Wieso treten Unternehmen Arbeitgeberverbänden bei?

Hallo zusammen,

im Zuge der Streiks bei der Bahn und Post habe ich mich gefragt, wieso Unternehmen überhaupt Arbeitgeberverbänden beitreten… Welche Vorteile bringt das mit sich und wiegen diese wirklich so stark, dass man den „Nachteil“ von Traifverhandlungen in Kauf nimmt?

Hallo,

Arbeitgeberverbände sind in erster Linie Interessenvertretungen. Also Zusammenschlüsse von Personen oder Institutionen mit gleichen Interessen. So können sie für ihre Branche gemeinsam auf den Gesetzgeber einwirken (Regeln zur Frühverrentung, Kurzarbeit, Kündigungsschutzgesetze …), Anreize für Bewerber schaffen (z.B. hohe Löhne in Metall und Chemie *), sich austauschen, Tarifverhandlungen kooridinieren, …

Tarifverhandlungen sind kein Nachteil, sondern immer notwendig. Ein faires Gehalt fällt nicht vom Himmel, und kann auch nicht dauerhaft konstant bleiben. Zwar orientieren sich ungebundene Arbeitgeber oftmals als Trittbrettfahrer an vergleichbaren Tarifverträgen, doch können sie dann auch nicht mitgestalten.

Gruß
achim

*) Was die Gewerkschaften zu Recht als alleinigen Verdienst ansehen, den Arbeitgebern in unermüdlicher Schlacht abgerungen. Fakt scheint aber auch, dass die beiden Branchen hochqualifizierten Nachwuchs vielleicht nicht unbedingt anziehen, aber mit Geld oftmals halten können. Bei der Post erschwert es wohl die aufstrebende Konkurenz.

Hallo Achim!

Keine Mitgliedschaft in einem Arbeitgeberverband führt nicht unbedingt zu weniger Gestaltungsmöglichkeiten. Eher im Gegenteil. Immerhin gelten Flächentarifverträge für sehr unterschiedlich gelagerte Unternehmen etwa der Metallbranche. Was spricht denn dagegen, wenn sich Unternehmensleitung/Inhaber und Betriebsrat zusammenhocken und einen für Unternehmen und Belegschaft genau passenden Haustarif schnitzen?

Gruß
Wolfgang

Hallo Wolfgang,

mir ging es darum, dass Trittbrettfahrern (also denen, die keine eigenen Haustarife aushandeln) die Gestaltungsmöglichkeit (und Beratung etc.) im Arbeitgeberverband fehlt.

So wie ein Mitarbeiter, der nicht in der Gewerkschaft ist, als „Lohntrittbrettfahrer“ nicht für oder gegen Streik stimmen kann (als Beispiel).

Gruß
achim