Wiedereinstieg in den Beruf mit Hindernissen

Moin Claudia,

Über die Notwendigkeit in Deutschland eine bessere
Kinderbetreuung einzurichten sind wir uns alle einig. Du
schriebst und schreibst immer wieder über die Mitverantwortung
der Männer für ihre Kinder, auch das trage ich mit.
Aber all das ist ein aufgesetztes Ideal,

Ich sehe das nicht als Ideal sondern als Grundlage für folgendes

nämlich Frauen grundsätzlich

unabhängig von ihrer familiären Situation als wichtiges
Leistungspotential unserer Arbeitswelt zu sehen, die vor ihrer
Mutterschaft gute Ausbildungen hatten und an knowhow etwas zu
bieten haben.

Man kann Frauen nunmal nicht unabhängig von ihrer familiären Situation sehen, wenn man überlegt, ob man ihnen den Job gibt oder nicht. Die Ausbildung ist dabei nur ein Kriterium.

Haben sie Kinder, entsteht bei zuvielen das Bild

über ihre Doppelbelastung, die an ihr zu haften scheint, wie
bei einem Gliedmaßen-Behinderten, dem man den Umgang mit
Computern nicht zutraut.

Ich sehe das aber nicht als Bild, sondern als Realität. Die meisten Frauen haben nunmal diese Doppelbelastung. Es ist ja nicht so, dass Personalchefs die Realität nicht kennen würden. Viele haben selbst Kinder und wissen daher, wie die Realität bezüglich Kinderbetreuung aussieht.

Ich habe den Verdacht, dass nachwievor in unserer Gesellschaft
Mutterschaft idealisiert wird.

Ich denke, von diesem Vorwurf kann ich mich freisprechen :smile:

Es sind ja nicht einmal alle

Frauen selbst dazu fähig von ihren behütenden Aufgaben locker
loslassen zu können, geschweige denn zu delegieren.

Das ist dann aber das Problem dieser Frauen und es ist nicht die Aufgabe von Personalabteilungen von Unternehmen dieses Problem für sie zu lösen.

Ich nehme immer mal wieder mit einem Schmunzeln die Aussage von jüngeren, noch kinderlosen Frauen zur Kenntnis, dass sie natürlich Kinder wollen und natürlich wollen sie auch einen guten Beruf und nach 3 Jahren wieder einsteigen. Die Realität von Frauen mit Kindern, die versuchen, wieder berufstätig zu sein, wird von diesen jüngeren Frauen völlig ignoriert, grade so, als würde es sich um ein privates Problem handeln, dass sie selbst natürlich mit Leichtigkeit lösen werden. Wenn überhaupt irgendwo idealisiert wird, dann meiner Meinung nach hier. Die Vorstellung von der Frau mit Kindern, die gleichzeitig zufrieden ihrem erlernten Beruf nachgeht ist nunmal weitestgehend eine Illusion, die mit der Realität fast nichts gemeinsam hat.

Es scheint

keine selbstverständliche Vorstellung zu existieren, dass
diese Wiedereinsteigerinnen schlichtweg ausgebildete
Arbeitskräfte auf Arbeitssuche sind. Wiedereinsteigerinnen -
hmm - das klingt für mich immer wie Haftentlassene… weißt
Du was ich meine?

Stimmt, aber für einen Personalchef ist das ziemlich egal. Wie gesagt, die Ausbildung ist nur ein Kriterium.

Wird je ein Mann gefragt, wer sich um die Kinder kümmert?

Wenn sich bei mir als Personalverantwortliche ein Mann bewerben würde, der sich die letzten 3-10 Jahre um seine Kleinkinder gekümmert hat und nicht berufstätig war, dann kannst du sicher sein, dass ich das fragen werde :smile:

Aber diese

Verfügbarkeit ist so vorrangig, dass es manchen Arbeitgebern
absolut egal zu sein scheint, was die Person jemals gelernt
oder getan hat. Hat sie Zeit, ist alles ok. Der Rest gibt
sich. Diese Einstellung verstehe ich aus
betriebstwirtschaftlicher Hinsicht nicht.

