Wiener Schnitzel kross?

Hallo Allerseits,

mich würde interessieren, ob ein !!echtes!! Wiener Kalbsschnitzel kross wird, wenn man es auf die wirklich klassische Art macht - ich glaube das ist in Butter o. ä.

Hintergrund, ich habe lt. Karte/Restaurant ein solches gegessen und die Panade war alles andere als kross. Das Fleisch an sich war nicht zäh aber machte einen ziemlich trockenen Eindruck. Das habe ich dem Restaurant so gesagt und deren Erklärungen kann ich nicht so recht folgen.

Deswegen hier die Frage an alle, die evtl. schon mal ein wirklich echtes Wiener Schnitzel gegessen haben - ohne wieder eine philosophische Diskussion anzustoßen.

Danke im Voraus.

MfG

AL

Servus,

in der Gastronomie ziemlich schwierig zeitlich abzustimmen, falls man nicht Figlmüller heißt und die Schnitzel wagenladungsweise fertigt: Sie sollten unmittelbar vom Panieren weg in die Pfanne; sobald sie ein Momenterl liegen, wird die Panade baatschig.

Die Abweichungen „zäh“ und „trocken“ liegen von der optimalen Temperatur in verschiedene Richtungen entfernt: Zu niedrige Temperatur lässt das Schnitzel gern austrocknen, zu hohe Temperatur macht tendenziell Schuhsohlen. Zu hohe Temperatur führt auch zu der dunklen, krossen Panade nach Art von Saskia’s Schnitzel’paradie’s, die außer ein klein wenig kokelig nach gar nichts schmeckt und einfach nur „knusprig“ ist.

Wobei das klassische Wiener Schnitzel für Reichsdeutsche grundsätzlich alle - auch negativen - Eigenschaften haben darf, von denen man annimmt, dass sie sie eh nicht merken („Göh ma, wos is - san S’ nöd dögudaant! Hobn Sü dös b’stölld oda Ü?“).

Schöne Grüße

MM

Eine Frage der Übung
Hi!

mich würde interessieren, ob ein !!echtes!! Wiener
Kalbsschnitzel kross wird, wenn man es auf die wirklich
klassische Art macht - ich glaube das ist in Butter o. ä.

Butterschmalz im besten Falle!

Hintergrund, ich habe lt. Karte/Restaurant ein solches
gegessen und die Panade war alles andere als kross.

Das kommt vom Workflow, wie der Aprilfisch schon schrieb… Vor und nach dem Braten darf nicht soviel Zeit vergehen. Und die Fetttemperatur muss stimmen.

Fleisch an sich war nicht zäh aber machte einen ziemlich
trockenen Eindruck.

Der Klassiker ist: Zu lang gebraten. Weil man ja nicht reingucken kann. Und weil die Schnitzel ja teilweise recht dünn geschnitten und geklopft werden, brauchen die ja nur sehr wenige Minuten in der Pfanne.

Das Ganze braucht vor allem Routine und Erfahrung. Meine ersten (Schweine-)schnitzel waren Schuhsohlen nicht unähnlich, labbrige oder abfallende Panade die Regel.
Inzwischen bekomm ich es meistens so hin, wie es sein soll: Innen richtig saftig, außen knusprig!

(gute Idee übrigens, das gibt es bei uns noch diese Woche)
Anschauungsobjekte übrigens hier:wink: Dort gibt es die besten Schnitzel der Welt!

Grüße
kernig

Hallo,

selbstverständlich wird ein echtes Wiener Schnitzel kross. Aber nicht kross im Sinne von beim drauf beißen wegspringender, harter Panade, sondern im Sinne von einem definierten, leicht knusprigen Widerstand beim Durchbeißen der Panade.

Das Ganze bekommt man hin, indem man zunächst einmal kein Schnitzel in der hierzulande üblichen Zentimeterdicke kauft, sondern die Schnitzel am besten selbst frisch vom Stück möglichst dünn herunter schneidet (klassisch wäre Schmetterlingsschnitt). Dann hat man auch die Faserrichtung im Griff, was an der Fleischtheke inzwischen leider nicht mehr unbedingt der Fall ist.

Dann wird auch das dünn gekaufte/geschnittene Schnitzel noch mal mit einem Plattiereisen zwischen zwei Folien geklopft (geriffelte Steakklopfer sind des Teufels). So hat man ein gutes Ausgangsprodukt für alles Folgende.

