Hallo ihr Lieben!
Laut Bibel hatte Jesus ja auch zu Lebzeiten eine Menge Anhänger; warum also nur 12 Jünger? Oder ist das eher metaphorisch zu verstehen?
Jede Zahl in der Bibel hat eine tiefere Bedeutung. Die Zahl 12 ist die Zahl der Vollkommenheit:
Das Jahr hat 12 Monate
Der Tag dauert 12 Stunden und 12 die Nacht
Es gibt 12 Tierkreiszeichen
die 12 Stämme Israels
Unterteilt man ein Seil in 12 Teile und legt sie zu einem Dreieck mit den Seitenlängen 3-4-5 aus erhält man einen rechten Winkel (das kannten vermutlich schon die Ägypter lange vor Pythagoras)
Der Ursprung der Idee einer ´heiligen´ Bedeutung der Zahl 12 dürften die Tierkreiszeichen sein, die spätestens Anfang des 1. Jt. BCE in Babylonien auf 12 reduziert und festgelegt wurden. Die Sterne wurden von den Babyloniern als eine von mehreren Existenzweisen der Götter gedeutet. Ihr Bahnen über den Himmel galten als Zeichen, nach denen die Zukunft gedeutet werden konnte.
Zur Zeit des Babylonischen Exils im 6. Jh. BCE wurde die babylonische Himmels- und Jahreseinteilung von den Israeliten übernommen und damit die Grundlage der Zahl der Stämme, auf welche sich die Israeliten in den neuentstehenden Texten der Tora genealogisch zurückführten. Das 12-Stämme-System ist nichts Historisches, sondern ein mythisches Konstrukt, das die unterschiedlichen Ansprüche aus den Gebieten der (politisch ausgelöschten) Reiche Juda und Israel auf die zukünftige Herrschaft über ein neues Israel synthetisieren sollte.
Wie es zur 12-Zahl der „Jünger“ des Jesus kam, ist ungeklärt und wird auch nie aufzuklären sein. Als sicher darf gelten, dass die Zahl unhistorisch, also ähnlich wie die 12-Zahl der israelitischen Stämme eine Fiktion ist mit dem Zweck der Verklärung eines historisch ungewissen Ursprungs. Die Evangelien wurden lange nach den angeblichen Ereignissen geschrieben und sind in keinem Detail eine zuverlässige historische Quelle.
Möglicherweise spielte bei der Konzeption der 12-Zahl der Jünger die 12-Zahl der Teilnehmer an den ´heiligen Mahlen´ im Mithras- und im Dionysos-Mysterienkult eine Rolle, die im eucharistischen Mahl der Passionsgeschichte eine Entsprechung haben. Es spricht viel dafür, dass der eucharistische Kult des Christentum eine Imitation älterer antiker Mysterienpraktiken ist. Dass die 12-Zahl der Jünger damit zusammenhängt, ist eine naheliegende Vermutung.
Da ist vieles richtig, aber in einem muss ich dich korrigieren:
Die Zahl 12 hatte – wie überall in der Antike - auch schon weit vor Christus im Judentum eine besondere Bedeutung. Die Rückführung auf Jakob und seine 11 Brüder als Urväter der 12 Stämme Israels war für das Volk essentiell.
Das sich Jesus aus seiner (sicher deutlich größeren) Anhängerschar ausgerechnet 12 Jünger als „Führungsteam“ ausgesucht hat, trägt diesem Fundament des Volkes Israel Rechnung. Jesus zeigt damit, das sein Wort vollkommen ist und das es ganz Israel (allen 12 Stämmen) gilt. Jesus selbst setzt sich als Führer darüber, aber er versklavt seine Jünger nicht, sondern betrachtet sie als gleiche, als Freunde, als Brüder. Damit zeigt er dem Volk Israel beispielhaft auf, wie Gottes Herrschaft über sein Volk aussieht: Gott steht über dem Volk und führt es, aber er ist kein unnahbares Über-Ich, sondern er will Gleicher, Freund, Bruder sein.
Das Jesus 12 Jünger beruft war eine ganz klar geplante Marketing-Strategie - und alles andere als fiktiv oder später hinzugefügt.
Man kann auch - als kritischer Betrachter - vieles was in der Bibel steht auch mal einfach so stehen lassen und muss nicht immer verzweifelt danach suchen es zu wiederlegen …
Dass die 12-Zahl der Jünger auf die 12-Zahl der Stämme zurückgeht, ist pure Spekulation. Da der Christuskult möglicherweise aus einem Mysterienkult in der Art des Dionysos- und Mithraskultes hervorgegangen ist, kann - wie ich schon schrieb - die 12-Zahl der Jünger auch mit der 12-Zahl der Teilnehmer dieser Kulte bei den Mahl-Ritualen zusammenhängen. Aber auch das ist Spekulation. Wir können einfach nicht genau wissen, was die Autoren der Evangelien bewog, der Jesusfigur 12 Jünger anzudichten. Wir können darüber nur spekulieren.