Ich denke, jeder Arbeitgeber hat seine eigenen Vorstellungen, welche Anforderungen er an seine Mitarbeiter stellt. Bei vielen Jobs ist es wohl tatsächlich so, dass es nicht ganz so wichtig ist, was jemand für eine Ausbildung hat. Hier stehen andere Kriterien im Fordergrund. Wenn ich allein überlege, welche Jobs ich in meinem Leben schon so gemacht habe und das mit meiner Ausbildung vergleiche…

Der Ruf nach gesellschaftl. organisierter Kinderbetreuung ist
einer von vielen Aufgaben, die zu dem Engagement gehören, die
berufliche Integration von Frauen zu verbessern. Und ich halte
diese besagte Aufgabe für nicht die Wichtigste, weil dafür
eine bestimmte Grundeinstellung notwendig ist, die ich bei uns
allen nicht erkennen kann.

Tja, hier werden wir uns wohl nicht einig. Ich sehe das eben anders herum und meine Erfahrung mit Ländern, wo die Kinderbetreuung gut geregelt ist, bestätigt IMHO diesen Standpunkt und ähnelt den Erfahrungen von Stefanie. Wo in der Gesellschaft ein Bewußtsein herrscht, dass Kinderbetreuung gewährleistet ist, scheuen Personalchefs auch nicht davor zurück, Frauen mit Kindern einzustellen. Wo eine Kinderbetreuung jedoch nicht gewährleistet ist, und das ist sie nicht in unserer Gesellschaft, kann sich dieses Bewußtsein gar nicht erst entwickeln.

Gruss
und gruten Rutsch :smile:
Marion

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Fromme Wünsche :smile:
Hallo Karin,

Ja, alle würden von einer Änderung profitieren. Und wenn ich
mir Deutschland heute gegenüber dem Deutschland zu Zeiten
meines Abiturs anschaue, so sehe ich doch, dass Änderungen
möglich sein werden. Ja, ich erlaube mir sogar, zu hoffen,
dass meine Tochter ihren Berufswunsch und die Kinder, die sie
in die Welt setzen möchte, miteinander vereinbaren können
wird.

Leider sieht es aber im Moment nicht so aus, als würde deine Hoffnung Realität werden. Wenn man die Situation z.B. in den Neuen Bundesländer betrachtet, dann haben sich die Verhältnisse bezüglich Kinderbetreuung gegenüber dem System in der DDR sogar verschlechtert.

Sicher hast du recht, unsere Generation zählte quasi mit zu den ersten, die wirkliche eine relativ freie Berufswahl hatten und nicht mehr zu hören kriegten: „Wofür brauchen Mädchen eine Ausbildung, die heiraten ja doch“.

Allerdings sind wir auch offensichtlich die ersten, die mit diesem Elan in die „Kinderfalle“ gerannt sind.

Im Gegensatz zur Generation vorher, haben wir aber keine Frauenbewegung und kein Gefühl der „Solidarität unter Frauen“ mehr, die es uns ermöglicht, gemeinsam gesesllschaftliche Veränderungen herbeizuführen. Statt dessen wird das Problem der Kinderbetreuung zur Privatsache erklärt, die Emanzipation erhält das Siegel „abgeschlossen“ und jeder, der sich noch für die Belange von Frauen einsetzt muss damit leben, als ewig Gestrige zu gelten und belächelt zu werden.

Iroinsicherweise erleben heute vielen Frauen als Folge davon die Realität, die man eigentlich mit der Berufsausbildung zu überwinden erhofft hatte, nämlich dass es für viele Frauen doch egal ist, was für eine Ausbildung sie hatten, sie „heiraten ja doch“ und werden ihre Ausbildung in vielen Fällen nie wieder brauchen. Berufsausbildung quasi als Hobby für spätere Hausfrauen und Mütter…

In dem Zusammenhang fällt mir noch ein anderer Spruch ein, der unter uns weiblichen Studenten gelegentlich die Runde machte: „Studiere nicht, was du werden will, sondern was du heiraten willst“ :smile:

Gruss
Marion

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Hallo Marion,

Man kann Frauen nunmal nicht unabhängig von ihrer familiären
Situation sehen, wenn man überlegt, ob man ihnen den Job gibt
oder nicht. Die Ausbildung ist dabei nur ein Kriterium.

