Wiedereinstieg in den Beruf mit Hindernissen

Hallo,

in unserer ortsansässigen Zeitung ist in der Wochenendausgabe ein Artikel über berufstätige Mutter abgedruckt, den ich interessiert gelesen habe.
Zitat: seit 12 Jahren vermittelt Martina Borgmann als Headhunterin Führungskräfte mit Jahresgehältern ab 75 000 Euro. Ein einziges Mal hat sie eine Mutter in eine Top-Position gebracht…
…Jeder dritte Personalchef sieht bei Führungskräften, die Kinder haben und flexible Arbeitszeiten nutzen, Akzeptanzprobleme mit Mitarbeitern, Chefs und Kunden. 17% glauben, dass Beschäftigte mit Kindern schlechter über den laufenden Betreib informiert sind, wie eine Umfrage unter 30 Personalchefs für das „Stern“-Spezialheft „Campus&Karriere“ ergab…
Hier nachzulesen:
http://umstellung.donau.de/news/tipps_tricks/beruf_b…
unter der Überschrift Beim Ausstieg den Wiedereinstieg planen

Nun überlege ich, ob das Vorurteile oder Erfahrungswerte seitens der Personalchefs sind, die zu diesen Einschätzungen führen.
Ich selbst habe schon bei Einstellungsgesprächen die Erfahrung gemacht, dass mir eine Arbeitszeit genannt wurde, mit der ich als Mutter nicht zurechtkam. Und später erfuhr ich von Arbeitszeitmodellen in den Firmen, bei denen ich mich bewarb, mit denen ich hätte etwas anfangen können. Werden Job suchende Mütter auf die Bereitschaft getestet, ihren Job wichtiger als ihr Familienleben zu nehmen? Und sind sie erstmal im Laden, dann ist doch ein Entgegenkommen möglich?

Ich fände es interessant, wenn wir hier Erfahrungen austauschen würden. Ich kann es einfach nicht glauben, dass die schlechten Erfahrungen mit Müttern Schuld an dem Mangel an Wiedereinstieg ins Berufsleben sein soll.

hier noch ein Link, falls Interesse besteht:
http://www.berufstaetige-muetter.de/

viele Grüße
Claudia

Hallo Claudia,

Dein Artikel liefert doch die Begründung gleich mit:
„Als Headhunterin für Führungskräfte hat sie ein einziges Mal eine Mutter in eine Top-Position gebracht: Sie war 44 Jahre alt, der Sohn 14, für die Betreuung stand eine engagierte Großmutter bereit.“

Da kann ich nur sagen: Bei den meisten Müttern steht halt keine engagierte Grossmutter bereit. Weiter: „Unzureichende öffentliche Betreuungsmöglichkeiten sind für berufstätige Mütter das Haupthindernis, bestätigt Ulrike Wenner, bei der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg Leiterin des Referats Chancengleichheit am Arbeitsmarkt. Beim Wiedereinstieg wünschen sich viele Frauen zwar Teilzeitarbeit. Die aber gilt bei den Personalchefs als schwer zu organisieren und teuer, sagt Ingrid Parsch-Haertel, beim Landesarbeitsamt Kiel Leiterin des Referats Chancengleichheit am Arbeitsmarkt.“

Das sehe ich genauso. Um vollzeit zu arbeiten, bräuchte es eine Kinderbetreuung, die ca. 10 Stunden geöffnet hat. Möglichst länger, denn einige werden sie von 7-17, andere von 9-19 Uhr brauchen. Und die gibt es nicht. oder sagen wir mal, fast nicht. Wie also soll es gehen, dass eine Mutter in eine 75000-Euro-Führungsposition kommt?

Wollen denn so viele Mütter einen Vollzeit-Job mit 75000 Euro Jahresgehalt? Ich bin da wie gesagt eher desillusioniert. Viele Mütter die ich persönlich kenne und die meisten, die sich in Foren und Leserbriefen zu Wort melden sind dagegen, ein Kind ganztägig in Krippe/Kindergarten/Schule zu geben und wollen dementsprechend höchstens eine 1/2 bis 2/3-Stelle, die sich gerade noch mit den üblichen Maximalöffnungszeiten von 10-16 Uhr deckt.

Die anderen, die gerne Kind und Karriere verbinden wollen schimpfen kollektiv über die mangelnde Kinderbetreuung. Und die vielen anderen Mütter, die eher gegen ganztägige Kinderbetreuung sind, machen ihnen die Situation gerade leichter.

Ich selbst habe schon bei Einstellungsgesprächen die Erfahrung
gemacht, dass mir eine Arbeitszeit genannt wurde, mit der ich
als Mutter nicht zurechtkam. Und später erfuhr ich von
Arbeitszeitmodellen in den Firmen, bei denen ich mich bewarb,
mit denen ich hätte etwas anfangen können.

Um das beurteilen zu können, müsste ich natürlich mehr von Dir wissen. Du bist Tischlerin, oder? Bei Handwerksberufen kenne ich mich leider über Arbeitszeiten gar nicht aus.
Wie müßte denn ein Arbeitszeitmodell für Dich aussehen? Wie viele Stunden pro Woche und pro Tag könntest Du arbeiten, was wäre die Kernzeit und wie würdest Du die Kinderbetreuung einrichten?

Ich fände es interessant, wenn wir hier Erfahrungen
austauschen würden. Ich kann es einfach nicht glauben, dass
die schlechten Erfahrungen mit Müttern Schuld an dem Mangel an
Wiedereinstieg ins Berufsleben sein soll.

Ich glaube, es ist ein Problem der Arbeitszeit. Selbst eine 40-Stundenwoche ist für eine Mutter nur in Ausnahmefällen machbar (wenn sie wie das Beispiel zeigt, eine engagierte Grossmutter hat). Und bei den zitierten 75-Euro Jobs für Führungskräfte wird wesentlich mehr erwartet.

Mit vielen Grüßen, Stefanie

Hallo Miteinander,

es ist nicht nur ein Problem der Arbeitszeit.
Es liegt auch daran, daß man
1.) nach einigen Jahren fachlich nicht mehr auf dem Laufenden ist und bei einer Umschulung der Unterhalt meistens nicht bezahlt wird, (nur in Ausnahmefällen)
2.) ab 40 für das Arbeitsamt nicht mehr vermittelbar ist.

Ich bin Bauingenieurin und habe nach 14 Jahren Pause einen Job gesucht. Da war ich 1.) über 40 und 2.) alleinerziehend. Somit kommt auch Umschulung nicht in Frage, da ich den Unterhalt für mich und die Kinder alleine bestreiten muß.
Seit drei Jahren arbeite ich nun in einem Hotel. Offiziell als ungelernt Hilfskraft. Ich bin froh um den Job. Ich kenne Mütter, die keinen Job gefunden haben.

Viele Grüße
Margarita

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Klischeebilder von berufstätigen Müttern
Hallo Stefanie,

mein Posting habe ich nicht ohne Absicht geschrieben, auch wenn das Thema über berufstätige Müttern hier schon ausführlich besprochen wurde. Mir geht es darum, dieses Problem, Vereinbarkeit von Karriere und Familie, ein wenig von einer anderen Perspektive zu betrachten. Und da fand ich diesen Zeitungsartikel ganz anregend.
Um deutlicher zu werden: Ich kenne hier in unserer Stadt einige Frauen, die sich selbstständig gemacht haben, weil sie keine adäquate Stelle gefunden haben. Es sind Frauen dabei, die allein erziehend sind. Ist das nicht erstaunlich? Es ist doch bekannt, dass Selbstständigkeit wesentlich mehr Arbeitszeit beansprucht, als ein Angestelltenverhältnis. Ich weiss von den Frauen, dass sie manchmal oder regelmäßig Verwandtschaft und Nachbarn um Kinderbetreuung bitten können. Entsprechend des Einkommens haben manche aber auch Tagesmütter. Unsere Geschäftspartnerin hat einen Sohn, arbeitet etwa 30-35 Stunde die Woche, und überbrückt Zeitlücken des Horts mit Nachbarn oder mit mir (Freundin).
Also, der Wille und die Entschlossenheit zur Berufstätigkeit ist da.
Ich habe den Verdacht, dass sich in unserer Gesellschaft ein Klischeebild von Frauen mit Kindern manifestiert hat, dem entweder die Frauen selbst gerecht werden, oder von Arbeitgebern nicht angezweifelt und somit auch nicht durchdacht werden.

Bei Handwerksberufen kenne ich mich leider über Arbeitszeiten
gar nicht aus.

Zugegebenermaßen ist nicht jeder Beruf und nicht jede Stelle dafür geeignet, mit beliebigen Arbeitszeitmodellen zu versehen.
Handwerker haben es noch leicht. Die fangen um 7Uhr morgens an, und sind, wenn sie angestellt sind, um 16Uhr fertig. Diesen Job bekommt man mit Hortöffnungszeit gebacken.

Wie müßte denn ein Arbeitszeitmodell für Dich aussehen? Wie
viele Stunden pro Woche und pro Tag könntest Du
arbeiten, was wäre die Kernzeit und wie würdest Du die
Kinderbetreuung einrichten?

Ich bin zu allem bereit und immer bereit gewesen. Aber die Chancen eine Stelle zu finden, sind hier nicht besonders gut. Als ich vor 3 Jahren mit der Stellensuche anfing, fiel es mir allmählich schwer zuzugeben, dass ich Mutter bin. Das ist für manche Arbeitgeber wie ein rotes Tuch. Eine Bekannte von mir riet mir, einfach einen Vollzeitjob anzunehmen, oder auf alle Bedingungen eines Teilzeitvertrages einzugehen, um denn fest im Sattel Bedingungen zu stellen. Aber das ist nicht mein Stil, bei aller Liebe zur Berufstätigkeit.
Zur Zeit habe ich 2 Jobs und mache die Hintergrundarbeit für die Firma meines Mannes. Ich komme ohne Hort und ohne Oma aus – das ist eine Frage der Organisation und der Kindererziehung, nicht zuletzt eine Frage des Alters der Kinder. Stundenweise können die Kinder in der Firma meines Mannes betreut werden.
Den Job meiner Chefin könnte ich nicht machen, die morgens um 9 im Laden steht, und um 20 Uhr heimkommt, 6 Tage die Woche, 6 Wochen lang bis es Weihnachten ist. Das geht nur, wenn man keine Kinder hat.

Aber eine Bekannte von mir ist freie Journalistin für die Süddeutsche, mit einem Superequipment (PC, Drucker, Digi.Kamera), so dass sie ihre Hauptarbeitszeit Zuhause hat.

Ich glaube, es ist ein Problem der Arbeitszeit. Selbst eine 40-:Stundenwoche ist für eine Mutter nur in
Ausnahmefällen machbar (wenn sie wie das Beispiel zeigt, eine
engagierte Grossmutter hat). Und bei den zitierten
75-Euro Jobs für Führungskräfte wird wesentlich mehr erwartet.

Wie gesagt, es kommt wirklich auf den Job an. Ich hatte schon Chefs, die ihre Vormittage am Golfplatz verbrachten. Manche Aufgaben lassen sich durch Weitergabe der Arbeit, tüchtiges Personal und durch ein gutes Time-Management bewältigen. An den Einzelhandel denkend, ein ehemaliger Chef von mir saß viel im Büro, und hatte eine recht gute Erstverkäuferin. Theoretisch hätte er den Bürokram auch Daheim erledigen können, und nur zu Kernzeiten auftauchen.

