Ebenfalls Hallo,
meiner Meinung nach erwarten viele hier zuviele, eigentlich nicht unbedingt nötige Formulierungen. Die gestellte Frage bezieht sich ja nicht auf die Angabe, wie lange die beschriebene Person im Betrieb angestellt war - das läßt sich auch aus der Art, wie das Zeugnis geschrieben wurde, abschätzen - ich denke mal zwischen 2 - 4 Jahren.
Kurz zu meiner Erklärung, ich bin Bürokaufmann, weiterhin Eisenbahner im Betriebsdienst, Fachrichtung Transport, Meister für Bahnverkehr (Bachelor of Rail Traffic), und habe desweiteren u.a. auch die Ausbildereignungsprüfung nach AEVO abgelegt. Ich versuche mal, die hier angegebenen Sätze ein wenig so zu bewerten als ob ich der Entscheidende Personaler wäre, um zu helfen, die Unklarheiten zu beseitigen.
„… in unserer Firma als Einzelhandelskauffrau tätig.“ Das ist die grundsätzliche Tätigkeits- bzw. Berufsbezeichung - also wertungslos.
„Während Ihrer Tätigkeit in unserem Hause erfüllte Fr xx Ihre Aufgaben mit großem Engagement und persönlichem Einsatz, auch über die normalen Dienststunden hinaus.“ Sie hat tatsächlich FÜR die Firma gearbeitet, eine Mitarbeiterin die auch gern mal Überstunden macht - freiwillig.
„Zudem war Sie für Ihre Aufgaben sehr befähigt und bereit, auch andere, zusätzliche Aufgaben zu übernehmen.“ Sehr hohes Engagement also. Da das jetzt allerdings schon, in Zusammenhang mit dem vorherigen Satz, das zweite Jubellob war, könnte das evtl. den Eindruck erwecken, als ob sie sich ein wenig um zusätzliche Aufgaben gerissen hat, und andere versucht hat ein wenig zu verdrängen. Das wäre eine Sache, der man in einem persönlichen Gespräch mal versuchen könnte auf den Grund zu gehen - sich die Person also mal anzusehen.
„Sie fand stets gute praktische Lösungen.“ Das kann als Lob durchgehen.
„Desweiteren können wir sagen ,das wir Sie als zielstrebige,fleißige und gewissenhafte Mitarbeiterin kennen.“ Zweischneidig. Könnte heißen was dasteht, könnte auch heißen, daß sie sich ungern reinreden hat lassen oder versucht hat so genau zu sein, daß man nicht reinreden kann. Müsste wieder der persönliche Eindruck klären.
„Auch bewältigte Sie in der kürzest möglichen Zeit ein außerordentlich hohes Arbeitspensum. Daneben war Fr xx stets eine ausdauernde und außergewöhnlich belastbare Mitarbeiterin.“ Die hat geschuftet wie zwei Pferde - die erledigt alles was man ihr anschafft. Davon abgesehen wird das hier übrigens honoriert! Es gäbe auch die andere Betrachtung: Sie hat alles, was sie am Tag machen mußte, am Vormittag schon erledigt um am Nachmittag die Füße hochlegen zu können. Wieder was für’s Gespräch… [Anm: mich würde langsam das Geschäft interessieren wo sie gearbeitet hat…]
„Besonders hervorheben wollen wir, das Sie eine sehr schnelle Auffassungsgabe besitzt und sich für alle neuen Vorhaben überaus flexibel und aufgeschlossen zeigte.“ Sie hat also auch nix dagegen gehabt immer eine neue Herausforderung zu kriegen. Aber „für alle“ - das könnte auch heißen, daß sie sich auch um die Neuerungen gekümmert hat, die sie eigentlich nix angingen…
„Fr.xx war jederzeit in hohen Maße vertrauenswürdig, aufrichtig und bereit in vollem Umfang Verantwortung zu übernehmen.“ Würde in der Folge der anderen Sätze in dieselbe Richtung schlagen, d.h. sie hat das Talent, alles machen zu wollen, alles wissen zu wollen, alles allein machen zu wollen und muß im Tatendrang gebremst werden. In vollem Umfang Verantwortung - war sie vielleicht scharf auf den Chef’s Stuhl? 
„Leider hat sich Fr xx nun auf eigenem Wunsch entschlossen, sich voll und ganz Ihrer weiteren Laufbahn zu widmen und kann uns somit nicht mehr zur Verfügung stehen.“ Sie will auf jeden Fall weiterkommen und hat deswegen gekündigt - weil sie im bisherigen Job am Ende angelangt ist. Filialleiterin oder Stv. konnte oder durfte sie nicht werden (wäre bei Einzelhandel ja der weitere Schritt nach oben), also geht sie.
„Wir wünschen Fr xx alles gute für Ihren weiteren Lebensweg…“ Der ganz normale Schlußsatz, eigentlich ohne Wertung.
Auf eigenen Wunsch ist mal nicht ganz so verkehrt. Das heißt, die Firma hätte sie behalten, also kann sie nicht soo übel gewesen sein.
Alles in allem würde ich das Zeugnis mit einer… mh, sagen wir, etwa mittelwertigen 3, bewerten. Es hätte viel schlechter geschrieben sein können, ein wenig besser allerdings auch.
„wie sollte man sich da verhalten und welche Möglichkeiten beständen dagegen vorzugehen???“
Es gibt die Möglichkeit, zu einem Rechtsanwalt zu gehen oder am Arbeitsgericht Klage gegen das Zeugnis einzureichen.
Ich empfehle aber bei Unzufriedenheit über dieses Zeugnis, nicht unbedingt zum Rechtsanwalt zu gehen oder weiter, auf Änderung zu klagen. Ich habe bei meiner ersten Ausbildung ziemliche Schwierigkeiten mit dem Zeugnis gehabt. Das Ergebnis war 1/2 Jahr Rechtsstreit (den die Versicherung nur äußerst zähneknirschend gezahlt hat), eine Schlichtungsverhandlung am Arbeitsgericht zu der der Buchhalter und nicht der Chef kam, und die Änderung einer Kommasetzung sowie die Streichung eines (harmlosen) Halbsatzes. Man erreichst eigentlich fast gar nichts von dem was man geändert haben möchte, denn das Zeugnis ist ja die Einschätzung Deines Chefs, und er schätzt Dich eben so (mies?) ein, da hält der Arbeitsrichter zum Chef - denn der kennt Dich ja nicht. Dagegen kann man nicht klagen, das kostet nur Nerven. Ich habe mir selbst so geholfen, daß ich mir eine neue Stelle gesucht habe, und seitdem das Ausbildungszeugnis in meine Bewerbungen nicht mehr mit reinpacke, sondern nur das (sehr gute) Abschlußzeugnis aus der Berufschule… shit happens, wie man so schön sagt. Welche Zeugnisse man in die Bewerbung packt und welche nicht, bleibt einem ja selbst überlassen. Man kann übrigens die Firma auch bitten, ein einfaches Arbeitszeugnis zu erstellen, kein qualifiziertes - nachdem das nicht wunschgemäß ausfällt.
Übrigens: Man kann bei jedem Rechtsanwalt eine Beratung in Anspruch nehmen (wenn man keine Versicherung hast, das kostet etwa 100 Eur), der kann einem schon sehr gut sagen inwieweit man Chancen auf eine Änderung hat, aber wie gesagt, meine Erfahrung sagt: Nööö… ich würde sagen, nicht allzu sehr drüber ärgern, es hätte ja noch viel schlimmer ausfallen können, und such Dir eine bessere Firma, wo Dich der Chef mag… 
Viele Grüße aus München!