So ist das wohl, wobei die Art der Ausbildung auch immer unwichtiger wird, je weiter sie zurückliegt. Ein Arbeitgeber will wissen, was der Bewerber in den letzten 3 bis 5 Jahren gemacht hat, welche Kenntnisse und Erfahrungen er gesammelt hat, die er gewinnbringend für das Unternehmen einsetzen kann. Wer eine Auszeit genommen hat, egal obs Kinderkriegen war, eine Schafzucht in Neuseeland, ein Knastaufenthalt oder Arbeitslosigkeit, er wird immer die schlechteren Karten haben. Warum soll der Unternehmer eine Frau mit Kindern einstellen, die behauptet, daß sie bestimmte Erfahrungen hat, wenn es gleichzeitig 100 Bewerber gibt, die den Nachweis durch eine entsprechende Tätigkeit locker bringen können. Für die Karriere (oh Gott, wie ich dieses Wort hasse, aber das ist ein anderes Thema) kann es u.U. „tödlich“ sein, den Makel einer längeren Auszeit vorweisen zu müssen.

werden. Wenn überhaupt irgendwo idealisiert wird, dann meiner
Meinung nach hier. Die Vorstellung von der Frau mit Kindern,
die gleichzeitig zufrieden ihrem erlernten Beruf nachgeht ist
nunmal weitestgehend eine Illusion, die mit der Realität fast
nichts gemeinsam hat.

Eine Frau mit Kindern, die gleichzeitig ihrem gelernten (oder einem anderen) Beruf nachgeht, würde immer die besseren Karten haben als jemand der eine Auszeit nimmt. Aber wieviele Frauen können das schon …

Wird je ein Mann gefragt, wer sich um die Kinder kümmert?

Wenn sich bei mir als Personalverantwortliche ein Mann
bewerben würde, der sich die letzten 3-10 Jahre um seine
Kleinkinder gekümmert hat und nicht berufstätig war, dann
kannst du sicher sein, dass ich das fragen werde :smile:

Also, ich bin damals gefragt worden … ganau aus diesem Grund. Und ich fand die Frage berechtigt.

Wo in der

Gesellschaft ein Bewußtsein herrscht, dass Kinderbetreuung
gewährleistet ist, scheuen Personalchefs auch nicht davor
zurück, Frauen mit Kindern einzustellen. Wo eine
Kinderbetreuung jedoch nicht gewährleistet ist, und das ist
sie nicht in unserer Gesellschaft, kann sich dieses Bewußtsein
gar nicht erst entwickeln.

Aber hier beißt sich irgendwas. Die Wirtschaft funktioniert nach Angebot und Nachfrage. Zur Zeit gibt es ein Überangebot an Arbeitskräften. 4 Mio Arbeitslose sprechen da eine deutliche Sprache. Was nützt da eine optimale Kinderbetreuung, wenn dadurch nochmal ein Heer von potentiellen Arbeitskräften auf diesen Markt strömt. Eine solche Situation würde sich vielleicht dann ändern, wenn es mal wieder zur Vollbeschäftigung kommen sollte oder wenn die vorhandene Arbeit anders verteilt werden würde (Flexibilität heißt wie immer das Zauberwort). Aber davon sehe ich nichts. Ich bin sicher, daß dann als Serviceleistung die Kinderbetreuungsstellen wie Pilze aus dem Boden schießen würden und die Mütter als zusätzliche Arbeitskraft hofiert werden würden. Aber, wie gesagt, dafür gibt es keinen Markt. Was bringts, wenn die Kinder für teures Geld untergebracht werden, aber das Geld dazu, wegen fehlender Arbeitsplätze, nicht erwirtschaftet werden kann.
Das heißt jetzt nicht, daß das so gut ist … das Leben ist halt oft hart, aber ungerecht.