Du fragst mich nach meiner idealen Arbeitszeit? Keine Ahnung, ob es die gibt. Nach meiner letzten Fortbildung tat ich mich mit einer Schulkollegin zusammen, so dass wir uns beide auf einen Vollzeitjob bewarben. Wir wollten unsere Arbeitszeit verzahnt anbieten – wenn die eine nicht kann, kommt die andere. Rat mal, ob wir den Job bekommen haben :smile:

Alles in allem will ich damit sagen, dass es in Sachen Mütter und Berufstätigkeit sich nichts generalisieren läßt. Ich weiss aus meinen Erfahrungen heraus, dass es Mütter gibt, die Führungsqualitäten haben, die entsprechende Arbeit auch bewältigen könnten, es ihnen aber an Chancen fehlt. Personalchefs wollen von ihren Arbeitgebern eine Garantie für ihre Verfügbarkeit, und nehmen manchmal lieber eine schlechter qualifizierte Kinderlose als eine gut ausgebildete Teilzeitmutter. Diese Erfahrung habe ich gemacht.

Viele Grüße
Claudia

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Hallo Claudia,

mein Posting habe ich nicht ohne Absicht geschrieben, auch
wenn das Thema über berufstätige Müttern hier schon
ausführlich besprochen wurde. Mir geht es darum, dieses
Problem, Vereinbarkeit von Karriere und Familie, ein wenig von
einer anderen Perspektive zu betrachten. Und da fand ich
diesen Zeitungsartikel ganz anregend.

ist dir gelungen. Ich musste mal richtig nachdenken :wink:

Um deutlicher zu werden: Ich kenne hier in unserer Stadt
einige Frauen, die sich selbstständig gemacht haben, weil sie
keine adäquate Stelle gefunden haben. Es sind Frauen dabei,
die allein erziehend sind. Ist das nicht erstaunlich? Es ist
doch bekannt, dass Selbstständigkeit wesentlich mehr
Arbeitszeit beansprucht, als ein Angestelltenverhältnis. Ich
weiss von den Frauen, dass sie manchmal oder regelmäßig
Verwandtschaft und Nachbarn um Kinderbetreuung bitten können.
Entsprechend des Einkommens haben manche aber auch
Tagesmütter. Unsere Geschäftspartnerin hat einen Sohn,
arbeitet etwa 30-35 Stunde die Woche, und überbrückt
Zeitlücken des Horts mit Nachbarn oder mit mir (Freundin).
Also, der Wille und die Entschlossenheit zur Berufstätigkeit
ist da.
Ich habe den Verdacht, dass sich in unserer Gesellschaft ein
Klischeebild von Frauen mit Kindern manifestiert hat, dem
entweder die Frauen selbst gerecht werden, oder von
Arbeitgebern nicht angezweifelt und somit auch nicht
durchdacht werden.

Ein klares „Jein“! (Mal wieder.)
Also ich frag mich was machen diese selbstständigen Mütter?
Eine 30-35h Stunden Woche für einen Selbsständigen ist verdammt wenig. Genauso verstehe ich auch warum die von dir zitierte Headhunterin ein Problem hat. Führungskräfte werden nun mal schnell mit 50-60 Stunden aufwärts beansprucht.
Trotz allem möchte ich den Willen nicht in Abrede stellen.

Bei Handwerksberufen kenne ich mich leider über Arbeitszeiten
gar nicht aus.

Zugegebenermaßen ist nicht jeder Beruf und nicht jede Stelle
dafür geeignet, mit beliebigen Arbeitszeitmodellen zu
versehen.
Handwerker haben es noch leicht. Die fangen um 7Uhr morgens
an, und sind, wenn sie angestellt sind, um 16Uhr fertig.
Diesen Job bekommt man mit Hortöffnungszeit gebacken.

Wie müßte denn ein Arbeitszeitmodell für Dich aussehen? Wie
viele Stunden pro Woche und pro Tag könntest Du
arbeiten, was wäre die Kernzeit und wie würdest Du die
Kinderbetreuung einrichten?

Ich bin zu allem bereit und immer bereit gewesen. Aber die
Chancen eine Stelle zu finden, sind hier nicht besonders gut.
Als ich vor 3 Jahren mit der Stellensuche anfing, fiel es mir
allmählich schwer zuzugeben, dass ich Mutter bin. Das ist für
manche Arbeitgeber wie ein rotes Tuch. Eine Bekannte von mir
riet mir, einfach einen Vollzeitjob anzunehmen, oder auf alle
Bedingungen eines Teilzeitvertrages einzugehen, um denn fest
im Sattel Bedingungen zu stellen. Aber das ist nicht mein
Stil, bei aller Liebe zur Berufstätigkeit.
Zur Zeit habe ich 2 Jobs und mache die Hintergrundarbeit für
die Firma meines Mannes. Ich komme ohne Hort und ohne Oma aus
– das ist eine Frage der Organisation und der Kindererziehung,
nicht zuletzt eine Frage des Alters der Kinder. Stundenweise
können die Kinder in der Firma meines Mannes betreut werden.
Den Job meiner Chefin könnte ich nicht machen, die morgens um
9 im Laden steht, und um 20 Uhr heimkommt, 6 Tage die Woche, 6
Wochen lang bis es Weihnachten ist. Das geht nur, wenn man
keine Kinder hat.

Gratuliere.

Aber eine Bekannte von mir ist freie Journalistin für die
Süddeutsche, mit einem Superequipment (PC, Drucker,
Digi.Kamera), so dass sie ihre Hauptarbeitszeit Zuhause hat.

Es stellt wohl keiner in Abrede, dass es auch Jobs gibt, die idealst wären. Doch die sind meist schon besetzt.

Ich glaube, es ist ein Problem der Arbeitszeit. Selbst eine 40-:Stundenwoche ist für eine Mutter nur in
Ausnahmefällen machbar (wenn sie wie das Beispiel zeigt, eine
engagierte Grossmutter hat). Und bei den zitierten
75-Euro Jobs für Führungskräfte wird wesentlich mehr erwartet.

Wie gesagt, es kommt wirklich auf den Job an. Ich hatte schon
Chefs, die ihre Vormittage am Golfplatz verbrachten. Manche
Aufgaben lassen sich durch Weitergabe der Arbeit, tüchtiges
Personal und durch ein gutes Time-Management bewältigen. An
den Einzelhandel denkend, ein ehemaliger Chef von mir saß viel
im Büro, und hatte eine recht gute Erstverkäuferin.
Theoretisch hätte er den Bürokram auch Daheim erledigen
können, und nur zu Kernzeiten auftauchen.

Vielleicht hast du da ein bischen ein falsches Bild. Der Vormittag auf dem Golfplatz ist Business. Ich glaube da sitzt nun du einem Klischee auf, von dem Chef’s die nicht wirklich arbeiten.

Du fragst mich nach meiner idealen Arbeitszeit? Keine Ahnung,
ob es die gibt. Nach meiner letzten Fortbildung tat ich mich
mit einer Schulkollegin zusammen, so dass wir uns beide auf
einen Vollzeitjob bewarben. Wir wollten unsere Arbeitszeit
verzahnt anbieten – wenn die eine nicht kann, kommt die
andere. Rat mal, ob wir den Job bekommen haben :smile:

Alles in allem will ich damit sagen, dass es in Sachen Mütter
und Berufstätigkeit sich nichts generalisieren läßt. Ich weiss
aus meinen Erfahrungen heraus, dass es Mütter gibt, die
Führungsqualitäten haben, die entsprechende Arbeit auch
bewältigen könnten, es ihnen aber an Chancen fehlt.

völlige Zustimmung. Es läßt sich wirklich nicht generalisieren.

Personalchefs wollen von ihren Arbeitgebern eine Garantie für
ihre Verfügbarkeit, und nehmen manchmal lieber eine schlechter
qualifizierte Kinderlose als eine gut ausgebildete
Teilzeitmutter. Diese Erfahrung habe ich gemacht.

Kannst du wirklich die Qualifikation deiner Mitbewerber objektiv beurteilen?

Gruß Ivo

Arbeitskraft oder Fachkraft
Hallo Ivo,

Kannst du wirklich die Qualifikation deiner Mitbewerber
objektiv beurteilen?

Nein, das kann ich nicht, weil es mir an Erfahrung bei der Einstellung von Personal mangelt. Wobei ich bei einigen Bewerbungsgesprächen den Eindruck hatte, dass selten Objektivität zum Tragen kam, vielmehr Gefühle (Zu-oder Abneigung, Ahnungen, positive oder negative Vorurteile…). Ich will den Mangel an Objektivität gar nicht abwerten, weil ein erfahrener Personaler sich manchmal besser auf sein Gefühl verläßt, als sich an Gegebenheiten hält (Noten, Fortbildungen, Qualifikationen).
Was ich befürchte ist die grundsätzliche Ablehnung gegen Frauen mit Kindern als Angestellte.

Was ich mir als Fachkraft meines Fachs erlaube zu beurteilen, ist ob ein Kollege oder Kollegin von dem selben Fach etwas versteht oder nicht. Wenn es wesentlich weniger ist als ich weiß, dann macht mich das immer stutzig, weil ich überlege, was unser Vorgesetzter sich von dieser „Fachkraft“ als Leistung erhofft.
Im Einzelhandel habe ich festgestellt, dass manchmal recht wahllos Personal eingestellt wird, die irgendwie mal mit Menschen zu tun hatten. Das halte ich für fatal. Es reicht heutzutage in einem Fachgeschäft nicht mehr den Kunden einfach die Ware auszuhändigen und das Geld zu kassieren. Servicewüste Deutschland? Mich wundert das nicht, und ich bin nicht nur nicht verwundert sondern auch traurig darüber, weil mittlerweile das Ansehen von Verkäufern allgemein schlecht ist.

viele Grüße
Claudia

keine Chance f. Wiedereinstieg in Deine Branche?
Hallo Margarita,

Gerne möchte ich ´mal nachfragen:

Es liegt auch daran, daß man
1.) nach einigen Jahren fachlich nicht mehr auf dem Laufenden
ist und bei einer Umschulung der Unterhalt meistens nicht
bezahlt wird, (nur in Ausnahmefällen)

Kannst Du das Fachwissen nicht in Eigenregie nachholen?
Gibt es in Deiner Branche keine artverwandte Jobs, so dass Du aus Deiner Branche nicht ganz rausmußtest?
Eine Umschulung habe ich bezahlt bekommen, als das Arbeitsamt Geld dafür hatte. Auf diese Weise werden Statistiken geschönt. Ich hatte Glück in dem Moment. Das hat nichts mit den Begründungen des Arbeitsamtes zu tun. Vielleicht müßtest Du einen Antrag auf Umschulung öfters stellen.

2.) ab 40 für das Arbeitsamt nicht mehr vermittelbar ist.

Oh ja. Wortwörtlich bekam ich zu hören, dass ich ab 40 für den Arbeitsmarkt eine alte Frau bin!

Ich bin Bauingenieurin und habe nach 14 Jahren Pause einen Job
gesucht. Da war ich 1.) über 40 und 2.) alleinerziehend. Somit
kommt auch Umschulung nicht in Frage, da ich den Unterhalt für
mich und die Kinder alleine bestreiten muß.

