Hallo,
Dich scheint zu beschäftigen, dich laufend rechtfertigen zu müssen (Rechtfertigungszwang).
Dabei gibt es dafür eigentlich keinen triftigen Grund. Es sei denn, Du fährst unentwegt schwarz (notorischer Schwarzfahrer).
Ich sitze übrigens nicht gerne. Die meiste Zeit des Tages verbringe ich berufsbedingt schon nur in sitzender Position. Ein Stehplatz in öffentlichen Bussen und Bahnen ist mir von daher sogar sehr lieb. Ohne mich festzuhalten, ertaste ich durch meine Fußsohlen jeden Richtungswechsel der Bahn, den ich dann in Balance auszugleichen versuche. Ja ich gebe es zu. ich bin Skateboardfahrer.
Noch jemand?
Die Fahrgäste auf dem Weg von der Arbeit nach Hause, an die ich mich mit fragendem Blick wende, befassen sich aber mit völlig anderen Dingen. Ist das zu fassen?! Nicht wenige schauen aufs Smartphone, andere aus dem Fenster, Dritte sind im Gespräch vertieft oder haben die Augen verschlossen, als würden sie schlafen usw. Ich fühle mich eigentlich niemals beobachtet. Als wäre ich Luft. Dabei sehne ich mich doch so sehr danach, dass mir endlich der Engel meiner Träume begegnet und die alles entscheidende Frage in diesem einen Moment sich von selbst beantwortet…
Andererseits ist es so, dass mich die übrigen Fahrgäste auch nicht wirklich interessieren. Die meisten halte ich für bieder, unscheinbar. langweilig, ungepflegt, verhüllt, teils für ziemlich abgehoben. Über zwei Stationen zieht sich das so hin. Vor dem Zielort erwehre ich mich allen, die versuchen, vorbeidrängelnd, mit mir zur gleichen Zeit auszusteigen.
Auf Berufspendler mit Fahrrad wird nicht gern Rücksicht genommen. Dann schließlich quillt die Schar Reisender zusammen mit mir aus die S-Bahn und es geht noch einmal 2 km zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Auto bis nach Hause.
Am nächsten Tag stehe ich kurz vor 5 auf dem Bahnsteig. Bis zum Eintreffen der Bahn mache ich eine Anzahl von Yogaübungen. Mit meinen Fortschritten über die Jahre bin ich sehr zufrieden. So. dass ich, für andere nicht sichtbar, mein Fahrrad beschwingt in die Bahn schiebe und fixiere. Mit dem Rücken zum Fahrrad stelle ich mich wieder in Fahrtrichtung auf und träume davon, im Winter die schönste Abfahrt meines Lebens auf dem Snowboard stehend zur Skistation hinab zu gleiten…
LG mki