Gruß und ein frohes neues Jahr
Roland

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Hallo Karin,

Übrigens habe ich im Laufe der aktuellen Diskussion mal wieder
den Eindruck, dass Du, Stefanie, und Claudia gar nicht so weit
voneinander stehen. Claudia klingt für mich mehr als die Frau,
die enttäuscht ist, dass die Erfüllung des Kinderwunsches
wirklich berufliche Nachteile hatte, während Du, Stefanie,
Dich noch nicht ganz mit dem Verzicht auf Kinder zugunsten des
berfulichen Erfolges abgefunden zu haben scheinst.

Ja, das sehe ich ähnlich. Aber vermutlich ist es das, was mich enttäuscht. Wären hier alle einfach gegen Kinderbetreuung, würde ich vermutlich einfach eine böse Antwort zurückschreiben und die Sache für mich abschließen. Aber es ist so eine zähe, unterschwellige, zeitaufwändige ja-aber-Diskussion, die nicht vom Fleck kommt. Und das ist für mich enttäuschend.

Ja, es wird lange dauern, aber nicht die Frauen sondern
leider noch zu viele Frauen wollen es nicht anders. Dieses
Verhalten wird man aber nur durch mühevolle Überzeugungsarbeit
in Diskussionen ändern können.

Wir müssten vermutlich eher einmal ganz ehrlich über die Gründe reden. Überzeugungsarbeit macht nur Sinn, wenn sie an den echten Ursachen ansetzt und wenn die Gründe gegen Kinderbetreuung rein rational sind.

  • Haben denn alle Angst, die Kinder könnten in den Krippen, Kindergärten und Ganztagsschulen schlechter aufgehoben sein? (Alle Kinder von allen Eltern?) - Aber jeder hat doch wohl schon von genervten überforderten Eltern gehört, von Kindern, die den ganzen Nachmittag vor dem Fernseher verbringen, von Kindern die alleine sind, weil die Eltern dennoch arbeiten, etc.
    Und auch, dass in Ländern, in denen es die Kinderbetreuung schon seit mehr als einer Generation gibt, die Leute nicht verhaltensgestört sind und dass Eltern, die selbst schon als Kinder in Ganztagshorten aufgewachsen sind, ihre Kinder heute wieder dorthin bringen, sollte sich schon herumgesprochen haben. Ganz zu schweigen von den rein praktischen Vorteilen der Kinderbetreuung, von zweisprachig aufwachsenden Einwandererkindern (und Schluss mit den Grundschulklassen, wo die Hälfte der Kidnder noch kein Deutsch spricht) bis zur Hausaufgabenhilfe in den Familien, wo die Eltern mit dem Schulstoff selbst überfordert sind (siehe PISA-Test). - Das kann es rein rational also eigentlich nicht sein.

  • Haben alle Angst, die Kinderbetreuung würde wenn, dann als Pflicht für alle eingeführt? - Das würde ich immerhin als Ablehnungsgrund verstehen. Allerdings sollte es klar ausgesprochen sein.

  • Oder ist es die Angst dass, wenn es eine Vollzeit-Kinderbetreuung gäbe, es erst recht unmöglich würde, 3 Jahre im Beruf auszusetzen und dann wieder einzusteigen? - Aber eigentlich kann es ja kaum schlechter werden, als es schon ist.

  • Oder ist es das Beharrungsdenken nach den Motto „ich musste meinen Beruf aufgeben, warum sollten andere beides haben können?“ - was natürlich extrem unfair wäre.

Ich stehe da wie gesagt eher etwas ratlos und enttäuscht. Falls irgendwann eine berufstaugliche Kinderbetreuung eingeführt wird, ist es für mich wohl zu spät und allmählich wollte ich mich eigentlich aus dieser Diskussion heraushalten. Soweit zur Theorie. :smile:

Aber es würde mich trotzdem noch interessieren, falls hier jemand etwas zu den tieferen Gründen dieser komischen unterschwelligen Ablehnungshaltung schreiben könnte.

