Desperado:
Aber wieso geht es einem Exportland wie Deutschland wirtschaftlich gut wenn die meisten Abnehmerlaender eher in eine Rezession rutschen bzw. schon dort sind?
Es sind weder die meisten noch die wichtigsten Abnehmerländer in der Rezession. Eigentlich befindet sich überhaupt kein wichtiges Abnehmerland in einer Rezession. https://de.wikipedia.org/wiki/Konjunktur#Rezession_.28Abschwung.29****
Das hab ich auch nicht geschrieben, bitte genau lesen.
Vielmehr reden wir hier von rückläufigen Wachstumsraten, was nichts anderes heißt, als daß die Wirtschaften immer noch wachsen - nur eben langsamer.
Und was bedeutet es langfristig wenn das Wirtschaftswachstum Jahr fuer Jahr abnimmt - dass es irgendwann negativ ist…
Nicht die Länder sind Abnehmer, sondern die Unternehmen und Privatpersonen. So lange das, was die deutschen Unternehmen exportieren, nachgefragt wird, kann die Wirtschaft des jeweiligen Landes taumeln oder am Boden liegen.
Das mag fuer einige Luxusgueter gelten deren Zielgruppe es gar nicht merkt ob sie ein paar Prozent mehr oder weniger Einkommen hat. Die meisten deutschen Exportprodukte sind Produktionsbedarf und Autos fuer die Mittelschicht - und da muesste Deutschland z.B. die schlechte Wirtschaftslage in China deutlich spueren.
Desperado:
Die Binnennachfrage sehe ich auch kritisch, die Verbraucher sind naemlich veraengstigt, ansonsten waere die Nachfrage nach physischem Gold bei Privatpersonen (in der EU und den USA - in Deutschland wird es nicht anders sein) auch nicht so hoch.
Die Goldnachfrage ist zwar 2008-2010 und zwischendurch immer mal wieder angestiegen, aber dennoch ziemlich niedrig. Nur weil 100.000 Leuten eine Handvoll Goldmünzen kaufen, ist das kein Indikator für eine flächendeckende Verunsicherung (auf den Kopf umgerechnet lag die nach Goldbarren und Münzen im 1. HJ 2015 bei 0,30 Gramm; dabei ist zu berücksichtigen, daß nicht nur Privatpersonen Goldbarren kaufen).
Die Gruppe der Anleger unter den Privatpersonen die sich ueberhaupt mit der Geldanlage befasst, ist sowieso eher gering. Unter diesen hat sich wahrscheinlich ein nicht unerheblicher Teil von den Medien beeinflussen lassen die propagieren dass jeder doof ist der Gold kauft weil es noch viel weiter fallen wird (Tenor in der FAZ). Dass trotz steigendem DAX und sinkenden Goldpreis die Nachfrage nach physischem Gold so gross ist zeigt doch eine gewisse Verunsicherung.
Ganz generell ist das Verbrauchervertrauen in Deutschland derzeit sogar ziemlich gut und stabil.
Und woher weisst Du das? Aus irgendeiner Statistik eines Instituts oder aus den realen Umsatzzahlen?
Desperado:
Die Preissteigerungen bei Immobilien und Aktien koennen auch als Zeichen gedeutet werden dass viele Anleger dem Euro nicht trauen.
Oder man interpretiert die Preisentwicklung einfach mal so, wie alle anderen das machen und sieht die niedrigen Zinsen und die Geldflut der EZB als Ursache für die hohen Preise bei Aktien, Anleihen und Immobilien.
Oder man erkennt dass verschiedene Faktoren die Ursache sein koennen.
Desperado:
Wenn im Juni voellig unerwartet der Einzelhandelsumsatz um 2,3 % einbricht (und das trotz bleibend niedriger Energiepreise), frage ich mich schon, wieso der IFO-Index und andere positive Entwicklungen voraussagen.
Weil der Einzelhandelsumsatz und der IFO-Index nichts miteinander zu tun haben und weil es beim EH-Umsatz statistische Effekte zu berücksichtigen gibt:http://www.welt.de/print/die_welt/wirtschaft/article144703085/Einzelhandel-Umsatz-sinkt-Stimmung-steigt.html
Ok, hatte nicht erwartet dass der Einzelhandelsumsatz nicht fuer solch triviale Faktoren korrigiert wird bevor er in den Medien herumgeistert. Ganz allgemein: Wieso sollen der IFO-Index und der Einzelhandelsumsatz unabhaengig voneinander sein? Die Befragten des IFO-Instituts werten ihre Aussichten doch nicht unabhaengig von der Nachfrage der Endverbraucher. Auch wenn sie dies (noch) nicht selbst im eigenen Umsatz sehen konsumieren diese Personen auch Medien und lassen ihre eigene Beurteilung der Lage davon leiten, also auch von Umsatzeinbruechen bzw. Steigerungen im Einzelhandel.
Desperado:
Der groesste Faktor der die Binnennachfrage ankurbelt sind derzeit die Fluechtlinge. (Nicht nur weil sie selbst konsumieren und der Staat fuer deren Unterbringung Unsummen an Privatunternehmen zahlt sondern auch weil viele Inlaender evtl. mehr in z.B. Sicherheitsmassnahmen oder eine neue Wohnstaette investieren.
Das ist ja abenteuerlich.