Wieso werden arme Menschen bei der Rente benachteiligt?

aber darum geht es ja gerade: Wer legt den fest? Nur vom Einkommen? Bildung? Arme vs. Reiche?
Dann müsste dieser festgelegt werden und wenn der sich aus welchen Gründen auch immer ändert - was dann?
Um dann wieder gerecht zu werden, bleibt nichts anderes übrig, als jeden einzeln zu betrachten und entsprechend einzuordnen. Spätestens der AG hat dann Einblick in dieses Stigma… die Lohnbuchhaltung, der Lohnsteuerhilfeverein, die Rentenkasse sowieso…

hmm…
Wo wärst Du denn dann?

Die armen Männer! Sie subventionieren mit ihrer kürzeren Lebenserwartung die bösen, länger lebenden Frauen. Da sollte doch gleich mindestens 5 % auf die Rentenhöhe von Männern aufgeschlagen werden. Und die Dicken subventionieren die Hageren - also los ihr BMI 22 und kleiner, gebt den BMI 35+ etwas ab. Raucher und Alkoholiker sollten auch eine höhere Rente bekommen, schließlich verkürzen sie ihr Leben auch freiwillig.

P.S.: Wer Ironie findet, darf sie behalten ….

Die anderen Faktoren sind nicht immer nachweisbar bzw. steckt die Forschung dazu noch in den Kinderschuhen.

Dass Menschen mit geringerem Einkommen früher sterben ist ein wissenschaftlich bewiesener Fakt. Es spricht überhaupt nichts dagegen, das in die Berechnung der Rentenversicherungsprämie einfliessen zu lassen.

Wie bereits erläutert, es geht um Durchschnittswerte. Einige sterben früher, andere später.

Man könnte es bei Vollzeitbeschäftigen einfach am Einkommen feststellen und den Geringverdienern deshalb weniger Rentenbeitrag berechnen und ihnen dafür mehr Lohn auszahlen - was nebenbei auch noch die Armut bekämpft.

Für eine Privatisierung bin ich auch nicht - aber die RV sollte eben nicht alles komplett ignorieren was kommerzielle Versicherungen seit Jahrzehnten machen - und zwar nicht nur aus sozialen Gründen sondern aus purer Fairness. Soziale Gerechtigkeit und Gerechtigkeit sind in diesem Falle kein Widerspruch sondern eine faire Berechnung des RV-Beitragssatzes würde beides erfüllen.

Wenn ein Akademiker und ein Nichtakademiker das gleiche Auto fahren zahlt der Akademiker jedenfalls weniger Versicherungsprämie - aber wenn es um die Rente geht wo Arme einen Vorteil hätten wenn statistische Wahrscheinlichkeitsrechnungen angewandt werden würden wird auf einmal so getan als ob alle gleich wären…

Dass der Staat ansonsten viel Blödsinn mit unseren Steuergeldern macht steht außer Zweifel aber ist nicht das Thema hier.

Hier geht es speziell um Personen mit niedrigen sozioökonomischen Status. Ob andere Gruppen ebenso weniger bzw. mehr bezahlen sollten ist eine andere Frage.

hi,

beim Rauchen finde ich es beispielsweise recht schlüssig und allgemein akzeptiert.

Also nochmal die Frage: warum da nicht?

Das wäre ja zumindest eine Tatsache die verhältnismäßig leicht zu erfassen ist.

Arm und Reicht ist eine riesengroße gemischte Wolke, wie der Feinstaub und die etwas eher versterbende Stadtbevölkerung.

übrigends.

deine Quelle geht imo von einer Studie aus England aus.

also bald nicht mal mehr EU, ganz zu schweigen von Deutschland.

grüße
lipi

1 Like

Die RV benachteiligt seit Jahren bekanntlich die Mütter. Da wäre noch sinnvoller anzusetzen als deine doch arg theoretischen Ansätze. Immerhin sind die Kinder für die weitere Finanzierung nicht ganz unerheblich.