Bei meiner Umschulung wurde mir in der Zeit das branchenübliche Gehalt mit den Sozialversicherungen bezahlt.
Als Alleinerziehende müßte doch der Staat Interesse daran haben, dass Du eine Arbeit hast, die besonders erträglich ist.

Seit drei Jahren arbeite ich nun in einem Hotel. Offiziell als
ungelernt Hilfskraft. Ich bin froh um den Job. Ich kenne
Mütter, die keinen Job gefunden haben.

Würdest Du gerne wieder als Bauingeneurin oder in ähnlicher Richtung arbeiten? Ich finde es so schade um Deine Ausbildung und Deine Kenntnisse.

viele Grüße
Claudia

Hallo Grilla,

Kannst Du das Fachwissen nicht in Eigenregie nachholen?

Gerade technische Berufe verändern sich sehr schnell. Der Stoff ist für abends fast zu umfangreich. Ideal wäre also, wenn ich mich irgendwo einarbeiten könnte. Ob mir jemand so eine Chance gibt?

Gibt es in Deiner Branche keine artverwandte Jobs, so dass Du
aus Deiner Branche nicht ganz rausmußtest?

1.) Ich habe mich schon 1990 dafür interessiert, den Job in Heimarbeit zu machen. Damals wäre meine Familienpause nur 5 Jahre gewesen. Ich habe mir vorgestellt, einen Computer zu kaufen und Bauzeichnungen an PC zu erstellen. Früher hatte ich noch auf den ehemaligen Zeichenbrettern gearbeitet. PC, Software, spezielle Hardware, Plotter hätten mich damals stolze 60.000,- DM gekostet.
2.) Solange ich keine Kinder hatte, war die 100 Stunden Woche für mich normal. Aber pünktlich heimgehen? Wenn auf der Baustelle vielleicht gerade die nächste Firma am anrollen ist? Oder wenn im Büro gerade Abgabetermine sind? Die Bauleute unter Euch werden wissen, wovon ich rede.

Eine Umschulung habe ich bezahlt bekommen, als das Arbeitsamt
Geld dafür hatte. Auf diese Weise werden Statistiken geschönt.
Ich hatte Glück in dem Moment. Das hat nichts mit den
Begründungen des Arbeitsamtes zu tun. Vielleicht müßtest Du
einen Antrag auf Umschulung öfters stellen.

Wann bitte hat das Arbeitsamt Geld?

Bei meiner Umschulung wurde mir in der Zeit das
branchenübliche Gehalt mit den Sozialversicherungen bezahlt.
Als Alleinerziehende müßte doch der Staat Interesse daran
haben, dass Du eine Arbeit hast, die besonders erträglich ist.

Dein Wort in Schröders Ohr.

Würdest Du gerne wieder als Bauingeneurin oder in ähnlicher
Richtung arbeiten? Ich finde es so schade um Deine Ausbildung
und Deine Kenntnisse.

Ja, schade finde ich es auch, und einen besser bezahlten Job hätte ich auch gerne.

Viele Grüße
Margarita

nicht aufgeben!
Hallo Margarita,

Würdest Du gerne wieder als Bauingeneurin oder in ähnlicher
Richtung arbeiten? Ich finde es so schade um Deine Ausbildung
und Deine Kenntnisse.

Ja, schade finde ich es auch, und einen besser bezahlten Job
hätte ich auch gerne.

Tja, so ist es mir bisher auch ergangen. Ich habe immer unter meinem Niveau gearbeitet, weil sonst das Geld zu knapp war. Aber ich gebe nicht auf, und ich denke sogar darüber nach, mich in einigen Jahren selbstständig zu machen. Ein paar Ideen habe ich schon.

Folgendes Buch hat mir ganz gut gefallen, und möchte es Dir gerne empfehlen:
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3593370883/ref…
Darin sind Ratschläge zu finden, wie man sich auf den Weg macht um einen geeigneten Arbeitsplatz zu finden.
Allerdings, meinen Traumjob habe ich auch noch nicht gefunden. Ich verdiene jetzt einfach Geld, und werde weiterhin nach „der“ Gelegenheit Ausschau halten.

Nach seinen Fähigkeiten und Talenten Leistungen bringen zu dürfen und dafür Wertschätzung zu bekommen, ist etwas (für mich zumindest) menschlich Elementares. Da gibt es keinen Unterschied zwischen Mann und Frau. Leider hat man mit der Hauptverantwortung für seine Kinder nicht nur eine große und auch zeitraubende Verpflichtung, sondern steht in seinem Umfeld meist sehr alleine da. Das ist ein Hauptproblem, und das gilt zu knacken - im Kleinen (für sich persönlich) wie im Großen (in gesellschaftlicher Hinsicht).

mit lieben Grüßen und frohe Weihnachten
wünscht
Claudia

Hallo zusammen, Hallo grilla,

wenns Euch interessiert einige meiner Spots aus meinem Berufsleben. Ist weder representativ und somit nicht zu verallgemeinern, aber hat zu meiner Meinungsbildung beigetragen.

a) Grosse Softwareschulung für fünf oder sechs MitarbeiterInnen in einem mittelständischem Industriebetrieb.
Termin wirklich langfristig geplant. Schulungsraum, Geräte organisiert. Sehr teuren (> 1000 Euro/Tag) externen Dozenten eingeladen.
Um 13:00 Uhr steht die eine Dame auf und geht. „Ich muss meinen Sohn abholen, wie Sie wissen bin ich nur halbtags beschäftigt“
Abteilungleiter schaut hilflos, will sich nicht als kinderfressendes Monster outen.

Was denkt sich der Industriemanager?
Mmmh, Sohn ja klar, aber hätte sie für die drei Tage alle fünf Jahre nicht jemand finden können? Und ausserdem war die Dame überhaupt doch immer so unwillig? Ob die die nächtste Schulung auch mitmacht? Ob ich die Dame an der Stelle des Abteilungsleiters einstellen würde?

b) Sätze aus Vorstellungsgespräch (männlicher Bewerber, Jahreseinkommen so 50 - 60 TEuro)

(Grosser deutscher Elektrokonzern)
Sind Sie verheiratet? Haben Sie Kinder?
Wie flexibel sind Sie? 2 Jahre Australien müssen kurzfristig drin sein.
Unsicherheit meinerseits. Totale Mobilität, will ich das? Trotz hervorragender Qualifikation nicht genommen worden. Wäre ich auch nicht hingegangen.
Wenn ich als verheirateter Mann ohne Kinder schon zu unflexibel bin, würden die eine Frau mit Kindern auch nur einladen?

(Grosser deutscher Konzern)
Herr …, wenn Sie beruflich über den Sachbearbeiter hinauskommen wollen, es gibt hier keine Schornsteinkarrieren.
Weiterkommen heisst Veränderung, heisst bei uns Auslandseinsatz.
Was der wohl einer Frau mit Kindern erzählt hätte?

c) Grosser deutscher Konzern
O-Ton Planungsingenieur
„Ach ich weiss nicht recht, die Halbtagszeichnerin, die meine Pläne übernehmen soll, bis die was gemacht haben sind zwei Wochen vorbei. Die kommen doch früh zum Kaffeekochen und Ratschen und bis sie sich richtig auf was konzentriert haben, gehen sie wieder nach Hause. Und wenn ich was von denen will, sind sie unwillig.
Da machs ich lieber gleich selbst.“

Zusammenfassend heisst das für mich, es gibt Frauen, denen ist entweder allein durch Ihre Mutterrolle bestimmte Tätigkeiten und Positionen verwehrt. Oder man müsste die Mutterrolle neu definieren.
Vielleicht riecht die Mutterrolle in Deutschland noch nach Blut und Ehre? Wer definiert die Mutterrolle überhaupt? Die Gesellschaft oder die Frauen?

Weiterhin scheint die Anzahl der nicht leistungsbereiten Industriebeamten (Wer sich zuerst bewegt hat verloren, ich sitz hier meine Zeit ab) bei den Müttern (warum auch immer, vielleicht ist es die Mehrfachbelastung oder Mentalität) höher zu sein.
Ist natürlich nur eine Minderheit, aber das negative ist leider immer dominant in unserem Weltbild.
Was natürlich den, der sich einen engagierten Mitarbeiter zur Lösung seiner Probleme sucht, nicht unbedingt zu den Müttern treibt.

Wie gesagt, nur Spots ohne Wertung und nicht verallgemeinerungsfähig.

CU
Ralf

Hallo Margerita,

Es liegt auch daran, daß man
1.) nach einigen Jahren fachlich nicht mehr auf dem Laufenden
ist und bei einer Umschulung der Unterhalt meistens nicht
bezahlt wird, (nur in Ausnahmefällen)

Ok, das sehe ich natürlich ein. Ich hatte jetzt an Mütter mit sehr kleinen Kindern gedacht, die ohne lange Pause weiter arbeiten wollen. Elternzeit von 3 Jahren (oder länger) habe ich schon immer für äußerst riskant gehalten. Natürlich ergibt sich das als Folgeproblem, denn wenn Mütter mit kleinen Kindern wegen der fehlenden Kinderbetreuung nicht im Job drinbleiben können, dann haben sie einige Jahre später dann Dein Problem, fachlich nicht mehr auf dem Laufenden zu sein.

2.) ab 40 für das Arbeitsamt nicht mehr vermittelbar ist.

Naja, ich glaube, das ist etwas zu absolut formuliert. Mein Partner ich über 40 und auch gerade seit 4 Monaten arbeitslos. Natürlich sucht er nicht nur übers Arbeitsamt (um Himmels willen!), aber momentan hat er eine relativ aussichtsreiche Sache laufen, die tatsächlich vom Arbeitsamt kam.

Ich bin Bauingenieurin und habe nach 14 Jahren Pause einen Job
gesucht. Da war ich 1.) über 40 und 2.) alleinerziehend. Somit
kommt auch Umschulung nicht in Frage, da ich den Unterhalt für
mich und die Kinder alleine bestreiten muß.
Seit drei Jahren arbeite ich nun in einem Hotel. Offiziell als
ungelernt Hilfskraft. Ich bin froh um den Job. Ich kenne
Mütter, die keinen Job gefunden haben.

Mein Vater ist auch Bauingenieur, selbständig, schon im Rentneralter und natürlich nicht 100-prozentig auf dem neusten Stand der Technik. Nicht, dass wir uns falsch verstehen: natürlich ist er auf dem aktuellen Stand der Bauvorschriften, aber er macht sicher etliche Dinge etwas langwieriger von Hand am Reissbrett, oder
noch mit verhältnismaessig viel Eigenarbeit, die ein besser aufgerüsteter Computer ihm abnehmen würde. Dennoch ist er mit Aufträgen eingedeckt. Von daher könnte man sicher auch nach einer Pause - jetzt rein fachlich gesehen - wieder einsteigen. Vermutlich arbeitet man dann am Anfang nicht so schnell und effektiv, aber sagen wir mal die Schneelasten, Windstärken und Bewährungen ändern sich in 10 Jahren nun auch nicht bis zur Unkenntlichkeit.

Das Problem in der freien Wirtschaft ist halt die Konkurrenz. Man kann einem Unternehmen schlecht vorschreiben, eine Mutter (oder einen Vater) nach 10 Jahren Erziehungspause zu nehmen, wenn es auch andere Bewerber zur Verfügung hätte. Im öffentlichen Dienst geht das ja, dort werden die Stellen lange freigehalten, aber in der freien Wirtschaft regelt sich das natürlich nach den miteinander konkurrierenden Bewerbern.