Willst du im Ernst behaupten, dass die Evangelientexte, die erst ab 180 CE, also 150 Jahre nach den angeblichen Ereignissen, historisch bezeugt sind, diese Ereignisse in ihren Details zuverlässig darstellen? Das behaupten heute nur noch konservative Theologen und unkritische Gläubige. Aufgeklärte Theologen sind heute der Ansicht, dass die Evangelien keinen historischen Wert haben, sondern Propagandaliteratur der frühen Kirche sind. Dieser Meinung sind natürlich auch atheistische Historiker.
Nein, kann man nicht, vielmehr sollte man diese Text radikalkritisch durchleuchten , so gut es geht.
Nope - die Zahl 12 ist eine logische Schlußfolgerung. Ausserdem sind diese 12 (bis auf ganz wenige andere, z.B. Maria von Magdala) die einzigen namentlich bekannten Nachfolger die immer wieder erwähnt werden.
Und warum sollte sich der „Christuskult“ auf irgendwelche abstrusen Mysterienkulte beziehen? Das kann man vielleicht vermuten, macht doch keinen Sinn! Jesus war JUDE und sein Auftrag galt in erster Linie den Juden. All sein Tun (ob es nun in späterer Zeit erfunden wurde oder sich so abgespielt hat sei dahingestellt) ist ohne das Judentum als Basis nicht denkbar und macht auch keinerlei Sinn! Es war das Volk Israel, das in der Unterdrückung durch Rom lebte, unfrei, versklavt. Es herrschte große Not, auch Glaubensnot, denn Israel zweifelte mal wieder an seinem Gott JAHWE. Die Erwartung, das jetzt endlich der Messias kommt war enorm hoch (es steht ja in der Bibel selbst, das es viele falsche Propheten in dieser Zeit gab, die als Messias auftraten).
Ja - in genau demselben Ernst wie du das Gegenteil behauptest! Wir wissen beide, das antike Texte über viele Jahrhunderte ohne Veränderungen sogar mündlich überliefert wurden - warum sollte das ausgerechnet hier nicht gelten? Vor allem wenn diese Texte so essentiell wichtig waren, das Menschen dafür in den Tod gingen …
Ist es deshalb falsch?
Woher nimmst du den Begriff „aufgeklärte Theologen“? Was soll das bedeuten? Ist die Aufklärung an allen anderen vorbeigegangen? Was du meinst sind (vermutlich) „liberale Theologen“, eine theologische Richtung die es so nur in den evangelischen Kirchen gibt, sich dort aber heftiger Kritik erwehren muss, da sie einen der Kernsätze des christlich/jüdischen Glaubens unterhöhlen, der da lautet, das man von der Schrift nichts wegnehmen darf und nichts hinzufügen soll. Das Christentum war in früherer Zeit immer in der Gefahr, das weitere Schriften der Bibel hinzugefügt werden sollten - heute ist eher die Gefahr, das man bestimmte Teile als „unbiblisch“ betrachtet - ein Oxymoron par excellence …
Das kannst du ja gerne machen und auch so vertreten. Aber entspricht deine Meinung der historischen Realität? Nein! Genausowenig wie meine Meinung der historischen Realität entspricht! Wir sind beide nicht dabei gewesen, es gibt keine direkten Zeugnisse und noch keiner von uns war mit einem der Jünger Jesu in der Kneipe und hat ihn gefragt wie das damals war.
(Würde ich jetzt hier schreiben, das ich mit Jesus darüber gesprochen habe und er lauthals gelacht hat, dann würdest du mir das nicht glauben - deshalb lasse ich das jetzt hier auch weg.)
Wir wissen es also beide nicht! Was können wir tun? Wir können forschen und Argumente suchen und uns daraus ein Bild aufbauen wie es wohl hätte sein können. Dann können wir die Argumente austauschen, uns streiten, diskutieren, einen Konsens finden oder nicht - egal - am Ende müssen wir einer Version glauben schenken ( - das nennt man dann beiläufig auch WAHRHEIT).
Deine Argumente überzeugen mich nicht, meine Argumente überzeugen dich nicht. Belassen wir es einfach dabei, ohne uns irgendwelche Vorwürfe zu machen und ohne unsere Meinung als die endgültige alleinige Wahrheit hinzustellen - denn die gibt es nicht QED.
Vergiss mal den ganzen Quatsch, der bisher über die 12 geschrieben wurde. Die hat weder mit dem Mithras-, noch mit dem Dionysos-Kult was zu tun, auch nicht mit dem babylonischen Jahr. Die 12 soind das Abbild der 12 Stämme Israels, Jesus ammelt also ein neues oder das wahre Israel um sich.
Zudem haben Neutestamentler wie Hans Conzelmann und Willi Marxsen mnachgewiesen, dass der Kreis der 12 Jünger eine spätere Konstruktion ist.
Daraus nun aber sofort zu schließen, dass die Evangelien nichts Historisches enthalten, wäre die falsche Reaktion. So einfach ist das nicht.