Wieso bieten kaum Broker CFD oder Optionen auf Bitcoin?

Hallo,
über meinen Broker kann man zwar Bitcoin kaufen aber es werden keine Instrumente angeboten um auf Kursschwankungen bzw. einen Kursabsturz zu setzen. Wieso wird dies nicht getan?

Man bekommt das Gefühl dass Kleinanleger zwar Bitcoin kaufen dürfen um den Kurs nach oben zu treiben aber wenn die Blase platzt sollen möglichst nur die Profis profitieren…

Gibt es andere Gründe wieso ausgerechnet bei Bitcoin keine Optionen oder CFD angeboten werden?

Gruß
Desperado

Vielleicht hilft das: http://www.finanzen.net/nachricht/zertifikate/lizenz-erteilt-weg-fuer-handel-mit-bitcoin-optionen-frei-5597675

Grüße

P.S.: ich denke mal, die Profis sind noch etwas verhalten, da sie dieses Spielzeug für Nerds und illegale Geschäfte im „echten“ Bankgeschäft nichts zu suchen hat (und die Risiken unkalkulierbar erscheinen)

P.P.S.: ich weiß, dass sich in meinem P.S. polemische Formulierungen befinden.

Hallo,
also sollte mittlerweile der Weg für Optionen, CFD´s und andere Instrumente frei sein - aber wieso sollen diese nur für Großanleger verfügbar sein?

M.E. haben Kryptowährungen eine Zukunft aber was derzeit passiert ist eine typische Blase. Kein vernünftiger Anleger würde jetzt direkt Bitcoin kaufen sondern mit diversen Instrumenten darauf setzen. Aber Kleinanleger können eben nur genau das - Bitcoin direkt kaufen und damit potentiell viel Geld verlieren.

Wieso wird es zugelassen dass Kleinanleger von vorne herein nicht die gleichen Möglichkeiten haben wie Großanleger?

Gruß
Desperado

Vielleicht, und das ist wirklich nur Spekulation, weil sich mit dem Kleinvieh … äähh … Kleinanleger nur wenig Geld verdienen lässt.

Wenn man Finanzderivate in den Markt drücken möchte, muss man vorher die Risiken und Ausfallwahscheinlichkeiten kalkulieren. Nein, nicht für den (Klein)-Anleger, der soll ja gemolken werden, sondern die Risiken für den Emitenten. Schließlich bringt man sowas heraus, um Geld zu verdienen, nicht um es zu verbrennen.

Da aber die Computerwährungen als Phänomen noch recht neu sind, die Kursschwankungen in den ersten paar Jahren enorm waren, und die Nerd-Währung (zum Teil bis heute) von echten Bankiers rundweg abgelehnt werden, war es sicher recht schwierig, darauf auch noch Derivate aufzusetzen. Selbst der Handel mit dem Grundprodukt war und ist für viele Banken bis heute zu heiß.

Bei mir sind in der Nacht zur Bestätigung meiner Thesen und Vorurteile noch diese zwei Links eingetrudelt:

Postillion: Experten warnen: Bitcoin-Kurs steigt genau so lange, bis Sie investieren (Ja, Satire, aber mit wahrem Kern)

Heise Online: Finanzaufsicht warnt vor Bitcoin-Investments

Grüße

Hallo,
versetze Dich doch mal in die Lage der Anbieter. Du gehst Short, damit geht Dein Dealer die Gegenposition ein, geht also Long.

An echten Finanzmärkten wird diese Long-Position nun weiterverkauft oder anderweitig per Derivat oder Underlying ausgeglichen. Da Bitcoin aber eben nur physikalisch auf der Blockchain existiert und nicht einfach so geliehen oder per Versprechen erzeugt werden kann (genau das war ja der ursprüngliche Grund, Bitcoin zu entwickeln), muß Dein Dealer gegen Dich antreten und kann sich selbst im Risiko nicht begrenzen. Das einzige was bleibt, ist die Gegenposition gleich wieder öffentlich anzubieten, damit wird Dein Dealer zur Börse.

Die CME setzt in diesem Monat Futures auf ihren eigenen Bitcoin-Index auf. Damit hat zumindest jeder Privatanleger mit F&O-Depot (und auch jeder institutionelle Investor) Zugriff auf ein hochwertiges Derivat.

Das geht bei Aktien, Währungen oder Zinsen auch nicht (zumindest nicht durch einen „Broker“). Der ganz simple Grund ist, daß der Markt für Bitcoin weder liquide noch transparent noch reguliert genug ist, um damit geschäftsmäßig Handel in der beschriebenen Form zu betreiben. Jeder, der sich als Counterpart anbietet, hat ganz profan das Problem, daß er das Risiko nicht weghandeln kann (wie Du ja auch richtig schreibst) und daraus sitzen zu bleiben, ist angesichts der Kursschwankungen und sonstigen Risiken derzeit offensichtlich keine Option.

Das kann ja alles sein - aber wieso werden Großanlegern dann trotzdem diese Instrumente zur Verfügung gestellt während sie Kleinanlegern verweigert werden?

So sehe ich das auch - und deshalb ist es am schlauesten mit einem geringen Betrag in eine Option zu investieren um vom Anstieg der vor dem Absturz kommt noch ein wenig zu profitieren und beim Absturz nur einen kleinen Betrag zu verlieren.

