Wieso im Büro fein anziehen?

Hallo,
eine Frage die mich schon länger umtreibt:
Wieso muss man sich im Büro eigentlich fein anziehen?
Ich verstehe es, wenn man viel Kundenkontakt hat, dass man den bestmöglichen Eindruck auf die Kunden machen will und dies dann zu einem „Wettrüsten“ geführt hat, so das für viele Menschen mit Kundenkontakt ab einer gewissen Position nur noch Anzug/Kostüm akzeptabel ist.

Ich arbeite allerdings in einer Marketingabteilung, in die noch nie ein Kunde gekommen ist. Trotzdem gibt es die ungeschriebene Vorschrift, dass alle mindestens in schöner Hose und Hemd (und Entsprechendes für die Damen) gekleidet sind. Nie würde es sich jemand einfallen lassen, in Jeans und Pulli zu kommen. Woher kommt dieser soziale Druck?

Und vor allem: Wieso existiert er praktisch überall im Beruf, jedoch nirgends im Privatleben?

Die Frage klingt vielleicht seltsam, aber evtl nur, weil man es schon für so selbstverständlich nimmt. Richtige Argumente dafür finde ich persönlich jedoch keine.

Ich bin gespannt auf eure Antworten!

schöne Grüße
Markus

Hallo Markus,

Ich arbeite allerdings in einer Marketingabteilung, in die
noch nie ein Kunde gekommen ist. Trotzdem gibt es die
ungeschriebene Vorschrift, dass alle mindestens in schöner
Hose und Hemd (und Entsprechendes für die Damen) gekleidet
sind. Nie würde es sich jemand einfallen lassen, in Jeans und
Pulli zu kommen. Woher kommt dieser soziale Druck?

Und vor allem: Wieso existiert er praktisch überall im Beruf,
jedoch nirgends im Privatleben?

zunächst zum ersten Teil der Frage: „Wieso existiert dieser soziale Druck praktisch überall im Beruf?“
Hierzu kann ich, insbesondere in Bezug auf einen Job wie deinen (kein Kundenkontakt) nicht aus eigener Erfahrung antworten.
Ich habe bis jetzt stets ohne Kundenkontakt gearbeitet, und dort gab es keine „ungeschriebene Kleidungsvorschrift“ - Jeans, Pullover (auch die nicht mehr neuesten Modelle), T-Shirts und auch kurze Hosen waren dort weit verbreitet.
Gut, war aber auch in der Informatikbranche :wink:
Ich kann mir jedoch vorstellen, dass die von dir beschriebenen „ungeschriebenen Kleidungsvorschriften“ signalisieren sollen: „Du bist jetzt in der _Arbeit_, also verhalte dich auch so und nicht wie in deiner Freizeit!“

Nun, zum zweiten Teil: „Wieso existiert dieser soziale Druck nirgends im Privatleben?“
Doch, er existiert schon - denk mal an folgende Punkte:

  • Welche Kleidung wird erwartet, wenn man auf einer Geburtstagsfeier (gerade: einer älteren Person) oder einer Hochzeit eingeladen ist? Was tragen hierbei Gastgeber und Gast?
  • Wie haben sich gerade früher die Leute für den Kirchgang gekleidet (und tun dies oft noch immer)? (sprichwörtliches „Sonntagsgewand“!)
  • Welche Kleidung trägt man, wenn man ins (etwas feinere) Theater oder in die Oper geht?
  • Was trägt man in einem (gehobeneren) Restaurant?
  • Welche Kleidung wird oft erwartet, wenn man jemanden nach längerer Trennung vom Bahnhof oder Flughafen abholt?
  • Warum werden auch Kleinkinderanzüge (also Hemd + Stoffhose + Jackett + Krawatte) und „feine Kleidchen“ für Kinder ver- und gekauft und häufig Kleinkinder und Kinder, wenn zu oben genannten Anlässen mitgenommen, darin gekleidet?

etc.

Wie ich denke, existiert hier der soziale Druck sehr wohl!

Viele Grüße,
Nina

Nina: Stimmt das habe ich übersehen. Zu besonderen Anlässen kleidet man sich auch im Privatleben fein und MUSS das sogar tun.
Die Diskrepanz ist also, dass man im ALLTAG gekleidet sein kann wie man will, und dies nur als persönlicher Stil aufgefasst wird, während im Berufsalltag ein gewisses Niveau vorausgesetzt wird.

Das Argument, dass man damit symbolisch Privat- von Berufsleben abgrenzen will, finde ich gut!