Was mich sehr interessieren würde ist:

  1. Wie hattest Du Dir das damals vorgestellt, als Du Deine Kinder bekommen hast. Wolltest Du so lange im Job pausieren? Dachtest Du, der Wiedereinstieg wäre leichter? War Dir das damals egal?

  2. Welche Maßnahmen oder Hilfestellungen hätten Dir geholfen?

  3. Auf gut Deutsch: Was sollte man ändern, um es den Müttern leicher zu machen, im Job zu bleiben?

Mit vielen Grüßen, Stefanie

Ja, und frohe Weihnachten und vielleicht ergibt sich ja doch noch eine bessere Lösung…

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Hallo Grilla,

Frohe Weihnachten zunächst einmal. Ich vermute, dass wir beide die Gegenpole in dieser Diskussion sind, also versuche ich auch einmal, die Perspektive etwas zu erweitern.

mein Posting habe ich nicht ohne Absicht geschrieben, auch
wenn das Thema über berufstätige Müttern hier schon
ausführlich besprochen wurde. Mir geht es darum, dieses
Problem, Vereinbarkeit von Karriere und Familie, ein wenig von
einer anderen Perspektive zu betrachten. Und da fand ich
diesen Zeitungsartikel ganz anregend.
Um deutlicher zu werden: Ich kenne hier in unserer Stadt
einige Frauen, die sich selbstständig gemacht haben, weil sie
keine adäquate Stelle gefunden haben. Es sind Frauen dabei,
die allein erziehend sind. Ist das nicht erstaunlich?

Eigentlich nicht. Meine These war ja, dass die Arbeitszeit das Hauptproblem ist, und da ist es klar, dass Selbständige darin flexibler sind. Nicht unbedingt, dass sie weniger arbeiten, aber sie können sich ihre Arbeitszeiten besser einteilen. Oft können sie auch zuhause arbeiten oder zumindest dicht am Haus, oder noch einen Extraraum für die Kinder bereit haben, etc.

Es ist
doch bekannt, dass Selbstständigkeit wesentlich mehr
Arbeitszeit beansprucht, als ein Angestelltenverhältnis.

Das hängt davon ab, welches Angestelltenverhältnis. Die Jobs, die in Deinem Artikel erwähnt waren, dürften von der Arbeitsbelastung nicht unter den Selbständigen liegen.

Handwerker haben es noch leicht. Die fangen um 7Uhr morgens
an, und sind, wenn sie angestellt sind, um 16Uhr fertig.
Diesen Job bekommt man mit Hortöffnungszeit gebacken.

Das würde ich bezweifeln. Dazu bräuchtest Du einen Hort der um 6:30 öffnet und nicht vor 16:30 Ubr schließt, und die halte ich für äußerst selten.

Entsprechend des Einkommens haben manche aber auch
Tagesmütter. Unsere Geschäftspartnerin hat einen Sohn,
arbeitet etwa 30-35 Stunde die Woche, und überbrückt
Zeitlücken des Horts mit Nachbarn oder mit mir (Freundin).
Also, der Wille und die Entschlossenheit zur Berufstätigkeit
ist da.

Ich komme ohne Hort und ohne Oma aus
– das ist eine Frage der Organisation und der Kindererziehung,
nicht zuletzt eine Frage des Alters der Kinder. Stundenweise
können die Kinder in der Firma meines Mannes betreut werden.

Diese Sätze irritieren mich immer sehr in dieser Diskussion. Mag ja sein, dass mit hohem eigenen Organistaionsaufwand etliches an Kinderbetreuung auf die Beine gestellt werden kann. Ich habe ja nun auch Freundinnen, die sich mit einem Gemisch aus Tagesmüttern, privaten Initiativen, Nachbarschaftshilfe und Glück durchwursteln. Nur: Wenn ich einen Job habe, in dem ich weiterkommen will (sagen wir mal humane Arbeitszeit von ca. 40 Wochenstunden) und dann ein Kind, für das ich natürlich auch noch Zeit haben möchte: dann ist es doch das letzte, was ich noch gebrauchen könnte, Energie und Zeit in die Organisatiuon der Kinderbetreuung zu stecken. Himmel nochmal, die Struktur der Kinderbetreuung müsste da sein, wie der Bus, der mich zur Arbeit fährt (oder die vorhandene Strasse). Und genauso wenig, wie ich Zeit und Lust hätte, mir alle paar Wochen eine neue Mitfahrgelegenheit zu suchen, genusowenig möchte ich jedes Jahr 3 neue Au-Pairs und 10 Tagemütter austesten, ob sie etwas taugen. Diese Organisationsarbeit braucht genau die Energie und die Zeit auf, die doppeltbelastete arbeitende Mütte für andere Dinge bräuchten.

Und nicht zuletzt klärt es die Verantwortlichkeiten. Wenn ich zu spät komme, weil ich im Stau gesteckt habe, oder weil die Bahn Verspätung hatte, dann gilt das niemals als meine persönliche Schuld. Aber komme mal zu spät, weil die Kinderbetreuung nicht geklappt hat … Und woran liegt das? genau daran, dass dies als eigene Initiative deklariert wird u d folglich als persönliches Versagen, wenn es nicht klappt!

Und genau da fange ich an, Leute wie Dich nicht zu verstehen. Wann immer es um Kinderbetreuung geht, hört man als erstes, dass man mit „etwas“ Eigeninitiative mit der vorhandenen Kinderbetreuung ganz gut klar käme und die wirklichen Probleme ganz woanders lägen. Ich dagegen sage Dir: die wirklichen Probleme liegen genau bei der fehlenden Kinderbetreuung. Millionen von Müttern scheitern genau an diesem Punkt. Sie bilden sich lange ein, mit etwas Eigeninitiative könnten sie es schaffen. Einige schaffen es dann ja auch tatsächlich. Auf eine, die es schafft, kommen allerdings 10, die nach einigen Jagren frustriert feststellen, dass sie den Anschluss verpasst haben - von denen redet kein Mensch mehr. Und meistens suchen sie dann auch noch die Schuld bei sich selbst.

Und dann kommt die Polarisierung des Arbeitslebens in (a) Kinderlose und Leute, deren Ehepartner ihnen den Rücken freihält und (b) Leute mit Erziehungsaufgaben. Und hier wird es wirklich fatal. Was aber immer verkannt wird: diese Polarisierung entsteht erst durch den Mangel an guten Betreuungmöglichkeiten. Mütter (und auch Väter - wollen wir die mal nicht verschweigen) kommen gerade durch diesen Umstand ja fast nie in höhere Posten und können so ihre Interessen erst gar nicht einbringen.

Ich habe ja nun mehrere Jahre in Frankreich gelebt, wie ich immer gerne erzähle. Dort ist nicht alles völlig ideal geregelt, aber sagen wir mal: die normale Arbeitszeit ist ohne grossen Organisationsaufwand durch Kinderkrippen, -gärten und -schulen abgedeckt. Du kannst Dein Kind ab 6 oder 7 Uhr morgend hinbringen, zur Arbeit fahren (selbst wenn der Weg wie vielleicht in Paris eine Stunde beträgt), Deine normalen 8 Stunden plus Mittagspause arbeiten, zurückfahren und Dein Kind abholen. Die Plätze werden von den Behörden vermittelt, ebvenso die Tagesmütter, die i.A. ins Haus kommen. Das führt dazu, dass es schon mal nicht in dem Maße wie bei uns Kinderlose gibt und auch nicht in dem Maße Versorgerehen. Sprich, wenn Du einem Personalchef oder Manager gegenübersitzt, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr gross, dass er sowohl Kinder hat, als auch eine Frau, die weitgehend ohne Unterbrechung im Job war. Folglich zweifelt er schon mal nicht von Vornherein, dass dies zu schaffen ist. Viele Leute - Männer wie Frauen - mit kleinen Kindern arbeiten und bringen daher auch ihre Interessen ein. Es ist allgemein bekannt, dass Eltern mit kleinen Kindern eine Phase durchmachen, wo sie vielleicht nicht ganz so produktiv sind, nicht ganz so gerne Überstunden oder Schulungen mitmachen, mal unausgeschlafen sind, mal früher wegmüssen, weil mal was schiefgegangen ist (kranke Kinder gibt es ja auch in Frankreich). Das wird in dem Maße hingenommen, wie es als normal und unvermeidlich gilt.

Also: je mehr Eltern (durch gereglete unproblematische Kinderbetreuung) überhaupt die Chance haben, zu arbeiten, desto normaler werden ironischerweise auch die nicht ganz so stromlinienförmigen Lebensläufe. Bei uns bleiben ja nur die Leute ohne Erziehungsaufgaben überhaupt nennenswert im Job drin . Wenn dagegen jeder Kinder bekommt und dabei arbeitet, dann wird das halt eine Phase im Leben, wo man durchgeht und die unvermeidbar ist. Diese Polarisierung zwischen Eltern und Kinderlosen, die bei uns in Deutschland so stark ist, die erlebe ich in Ländern wie Frankreich komischerweise (oder gerade nicht komischerweise) viel viel schwächer.

Deshalt mein Rat: Du tust Dir keinen Gefallen, wenn Du die Trennung zwische Kinderbetreuung und flexibleren Arbeitsleben aufrecht erhälst. Ich mache nie einen Hehl daraus: meine Lieblingslösung wäre die Kinderbetreuung. Aber ich finde auch die Flexibilisierung wichtig. Am Ende würden alle davon profitieren. Aber eines wird das andere bedingen. Lass mal durch eine verbesserte Kinderbetreuung mehr Mütter (und Väter) überhaupt in ernstzunehmende Positionen vorstossen, dann wirst Du sehen, wie die Arbeitswelt sich plötzlich auf sie einstellen wird. Erst wenn die Leute, die den Bedarf haben, überhaupt mitreden können, wird sich etwas ändern.

Mit vielen Grüßen, Stefanie

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paßt noch: Klischeebilder berufstätiger Mütter
Hallo Stefanie,

Frohe Weihnachten zunächst einmal.

Oh, ja, das wünsche ich Dir auch - auch wenn´s schon fast vorbei ist :smile:

Ich vermute, dass wir beide
die Gegenpole in dieser Diskussion sind, also versuche ich
auch einmal, die Perspektive etwas zu erweitern.

super, her damit!
Ich schneid´mal meinen Text wegen Postinglänge raus, ok?
zum Thema Arbeitszeit der Selbstständigen:

…Meine These war ja, dass die Arbeitszeit das
Hauptproblem ist, und da ist es klar, dass Selbständige darin
flexibler sind. Nicht unbedingt, dass sie weniger arbeiten,
aber sie können sich ihre Arbeitszeiten besser einteilen. Oft
können sie auch zuhause arbeiten oder zumindest dicht am Haus,
oder noch einen Extraraum für die Kinder bereit haben, etc.

Ich gebe zu, dass ich nur das Angestelltenverhältnis in der unteren Hierachie und die Arbeitszeit von Selbstständigen kenne. Eine Weile war ich Geschäftsführerin eines Filialunternehmens. Da wäre es unmöglich gewesen gleichzeitig Mutter zu sein. In diesem Job gibt es nur entweder Kinder haben oder Geschäftsführerin sein.
Die selbstständigen Frauen, die ich kenne, legen sich die Zeiten, die mit Kundenkontakten zu tun haben, parallel zu den Kinderbetreuungsöffnungszeiten, und erledigen den administrativen Part Zuhause.