Es müsste genug Marktteilnehmer geben die ein sprunghaftes Ansteigen des Kurses oder einen Totalabsturz in Kürze kommen sehen - also ideal um Wetten abzuschließen - wenn die Broker es anbieten würden…

Aktien kann man sich selbstredend leihen, Währungen ebenso. Bei Zinsen gibt es Zinsswaps. Als Gegenbeispiel würde ich natürlich Wetterderivate oder reale Volatilität akzeptieren.

Der Punkt (mein Punkt = Dein Punkt) ist, Kryptowährungen haben kein (Finanz-)Ökosystem, dessen man sich bedienen könnte, um Retailprodukte wie CFDs oder (Hebel-)Zertifikate aufzulegen.

Für klassisches Marketmaking fehlt die Liquidität, die Spreads an den meisten Coin-Börsen sind viel zu eng (gemessen am Risiko oder der Volatilität). Obendrein kommen noch systemexterne Risiken hinzu, z.B. IT-Sicherheit, Softwarebugs in den Ledgerprotokollen, die >50%-Attacke, usw. usw. Solche Risiken würde man als Cost-of-Carry abtun, aber mir sind bislang nicht einmal theoretische Modelle für diese bekannt.

Was spricht denn gegen den CME Futures-Kontrakt? Das ist doch nur ein Formular (und eventuell ein Brokerwechsel).

Mein „geht nicht“ bezog sich auf den Teil hinter dem „oder“. Aber alles gut: wir sind ja einer Meinung.

Ja stimmt, da hatte ich komplexere Instrumente im Kopf, Kalendarspreads, Optionen auf Futures, etc.

Da verkaufen Metro, Handelshof oder Printus ihre Produkte seit Jahrzehnten nur an Gewerbetreibende und weder Verbraucherzentralen noch Greenpeace noch die Vereinten Nationen schreiten ein. Wie kann das sein?

Nun, zunächst muß niemand einen Vertrag abschließen (wenn man von ganz wenigen Fällen von Kontrahierungszwang absieht), den er nicht abschließen will). In Deutschland muß man natürlich auch noch schauen, daß man mit dem AGG nicht in Konflikt gerät, d.h. man sollte Juden, Schwule oder Behinderte nicht unbedingt qua AGB ausschließen. Selbst letzteres trifft auf private Bitcoin-Investoren aber im allgemeinen nicht zu, so daß das AGG hier auch nicht schlägt (im Ausland ja eh nicht).

Zweitens ist es natürlich so, daß größere Kunden für einen Anbieter häufig Vorteile aufweisen. Sie nehmen größere Stückzahlen ab, sind in der Abwicklung professioneller und stellen in der Regel auch nicht ständig Verschwörungstheorien auf, wenn es mal nicht so läuft wie sie es gedacht haben. Hinzu kommt, daß mit dem Kauf von Derivaten u.U. Nachschußpflichten verbunden sind und da geht man tatsächlich frecherweise davon aus, daß Allianz & Co. etwas kapitalkräftiger sind als Stefan Hempl oder Lieschen Müller.

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Und wieso dürfen Kleinanleger dann überhaupt Bitcoins kaufen wenn sie angeblich so schwierige und unprofitable Kunden sind? Wieso dürfen sie allgemein Optionen und andere Instrumente kaufen nur nicht bei Bitcoin?

Ein Großanleger kann mit einem geringen Betrag durch Optionen auf steigende Kurse setzen. Er gewinnt und kann das gleiche wieder tun - und wieder und wieder und wieder. Eben bis die Blase platzt. Dann hat er aber auch nur einen kleinen Betrag verloren (naemlich die Kosten fuer die Option) aber davor oft gewonnen. Ein Kleinanleger kann einfach nur Bitcoin kaufen und hat somit das volle Verlustrisiko. Somit kann ein Kleinanleger nur hochriskante Investitionen tätigen während Großanleger auf relativ sichere Art Geld verdienen können. Das ist natürlich praktisch für Großanleger - aber wieso läßt die Politik diese Ungleichbehandlung zu?

Ob Lieschen Müller oder Investmentbanken wie Lehman Brothers, Bear Stearns (oh, die sind ja pleite gegangen…) finanzkräftigere Kunden sind?

Privatanleger dürfen auch Bitcoin-Derivate kaufen, wenn sie einen Anbieter finden. Warum es derzeit keine gibt, steht in meinem vorherigen Artikel.

Ende.

WENN es Anbieter gibt - das ist der Punkt.

Ignorierst Du mich? In 17 Tagen geht’s los: http://www.cmegroup.com/media-room/press-releases/2017/12/01/cme_group_self-certifiesbitcoinfuturestolaunchdec18.html

Also nicht meckern, sondern handeln (im doppelten Sinne).

Nicht nur so genannte Anleger dürfen Euro in Bitcoin tauschen - ein jeder darf das. Schließlich sind sie ein Zahlungsmittel. In ein paar Szene-Kneipen in Berlin kann ma seinen Drink mit Bitcoin bezahlen.

Niemand zwingt Dich, mit Währungen zu spekulieren. Du könntest Dein Geld auch in Grund und Boden investieren. Sicherer und auf Dauer profitabler kann man sein Geld nicht anwenden.

Jeder Händler kann sich seine Kunden aussuchen. Niemand muss alle seine Produkte an alle möglichen Kunden verkaufen.

Oder, um es mal ganz provokativ zu sagen: es gibt auch genügend andere Möglichkeiten, sein Geld zu verspielen. Dafür muss „die Politik“ gar nicht in die Freiheiten der Händler eingreifen.

Wenn die meisten Broker es nicht anbieten bringt dies dem Kleinanleger auch nicht viel.