Mit vielen Grüssen, Stefanie

Hallo Stefanie,

weitere Kommentare:

Wir müssten vermutlich eher einmal ganz ehrlich über die
Gründe reden. Überzeugungsarbeit macht nur Sinn, wenn sie an
den echten Ursachen ansetzt und wenn die Gründe gegen
Kinderbetreuung rein rational sind.

Auch wenn die Gründe nicht wirklich rational sind, ist es in meinen Augen sinnvoll, die Diskussion weiterzuführen:

Aus meiner Erfahrung (in den 80gern, als meine Tochter in den Kindergarten und die Grundschule ging) scheint ein wesentlicher Hinderungsgrund zu sein, dass die Eltern glauben, dann nicht mehr die wichtigste Instanz für ihre Kinder zu sein.

Man muss schon bereit sein zuzulassen, dass das eigene Kind auch andere Menschen (eben seine Betreuer) gern hat. Nur dann kann es sich wohl fühlen in der nichtfamiliären Ganztagsbetreuung. Das ist m.E. ein ähnliches Phänomen wie das Hickhack um die Kinder in einer geschiedenen Ehe (und wird möglicherweise unbewusst genauso gewertet)

Das kann es rein rational also eigentlich nicht sein.

Ich glaube auch nicht, dass der rein rationale Ansatz der richtige ist. Es war auch rein rational nicht begründbar, warum Frauen Ende des 19. Jahrhunderts soviele Schwierigkeiten in den Weg gelegt bekamen, bevor sie studieren durften. Verhaltensänderungen sind m.E. nur auf emotionaler Ebene bzw. durch Bewusstmachen unbewusster Ängste erzielbar.

  • Haben alle Angst, die Kinderbetreuung würde wenn, dann als
    Pflicht für alle eingeführt? - Das würde ich immerhin als
    Ablehnungsgrund verstehen. Allerdings sollte es klar
    ausgesprochen sein.

Bei der Ganztagsschule liegt hier sicher ein wichtiger Hinderungsgrund. Aber die SChulpflicht allgemein war auch schon mal ein ungeliebtes Kind.

Ich stehe da wie gesagt eher etwas ratlos und enttäuscht.
Falls irgendwann eine berufstaugliche Kinderbetreuung
eingeführt wird, ist es für mich wohl zu spät und allmählich
wollte ich mich eigentlich aus dieser Diskussion heraushalten.
Soweit zur Theorie. :smile:

Ich glaube, so weit wie Du hier angesetzt hast, denkt kein Gegner der Kinderbetreuung. Und aus der Diskussion heraushalten? Ich selber habe ja das Motiv, für meine Tochter die Grundlage bessere Verhältnisse zu „schaffen“. Für mich (dieses Jahr 50) ist sowieso alles zu spät. Ich halte Dich auch für so sehr fähig, in die Zukunft zu denken, dass Du wohl noch oft Deine Erfahrungen in die Diskussion werfen wirst, wenn - wie jetzt erst wieder gelesen - behauptet wird, dass die Qualität der Kinderbetreuung keine Auswirkung auf das Verhalten bezüglich Kinder in die Welt setzen habe (SZ die letzte Woche, habe gerade nicht zu Hand, welche Ausgabe, der Autor war - ein Mann.)

Aber es würde mich trotzdem noch interessieren, falls hier
jemand etwas zu den tieferen Gründen dieser komischen
unterschwelligen Ablehnungshaltung schreiben könnte.

Vielleicht konnte ich mit meinen Erklärungen ein wenig dazu beitragen.

Gruß, Karin

Hallo Stefanie,

da setze ich mal meinen Senf auch noch dazu.
Bitte nicht enttäuscht sein, so erst entsteht Stillstand, weil Enttäuschung Resignation nach sich zieht :smile:))

ist so eine zähe, unterschwellige, zeitaufwändige ja-aber-:smiley:iskussion, die nicht vom Fleck kommt. Und das ist
für mich enttäuschend.