Im Grunde genommen habe ich immer überlegt, warum diese Form der Arbeitszeit, wie ich sie von Selbstständigen kenne, nicht im Angestelltenverhältnis möglich ist. Wie bereits von mir geschrieben, reicht es im Einzelhandel zu Kernzeit da zu sein, und Bürokram kann mit Internetanschluß Zuhause erledigt werden. So mache ich es jedenfalls mit der Firma meines Mannes.
Ich weiß von meiner Branche, dass händeringend Geschäftsführerinnen gesucht werden. Aber selten kommt eine verheiratete FRau mit diesen Arbeitszeiten locker zurecht, selbst wenn sie kinderlos ist. Dann werden lieber verfügbare Branchenfremde eingestellt, als eine Tüchtige mit Arbeitszeitkompromissen.

Handwerker haben es noch leicht. Die fangen um 7Uhr morgens
an, und sind, wenn sie angestellt sind, um 16Uhr fertig.
Diesen Job bekommt man mit Hortöffnungszeit gebacken.

Das würde ich bezweifeln. Dazu bräuchtest Du einen Hort der um
6:30 öffnet und nicht vor 16:30 Ubr schließt, und die halte
ich für äußerst selten.

Unser Hort hat von 7-17 Uhr auf, sonst hätte unsere Geschäftspartnerin Probleme mit ihrem Job oder mit der Unterbringung ihres Sohnes.

Ich komme ohne Hort und ohne Oma aus…

Diese Sätze irritieren mich immer sehr in dieser Diskussion.
Mag ja sein, dass mit hohem eigenen Organistaionsaufwand
etliches an Kinderbetreuung auf die Beine gestellt werden
kann. Ich habe ja nun auch Freundinnen, die sich mit einem
Gemisch aus Tagesmüttern, privaten Initiativen,
Nachbarschaftshilfe und Glück durchwursteln.

Da gebe ich Dir recht, das ist nicht nur irritierend, sondern auch eigentlich unvernünftig, weil es den Politikern beweist, wie wenig staatliche Unterstützung ins Sachen Kinderbetreuung gebraucht wird.
Ich gebe zu, dass meine Form der Kinderunterbringung ziemliche Macken hat. Aber mit der komme ich besser zurecht, als mit den örtlichen Gegebenheit in den Horten unserer Stadt. Da habe ich Angst um meine Kinder.

Nur: Wenn ich
einen Job habe, in dem ich weiterkommen will (sagen wir mal
humane Arbeitszeit von ca. 40 Wochenstunden) und dann ein
Kind, für das ich natürlich auch noch Zeit haben möchte: dann
ist es doch das letzte, was ich noch gebrauchen könnte,
Energie und Zeit in die Organisatiuon der Kinderbetreuung zu
stecken.

Dein Wort in Schröders Gehörgängen oder besser Augäpfel :wink:
Wir machen es so, wie sehr viele Geschäftsleute auch. Der Laden ist auf Beschäftigung der Kinder eingerichtet. Das ist im Angestelltenverhältnis überhaupt nicht möglich. Aber mit den hiesigen Horten wäre auch nicht viel hilfreicher. Eine vollzeitarbeitende Frau kommt meiner Ansicht nach nur mit einem Kindermädchen oder Tagesmutter zurecht, die man flexibel einsetzen kann.
Deshalb…

Himmel nochmal, die Struktur der Kinderbetreuung
müsste da sein, wie der Bus, der mich zur Arbeit fährt (oder
die vorhandene Strasse). Und genauso wenig, wie ich Zeit und
Lust hätte, mir alle paar Wochen eine neue Mitfahrgelegenheit
zu suchen, genusowenig möchte ich jedes Jahr 3 neue Au-Pairs
und 10 Tagemütter austesten, ob sie etwas taugen. Diese
Organisationsarbeit braucht genau die Energie und die Zeit
auf, die doppeltbelastete arbeitende Mütte für andere Dinge
bräuchten.

…möchte ich dagegen argumentieren, dass es leichter ist Tagesmütter oder Aupair-Mädchen auszuprobieren als Horte, weil es weniger Zeit und Geld raubend ist, Kinder muß nur an eine Person gewöhnt werden, Kind muß sich nicht immer wieder an neue Umgebung gewöhnen.

Und genau da fange ich an, Leute wie Dich nicht zu verstehen.
Wann immer es um Kinderbetreuung geht, hört man als erstes,
dass man mit „etwas“ Eigeninitiative mit der vorhandenen
Kinderbetreuung ganz gut klar käme und die wirklichen Probleme
ganz woanders lägen.

Da war ich wohl etwas lax mit meinen Äußerungen. Ne, so einfach ist es mit der Eigeninitiative nun auch nicht, sonst wären die Chancen für einen beruflichen Wiedereinstieg für alle Frauen gleich. Aber das ist er nicht - das gebe ich zu.
Auf der anderen Seite kenne ich Frauen, die gerne arbeiten wollen, Möglichkeiten haben ohne Fremdbetreuung die Kinder unterzubekommen, und raffen sich aus welchen Gründen nicht auf. Mit besseren Angeboten für Kinderbetreuung täten sie es vielleicht - oder auch nicht. Es kommt auf die Gründe an.
In meiner Situation komme ich mit der Eigeninitiative besser zurecht als mit den Ki.betr.möglichkeiten in unserer Stadt (ungeeignete Öffnungszeiten für Verkaufskraft). Ich habe solange herumgepopelt, bis ich jetzt wieder in meinem Job drinnen bin - aber niemals mit Aufstiegsmöglichkeiten - das ginge nur mit Tagesmutter.

Ich dagegen sage Dir: die wirklichen
Probleme liegen genau bei der fehlenden Kinderbetreuung.
Millionen von Müttern scheitern genau an diesem Punkt. Sie
bilden sich lange ein, mit etwas Eigeninitiative könnten sie
es schaffen…

Dagegen möchte ich argumentieren. „Das“ Heilmittel werden die Kinderhorte nicht sein, weil sie die unterschiedlichsten Arbeitszeiten nicht abdecken.
Von Handwerkerinnen und Verkäuferinnen abgesehen, wie sieht es mit den Krankenschwestern, Tankstellenverkäuferinnen, Hotelmanagerinnen, Aussendienstmitarbeiterinnen usw. aus?
Die ideale Arbeitszeit von 8 Uhr bis 17 Uhr kommt nicht allzu oft vor.
Ich sehe eine Gefahr darin, wenn wir Frauen nach Kinderbetreuung rufen, und sie nicht wirklich nutzen können, weil sie für die Realität in der Arbeitswelt nur halb brauchbar ist.
Mir wäre es lieber, wenn die Firmen Familienfreundlicher eingestellt werden, und den Frauen flexiblere Arbeitszeitbedingungen bieten würden. Mir ist die Denkweise mancher Arbeitgeber zu starr und phantasielos.
Da wird für viel Geld an allen Orten Horte eingerichtet (ich denke an unsere Stadt), mit dem knapper werdenen Geld zu wenig Personal engagiert, die von vielen Gegebenheiten (mangels guter Ausbildung, zu viele Kinder, Schulpensum, Problem- und Ausländerkinder) überfordert sind.

Und dann kommt die Polarisierung des Arbeitslebens in (a)
Kinderlose und Leute, deren Ehepartner ihnen den Rücken
freihält und (b) Leute mit Erziehungsaufgaben. Und hier wird
es wirklich fatal. Was aber immer verkannt wird: diese
Polarisierung entsteht erst durch den Mangel an guten
Betreuungmöglichkeiten. Mütter (und auch Väter - wollen wir
die mal nicht verschweigen) kommen gerade durch diesen Umstand
ja fast nie in höhere Posten und können so ihre Interessen
erst gar nicht einbringen.

Da gebe ich Dir uneingeschränkt recht. Das Problem sehe ich auch.

Ich habe ja nun mehrere Jahre in Frankreich gelebt, wie ich
immer gerne erzähle. Dort ist nicht alles völlig ideal
geregelt, aber sagen wir mal: die normale Arbeitszeit ist ohne
grossen Organisationsaufwand durch Kinderkrippen, -gärten und
-schulen abgedeckt. Du kannst Dein Kind ab 6 oder 7 Uhr
morgend hinbringen, zur Arbeit fahren (selbst wenn der Weg wie
vielleicht in Paris eine Stunde beträgt), Deine normalen 8
Stunden plus Mittagspause arbeiten, zurückfahren und Dein Kind
abholen. Die Plätze werden von den Behörden vermittelt,
ebvenso die Tagesmütter, die i.A. ins Haus kommen…
Sprich, wenn Du einem Personalchef oder Manager
gegenübersitzt, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr gross,
dass er sowohl Kinder hat, als auch eine Frau, die weitgehend
ohne Unterbrechung im Job war. Folglich zweifelt er schon mal
nicht von Vornherein, dass dies zu schaffen ist. …
…Diese Polarisierung zwischen Eltern und
Kinderlosen, die bei uns in Deutschland so stark ist, die
erlebe ich in Ländern wie Frankreich komischerweise (oder
gerade nicht komischerweise) viel viel schwächer.

Ganz ehrlich? Ich glaube, dass die Französinnen zur Berufstätigkeit und Mutterschaft ein anderes Verhältnis haben als wir Deutsche.
Aber ich sehe aus eigener Erfahrung noch ein anderes Problem: unser Schulsystem ist darauf ausgerichtet, dass Kinder ihr Pensum nur schaffen, wenn sie Zuhause mithilfe der Eltern üben.
Ich kenne 3 Beispiele in meiner Umgebung, bei der Frauen über die Aufgabe ihrer Berufstätigkeit nachdachten, weil sie nicht wußten, wie sie die Kinder aus ihrer Lernschwäche heraushelfen sollen. Unterstützung, vorallem ideelle, seitens der Lehrer und Hortbetreuer gibt es nicht.

Deshalt mein Rat: Du tust Dir keinen Gefallen, wenn Du die
Trennung zwische Kinderbetreuung und flexibleren Arbeitsleben
aufrecht erhälst. Ich mache nie einen Hehl daraus: meine
Lieblingslösung wäre die Kinderbetreuung. Aber ich finde auch
die Flexibilisierung wichtig. …Erst wenn die Leute, die :den Bedarf haben, überhaupt mitreden können, wird sich etwas :ändern.

Ich sehe das etwas differenzierter.
Jede Frau hat ein Recht auf Berufstätigkeit und die Pflicht ihren Part als Mutter zu tun. Ohne gesellschaftliche Unterstützung ist dieser Spagat nicht zu schaffen. Wenn Frauen sich dennoch zum Spagat hinreißen lassen, dann tun sie sich und dem obigen Ideal keinen Gefallen (da gebe ich Dir recht). Aber es gibt Übergangszeiten, in der ein anstrengender Spagat von Einzelkämpferinnen unumgänglich ist.
Bis wir die Normalität erreicht haben, dass jede Frau ohne große Anstrengungen nach ein paar Jahren nach der Geburt wieder arbeiten kann, müssen sich sehr viele Sachverhalte ändern:

  • genügend Gelder für gute! Horte
  • Schulsystem weniger auf Leistung der Eltern ausgerichtet
  • Arbeitszeiten und Hortöffnungszeiten müssen vereinbar sein
    …usw
    Aber um bei meinem Thema zu bleiben. Eine FRau in einer hochdotieren Position wird ohne Individualbetreuung nicht auskommen. Da nützen uns die Horte auch nichts. Vielleicht sind wir Mütter manchmal zu sehr und zu gern mütterlich.

viele Grüße
Claudia

Kinder sind aber auch Arbeit !
Hallo Claudia, hallo Stefanie, hallo miteinander,

auch von mir noch nachträglich frohe Weihnachten :wink:

Ich verfolge Eure Diskussion interessiert. Beide erwähnt Ihr Aspekte, die ich auch so sehe. Mir fehlt aber ein ganz wichtiger Punkt, nicht nur hier, sondern insgesamt in der Feminismus-Diskussion:

Kindererziehung ist auch Arbeit !

