Wieso der Absturz der japanischen Börse?

Hallo,
eine minimale Leitzinserhöhung, ein paar schlechte Nachrichten aus der Wirtschaft und eine Warren Buffet, der viele der Aktienbestände seines Fonds verkauft - und schon geraten Kleinanleger ins Schwitzen und verkaufen ihre Wertpapiere (um sie evtl. gleich wieder am Tag darauf teurer zu erwerben).

Ist es Zufall oder haben ein paar Großaktionäre die Situation genutzt um erst die Kurse einbrechen zu lassen und dann wieder einzukaufen?

Gruß
Desperado

Alles möglich.
Weil viele Kleinaktionäre doof sind machen die Großen Gewinn.
Wie war das doch gleich? Geld hat die Tendenz, von niedriger Intelligenz zu höherer zu wandern.

Da bin ich zum Glück raus, bin viel zu doof. Deshalb bleibt mir viel Ärger erspart.

bist Du einer von denen? Ich frage, weil Du offenbar da genau bescheid weißt?
Zur Frage: wäre möglich… aber wer weiß das schon…? Im Zweifel ist die Antwort: 42

  1. Kurse „einbrechen“ zu lassen kostet viel Geld.
  2. Wenn ich meine Position verkaufe und infolgedessen der Kurs um x einbricht, warum sollte der Kurs nicht auch um x steigen, wenn ich die Position wieder aufbaue?
  3. Kleinanleger sind sicher nicht schuld am Kurseinbruch, sondern Margin Calls. Der normale Carry-Trade wäre: JPY leihen, USD kaufen, US-Zinspapiere kaufen. Offensichtlich wurde hier eine Variante gespielt, die statt der Zinspapiere vermehrt in US-Aktientitel investiert. Wenn nun die JPY-Leihe teurer würde, USDJPY fiele, oder US-Aktien verlieren, dann muß ich da etwas ausgleichen (JPY-Leihe reduzieren, USD verkaufen, Aktien verkaufen). Wenn alle drei Punkte gleichzeitig eintreffen, dann wird das eben umso heftiger.

Zunächst einmal ist das nur der vorläufige Höhepunkt einer Entwicklung, die in etwa seit einem Monat im Gange ist:

Und wie sehr oft, gibt es mehrere Gründe:

  • aus Sicht Japans ungünstige Entwicklung des Außenwertes des Yen
  • Kriegsgefahr im Nahen/Mittleren Osten
  • Sorge vor einer Wirtschaftskrise in den USA
  • Kurseinbruch bei den Kryptos

Maurice Höfgen, einer meiner Lieblingsökonomen macht dafür drei Gründe aus:

  1. Wechselkurs - die Zinswende in Japan treibt den Wechselkurs nach oben, was die Exportaussichten der japanischen Wirtschaft verschlechtert.

  2. Carry-Trades - letztlich Geschäfte mit unterschiedlichen Zinsen, man leiht sich in Japan billig Geld und legt das an und macht Gewinne mit den Zinsdifferenzen

  3. Ineffiziente Finanzmärkte, die oft von irrationalen Handlungen getrieben werden. Panikverkäufe senken Preise, was weitere Panikverkäufe nach sich zieht. Meine persönliche Vermutung ist, dass da inzwischen auch eine Reihe von ETF automatisch panisch reagieren…

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und ich frage mich auch, ob es Zufall ist, dass die unter den verglichenen Volkswirtschaften von der Sperrung des Roten Meers und damit der Suez-Route am wenigsten Betroffene die geringsten Einbrüche zeigt. Seltsam, dass kaum mehr was davon zu lesen ist, dass die Handelsschiffahrt zwischen Europa und dem Orient wieder fährt, wie sie bis 1869 gefahren ist…

Schöne Grüße

MM

Temporäre Hemmnisse spiegeln sich meist nur sehr gering in den zukunftsorientierten Aktienkursen wieder.

Ob man die Verlängerung der Dauer einer Reise z.B. von Antwerpen nach Dubai um etwa die Hälfte und entsprechend höhere Frachtraten, ferner einen ziemlich schmerzhaften Mangel an verfügbaren Containern, der damit zu tun hat, dass eben sehr viel mehr davon auf See sein müssen, um die gleiche Kapazität zur Verfügung zu stellen, die seit mittlerweile neun Monaten andauern und von denen noch niemand sagen kann, wie lange sie noch dauern werden (außer vielleicht „wenn man sich anschaut, wie ‚unsere‘ Fregatte zwar laut Fanfarenschmetternd, aber im Grund mit eingezogenem Schwanz winselnd wieder nach Hause kam, sicher noch ziemlich bis sehr lange“) tatsächlich als

zutreffend einschätzt, sei dahingestellt.

Auch, in welche Zukunft Aktienkurse orientiert sind, wenn das wirtschaftliche Geschehen des kommenden Dreivierteljahres angeblich keinen Einfluss auf sie hat.

BTW: Wie kommt es eigentlich, dass die Huthi-Armee nicht von „uns“ bzw. „unseren Verbündeten“ mal eben conventrriiierrrt worden ist und mittlerweile daran gegangen ist, ihrerseits amerikanische Drohnen abzuschießen?

Schöne Grüße

MM

Die Probleme die Du beschreibst sind der Garant dafür, dass Unternehmen mit guten Kontakten zu Regierungen dafür sorgen, dass dieses Hemmnis temporärer Natur sein wird.

