Wienerisch: krammeln, dudeln, Kren, Gfreit, Gramme

In alten Wienerliedern finde ich einige Dialektausdrücke, die ich nicht verstehe und die in online-Dialektwörterbüchern nicht erklärt werden:

  1. „Wir Deutschmeisterbuam drahn um…dass’ krammelt und kracht.“
  2. Außerdem „dudeln“ die Buam: das normalen Vor-sich-hin-Spielen, -Pfeifen, -Singen oder Spezialbedeutung?
  3. „Für sowas [zB „an heurigen Wein“] bin i a Kren“.
    Kren als Meerrettich kenn ich, aber als Mensch? Dem Sinne nach: bin ich verrückt nach.
  4. Wenn das Geld verbraucht ist „fress ma Grammeln“ - offenbar etwas Billiges?
  5. „Wann der Wein verdirbt…is’s a Gfreit“? Eine Freud ist es ja offenbar nicht, sondern…?

Ich wüsste gern, was ich - auch Schrammelsänger - meinem Publikum vorsinge, und die wüssten’s auch gern.

Danke!

hi

  1. „Wir Deutschmeisterbuam drahn um…dass’ krammelt und
    kracht.“

Krammelt kann man am ehesten mit „lautem Geräusch“ übersetzen, zumindestens fällt mir auf die Schnelle nichts besseres ein.

  1. Außerdem „dudeln“ die Buam: das normalen
    Vor-sich-hin-Spielen, -Pfeifen, -Singen oder Spezialbedeutung?

Jein, das ist eher ein eintöniges vor sich hinspielen

http://de.thefreedictionary.com/dudeln

  1. „Für sowas [zB „an heurigen Wein“] bin i a Kren“.
    Kren als Meerrettich kenn ich, aber als Mensch? Dem Sinne
    nach: bin ich verrückt nach.

Ja, das kommt hin

Kren 1. Meerrettich; 2. Hochmut; 3. Jemand, der sich ausnutzen lässt, ein „Weh“; 4. seinen Kren dazugeben = einen mehr oder weniger unerwünschten Kommentar abgeben; 5. nobler Gast, der mit Geld um sich wirft; 6. „I bin a Kren von dem“ = „ich bin von ihm begeistert“; 7. einen Kren reißen = (sich) wichtig machen

  1. Wenn das Geld verbraucht ist „fress ma Grammeln“ - offenbar
    etwas Billiges?

http://www.ostarrichi.org/wort-630-at-Grammeln.html

Wobei Grammelknödel etwas sehr leckers sind *hungerbekomm*

  1. „Wann der Wein verdirbt…is’s a Gfreit“? Eine Freud ist es
    ja offenbar nicht, sondern…?

das heißt wohl eher g’fret und bedeutet in etwa, daß etwas ein Problem ist. Trifft es aber nicht zu 100 %.

Gruß
Edith

Hallo,

  1. „Wann der Wein verdirbt…is’s a Gfreit“? Eine Freud ist es
    ja offenbar nicht, sondern…?

das heißt wohl eher g’fret und bedeutet in etwa, daß etwas ein
Problem ist. Trifft es aber nicht zu 100 %.

„G(e)frett“ (von ahd. fratōn = wund machen, verletzen; dann auch reiben/scheuern ) kann je nach Region „Mühe/Plage“ bedeuten oder „Ärger/Missgeschick/Schwierigkeit“; siehe auch

http://www.ostarrichi.org/wort-3731-de-%C3%84rger%2C…
http://www.ostarrichi.org/wort-3501-de-Malheur%2C+Mi…
http://books.google.de/books?id=EJoVyz8_J14C&lpg=PA2…
http://books.google.de/books?id=uxpbAAAAQAAJ&lpg=PA6…

Gruß
Kreszenz

Hallo Mitanand,
in meiner oberbayrischen Heimat Oberbayern kenne ich es auch als Leid,
Ärger:
Mei Dokta is daa des a Gfrett,
i hob so koide Fiaß im Bett…

Sonntäglichen Gruß
Nastaly

Hallo,

Hier noch ein paar Ergänzungen zum Wiener Dialekt:

Krammeln wird meist weich, also grammeln, ausgesprochen und meint ein (lautes) mahlendes oder knirschendes Geräusch: beim handgeschalteten KFZ Getriebe grammelt es, wenn man schlecht kuppelt.

Dudeln ist auch eine Wiener Variante des Jodelns (kürzlich starb eine bekannte „Dudlerin“, Maly Nagl). Ausserdem wird auch Trinken so bezeichnet - siehe Markenname Almdudler; und „andudlt“ für betrunken.

Das Gfrett übersetze ich meist als Notlage, Zwangslage.

Es grüßt aus Wien

Der Daimio

Hallo!

  1. „Wir Deutschmeisterbuam drahn um…dass’ krammelt und
    kracht.“

Krammelt kann man am ehesten mit „lautem Geräusch“ übersetzen,
zumindestens fällt mir auf die Schnelle nichts besseres ein.

Vermutlich ist es identisch mit dem, was bei SCHMELLER „gramen, grameln“ heißt und erklärt wird als „die Zähne hörbar übereinander reiben, knirren, knirschen“.
Die Bedeutung hat sich vielleicht weiterentwickelt zu „lärmen, Krach machen“. In dieser Bedeutung kenne ich aus dem (Nieder-)Baierischen „kremme(l)n“.

  1. „Wann der Wein verdirbt…is’s a Gfreit“?

das heißt wohl eher g’fret und bedeutet in etwa, daß etwas ein
Problem ist. Trifft es aber nicht zu 100 %.

a Gfrett ist Not, Notlage, Leiden an Not, Plackerei u. ä.
Eine „Frettn“ war eine kleine Landwirtschaft, die gerade noch das Lebensnotwendige abwarf.
Gruß!
H.

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Duden / Herkunftswörterbuch:

» dudeln „schlecht musizieren“: Das seit dem 17. Jh. bezeugte Verb ist entweder lautnachmalend (vgl. den frühneuhd. Tanznamen ’Tutelei’ und das Schallwort ’dudel[dum]die’), oder es gehört zu der Instrumentenbezeichnung Dudelsack. Dieses als „Sackpfeife“ (spätmhd. sacphife) schon im Mittelalter bekannte, ursprünglich wohl indische Blasinstrument heißt poln., tschech. dudy, was auf türk. düdük „Flöte“ zurückgeht. Im 17. Jh. Erscheinen die dt. Bezeichnungen Dudei, Dudelbock, Dudelsack, von denen das letzte sich schließlich durchgesetzt hat.«
Gruß, Michl

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