Ich bin mir sicher, Ihr werdet das nicht abstreiten *g*, aber es geht ein bißchen unter. Angenommen, es gebe perfekte Kinderbetreuungsmöglichkeiten, zeitlich und qualitativ, so dass ein Vollzeitjob möglich wäre. ICH fände es keineswegs erstrebenswert, nach 8 anstrengenden Stunden an meinem Arbeitsplatz ein Kind abholen und als Mutter präsent sein zu müssen. Für das Kind ist es dann auch das Ende eines langen Tages, es ist unter Umständen dann auch quengelig (Kleinkind) oder motzig (Grundschulalter), es möchte mehr oder weniger wichtige Dinge erzählen, braucht Abendbrot, Zuwendung, je nach Alter Körperpflege, Gutenachtgeschichte usw.

Eine Freundin von mir lebt als Deutsche in Dänemark, wo es üblich ist, dass beide Elternteile 6 Monate nach der Geburt des Kinder in Vollzeit arbeiten. Es gibt dort traumhafte Betreuungsmöglichkeiten - aber auch beinahe ein MUSS zur Berufstätigkeit, öknomischer Art (wer schon einmal in DK war, weiss, wie extrem teuer dort alles ist) sowie in Form eines gewissen gesellschaftlichen Drucks, ähnlich dem Druck in meiner dörflichen Umgebung, als Mutter gar niemals eine Berufstätigkeit auszuüben, wenn nicht eine Oma zur Stelle ist - FREMDBETREUUNG ist völlig verpönt.

Ich frage mich bei zwei voll berufstätigen Eltern schon, ob es da nicht besser gewesen, auf ein Kind zu verzichten. Muss denn ALLES für JEDEN möglich sein ? Sollte man sich nicht schon vor dem Kinderplan (so es denn geplant war) darüber klarwerden, dass Kinder auch Verzicht bedeuten ? Man bekommt ja auch etwas zurück :wink:

Der Punkt für mich ist lediglich, dass nicht nur die Mutter verzichtet, sondern dass partnerschaftliches Elternengagement selbstverständlich sein sollte. Das geht auch in Führungspositionen, gerade dort hat man in gewissen Grenzen erheblich mehr Zeitautonomie als beispielsweise ein kleiner Kundenberater bei einer Bank - als Chef geht man dann eben für eine Stunde und holt das Kind vom Hort, bringt es zum Kindergeburtstag oder was-auch-immer. Eine gemeinsame Arbeitszeit von ca. 150 % im Vergleich zu 200 % für ein kinderloses Paar sollte realisierbar sein - ist es aber wegen der miesen Betreungsmöglichkeiten definitiv nicht, denn es bleiben eben bei obiger Variante 50 % „Lücke“.

Außerdem wünsche ich mir, dass Arbeit mit Kindern sowie das ganze Drumherum mehr anerkannt wird. Ich kenne etliche Frauen (auch mich *g*), die nicht nur den Haushalt schmeißen (ein öder Job, aber leider auch nötig), sondern auch in nicht unerheblichem Maße ehrenamtlich tätig sind (Elternbeiräte, Vereinsarbeit, Nachbarschaftshilfe…). Emanzipiert zu sein bedeutet nicht zwingend, erwerbstätig zu sein, wird aber leider viel zu gerne gleichgesetzt. Natürlich kenne ich (LEIDER!) ganz schrecklich viele Klischeehausfrauen, deren Horizont am Bügelbrett endet und deren zu betreuenden „Kinder“ schon fast aus dem Haus sind - aber es gibt durchaus die männlichen Gegenstücke dazu, sie fallen nur weniger auf, weil sie an irgendeinem Schreibtisch ihre Zeit dumpf absitzen.

Wer aber - Männlein oder Weiblein - wirklich für sich uneingeschränkt die große Karriere anstrebt, der sollte meiner Meinung nach keine Kinder bekommen. Dessen „Kind“ ist dann eben der Beruf, und das sollte auch für Frauen normal sein dürfen (kinderlose Frauen werden ja noch immer schräger angeschaut als kinderlose Männer).

Ich selbst hatte übrigens einmal sehr hochfliegende Pläne, wollte damals auch keine Kinder. In Laufe meiner Minikarriere wurde ich von Vorgesetzten nach Familienplanung und Hochzeitswünschen gefragt, nach meiner Heirat kam ein Vermerk in meine Personalakte, dass man mich „wegen Heirat“ nicht versetzen dürfe, was ich niemals in irgendeiner Form so gesagt hatte, als ich schwanger wurde, legte ich mit dem Attest einen Plan vor, wann ich wieder einsteigen wolle, inklusive geregelter Betreuung, und wurde belächelt. „Bekommen Sie erst einmal Ihr Kind, dann halten Sie sich doch nicht daran!“ meinte der Kotzbrocken von Personalchef. Als ich mich aber doch an meine Pläne hielt, herrschte völliges Erstaunen und ich wurde flugs mit Versprechnungen, dass alles nur eine vorübergehende Notlösung sei, bis man wieder etwas adäquates für mich gefunden habe, wochenlang hingehalten. Ich habe dann gekündigt und mich selbständig gemacht, ganz miniklein, im Laufe der Jahre wachsend.

Zitat Stefanie:

Und genau da fange ich an, Leute wie Dich nicht zu verstehen.
Wann immer es um Kinderbetreuung geht, hört man als erstes,
dass man mit „etwas“ Eigeninitiative mit der vorhandenen
Kinderbetreuung ganz gut klar käme und die wirklichen Probleme
ganz woanders lägen.

Es ist einfach so, dass man, wenn das Kind da ist, irgendwie klarkommen MUSS. Das Leben geht ja weiter, soll man sich mit Baby in Berlin vor den Bundestag legen *g* ?

Diejenigen Frauen, die genau abwägen und sich vorher die Gegebenheiten genau ansehen, verzichten eben ganz auf Kinder, leider !

Zitat Claudia:

Mir wäre es lieber, wenn die Firmen Familienfreundlicher
eingestellt werden, und den Frauen flexiblere
Arbeitszeitbedingungen bieten würden. Mir ist die Denkweise
mancher Arbeitgeber zu starr und phantasielos.
Da wird für viel Geld an allen Orten Horte eingerichtet (ich
denke an unsere Stadt), mit dem knapper werdenen Geld zu wenig
Personal engagiert, die von vielen Gegebenheiten (mangels
guter Ausbildung, zu viele Kinder, Schulpensum, Problem- und
Ausländerkinder) überfordert sind.

Dem stimme ich zu, es sollte ein Mittelweg gefunden werden: flexiblere Arbeitszeiten für ELTERN, bessere Betreuungsmöglichkeiten für Kinder.

Und dann kommt die Polarisierung des Arbeitslebens in (a)
Kinderlose und Leute, deren Ehepartner ihnen den Rücken
freihält und (b) Leute mit Erziehungsaufgaben. Und hier wird
es wirklich fatal. Was aber immer verkannt wird: diese
Polarisierung entsteht erst durch den Mangel an guten
Betreuungmöglichkeiten. Mütter (und auch Väter - wollen wir
die mal nicht verschweigen) kommen gerade durch diesen Umstand
ja fast nie in höhere Posten und können so ihre Interessen
erst gar nicht einbringen.

Das Gros der Menschen landet unabhängig von der Kinderzahl sowieso nicht in Führungspositionen. Die Polarisierung ensteht meines Erachtens dadurch, dass frau heutzutage locker Kinder und Beruf zu wuppen hat, mann noch immer eher die Karriere macht, Kinder allzu oft nur ein weiteres Projekt im perfekten Leben darstellen. Die Lebenswelten der Kinderlosen und der Menschen mit Kindern sind oft stark getrennt, die einen verstehen die anderen nicht.

Zitat Stefanie:

Ich habe ja nun mehrere Jahre in Frankreich gelebt, wie ich
immer gerne erzähle. Dort ist nicht alles völlig ideal
geregelt, aber sagen wir mal: die normale Arbeitszeit ist ohne
grossen Organisationsaufwand durch Kinderkrippen, -gärten und
-schulen abgedeckt. Du kannst Dein Kind ab 6 oder 7 Uhr
morgend hinbringen,

Frage: Ist es denn schön für ein Kind, morgens um 6.00 Uhr schon unterwegs sein zu müssen ? Muss man zwingend schon Kleinkinder in so ein strenges Zeitkorsett zwängen ?

zur Arbeit fahren (selbst wenn der Weg wie
vielleicht in Paris eine Stunde beträgt), Deine normalen 8
Stunden plus Mittagspause arbeiten, zurückfahren und Dein Kind
abholen.

Und dann natürlich putzmunter und glücklich mit dem fröhlichen Kind spielen ?

Zitat Claudia:

Aber ich sehe aus eigener Erfahrung noch ein anderes Problem:
unser Schulsystem ist darauf ausgerichtet, dass Kinder ihr
Pensum nur schaffen, wenn sie Zuhause mithilfe der Eltern
üben.
Ich kenne 3 Beispiele in meiner Umgebung, bei der Frauen über
die Aufgabe ihrer Berufstätigkeit nachdachten, weil sie nicht
wußten, wie sie die Kinder aus ihrer Lernschwäche heraushelfen
sollen. Unterstützung, vorallem ideelle, seitens der Lehrer
und Hortbetreuer gibt es nicht.

Das stimmt absolut. Selbst bei allerbester Infrastruktur fallen die Kinder, die sich nicht an den „Entwicklungsplan“ halten, durch den Rost. Meine mittlere Tochter beispielsweise konnte mit drei Jahren nicht in den Kindergarten gehen (glaubt es einfach, es würde ausufern, das zu erklären), sie ging erst mit 4 Jahren. Auch ich habe immer mal wieder darüber nachgedacht, meine Berufstätigkeit aufzugeben, weil die Situation mit schwierigeren Kindern extrem war.

Zitat Claudia:

Bis wir die Normalität erreicht haben, dass jede Frau ohne
große Anstrengungen nach ein paar Jahren nach der Geburt

SIC ! Ein bißchen Zeit „nur“ für das Baby, mit Kontakthalten zur Arbeitswelt, muss auch möglich sein

wieder arbeiten kann, müssen sich sehr viele Sachverhalte
ändern:

  • genügend Gelder für gute! Horte
  • Schulsystem weniger auf Leistung der Eltern ausgerichtet
  • Arbeitszeiten und Hortöffnungszeiten müssen vereinbar sein
    …usw

Völlige Zustimmung !

In diesem Sinne widme ich mich jetzt meinem Schönheitsschlaf :wink:

Viele Grüße,

Sylvia

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Kinderbetreuung und Karriere
Moin Claudia,

so, nun will ich mich aber auch endlich mal einmischen :smile:

Mir geht es darum, dieses

Problem, Vereinbarkeit von Karriere und Familie, ein wenig von
einer anderen Perspektive zu betrachten.