Solange Diskussionen auf einem „ja-aber-Level“ basieren, ist ein machtkampffreier Meinungsaustausch garantiert. Allerdings wenn keiner dem anderen zuhört und nur seine Meinung von sich gibt, dann wird es wirklich zäh, das sehe ich ein.
Ich habe bisher sehr bewußt zugehört und gelesen, die meisten Statements sind hier einleuchtend. Aber bisher haben wir uns nur über Fakten ausgetauscht, stichpunktartige Gegebenheiten unserer Gesellschaft, die einander nicht widersprechen, aber auch keine Lösungen herausfordern.
Ideal wäre es, wenn die Kinder der Schule bleiben könnten, bekämen da ihr Mittagessen, machten unter Aufsicht ihre Hausaufgaben, und haben die Gelegenheit an nachmittäglichen Sport- und Freizeitangeboten teilzunehmen. Aber dafür ist kein Geld da, keine Räumlichkeiten, die organisatorischen Voraussetzung fehlen.
Pendragons Aussage überzeugt mich: wenn die Kinderbetreuung vorhanden ist und genutzt wird, haben AG keine Probleme damit eine Bewerberin einzustellen, egal ob sie Mutter ist oder nicht.

  • Haben denn alle Angst, die Kinder könnten in den Krippen,
    Kindergärten und Ganztagsschulen schlechter aufgehoben sein?
    (Alle Kinder von allen Eltern…
    Und auch, dass in Ländern, in denen es die Kinderbetreuung
    schon seit mehr als einer Generation gibt, die Leute nicht
    verhaltensgestört sind und dass Eltern, die selbst schon als
    Kinder in Ganztagshorten aufgewachsen sind, ihre Kinder heute
    wieder dorthin bringen, sollte sich schon herumgesprochen
    haben. Ganz zu schweigen von den rein praktischen Vorteilen
    der Kinderbetreuung, von zweisprachig aufwachsenden
    Einwandererkindern (und Schluss mit den Grundschulklassen, wo
    die Hälfte der Kidnder noch kein Deutsch spricht) bis zur
    Hausaufgabenhilfe in den Familien, wo die Eltern mit dem
    Schulstoff selbst überfordert sind (siehe PISA-Test). - Das
    kann es rein rational also eigentlich nicht sein.

Nochmals, ich bin auf keinen Fall gegen Fremdbetreuung meiner Kinder. Meine Bedingung wäre, dass sie besser sein müßte als jetzt, und dass ich von keinem Lehrer zu hören bekomme, dass ich als Mutter mit meinem 30Stunden-Job mit meinen Kinder für die Schule üben muss. Wozu schicke ich Kinder in die Schule, wenn ich ihnen schlecht vermittelten Stoff beibringen soll?
Ich habe hier ein knusperfrisches Beispiel aus meinen Bekanntenkreis: Sie ist angehende Gymnasiallehrerin, gerade mit der Ausbildung fertig geworden, ihr Mann ist Arzt. Ihre Tochter war in der Grundschule eine 1-er-Kandidatin. Jetzt ist sie im Gymnasium, den ganzen Tag im Hort und steht auf fast allen Fächern auf 5. Lehrer und Hortleitung zucken mit den Schultern, das ist Angelegenheit der Eltern. Wenn Tochter um 18Uhr heimkommt, hockt diese entweder mit Mutter oder ab 20 Uhr mit Vater noch 2 Stunden in der Küche um für die Schule zu pauken – ja,ja, so sind die bayrischen Schulen, vorallem Gymnasien. Ich habe wohlweislich meine Tochter in die Realschule geschickt, weil ich meine Berufstätigkeit im Einzelhandel nicht mit ihrer schulischen Mittelmäßigkeit ein Frustleben im Gymnasium zumuten wollte. Vom Geist her hätte sie es geschafft, aber nicht unter diesen Voraussetzungen (mein Beruf und ein Schulsystem, das darauf abzielt in den ersten 3-5 Jahren möglichst viele Kinder herauszudrücken – Grund: zu wenig Kinder in der Hauptschule – zu viele in den Gymnasien). Dann muss sie halt ihr Abi auf Umwegen machen, wenn sie Mamas Schürzenzipfel nicht mehr braucht. Aber ich finde es zum Kotzen!!! (Entschuldigung – das Thema bringt mich immer wieder auf die Palme).