Da bist du auf dem Holzweg. Ab einem Einkommen von derzeit mehr als 6.700 € zahlst du nur noch für 6.700 € Beiträge, nennt sich Beitragsbemessungsgrenze.
Ansonsten finde ich dein Ansinnen ziemlich seltsam und kurz gedacht.
Wie willst du das denn unterscheiden? Cindy aus Marzahn ist arm, raucht, säuft und isst nur Fertiggedöns. Sie bezahlt trotzdem weniger als Maria, alleinerziehend, 20 € über der Armutsgrenze, ernährt sich vernünftig, raucht nicht und treibt Sport.
Wenn du eine Art Gerechtigkeit haben möchtest, muss m.E. die Beitragsbemessungsgrenze sowohl für KV/PV als auch für RV/AV abgeschafft werden. Dann wären wir auch wieder auf dem richtigen Weg Richtung Solidargemeinschaft.

Soon

Arm oder vergleichsweise reich wird der Menschi in Deutschland in der Regel nicht durch Geburt… Rentenhöhe ist im Wesentlichen davon abhängig, wie lange man vom Einkommen aus versicherungspflichtiger Arbeit eingezahlt hat. Wer- aus welchen Gründen auch immer- wenig eigezahlt hat, bekommt eine niedrigere Rente. Diese beitragsfinanzierte Rente ist im Laufe der Zeit um Rentenleistungen erhöht worden, die mit Beitragszahlungen rein nichts zu tun hatten. Ich erinnere mal an diese Mütterrenten - die ich auch beziehe. Korrekt finde ich das nicht. Die hätten steuerfinanziert für Alle werden müssen.
Seit drum: Die Rentenversicherung kann doch nicht zum Ergänzungssystem der Szialhilfe gemacht werden und die auch nicht zum Aushilfesstem der Renten- oder Arbeitslosenversicherung.
Dazwischen gibt es noch die Möglichkeit, mit Bildung und Arbeit dafür zu sorgen, dass man die sozialen Sicherungssyxteme und ihre Finanziers nicht überfordert.
LG
Amokoma1

Die Beitragsbemessungsgrenze ist auch eine sehr zweifelhafte Sache der RV - aber wenn wir alles auf einmal diskutieren wird der Thread wieder so unübersichtllich wie die meisten hier.

Es sollte ja nicht so sein dass alle unter einem gewissen Einkommen weniger bezahlen und alle über dieser Schwelle mehr. Genau wie die statistische Lebenserwartung mit sinkendem Einkommen sinkt sollten auch proportional die RV-Beiträge sinken.

Cindy aus Deinem Beispiel stirbt dann eben mit 60 und Maria wird 90 - dann ist es doch fair wenn Cindy weniger RV-Prämie bezahlt als Maria weil sie wahrscheinlich auch nie eine Rente bekommen wird.

Wie will man nachweisen ob jemand raucht? Auch wenn man es nachweisen könnte wäre es schon paradox wenn man Raucher einen geringeren Beitrag zur RV bezahlt und sie für ihr gesundheitsschädlichens Verhalten auch noch belohnt.

Wenn man nur aufs Einkommen schaut ist dies nichts was sich jemand aussucht denn wahrscheinlich gibt es nicht viele Leute die freiwillig für wenig Geld putzen gehen wenn sie einen besseren Job haben könnten. Diese Leute werden derzeit um ihre Rentenbeiträge betrogen weil sie statistisch gesehen viel früher sterben und damit die Rentner aus höheren sozialen Schichten subventionieren.

Ob die Studie aus GB oder einem anderen westlichen Industrieland ist spielt keine so große Rolle, auch nicht ob es eine 10 oder 15 Jahre niedrigere Lebenserwartung gibt sondern es geht ums Prinzip.

Soweit ich weiß werden Kindererziehungszeiten bei der RV teilweise angerechnet - ob das genug berücksichtig wird ist ein anderes Thema.

Sehe es auch so dass die Rentenkasse nicht alle möglichen sozialen Programme und andere Wählergeschenke finanzieren sollte. Aber es geht hier um Arbeitnehmer die ganz normal in die RV einzahlen - aber weil sie statistisch gesehen kürzer leben bekommen sie auch viel weniger Rente und sollten deshalb auch weniger RV-Beitrag bezahlen.

guten morgen.

also nur um abzusichern, ob es auch ursächlich am Einkommen liegt, wäre eine weitere Studie schon sinnvoll.

Eben darum, weil es keinen direkten Zusammenhang gibt.

Hatte ich das nicht Beispiele genannt, warum das Einkommen nicht gleich dem ist, das der Mensch zum Leben zur Verfügung hat?

sie sterben aber nicht daran, dass die weniger verdienen.