Es gibt kein Problem, Karriere und Familie zu vereinbaren. Hunderttausende von Männer vereinbaren Karriere und Familie. Was diese jedoch von vielen Frauen unterscheidet ist, dass sie die Betreuung ihrer Kinder zeitlich ziemlich lückenlos durch ihre Ehefrauen geregelt haben.

DAs Problem ist also, Karriere und Kinderbetreuung zu vereinbaren. Dazu kann ich nur sagen, das ist nicht möglich. Entweder man macht Karriere, oder man betreut Kinder. Beides gleichzeitig geht nicht. Wer also Karriere machen will, muss die Betreuung seiner Kinder anderweitig regeln oder keine Kinder haben.

Um deutlicher zu werden: Ich kenne hier in unserer Stadt
einige Frauen, die sich selbstständig gemacht haben, weil sie
keine adäquate Stelle gefunden haben. Es sind Frauen dabei,
die allein erziehend sind. Ist das nicht erstaunlich?

Nein, das ist es nicht. Selbständigkeit sagt ja noch nichts über die Belastung aus. Wenn du deine selbständige Tätigkeit mit 4 Stunden am Tag schaffen kannst, die zudem auch noch beliebig zu legen sind, (zum Beispiel Büroarbeit nachdem die Kids abends im Bett sind), dann geht das prima.

Zugegebenermaßen ist nicht jeder Beruf und nicht jede Stelle
dafür geeignet, mit beliebigen Arbeitszeitmodellen zu
versehen.

Das dürften wohl die wenigesten Stellen sein, und diese sind sicher heiß begehrt und eben meistens schon vergeben. Für Führungspositionen dürfte das jedoch so gut wie nie zutreffend sein.

Alles in allem will ich damit sagen, dass es in Sachen Mütter
und Berufstätigkeit sich nichts generalisieren läßt.

Generalisieren lässt sich aber die schlechte Situation der Kinderbetreuung in D. Wer Kinder hat der weiss, das die Betreuungszeiten im KiGa noch traumhaft sind im Vergleich zu den ersten Schuljahren. Beim KiGa weiss man wenigstens, wann die Kinder betreut sind, in der Grundschule kann hingegen immer mal wieder was ausfallen. Die verlässliche Grundschule ist selten, Schulen mit Ganztagsbetreuung so gut wie nicht vorhanden. Zudem hat kein Arbeitnehmer so viel Urlaub, dass die Ferien abgedeckt werden könnten (selbst wenn Mama und Papa getrennt Urlaub nehmen, um ihre Kids betreuen zu können). Selbst wenn man dann meint, das alles bestens geregelt zu haben, bricht das ganze System zusammen, falls mal ein Kind krank wird.

Ich weiss

aus meinen Erfahrungen heraus, dass es Mütter gibt, die
Führungsqualitäten haben, die entsprechende Arbeit auch
bewältigen könnten, es ihnen aber an Chancen fehlt.
Personalchefs wollen von ihren Arbeitgebern eine Garantie für
ihre Verfügbarkeit, und nehmen manchmal lieber eine schlechter
qualifizierte Kinderlose als eine gut ausgebildete
Teilzeitmutter. Diese Erfahrung habe ich gemacht.

Aus meiner Erfahrung in personalverantwortlichen Positionen kann ich nur sagen, dass ich es ähnlich machen würde. Selbst wenn man rein gefühlsmäßig eher dazu tendieren würde, eine Frau mit Kindern einzustellen (Solidarität unter Frauen etc.) so weiss man doch, dass man eine Stellenbesetzung unter möglichst rationalen Gesichtspunkten fällen sollte, und eine Kinderlose freut sich schließlich auch über einen Job. Es ist nunmal so, dass sich auf viele Jobs Zig Leute bewerben, die auch durchaus qualifiziert wären. Also nimmt man diejenige oder denjenige, der auch beim „Drumherum“ am geeignetsten erscheint, und das sind nunmal tatsächlich nicht Frauen mit Kindern.

Gruss
Marion

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Einen guten Rutsch ins neue Jahr an Alle.

Hallo Stefanie,

  1. Wie hattest Du Dir das damals vorgestellt, als Du Deine
    Kinder bekommen hast. Wolltest Du so lange im Job pausieren?
    Dachtest Du, der Wiedereinstieg wäre leichter? War Dir das
    damals egal?

Also beim ersten Kind habe ich mir vorgestellt, daß ich in Heimarbeit einfach weitermachen könnte. Da hat aber mein Chef nicht mitgespielt.
Im Laufe der nächsten ein bis zwei Jahre war ich über diese Entscheidung dann sogar recht froh, denn es gibt natürlich immer wieder unvorhergesehene Ereignisse, bei denen ich dann wirklich nicht berufstätig hätte sein wollen. Z.B. Zahnen, Blähungen, Krankenhausaufenthalt, (ich durfte Tag und Nacht bei meinem Kind bleiben) der erste Schritt, der erste Zahn, das erste Wort, usw… nichts von alledem hätte ich versäumen wollen.
Beim zweiten Kind, vier Jahre später, war ich ja eh nicht berufstätig, war also kein Thema.
6 Monate später (ich hab die Kleine noch gestillt damals) verließ uns mein Mann ganz plötzlich (wegen einer Anderen). Nun mußte ich ganz plötzlich arbeiten, und zwar bedingungslos, und meine Kinder durchbringen. Mit eiserner Faust. In meinem alten Beruf ging es nicht so plötzlich, also habe ich genommen was es gab, aber immer Heimarbeit. (Schreiben am PC, Nähen mit der Nähmaschine, Hachhilfe für Schüler, Verkaufen von allem Möglichen, …)
Als Wiedereinstieg habe ich das nie betrachtet.

  1. Welche Maßnahmen oder Hilfestellungen hätten Dir geholfen?

Ein Wiedereinsteigerinnen Programm, bei dem auch der Unterhalt der Familie gewährleistet ist. Alles andere ist Schönfärberei und hilft nur den Frauen, die es eigentlich nicht brauchen, nicht aber Alleinerziehenden.
(Mit Kuren ist es übrigens das Gleiche. Über Arzt und Krankenkasse würde ich eine Kur bezahlt bekommen, nicht aber den Unterhalt für die Kinder. Also mache ich eben keine Kur.)

  1. Auf gut Deutsch: Was sollte man ändern, um es den Müttern
    leicher zu machen, im Job zu bleiben?

Ganz einfach: die Kinderfeindlichkeit in Deutschland.

Beispiel: (Hoffentlich schweife ich jetzt nicht zu sehr aus.)
Ich sitze zu Hause und arbeite am PC. Die Kinder spielen draußen vor dem Haus auf dem Spielplatz.
Alle paar Minuten gibt es Krach mit den Nachbarn, weil die Kinder angeblich zu laut sind. Dann kamen Briefe von der Hausverwaltung: Ihr Sohn hat Sand am Sandkasten verstreut: Räumungsklage. Ihre Tochter hat auf der Wiese Blümchen gepflückt: Räumungsklage. Ihre Katze hat im Hof einen Vogel gefressen: Räumungsklage.
(Die Hausverwaltung hat zwar alle Prozesse verloren, und meine Nachbarn haben jede Menge Unterlassungsklagen, und nun klappt ja auch alles. Endlich. Aber was das Nerven, Zeit und Energie kostet, dafür gibt es keinen Schadenersatz.)
Die Kinder wurden regelmäßig vom Spielplatz vor unserem Haus von unseren Nachbarn vertrieben. So spielten sie eben zwei Straßen weiter auf einem anderen Spielplatz. Dort hatte ich sie aber nicht mehr im Blick. Also renne ich alle paar Minuten die zwei Straßen hin und her, um nach meinen Kindern zu sehen.
Welche Berufstätigkeit kann man unter sochen Bedingungen ausüben? Interessiert sich das Arbeitsamt oder die Gewerkschaften für solche Arbeitsbedingungen?

Ich hoffe, ich habe ein bißchen Praxisnähe in die Diskusion gebracht. Fröhliche Weihnachten noch an Alle

Margarita

Und guten Rutsch!
Hallo an alle,

ich bin die nächsten Tage bis nach Neujahr offline und wünsche allen einen guten Rutsch. Ich schaffe es nicht mehr, an alle, die mir geantwortet haben, einzeln zu antworten, deshalb also auf diesem Weg.

Im Prinzip enttäuscht mich diese Diskussion doch immer wieder, und zwar aus folgenden Gründen:

  • Es wird noch lange dauern, bis wir in Deutschland verlässliche Kinderbetreuung haben werden, so wie es sie z.B. in Frankreich oder Dänemark gibt, und zwar einfach, weil die Frauen selbst dies nicht wollen (ich glaube, da gibt es nicht viel herumzureden).

  • Viele befürchten, dass Kinder in den Kindergärten schlecht aufgehoben seien, beanstanden aber gleichzeitig, dass Kindererziehung und Hausarbeit nicht anerkannt seien. Das mag stimmen, aber das sind 2 Seiten ein und derselben Medaille.Wenn die Kindergärten und -krippen schlecht sein sollen, dann ist doch die nächste Frage: schlecht im Vergleich zu was? Sind die Kinder denn den ganzen Tag zuhause besser aufgehoben? Alle Kinder bei allen Müttern? Ist es also so einfach, Kinder gut zu erziehen und aufwachsen zu lassen? - Dann ist es doch logisch, dass Kindererziehung nicht anerkannt ist. Eine Arbeit, die jeder kann, ist nie anerkannt.

  • Viele von Euch meinen: wer Vollzeit arbeiten möchte, sollte besser keine Kinder bekommen. Ebenso wie viele Personalchefs meinen: wer Kinder hat, soll sich nicht um bessere Posten bewerben. Merkt Ihr nicht, dass auch dies 2 Seiten der gleichen Medaille sind? Die Mütter, die nach 10 Jahren Berufspause wieder in ihren Job hineinwollen, kritisieren gerne (zu recht) die fehlende Flexibilität der Berufswelt. Aber waren sie denn selbst (anderen gegenüber) flexibler - gegenüber Frauen, die damals Kinder und Karriere vereinbaren wollten? Ihr erwartet doch, dass man Euch genau die Flexibilität entgegenbringt, die Ihr selbst anderen nie zugestanden habt.

Ich selbst würde mich freuen, wenn das Arbeits- wie auch das Familienleben flexibler würde und mehr unterschiedliche Lebens- und Arbeitseinstellunmgen zulassen würde. Aber ich sehe das von beiden Seiten nicht. Die „Berufsmütter“ dulden keine Mütter, welche nebenbei Vollzeit arbeiten wollen (und seien es auch nur die normalen 38-40 Wochenstunden), die Personalchefs dulden keine Mitarbeiter, die nebenbei Erziehunsgaufgaben wahrnehmen. Keiner von beiden sieht leider, dass es die gleiche Unflexibilität im Denken ist. Leider.

Ändern wird sich vermutlich so bald nichts, obwohl alle von einer Änderung nur profitieren könnten.

Mit vielen Grüßen, Stefanie

Hallo Marion,

so, nun will ich mich aber auch endlich mal einmischen :smile:

freut mich, weil ich Deine nüchterne Sichtweise sehr schätze.

