.