  • Haben alle Angst, die Kinderbetreuung würde wenn, dann als
    Pflicht für alle eingeführt? - Das würde ich immerhin als
    Ablehnungsgrund verstehen. Allerdings sollte es klar
    ausgesprochen sein.

Nicht die Kinderbetreuung, aber die Berufstätigkeit für Frauen als Pflicht. In Berufstätigkeit wird auch ein Stück weit Ideale hineindeffiniert, die in der Realität nicht immer zutreffen. Nicht jeder Job macht Spaß, und ich kenne Frauen, die Berufstätigkeit meiden, weil sie mit ihrem erlernten Beruf nichts zu tun haben wollen. Wenn es leichter wird seinem Beruf nachzugehen, dann müssen sie entweder Farbe bekennen, und ehrlich zugeben, dass sie lieber Daheim bleiben, mit der Kehrseite sich gleichzeitig selbst auszugrenzen, weil ein berufstätiger Mensch in unserer Gesellschaft mehr Anerkennung genießt. Diese Frauen sind sicher keine Befürworterinnen für Ganztagesbetreuung. Und die Frauen, die arbeiten müssen, haben sich ihre Lösungen geschaffen – wie ich.

  • Oder ist es die Angst dass, wenn es eine
    Vollzeit-Kinderbetreuung gäbe, es erst recht unmöglich würde,
    3 Jahre im Beruf auszusetzen und dann wieder einzusteigen? -
    Aber eigentlich kann es ja kaum schlechter werden, als es
    schon ist.

Nö, also das glaube ich nicht. Wegen potentieller Nachfolgerschaft in den 3 Jahren Auszeit, meinst Du das? Man kann sich ja den Arbeitsplatz zusichern lassen, glaube ich. Ich bin jetzt nicht genau informiert.

  • Oder ist es das Beharrungsdenken nach den Motto „ich musste
    meinen Beruf aufgeben, warum sollten andere beides haben
    können?“ - was natürlich extrem unfair wäre.

Also, das müssen gestörte Frauen sein. Ich glaube, dass das Problem eher ist, dass Frauen zu sehr ihr eigenes Süppchen kochen. Sie lasten sich Stück für Stück Aufgaben auf ihre Schultern, und schaffen was sie schaffen müssen. Und gesprächsweise jammert kaum eine, keine Wut, kein „ich-kann-nicht-mehr“.
Die einen gehen keinen Beruf nach, und kultivieren ihre Ehrenämter, die anderen füllen Arbeitsmarktlücken als Kassiererinnen o.ä. egal was sie gelernt haben, hauptsache alle Aufgaben gehen in einen Zeittopf. Es wird geschoben und arrangiert, hier die Oma, da die Nachbarin, mal eine Woche zur Tante aufs Land in den Ferien – irgendwie geht das schon.

Ich stehe da wie gesagt eher etwas ratlos und enttäuscht.
Falls irgendwann eine berufstaugliche Kinderbetreuung
eingeführt wird, ist es für mich wohl zu spät und allmählich
wollte ich mich eigentlich aus dieser Diskussion heraushalten.

