Wieso der ÖPNV für Radfahrer keine Option ist

Da dann les doch nochmal genau nach:
https://www.vgn.de/tickets/

37,90 pro Monat für das Jahresabo ab 9 Uhr versus 73,40 Euro für die Monatskarte ab 9 Uhr.

Wenn die Regierung beschließt, dass ab jetzt die Mehrwertsteuer 150% für alles beträgt aber es für viele Güter eine Ausnahme gibt - würdest Du das dann auch als Nachlass interpretieren? Oder klingt es in Deinen Ohren besser, wenn nur auf einige Güter eine hohe Mehrwertsteuer eingeführt wird? Oder sollte man diese auf 3000% erhöhen aber für jeden eine Ausnahme machen damit jeder zu den Nutznießern dieses „Nachlasses“ wird?

Das eine Ticket ist für eine Person, das andere für bis zu sechs Personen. Das für die Monatskarte vergleichbare Produkt wäre das JahresAbo Plus für 67,50. Aufschlag (wenn man so rechnen will): 8,7%.

Es ist eine Erhöhung, aber es gibt einen Nachlaß für bestimmte Produkte. Wobei das Beispiel hinkt: es gibt bei der Energiesteuer keinen Nachlaß für viele Produkte, sondern für einige wenige. Oder anders herum: die Energiesteuer wird nicht auf alles erhoben, sondern auf Energieträger.

Und wieso gibt es dann keine Monatskarte für nur eine Person? Weil der Verkehrsverbund eben genau weiß, dass viele eben diese Option wählen würden wenn es sie denn gäbe und niemand mehr die Monatskarte für 2 Personen (und 4 Kinder).

Ist mir egal. Wenn es Dich interessiert, frag beim VGN nach. Mich interessiert nur, daß der Ausgangspunkt der ganzen Debatte falsch war, was ich mir von Anfang an dachte.

Und es geht weiter…

Der Ausgangspunkt war, dass eine Person, die im Sommer mit dem Rad und im Winter mit dem ÖPNV fahren möchte, dies nicht wirtschaftlich sinnvoll tun kann weil Monatskarten für ein halbes Jahr fast so teuer sind wie eine Jahreskarte - und genau so ist es auch. Was hat die Person davon, dass man mit der Monatskarte noch eine andere Person und 4 Kinder mitnehmen könnte wenn er dies nicht braucht?

Der Ausgangspunkt war:
„die dann pro Monat teilweise fast doppelt so teuer sind wie eine vergleichbare Jahreskarte.“

Was Du rausgekramt hast, ist keine vergleichbare Karte. Und nochmal zum Mitschreiben: ein Monatspreis von 80 Euro ist normal - auch für den kleinsten Tarifbereich. Es ist normal - in ganz Deutschland und sogar im Abo. Du vergleichst ein superduper preisreduziertes Sondermodell mit einem völlig anderen Tarif. Dieses superduper preisreduzierte Sondermodell richtet sich nicht an Pendler, sondern an Rentner und Arbeitslose. Natürlich ist das billiger als das normale Monatsticket, das für Pendler gedacht ist. Und ja: die wagen es, dieses superduper preisreduzierte Ticket nur im Jahresabo anzubieten. Ist aber deren Sache und es ist ja - wie Du richtig sagst - im Jahresabo immer noch billiger als elf- oder zehnmal das nächstbillige Monatsticket.

Aber das ist alles nicht das, was der eigentliche Maßstab ist. Normal sind ungefähr 80 Euro im Monat als Pendlerticket. Das ist der Normalpreis. Alles andere ist Nettigkeit für Nicht-Pendler. Auch für Schüler gibt’s Rabatte- schon gesehen? Die zahlen monatlich sogar nur 20,70 Euro. Nur ein Schwachsinniger käme auf den Gedanken, diesen Preis als Ausgangspunkt seiner Überlegungen dafür zu nehmen, was denn wohl ein Monatsticket für Pendler kosten sollte.

Noch einmal: 80 Euro +/-10% im Monat sind normal; im VRR, im VRS, im RMV, im MVV usw. In jedem Ballungsraum kostet es einen Betrag in dieser Größenordnung, wenn man eine Monatskarte haben will, die im (erweiterten) Innenstadtbereich gilt und das nicht nur ab 9, sondern rund um die Uhr. Völlig normal. Und Du ziehst als Maßstab ein - nennen wir es ruhig mal so - Sozialticket heran. Das ist - mit Verlaub - voll daneben. Das ist in etwa so als würdest Du Dich darüber beklagen, daß man als gesunder Arbeitnehmer mittleren Alters einen Aufschlag im Museum ggü. dem bezahlen muß, was eine Gruppe behinderter Rentner bezahlen muß.

1 Like

Die Jahres bzw. Monatskarte die ab 9 Uhr gilt ist aber kein Sozialticket und auch nicht auf Rentner usw. beschränkt. Genug Hausfrauen, Gleitzeitarbeitskräfte oder Personen die anderweitig in die Arbeitsstätte kommen aber in der Freizeit den ÖPNV nutzen wollen profitieren davon.

Von einem Sozialtarif kann keine Rede sein, vor allem weil ein echter Sozialtarif, z.B. für Azubis, sogar noch teuerer als das Jahresticket ab 9 Uhr ist: https://www.vgn.de/tickets/monatswertmarke-ausbildung/

Was angemessene Kosten für den ÖPNV sind ist eine andere Debatte, von gratis bis zur Abschaffung der Subventionen und der damit einhergehenden drastischen Verteuerung dürfte es Argumente für jede Meinung geben - was gerne an anderer Stelle diskutiert werden kann.

Es ist schon erstaunlich, wie sehr jemand die Worte eines Dritten auf die Goldwaage legen möchte (und dabei aber geflissentlich über das tatsächlich Geschriebene hinwegsieht), gleichzeitig aber nicht auf das festgelegt werden möchte, was er selber schreibt.

Fakt bleibt doch: Dieser Verkehrsverbund (und wahrscheinlich viele andere) hat eine Fahrpreisgestaltung die eher der Gewinnmaximierung anstatt dem Umwelt- und sozialen Gedanken nutzt - sonst würde man die Ticketoptionen fahrradfreundlicher gestalten.

Bei Unternehmen die zum Großteil aus Subventionen finanziert werden würde ich mir mehr politischen Einfluß und eine dahergehende andere Unternehmenspolitik wünschen.