Wie wurden im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation die Grenzen gesichert?

Immer wieder stoße ich im Wald (z.B. im Schwäbisch-Fränkischen Wald) auf alte Grenzsteine, die dort schon hunderte Jahre stehen. Wie wurden eigentlich vom Mittelalter bis zur frühen Neuzeit die Grenzen gesichert und kontrolliert? Zäune, Mauern oder dergleichen gab es ja damals noch nicht. Nur die Städte hatten größtenteils noch ihre Stadtmauern, die dann aber meist in der Zeit um 1800 geschliffen wurden. Wenn ich damals z.B. ein Straftäter war, der im Herzogtum Württemberg gesucht wurde, hätte ich dann einfach durch den Wald flüchten können, um mich dann auf reichstädtisches oder grafschaftliches Territorium retten zu können? Es verfolgten mich also württembergische Soldaten und ich bin dann einfach beim nächsten Grenzstein mitten im Wald rüber und hätte denen eine lange Nase zeigen können? Wie hat man damals überhaupt gewusst, wo, wie, welche Grenze verläuft? Die Karten waren ja noch nicht sehr genau und Luftaufnahmen gab es auch noch nicht. Deutschland glich ja einem unübersichtlichem Flickenteppich, wo es durchaus möglich war, innerhalb weniger zig Kilometer zehn oder mehr Staaten zu durchqueren, die aber oft nur wenige Quadratkilometer groß waren.

Es gab Zollstationen und auch die eine oder andere Patrouille wird auch geritten worden sein

Ja

hast du doch selber geschrieben:

Grenzsicherungsanlagen wie der „antifaschistische Schutzwall“ gab es bis dato in der Form des Limes, des Hadrianswall oder der großen Mauer. Allerdings waren sie sehr teuer im Unterhalt und personalintensiv.
Daher wurden Befestigungen an strategisch wichtigen Punkten errichtet. Dabei stand der kleine Strolch nicht im Fokus.

Gruß

Servus,

nun ja, so ganz „einfach“ war das nicht.

Unabhängig davon gab es z.B. zwischen Württemberg und Heilbronn und Württemberg und Esslingen immer einmal wieder Händel und Verhandlungen wegen der Auslieferung von (kriminellen oder auch nicht) Untertanen, die auf das Territorium einer der Reichsstädte geflohen waren. Joseph Süß Oppenheimer hätte es 1737 wenig genutzt, wenn er es noch rechtzeitig z.B. bis Esslingen geschafft hätte.

Der Fritzle Schiller hat sich 1782 auch lieber bis in die Kurpfalz begeben, um dem Hohenasperg zu entgehen, auch weil er dort einen Landesherrn vermutete, der dem Württemberger etwas mehr entgegenzusetzen hätte.

Schöne Grüße

MM

Guten Tag Grußloser,

ja das war anscheinend früher nicht so genau.
Und deshalb gibt es z. B. im Odenwald die Geschichte der „Freiheit“,
zwischen Reichelsheim und Winterkasten gelegen.

Dem Vernehmen nach sei das ein Zipfel gewesen, den man heue als „Niemandsland“ bezeichnen würde: Flüchtlinge konnten sich dort sicher fühlen.

Es gibt dort ein Gasthaus gleichen Namens:
Seit 551 Jahren übrigens schon, als das Lokal im Grenzschnittpunkt der alten Zenten von Ober-Ramstadt, der Rodensteiner Mark und des Amts Reichenberg am 13. Oktober 1456 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Wegen dieser einzigartigen Lage war es „gefreit“, heute zahlt man dort Steuern wie überall.

Weitere Einzelheiten hier:
http://web2.cylex.de/menu_viewer.ashx?fid=2233463&cid=18908

Gruß Walter VB

Servus,

wohl nicht ganz: Als Gebiet ohne lokalen Grundherrn war die ‚Freiheit‘ Reichsland, sie ‚gehörte‘ unmittelbar dem Reich und dem Kaiser, so wie die verschiedenen Reichswälder (u.a. zu Kleve und Nürnberg gehörig, auch bei Dir ums Eck der Wildbann Dreieich).

Schöne Grüße

MM

Ein Beispiel dafür ist etwas der legendäre Bayerische Hiasl:

Die Banden konnten sich mehrere Jahre weitgehend ungestört im schwäbisch-bayerischen Grenzgebiet halten. Bei Gefahr wechselte man einfach über eine der zahlreichen Grenzen in ein anderes Territorium … Diese Kleinräumigkeit bot der Hiaslbande idealen Schutz und beste Bedingungen. Man wechselte alle vier bis sechs Wochen in ein anderes Territorium, während die Behörden die Spur der Wildschützen ursprünglich nur bis zur jeweiligen Grenze verfolgen durften. Wesentlich gefährlicher war hier der Aufenthalt im kurfürstlich bayerischen Gebiet, wo die Verfolger der Bande über große Entfernungen nachsetzen konnten. Aus diesem Grund waren die Freischützen nahezu ausschließlich auf der westlichen Lechseite unterwegs … Die Verhaftung der Hiaslbande wurde durch ein Abkommen der Fürsten und Stände des Schwäbischen Kreises zur Eindämmung des Wildererunwesens vom 22. Juni 1769 vorbereitet. Die Grundherren vereinbarten darin gegenseitige Amtshilfe.

Gruß
F.