Den letzten Absatz möchte ich kommentieren, weil es mir um ein Ideal geht, an dem ich bei diesem Thema immer zu kauen habe:

Aus meiner Erfahrung in personalverantwortlichen Positionen
kann ich nur sagen, dass ich es ähnlich machen würde. Selbst
wenn man rein gefühlsmäßig eher dazu tendieren würde, eine
Frau mit Kindern einzustellen (Solidarität unter Frauen etc.)
so weiss man doch, dass man eine Stellenbesetzung unter
möglichst rationalen Gesichtspunkten fällen sollte, …

Über die Notwendigkeit in Deutschland eine bessere Kinderbetreuung einzurichten sind wir uns alle einig. Du schriebst und schreibst immer wieder über die Mitverantwortung der Männer für ihre Kinder, auch das trage ich mit.
Aber all das ist ein aufgesetztes Ideal, ohne dass die Grundlage dafür da ist: nämlich Frauen grundsätzlich unabhängig von ihrer familiären Situation als wichtiges Leistungspotential unserer Arbeitswelt zu sehen, die vor ihrer Mutterschaft gute Ausbildungen hatten und an knowhow etwas zu bieten haben. Haben sie Kinder, entsteht bei zuvielen das Bild über ihre Doppelbelastung, die an ihr zu haften scheint, wie bei einem Gliedmaßen-Behinderten, dem man den Umgang mit Computern nicht zutraut.
Ich habe den Verdacht, dass nachwievor in unserer Gesellschaft Mutterschaft idealisiert wird. Es sind ja nicht einmal alle Frauen selbst dazu fähig von ihren behütenden Aufgaben locker loslassen zu können, geschweige denn zu delegieren. Es scheint keine selbstverständliche Vorstellung zu existieren, dass diese Wiedereinsteigerinnen schlichtweg ausgebildete Arbeitskräfte auf Arbeitssuche sind. Wiedereinsteigerinnen - hmm - das klingt für mich immer wie Haftentlassene… weißt Du was ich meine?
Wird je ein Mann gefragt, wer sich um die Kinder kümmert? Vollzeitangestellte immer!

Und Du schreibst:

Kinderlose freut sich schließlich auch über einen Job. Es ist
nunmal so, dass sich auf viele Jobs Zig Leute bewerben, die
auch durchaus qualifiziert wären. Also nimmt man diejenige
oder denjenige, der auch beim „Drumherum“ am geeignetsten
erscheint, und das sind nunmal tatsächlich nicht Frauen
mit Kindern.

Das ist ja auch absolut ok. Ich habe mir bei meinen Bewerbungen immer Fairness gewünscht. Es ist für mich kein Problem, wenn ein Arbeitgeber ganz bestimmte Vorstellungen zu der Verfügbarkeit seiner Kräfte hat. Es bleibt einem nur noch zu dealen, ob nicht die eine oder andere Arbeitszeit vielleicht nicht doch noch möglich ist. Aber diese Verfügbarkeit ist so vorrangig, dass es manchen Arbeitgebern absolut egal zu sein scheint, was die Person jemals gelernt oder getan hat. Hat sie Zeit, ist alles ok. Der Rest gibt sich. Diese Einstellung verstehe ich aus betriebstwirtschaftlicher Hinsicht nicht.
Klar, wenn genügend Bewerber da sind, die Zeit haben und gut sind, dann ist das alles kein Thema mehr.

Um zum Schluß zu kommen:
Der Ruf nach gesellschaftl. organisierter Kinderbetreuung ist einer von vielen Aufgaben, die zu dem Engagement gehören, die berufliche Integration von Frauen zu verbessern. Und ich halte diese besagte Aufgabe für nicht die Wichtigste, weil dafür eine bestimmte Grundeinstellung notwendig ist, die ich bei uns allen nicht erkennen kann.

viele Grüße
Claudia
ps. achja, auch Dir ein gutes neues Jahr - falls wir uns nicht mehr lesen sollten :smile:

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Hallo Sylvia,

auch ich fand Deinen Betrag sehr interessant. Und ich möchte etwas dazu schreiben.

Ich verfolge Eure Diskussion interessiert. Beide erwähnt Ihr
Aspekte, die ich auch so sehe. Mir fehlt aber ein ganz
wichtiger Punkt, nicht nur hier, sondern insgesamt in der
Feminismus-Diskussion:

Kindererziehung ist auch Arbeit !

In der Tat. Und wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass Kinder eine gewisse Menge Familienleben brauchen, um eine gesunde Basis zum Erwachsenwerden zu erlangen. So gut kann keine Tagesmutter sein, dass sie Mutter oder Vater ersetzen kann. Mir ist schon klar, worauf Du hinaus wolltest.

Aber ich möchte gerne noch ein paar andere Gesichtspunkte dazu setzen:
Die Arbeit der Eltern ist wichtig, aber nicht automatisch eine Berufung. Es mag wohl Frauen und Männer geben, die sich für ihren Alltag nichts anderes vorstellen können, als nur um die Kinder zu kümmern. Aber so viele sind es nicht. Warum auch immer, die Männer sind in Deutschland nach wie vor die Hauptverdiener, und gehen ihren Berufen nach (als Handwerker, Kaufleute, Wissenschaftler, Beamte - je nach Ausbildung und Neigung), und die Frauen gehen ihrer Mutterschaft nach (egal ob sie Handwerker, Kaufleute, Wissenschaftler oder Beamte sind) - unabhängig von ihrer Ausbildung und Neigung. In den meisten Fällen verdienen sie so nebenbei Geld zum Familieneinkommen dazu, seltenst in ihrem Beruf, als Angelernte dazwischen geschoben wie es in ihre „freie“ Zeit paßt zu traurigen Konditionen.
Und schon haben wir die Quittung dafür: eine gut ausgebildete junge Frau entscheidet sich heute eher für Beruf als für Mutterschaft, weil sie nur die Wahl für eines von beiden hat.
Es ist unattraktiv Kinder zu haben. Wer sich um Kinder kümmert, hat keine Zeit und Gelegenheit zum Geld verdienen. Wer Kinder hat, muß mit weniger Geld auskommen, und kann sich selten Wohlstand und noch weniger ein finanzielles Polster für´s Alter leisten, außer der Hauptverdiener verdient genug für alle - in Zeiten wo Beziehungen so schlecht halten wie noch nie.

Ich will hier nicht mit schwarzer Farbe schauerliche Bilder heraufbeschwören, immerhin stehe ich uneingeschränkt dazu Kinder zu haben, und könnte sie von meinem Leben nicht wegdenken - mir würde etwas Wichtiges in meinem Leben fehlen. Und genau das macht mich auch so traurig für meine Töchter, die jetzt schon davon träumen selbst einmal Kinder zu haben. Ich werde dafür sorgen, dass sie eine gute Ausbildung haben, in welchem Beruf sie auch immer wollen. Mir schweben auch Auslandsaufenthalte für sie vor, die ich ihnen finanzieren werde, wenn ich kann.
Und eines Tages werden sie wie ich seßhaft, haben einen Mann und Kinder, und all ihre Talente, Fähigkeiten und nicht ausgeschöpfte Potentiale liegen brach oder verschwinden, und sie werden wie ich jahrelang Milch- und Apfelsaftlachen wegwischen, so wie all die anderen Muttis und Hausfrauen schon immer getan haben.
Das will unsere Gesellschaft? Und unsere Volkswirtschaft kann wirklich auf diese tüchtigen Frauen verzichten?
btw: der Hohn an der Sache ist, dass wir Deutschen außerdem keine besonders gute Voraussetzungen für Kinderfreundlichkeit haben.
Ich sehe nicht ein, als Oma meine Enkelkinder zu versorgen, nur damit meine Mühen um die Ausbildung meiner Töchter nicht umsonst waren. Da hätte mich der Staat sozusagen zweimal verladen: einmal als ich trotz Kinder versucht habe eine angemessene Stellung zu finden, und zum zweiten weil sich die Situation für Berufstätige in den folgenden Generationen nicht verbessert hat.

Wir alle müssen es irgendwann schaffen, dass wir ein vernünftiges Maß zur Berufstätigkeit und ein angemessenes Verhältnis zu unserer Nachkommenschaft bekommen. Da stimmt nichts mehr. Und das Übelste was uns passieren kann, ist dass wir in Elternschaft etwas sehen, das vorwiegend Probleme mit sich bringt.
Wenn wir unsere ganze Hoffnung in die Schaffung von besserer Kinderbetreuung setzen, dann besteht die Gefahr, dass wir als Gesellschaft unsere Sichtweise zu Kindern nicht verbessert haben. Im Gegenteil - da gebe ich Dir recht - abgeschobene Kinder dürfen nicht der Preis für das Glücksgefühl von Berufstätigkeit sein. Dazu sind zu wichtig, wenn nicht gar das Wichtigste.
Wenn schon ein gesellschaftlicher Umschwung, dann mit Anspruch und Intelligenz. Bei diesem Umschwung müssen alle hinfassen, nicht nur wir berufstätige Mütter.

viele Grüße
Claudia

Hallo an Stefanie und ebenfalls an alle anderen,

Im Prinzip enttäuscht mich diese Diskussion doch immer wieder,
und zwar aus folgenden Gründen:

Mich enttäuscht die Diskussion nur aus dem einen Grund noch nicht, weil sie immer wieder stattfindet. Das heißt: Es gibt immer noch oder auch immer wieder Menschen in diesem Land, die sich mit dem Status quo nicht zu frieden geben. Und nur so werden wir irgendwann eine Änderung auch herbeiführen können.

Übrigens habe ich im Laufe der aktuellen Diskussion mal wieder den Eindruck, dass Du, Stefanie, und Claudia gar nicht so weit voneinander stehen. Claudia klingt für mich mehr als die Frau, die enttäuscht ist, dass die Erfüllung des Kinderwunsches wirklich berufliche Nachteile hatte, während Du, Stefanie, Dich noch nicht ganz mit dem Verzicht auf Kinder zugunsten des berfulichen Erfolges abgefunden zu haben scheinst.

  • Es wird noch lange dauern, bis wir in Deutschland
    verlässliche Kinderbetreuung haben werden, so wie es sie z.B.
    in Frankreich oder Dänemark gibt, und zwar einfach, weil die
    Frauen selbst dies nicht wollen (ich glaube, da gibt es nicht
    viel herumzureden).

Ja, es wird lange dauern, aber nicht die Frauen sondern leider noch zu viele Frauen wollen es nicht anders. Dieses Verhalten wird man aber nur durch mühevolle Überzeugungsarbeit in Diskussionen ändern können.

Ändern wird sich vermutlich so bald nichts, obwohl alle von
einer Änderung nur profitieren könnten.

Ja, alle würden von einer Änderung profitieren. Und wenn ich mir Deutschland heute gegenüber dem Deutschland zu Zeiten meines Abiturs anschaue, so sehe ich doch, dass Änderungen möglich sein werden. Ja, ich erlaube mir sogar, zu hoffen, dass meine Tochter ihren Berufswunsch und die Kinder, die sie in die Welt setzen möchte, miteinander vereinbaren können wird.

Allerdings dürfen wir dabei auch nicht aus den Augen verlieren, dass wir auch noch eine Welt hinterlassen müssen - sowohl ökologisch als auch polkitisch gesehen, in die man auch Kinder setzen mag.

In diesem Sinne einen guten Rutsch an alle, die ich vorher nicht mehr lesen werde.

Gruß, Karin