Weiteres Beispiel: Frau einen gut verdienenden Mannes geht halbtags arbeiten und verdient entsprechend wenig.
Gern auch andersrum, oder 2 Männer oder 2 Frauen.
Fakt ist: warum stirbt diese Person früher?

Ähnlich 2 Personen, bei denen eine für die Rente Vorsorgt und Geld dafür anlegt. Das verfügbare Geld sinkt auch in dem Falle.

Sehr kurzsichtig betrachtet stimmt es natürlich: wer wenig verdient ist Arm.
Aber das ist eben nicht zwingend.
Es gibt sehr viele solcher Konstellationen, bei denen das Einkommen nichts unmittelbar mit dem verfügbarem Geld zutun hat.

Daher ist das Einkommen ungeeignet. Es geht um ‚arm‘ nicht um ‚verdient viel‘.

Es geht nicht um den Nachweis, sondern um einen kausalen Zusammenhang.
Der beim reinen Einkommen nicht gegeben ist.

grüße
lipi

Arme Menschen zahlen auch weniger in die Rentenversicherung ein (den gleichen Prozentsatz, aber weniger in absoluten Zahlen), also passt es doch wieder, wenn sie weniger rauskriegen…

Es ist eben kein Sparmodell, wo man so viel wie möglich rauskriegen will.
Das Grundprinzip der Sozialversicherung beruht gerade auch auf dem Fakt, den Du hier gerne weglassen würdest:
„Das Ziel der Sozialversicherung (SV) besteht darin, den Bürgern eines Landes eine Versicherung gegen typische, nicht kalkulierbare Lebens- und Arbeitsweltrisiken zu ermöglichen, die bei privaten Versicherungen nicht oder nur zu sehr hohen Tarifen möglich wäre.“ - d.h. keine Auslese nach Personen mit hohen und niedrigen Risiken (z.B. Gesunde und Kranke)

https://www.cesifo-group.de/ifoHome/facts/Glossar/07-Verteilung-und-soziale-Sicherung/Deutsche-Sozialversicherung-Prinzipien.html

Beatrix

Du hast aber oben von Kfz-Haftpflicht geschrieben. Da kenn ich eigentlich keine (bis auf die genannte Ausnahme) die da einen Bildungsunterschied macht.

Ich kenne mehrere Kfz-Versicherungen (nicht nur in Deutschland) die für Akademiker Rabatte anbieten. Aber auch andere Versicherungen benachteiligen arme Menschen.

Weil ich schon kommen hab sehen dass jemand die halbtags arbeitende Ehefrau als Beispiel bringt hab ich immer von vollzeit arbeitenden Personen gesprochen.

Es besteht eine Korrelation zwischen Armut und früheren Ableben - von einer direkten Kausalität hab ich nie gesprochen. Aber Korrelationen sind es eben, die für Versicherungen relevant sind. Wenn ich ein älteres Auto fahre werde ich wahrscheinlich nicht mehr Unfälle haben als wenn ich ein neueres fahre - aber die Versicherung verlangt für ältere Autos trotzdem eine höhere Prämie weil solche Autos eben häufiger von Fahranfängern mit höherem Unfallrisiko gefahren werden. Besonders sinnvoll ist das nicht denn ich werde ja nicht zum Fahranfänger wenn mein Auto älter wird…

Geringverdiener sterben früher - und bekommen deshalb im Durchschnitt viel kürzer Rente. Wieso sollten sie die gleichen Beiträge bezahlen?

Dir ist schon klar, dass Personen die aufgrund eines geringeren Einkommens einen geringeren absoluten Betrag in die RV einzahlen auch weniger Rente bekommen?

Mal zur Verdeutlichung: Stell Dir vor, es gibt eine Gruppe die im Durchschnitt nur 65 Jahre alt wird und eine andere Gruppe, die im Durchschnitt 85 Jahre alt wird. Wäre es gerecht, wenn beide die gleichen prozentualen Beiträge in die RV einbezahlen müßten auch wenn die meisten Mitglieder der ersten Gruppe mit 67 bereits tot sind und niemals eine Rente bekommen und mit ihren Beiträgen fast nur die Rente der anderen Gruppe finanzieren?

Genau so ist es in Deutschland. Die arme Unterschicht finanziert die Rente für wohlhabendere Schichten.