Wieso die Bahnstrecke von China nach Europa?

Politik Auslandspolitik
#1

Hallo,
vor einigen Jahrzehnten wuerde ich eine Bahntrasse von China nach Europa als kluge Investition sehen um den Export zu unterstuetzen. Aber jetzt? Chinas Rolle als Billiglohnland mit zugehoeriger Massenproduktion neigt sich dem Ende zu. So wird versucht auf hochtechnologische Exportprodukte zu setzen (Klasse statt Masse, so aehnlich wie Deutschland) und die Binnennachfrage anzukurbeln. Da gibt es wenig Sinn die Transportwege fuer Massenprodukte auszubauen.

Ist die neue (rund 900 Milliarden teuere) Seidenstrasse nur der klaegliche Versuch durch Infrastrukturinvestitionen die Wirtschaft wieder in Gang zu bringen?

Dabei stellt sich natuerlich die Frage wie es um die Zukunftsaussichten Chinas steht.

Gruss
Desperado

#2

Da wird man sich mal damit beschäftigen müssen, was so alles hin- und hertransportiert werden soll. Geben tut es das ja schon. Anders als bei Pipelines geht es hier ja auch in beide Richtungen. Der Bahntransport ist sicher schneller als der per See und günstiger als der per Luft. Bleibt noch die Frage der Sicherheit. Seewege sollen da durchaus einige Probleme aufweisen - Piraterie usw. Der Landweg würde vorwiegend über Russland laufen. Da hat es selbst zu tiefsten Zeiten des kalten Krieges kaum Probleme gegeben. Die Chinesen werden da sicher auch nicht nur auf ein Pferd setzen.
Außerdem sind die 900 Milliarden Dollar nicht bloß für die Bahnstrecke und dss Projekt Seidenstraße auch nicht nur für den Austausch zwischen China und Europa gedacht. Da geht es wohl um alle möglichen Transportwege und auch um mehr Länder. Vielleicht spielen auch noch ökologische Komponenten in die Überlegungen hinein. Und nicht zuletzt spielen bei China vielleicht Gewinne nicht die alles entscheidende Rolle. Vielleicht will man sich da auch ein Denkmal setzen.
Und auch wenn man in China in Zukunft auf Klasse setzt, spricht doch nichts dagegen die auch per Bahn zu transportieren? Und wenn eine Miiliarde Menschen mal Klasse nachfragt, ist das sicher auch eine ganze Menge.

#3

Hi,

die Trassen gibt es schon lange. Nur war bis vor kurzem (schätzungsweise Ende 2016) der breiten Öffentlichkeit dieses nicht wirklich bekannt, erst langsam wird sich Otto-Normalkäufer dessen gewahr.

Für reine Massenprodukte taugt der Zug nichts, es wird nur in 40’HQ Containern verladen, die Züge sind, im Gegensatz zu Schiffen, auch von der Ladekapazität deutlich kleiner, die Preise sind natürlich höher. Just-in-time vernünftig organisiert bedeutet dann Schiff.

Dafür ist die Laufzeit von ca. 15-18 Tagen ex Nordchina (Beijing-Region) gegenüber 40 Tagen per Schiff deutlich attraktiver. Noch dazu sind die Kosten geringer als in der Luftfracht.

Hochtechnologische Exportprodukte, nennen wir es hier mal iPhone, kann man so zu einer deutlich attraktiveren Transportmarge in akzeptabler Zeit auf den Markt werfen…

Ich transportiere inzwischen so einiges auf dem Landweg… (nein, keine Telefone)

#4

Hallo,
in der Frage wird voausgesetzt, zwischen den Endpunkten soll es eine Differenz des technischen Niveaus geben. Sehe ich anders. Auch gleiches Niveau erfordert Handelsaustausch. Weshalb gibt es Bahnschienen zwischen Spanien und Polen?
A Um spanische Autos zu bewegen. Und nicht nur nach Polen, auch…
B …in die Laender dazwischen. Spanische Autos werden in Frankreich und in Deutschland angeboten. Beispiele Ford Connect, Citroen Berlingo
C Ebenso in der Gegenrichtung. Auch in Polen werden Autos hergestellt. Die dort produzierten Fahrzeuge werden in die Gegenrichtung zu den Maerkten bewegt. Beispiel VW Caddy
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Ein Wirtschaftsraum waechst generell gut zusammen bei guten Transportwegen. An der Seidenstrasse betrifft dies einige Laender, einige Staaten. Es wird auch nicht bei einer einzigen Schiene bleiben. Wie es in Deutschland ebenso nicht EINE Schiene von Nord nach Sued gibt.
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Wirtschftsaustausch wirkt generell friedensfoerdernd. Darf man zu einer europ. Union auch von einer Seidenstrassen-Union traeumen?
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Ueberraschend ist an der neuen Seidenstrasse die startegische, die langfristig ausgerichtete Sicht. Etwas „auf Schiene setzen“ was langsam beginnt, stueckweise erweiterbar ist, und langfristig gut werden muesste, passt nicht zu unserem Politikverhalten. Wir schauen zu konzentriert auf heute und morgen, drehen an Details und sonst nichts / zu wenig. Wie wir in 30 / 50 Jahren leben wollen und was dafuer heute zu tun waere, ist in Deutschalang kein oder zu wenig Thema. So denken wir normal nicht.
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Gruss Helmut

#5

hier mal ein Wiki-Link

#6

???

Jining, wo die Transmong an das chinesische Eisenbahnnetz anschließt, wurde beim Bau der Transmong 1961 erreicht. Es ist schon ein kleines Weilchen, dass da Züge fahren. Beiläufig ganz ordentlich ausgelastete:

Schöne Grüße

MM

#7

Wie soll ein Zug nur für Massenprodukte gut sein, ein Schiff aber auch für High Tech? China muss die Wirtschaft nicht in gang bringen, die läuft schon seit Jahrzehnten viel zu gut.

#8

China will ganz einfach im gesamten asiatischen Raum eine Vormachtstellung erlangen und langfristig die USA vom ersten Platz als Supermacht verdrängen.

Nach USD auf Platz 3 mit Wachstumsraten, die den Platz 1 in etwas mehr als einem Jahrzehnt verheissen. Nach Kaufkraft belegen sie bereits den ersten Platz.

Gruß
vdmaster