Wichtig ist jetzt, ganz straight zu arbeiten (und nicht zu versuchen, die Panade schon vorzubereiten). Also salzen, Mehl (am besten doppelgriffiges) gut andrücken, Rest abschlagen. Ei mit etwas Sahne verquirlt, richtige Brösel (und nicht diese Nuggets aus dem Karton) vorsichtig andrücken (haften müssen sie schon), und dann sofort in eine ausreichend große Pfanne mit soviel heißem Fett geben, dass das Schnitzel schwimmt. Da Rindertalg bei uns unüblich ist, Butterschmalz verwenden. Nach dem Wenden die fertig gebratene Seite immer wieder mit dem Bratfett übergießen (soufflieren) und in der Pfanne schwenken. Das löst die Panade etwas vom Fleisch und sorgt für die gewünschten „Wellen“. Dann sofort auf einen vorgewärmten Teller und auf den Tisch.

BTW: Im Zweifelsfall lieber zwei dünne, als ein dickes Schnitzel essen!

Gruß vom Wiz, der in Wien auch noch den Schnitzelwirt in der Neubaugasse empfehlen kann

Hallo, Wiz!

Genau so mach ich`s auch - etwas zu den Bröseln: ich mach die Brösel selber und reibe dafür trockene Semmeln. Mit gekauften Bröseln finde ich (und last not least auch meine Familie) die Panier nicht wirklich gut.

LG Mannema

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Hi,

der Ausdruck „kross“ ist mir in Verbindung mit einem Wienerschnitzel
noch nie begegnet. Im Süden Deutschlands kann ich ihn allenfalls
bei der Kruste eines Schweinsbraten anwenden, seit das Wort von Norden
importiert wurde.

Ein krosses Wienerschnitzel würde ich nicht mal meinem Hund geben!

Hallo,

ja, selber machen (geht mit der Küchenmaschine von alleine) oder die vom Bäcker aus echten Weißbrotresten gemachten meinte ich. Die „Nuggets“ aus dem Karton im Supermarkt sind ja keine „echten Brösel“ aus Weißbrot, sondern werden direkt aus den Rohzutaten produziert und haben daher eine ganz andere Struktur, Farbe, … Die erfüllen natürlich auch rein technisch ihren Zweck, aber liefern ein ganz anderes Ergebnis (mE deutlich schlechteres Ergebnis) als Panade. Zum Auflockern von Hackfleisch, … sind sie hingegen mE genauso gut geeignet wie echte Brösel.

Gruß vom Wiz

Hallo Allerseits,

vielen Dank für die vielen Infos.

Zwischenzeitlich habe ich auch meinen Bruder erreicht (gelernt in einem Sternerestaurant, einige Jahre in einem Sternerestaurant in Stockholm gearbeitet, ca. 15 Jahre eigenes gehobenes Restaurant in Stockholm). Und außerdem bei einem weiteren Probeessen ein krosses Wiener Schnitzel gegessen - das hätte jedem Hund geschmeckt…

Bruder: das Wiener Schnitzel muss kross sein (und mir ist es vollkommen egal, dass jemand hier wieder Haare spaltet; bis auf einen haben ja auch alle anderen gewußt was ich meinte).
Er beschrieb auch, dass es nicht einfach ist und hat auch gleich, über die originale Zubereitungsweise hinaus, einige Kniffe genannt.
Sein Fazit, wenn man es nicht kann oder auf Grund von was auch immer die Qualität nicht gehalten werden kann, soll man es eben nicht anbieten.

Bei meinem gestrigen Probeessen war das Wiener Schnitzel echt klasse. Schön dünn, nicht trocken, Panade kross. Wirklich gut.

Also nochmal vielen Dank für Eure Mühen.

MfG

AL

Servus,

der Ausdruck „kross“ ist mir in Verbindung mit einem
Wienerschnitzel
noch nie begegnet.

Nun ja, es muss einem ja nicht alles leibhaftig begegnet sein, worunter man sich bei einiger Fantasie das Richtige vorstellen kann.

Im UP war sehr deutlich erklärt, was gemeint war und im Duden ist neben der Tatsache „norddeutsch“ sehr wohl das auch für Österreich geltende Wort „knusprig“ als Synonym angeführt.

So, wie das Wienerschnitzel mitnichten aus Wien stammt, sondern via jüdischer und arabischer Tanten aus dem Orient, so haben wir Wiener auch nicht den alleineseligmachenden Anspruch darauf, ob es nun knusprig oder kross ist.

Aber dein Hund freut sich sicher immer, wenn dir ein Wort zum Mittagstisch oder zum Abendbrot nicht passt…*lach*

Lieben Gruß aus Wien, Maresa

I

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