Warum macht man so komische Grimasse, wenn man in eine Zitrone beißt? Wieso ist hier der Geschmackssinn mit dem Gesichtsausdruck verbunden?
Servus,
iss doch mal eine reife Zitrone aus Siracusa - da suchst Du die komische Grimasse vergebens.
Unabhängig davon gibt es übrigens einen Unterschied zwischen Dir und allen.
Schöne Grüße
MM
Ein herzhafter Biss in eine Zitrone – und unser Gesicht verzieht sich unwillkürlich zur schiefen Grimasse. Doch warum ist das so?
Wissenswert: Warum verzieht man bei saurem das Gesicht?
Sauer macht lustig. Das behauptet zumindest der Volksmund.
„Man nennt so etwas einen gustofazialen Reflex“, erläutert Frank Müller, Leiter des Instituts für Zelluläre Biophysik am Forschungszentrum Jülich. „In diesem Fall gehört dieser Reflex zum mimischen Programm für Abscheu.“ Denn obwohl in der heutigen Essenskultur leicht säuerliche Nahrungsmittel wie Joghurt, Limonaden oder viele Zitrusfrüchte sehr beliebt sind, ist der Geschmackseindruck „sauer“ eigentlich ein Alarmsignal für den Körper. „Er steht meist für gefährliche Nahrung“, sagt Müller. „Saure Früchte beispielsweise sind im Allgemeinen unreif und damit unbekömmlich. Anderes wird sauer, wenn es vergoren, also mit potenziell gefährlichen Mikroorganismen durchsetzt ist.“
Uraltes Alarmsystem
Ein ähnlicher Reflex wird auch durch bitteren Geschmack ausgelöst. „Viele Giftstoffe, etwa aus Pflanzen, sind sehr bitter“, sagt der Biologe. Hier reagiert der Körper ebenfalls mit einem Abscheu-Programm – eine Reaktion, die vermutlich bereits sehr früh in der Evolution entstanden ist. „Tiere, die auf sehr saure oder bittere Nahrung mit Abscheu und Würgen oder sogar Erbrechen reagierten, überlebten eher und konnten sich daher auch häufiger fortpflanzen“, erläutert Müller.
Warum das Verziehen des Mundes oder sogar des ganzen Gesichts bei verdächtigen Geschmacksnoten Teil des körpereigenen Abscheu-Programms ist, ist allerdings bisher nicht umfassend geklärt. Bei sozial, also in Gruppen lebenden Tieren und damit auch dem Menschen könnte die auffallende Mimik eine gewisse Signalwirkung haben: „Das typische Verziehen des Gesichts ist für andere gut zu erkennen und warnt sie möglicherweise davor, ebenfalls die Dinge in den Mund zu stecken, die der Artgenosse gerade zu sich genommen hat“, spekuliert Müller.
Abscheu bei Saurem, Belohnung bei Süßem
In gewissem Sinn kontrolliert der Geschmackssinn also unser Verhalten – und zwar höchst effektiv. Es ist zum Beispiel sehr schwierig, beim Biss in eine Zitrone nicht das Gesicht zu verziehen. Frank Müller erklärt das so: „Das liegt daran, dass die Gehirnstrukturen, die dieses Verhalten erzeugen, von der Evolution geformt und bereits vor der Geburt in jedem von uns fix und fertig angelegt sind.“ Das sehe man auch daran, dass schon Neugeborene spucken, schreien und das Gesicht verziehen, wenn man ihnen einen Tropfen einer sauren oder bitteren Substanz auf die Zunge träufelt.
Handelt es sich dagegen um eine Zuckerlösung, fällt die Reaktion völlig anders aus: Der Säugling wird genüsslich schmatzen. Denn der Geschmackssinn kann nicht nur vor Unbekömmlichem warnen, sondern auch den Verzehr von Nahrungsmitteln fördern, wenn diese besonders wichtige Nährstoffe oder Mineralien enthalten. Dazu gehört beispielsweise der energiereiche Zucker, das unverzichtbare Salz oder auch die Aminosäure Glutamat, ein Baustein für Eiweißmoleküle, der häufig als Geschmacksverstärker eingesetzt wird.
„Sobald unsere Geschmackszellen an das Gehirn melden, dass so etwas in unserem Essen ist, setzt es bestimmte Botenstoffe frei, die ein Lustgefühl auslösen“, fasst Müller zusammen. „Es belohnt uns also dafür, dass wir Schokoriegel und Chips essen – weil Zucker und Salz biologisch notwendig für uns sind.“
Sauer macht lustig
Sauer macht lustig, sagt der Volksmund. Woher genau diese Weisheit stammt, ist allerdings unklar. Es könnte sich dabei um eine Abwandlung des alten Spruchs „sauer macht gelüstig“ handeln – der nichts anderes bedeutet, als dass Saures den Appetit anregt. Auch ein Bezug zum hohen Vitamin-C-Gehalt vieler saurer Lebensmittel ist denkbar: In diesem Fall wäre derjenige, der viel Saures isst, gesünder und damit länger „lustig“.
Quelle: http://www.nationalgeographic.de/aktuelles/wissenswert-warum-verzieht-man-bei-saurem-das-gesicht
super danke!