Nur geht das derzeit eben nicht, denn die USA und andere westliche Staaten müssen gerade ihren Bürgern verkaufen, dass die Steuergelder für Kriege in der Ukraine und in Israel ausgegeben werden müssen, da macht es sich kurz vor der Wahl nicht gut, wenn man sich auch noch in einen weiteren Krieg einmischt.

in der Tat - man sieht das deutlich an der erfolgreichen Aktivität der Regierung Ägyptens, der mal eben die wesentliche Einnahmequelle ihres Landes weggebröselt ist und die meines Wissens keine allzu umfangreichen Steuergelder an die Ukraine verkauft bzw. sich in irgendwelche Kriege einmischt, sondern ganz schlicht in Richtung Pleite marschiert.

Wenn Du magst, kannst Du ja mal das nebulöse „temporär“ konkret benennen: Ab welcher Dauer (sowohl ex ante als auch ex post) beginnt ein Hemmnis für das wirtschaftliche Geschehen sich auf Börsenkurse auszuwirken?

Du wirst verstehen, ich bin halt ein dicker dummer Bauer in der Futtermittelindustrie, bei uns werden die Warenterminkurse für Mais, Weizen und Soja ausschließlich von Faktoren beeinflusst, die maximal sechs bis sieben, in Ausnahmen vielleicht auch mal zwölf Monate vor den Ernten in den Haupterzeugergebieten liegen. Wenn wir da Kontrakte frei Schnauze nach Gefühl und übern Daumen gepeilt machen würden, nach dem Prinzip „Ach was! Was schert mich die Ausweitung der Strafzölle gegen russische Produkte und die prognostizierte Missernte in Frankreich, ist doch alles bloß temporär!“ und nicht ab und zu (um ehrlich zu sein: täglich) die Warenterminbörsen anzuschauen, wären wir ziemlich bald pleite.

Von daher überrascht es mich schon, dass z.B. die Baisse im Absatz von E-Autos, der weitgehende Stillstand im Hochbau und der Kampf der BASF mit Energiepreisen und Haustarifen als nur temporäre Erscheinungen keinerlei Auswirkung auf die Entwicklung des DAX haben sollen. Aber es ist sicher so, wie Du sagst - da täte es mich jetzt interessieren, wie lange ein negativer Einfluss auf das Wirtschaftsgeschehen dauert, damit er nicht mehr temporär ist, sondern an den Börsen ernst genommen wird: Eher zwei Jahre oder eher fünfzehn Jahre? Wie ist das denn wirklich?

Schöne Grüße

MM

Um die geht es nicht sondern um Regierungen welche die finanziellen und militärischen Möglichkeiten haben.

Darum geht es auch nicht.

Ja, das verstehe ich.

Unter temporären Ereignissen verstehe ich keinen bestimmten Zeitraum sondern ein Zustand, der wahrscheinlich nicht permanent andauern wird. Viele Unternehmen wären in der aktuellen Hochzinsphase nicht wirtschaftlich - der Kurs ist trotzdem nicht bei 0 weil die Anleger auf Zinssenkungen spekulieren.

Ah, ok.

Also sowas wie Leitzinsen, Geldmengenpolitik, Rohstoffpreise, Entwicklung der Nachfrage nach Investitions- und Konsumgütern, Krisen und Kriege, Ausgang der Wahl des POTUS und dergleichen.

Gut zu wissen, dass das alles keinen Einfluss auf das Börsengeschehen hat.

Aber mal ne Frage: Was hat denn einen Einfluss darauf?

Habe nie behauptet, dass es keinen Einfluss hat, sondern ein Beispiel gebracht, dass belegt, dass der Markt eben nach vorne schaut.

Alles, die Frage ist eben, wie groß dieser Einfluss ist.

Ein Faktor der für eine permanente Veränderung der Nachfrage sorgt ist die Demographie der meisten halbwegs wohlhabenden Staaten. Wie ich bereits in einem anderen Beitrag erläutert habe, verkauft ein Hersteller eben viel weniger wenn die Bevölkerung in den Ländern zurückgeht die sich seine Produkte leisten können und vor allem in den Ländern wächst, die absehbar kein Geld für Konsum haben.

Aber Du hattest doch eben erklärt, dass er das nicht tut, wenn das, was sich beim Schauen zeigt, nur temporär ist.

Deswegen nochmal:

Wie lang ist die Dauer eines negativen Einflusses auf die Konjunktur mindestens, damit sie beim Nachvorneschauen berücksichtigt wird?

Bisher hast Du nur gesagt, dass sie voraussichtlich länger als die kommenden zwölf Monate sein muss, um sich auf das Geschehen an der Börse auszuwirken.

D.h. sowas wie Leitzinsen und vermutlich auch die aktuellen Kriege scheiden schon mal aus.

Reichen zwanzig Monate? vierundzwanzig? sechsunddreißig?

Wo soll ich das von mir gegeben haben?

Du gibst Dir mal wieder alle Mühe mich nicht zu verstehen.

Übrigens:

Temporär bedeutet so viel wie

zeitweilig (auftretend); vorübergehend

(hab ich bei Konrad Duden geklaut)

Schöne Grüße

MM

Wer hätte das gedacht…

Gerade bei Heise gelesen:

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