Um nochmals zu meinem Thema zu kommen. Selbst wenn wir berufstaugliche Kinderbetreuung eingerichtet haben, werden auch in 10 Jahren nicht wesentlich mehr Frauen in verantwortungsvolleren Berufen arbeiten als bisher. In unserer Gesellschaft ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf als Idealbild nicht existent. Da gibt es ein Hand voll Ausnahmefrauen – mehr nicht. Entweder gibt es die „Karrierefrau“ oder die „Mutter, die auch noch arbeitet“. Das hat etwas mit dem Selbstverständnis von uns deutschen Frauen zu tun – daran hapert es für mich. Und solange es an diesem Selbstbild fehlt, besteht auch kein Bedarf nach guter Kinderbetreuung.
Übrigens, ich kenne ein Ehepaar, die beide Steuerberater sind. Sie haben sich eine recht gute Kinderfrau eingestellt. Sie verdienen nicht die Mengen von Geld, aber für die Kinderfrau reicht es noch. Keine Ahnung, warum es so wenig Nachahmerinnen gibt, wenn sie wirklich in ihren Berufen arbeiten wollten.

Viele Grüße
Claudia

Hallo Claudia,

Ideal wäre es, wenn die Kinder der Schule bleiben könnten,
bekämen da ihr Mittagessen, machten unter Aufsicht ihre
Hausaufgaben, und haben die Gelegenheit an nachmittäglichen
Sport- und Freizeitangeboten teilzunehmen. Aber dafür ist kein
Geld da, keine Räumlichkeiten, die organisatorischen
Voraussetzung fehlen.

Stimmt, das waere ideal. Und das nicht vorhandene Geld überzeugt mich nicht. Geld ist für die dinge da, die eingefordert werden, außerdem müssten die Betreuungen nicht für alle kostenlos sein. Sie müssten aber überhaupt erstmal mit genügend freien Plätzen vorhanden sein! Wir wären als Doppelverdienerpaar gerne bereit, auch dafür zu bezahlen (dafür ist dann später die Schule und die Uni kostenlos, obwohl man auch hier vielleict etqas Geld von Studiengebühren zur Kinderbetreuung schichten könnte - ok, das macht mich jetzt bei den Studenten unbeliebt). Ausserdem schafft unsere niedrige geburtenrate schliesslich auch Folgeprobleme und -kosten.

Pendragons Aussage überzeugt mich: wenn die Kinderbetreuung
vorhanden ist und genutzt wird, haben AG keine Probleme damit
eine Bewerberin einzustellen, egal ob sie Mutter ist oder
nicht.

Nun ja, ich glaube, ähnliches habe ich hier schon öfter geschrieben …

Um nochmals zu meinem Thema zu kommen. Selbst wenn wir
berufstaugliche Kinderbetreuung eingerichtet haben, werden
auch in 10 Jahren nicht wesentlich mehr Frauen in
verantwortungsvolleren Berufen arbeiten als bisher. In unserer
Gesellschaft ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf als
Idealbild nicht existent. Da gibt es ein Hand voll
Ausnahmefrauen - mehr nicht. Entweder gibt es die
?Karrierefrau? oder die ?Mutter, die auch noch arbeitet?. Das
hat etwas mit dem Selbstverständnis von uns deutschen Frauen
zu tun - daran hapert es für mich. Und solange es an diesem
Selbstbild fehlt, besteht auch kein Bedarf nach guter
Kinderbetreuung.

Nein, genau das sehe ich nicht so. Es mag zwar viele Frauen geben, in deren Selbstbild eine Vereinbarkeit nicht passt (das ist da genau das, was mich an diesen Diskussionen immer so irritiert), aber es gibt auch genügend Frauen, die heute gezwungenermassen kinderlos bleiben und die gute Kinderbetreuungsplätze mit Freuden in Anspruch nehmen würden. Die Kinderlosen werden in dieser Diskussion meistens nicht mitgezählt, aber in vielen „besseren“ Berufen stellt dies ein grossen Problem dar. Viele Frauen bleiben dort unfreiwillig kinderlos. Und sagt nicht „das geht mich nichts an, ich mache sowieso keine Karriere“. Es hat auch Auswirkungen auf die Gesellschaft, wenn nur Kinderlose (bzw. Manager mit einer Ehefrau im Hintergrund) Karriere machen und dann an den Schlüsselpositionen sitzen.

Mit vielen grüssen, Stefanie

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