Hallo Flauti,

Die Diskrepanz ist also, dass man im ALLTAG gekleidet sein
kann wie man will, und dies nur als persönlicher Stil
aufgefasst wird, während im Berufsalltag ein gewisses Niveau
vorausgesetzt wird.

oder: Im Büro sein wird als „Anlass“ empfunden (analog zu den von mir Genannten); insofern ist die Diskrepanz weg:

  • Alltag, bei sich zu Hause: man kann sich kleiden, wie man will (meinetwegen auch nackt bleiben :wink: )
  • Anlässe: unterschiedliche Kleidungsvorschriften/-erwartungen je nach Anlass, also etwa Opernbesuch, Hochzeit, tägliche Arbeit im Büro, spezieller Anlass im Büro (Beurteilungsgespräch), Schule (auch hier werden ja z.B. zu freizügige Kleidungsstücke oder solche mit bestimmten Aufdrucken nicht gern gesehen)…

Viele Grüße,
Nina

Hallo, Markus

eine Frage die mich schon länger umtreibt:
Wieso muss man sich im Büro eigentlich fein anziehen?
Ich verstehe es, wenn man viel Kundenkontakt hat, dass man den
bestmöglichen Eindruck auf die Kunden machen will und dies
dann zu einem „Wettrüsten“ geführt hat, so das für viele
Menschen mit Kundenkontakt ab einer gewissen Position nur noch
Anzug/Kostüm akzeptabel ist.

Ich arbeite allerdings in einer Marketingabteilung, in die
noch nie ein Kunde gekommen ist. Trotzdem gibt es die
ungeschriebene Vorschrift, dass alle mindestens in schöner
Hose und Hemd (und Entsprechendes für die Damen) gekleidet
sind. Nie würde es sich jemand einfallen lassen, in Jeans und
Pulli zu kommen. Woher kommt dieser soziale Druck?

vermutlich von dem Vorurteil:
Lockere Kleidung = lockere Arbeitsmoral.

Und vor allem: Wieso existiert er praktisch überall im Beruf,

Wer eine „Uniform“ trägt, signalisiert seine Zugehörigkeit zu einer bestimmten Berufsgruppe.

jedoch nirgends im Privatleben?

Privat = nicht öffentlich.

Gruß
karin

Hallo, Flauti,
als ich noch täglich ins Büro ging, tat ich das grundsätzlich in Kombination, d.h. Hose mit Bügelfalten, Jackett und Krawatte. Ich fand einfach, dass dies meiner Achtung vor meiner Arbeit entsprach. Zwar hatte ich auch keinen Kundenkontakt, aber ich drückte mit ordentlichem Anzug aus, dass ich meine Tätigkeit (und mich selbst) wertschätzte. Merkwürdigerweise hatte das ganz offenbar auch Einfluß darauf, wie Kollegen und Vorgesetzten mir gegenübertraten.
Jetzt, wo ich in Rente bin, kreuze ich auch schon mal in Hose und Pulli in meinem ehemailgen Büro auf :smile:

Es gilt halt immer noch der alte Spruch „Wie man kommt gegangen, so wird man auch empfangen.“

Gruß
Eckard

Hallo, Eckard

Es gilt halt immer noch der alte Spruch „Wie man kommt
gegangen, so wird man auch empfangen.“

demnach gilt:
Wer sich keine feinen Kleider leisten kann, der wird als „armer, unbedeutender Schlucker angesehen“, was rechtfertigt, dass er nicht wie ein Standesgenosse behandelt werden muss.

Gruß
karin

Moin,

Wieso muss man sich im Büro eigentlich fein anziehen?

das hängt wohl auch von der Firma ab.

In meiner bisherigen Firma war es kaum üblich, in Bereichen ohne Kundenkontakt wie aus dem Ei gepellt herumzulaufen.
Da waren im Sommer auch T-Shirts OK.

Im Labor sowieso.

Sagten sich Kunden an, oder fuhr man zu solchen, war die übliche ‚Geschäftsuniform‘ allerdings normal.

Es ist sogar in einigen Betrieben von Abteilung zu Abteilung völlig unterschiedlich.
Zwei Studienkollegen fingen ziemlich zeitgleich in der gleichen Firma am gleichen Standort, aber in verschiedenen Abteilungen an und hatten ähnliche Aufgaben.
Der eine mußte immer im Anzug erscheinen, der andere konnte unter den oben genannten Umständen auch in Jeans erscheinen.

Du siehst, sooo zementiert ist das alles nicht (mehr).

Gandalf

Hallo Karin,

Wer sich keine feinen Kleider leisten kann, der wird als
„armer, unbedeutender Schlucker angesehen“,

andersrum wird ein Schuh daraus. Dazu zwei Links:
http://referateguru.heim.at/Kleider.htm
http://www.getabstract.com/affiliate/afpm_adwords/79…

was rechtfertigt, dass er nicht wie ein Standesgenosse
behandelt werden muss.

Nein, das nicht, aber der erste Eindruck ist schon recht wichtig.
Außerdem beeinflußt die eigene Kleidung das Selbstbild, die Selbstsicherheit und damit auch das eigene Verhalten. Jede Frau, die sich für ein „Date“ „aufbrezelt“, weiß das.
Nicht ohne Grund galt bei der BBC bis vor einigen Jahren die Vorschrift, dass der Sprecher (im Radio!) die Nachchrichten in „Schlips und Kragen“ vorlesen musste.

Gruß
Eckard

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