Sehr geehrte Diskutanten,
da hier ein paar Fragen bezüglich meines Artikels und Vermutungen zu meiner Person aufgetaucht sind, möchte ich diese gerne beantworten bzw. dazu Stellung beziehen.
1.) Woher zum Kuckuck mögen die Zahlen kommen, die Asmuth verwendet?
Sie stammen, wie in meinem Text bereits angegeben, aus der Wählerwanderungsanlayse von infratest dimap.
2.) Hat er evtl. die Verstorbenen und Weggezogenen auf Seiten der Etablierten hinzugerechnet, weil sie aus offensichtlich sehr guten Gründen nicht AfD wählten?
Nein, habe ich nicht.
3.) Vielleicht noch die neuen Nichtwähler und nichtwählenden Erstwähler,
deren Wahlbeteiligung mal wieder unter aller Sau war?
Nein, auch das nicht
4.) Oder sind die Zahlen der WELT falsch und nur die TAZ weiss Bescheid?
Die Zahl, dass die AfD laut infrattest 69.000 Nichtwähler für sich gewinnen konnte, wird auch bei zeit.de und spiegel.de genannt. Warum die Welt andere Zahlen hat, kann ich nicht sagen.
5.) Teilt die taz hier die typische Schwäche vieler Journalisten und Redaktionen teilt?
Nein, ich leide nicht unter einer solchen Schwäche, vielmehr verdanke ich meinen guten Abiturschnitt u.a. der Noten aus dem Mathe-Leistungskurs. Auch Statistik-Seminare an der Uni waren mir später stets ein Vergnügen.
6.) vdmaster schreibt mit Hinweis auf die Grafik bei zeit.de: „Leider sind der hier verwendeten Grafik keine Zahlenwerte beigefügt.“
Das ist falsch. Sie müssen nur mit der Maus über die Grafik fahren und dann zB. unter 2016 auf AfD klicken. Dann werden alle Ströme mit Zahlen versehen und man kann erkennen, dass die AfD die erwähnten 69.000 Nichtwähler gewonnen hat. Das haben die Kollegen von zeit.de sehr schön gemacht.
7.) vdmaster schreibt weiter: Hier wurde hier einiges an demoskopischer Kaffeesatzleserei betrieben.
Mag sein, aber wie gesagt, all die von mir genannten Zahlen stammen von infratest, sie können sie durch einfach Klicks in der Grafik bei zeit.de nachprüfen.
8.) zerschmetterling schreibt: Die ARD listet die Zahlen von Infratest Dimap und da sieht man ganz klar, dass zwar die meisten größeren Parteien Nichtwähler gewonnen haben, aber AfD-Ex-Nichtwähler machen trotzdem knapp 60% der Ex-Nichtwähler aus. Die Zahlen der Welt sind allerdings ebenso merkwürdig, denn auch diese entsprechen nicht den Angaben auf der
zitierten ARD-Seite.
Jetzt wird es richtig interessant. Denn die Zahlen von infratest werden in den Medien auf unterschiedliche Art zitiert. Nehmen wir zum Beispiel die SPD. Bei der ARD heißt es, sie habe 7.000 Nichtwähler gewonnen. Klikckt man auf die Grafik bei zeit.de, erfährt man aber, dass die SPD 53.000 Nichtwähler gewonnen habe. Beide berufen sich auf infratest und bei haben recht - wie das? Die Zeit nennt die absoluten Zahlen. Sie hat aber nicht nur 53.000 Nichtwähler gewonnen, sondern zugleich auch 46.000 andere ehemalige SPD-Wähler an die Nichtwählerschaft verloren. Die ARD nennt hingegen nur den Saldo aus Zu- und Abwanderungen: also 53.000-46.000=7.000. Beide Zahlen sind richtig, aber nun kommt es darauf an, was man aus ihnen ablesen kann. Will man wissen, ob die einen Partei (hier die SPD) gegenüber der Nichtwählerschaft positiv oder negativ abgeschnitten hat, ist der Saldo, also die ARD-Zahl richtig. Will man aber wissen, ob eine Partei mehr Nichtwähler für sich begeistern konnte, als eine andere, ist die absolute Zahl der richtige vergleichwert. Und hier kann man sehen, dass die AfD 69.000 Nichtwähler für sich begeistern konnte, aber 181.000 einstige Nichtwähler (also fast dreimal so viele) nun andere Parteien gewählt haben. Dass die AfD bei der Saldozahl so gut abschneidet liegt an einem Vorteil, den sie gegenüber allen anderen Parteien hat: sie konnte gar keine Altwähler an die Nichtwähler verlieren, da sie vor fünf Jahren noch gar nicht angetreten war. Das wird sich schon bei der nächsten Wahl deutlich relativieren.
So ich hoffe, dass alle hier Mitdiskkutierenden meiner kleinen Exkursion in die Statistikanalyse folgen konnten. Mit freundlichen Grüßen aus der taz, Gereon Asmuth