Wieso wird in manchen Ländern das Geburtsdatum nicht dokumentiert?

Ich habe in der Türkei Bekannte, die zwei Erwachsenen Töchter haben. Die beiden Töchter wurden als Zwillinge eingetragen und als Geburtsdatum wurde bei den beiden der 01.10.1993 angegeben, obwohl die eine Tochter Frühjahr 1992 und die andere Tochter im Sommer 1993 geboren wurde.

Bei der Jüngeren Tochter, die Sommer 1993 geboren wurde, wurde das Geburtsdatum auf den 01.01.1992 geändert, damit sie ein Jahr vorher heiraten konnte. Die ältere Tochter hat ihren Geburtsdatum behalten.

Generell kommt es öfters vor, dass bei viele Flüchtlinge im Pass der 01.01. als Geburtsdatum steht und bei ihnen häufig auch das falsche Geburtsjahr angegeben ist.

Deswegen wollte ich fragen, wieso in manchen Ländern das Geburtsdatum nicht dokumentiert wird.

Servus,

Die Frage ist, meine ich, verkehrt herum gestellt - es lässt sich in den allermeisten Fällen nicht begründen, warum etwas nicht ist.

In Deutschland gibt es Geburtenregister im heutigen Sinn seit 1874, das ist nicht besonders lange. Viele Generationen vorher lebten ohne amtliche Registrierung ihrer Geburt; seit 1766 wurden in meiner Heimat in Vorderösterreich auch Protestanten und Juden in den Kirchenbüchern geführt, vorher nicht oder bloß sporadisch; das ist auch noch keine so sehr lange Zeit, etwa im Vergleich zur Existenz von künstlicher Beleuchtung und gar von Suppentellern in der menschlichen Zivilisation.

Es gibt verschiedene Gründe, das eigene Geburtsjahr ein wenig zu frisieren. Episodisch: Ein Freund aus Kamerun hatte in seiner Heimat Papiere mit zwei verschiedenen Geburtsdaten - er hatte anlässlich verschiedener kriegerischer Auseinandersetzungen Kameruns mit ungeliebten Nachbarn zugesehen, dass er sich ein für die Einberufung als Reservist unpassendes Geburtsjahr besorgte. Weil er diese Art von Papierkram nicht besonders schätzt und deswegen nicht besonders beachtet, musste er später höllisch aufpassen, dass er gegenüber deutschen Behörden immer den selben Geburtstag angab…

Schöne Grüße

MM

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Es liegt nicht (unbedingt) daran, dass es nicht dokumentiert wird, sondern daran, dass Flüchtlinge in der Regel ohne Ausweispapiere hier angekommen sind und „irgendwas“ angeben.

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Ich überlege gerade, wie ein Behördenmensch mit der Angabe „irgendwann 1984“ umgehen würde. Kann sein, dass er/sie dann auf die Idee „01.01.1984“ kommt …

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Es ist wahrscheinlich, dass es einschlägige Verwaltungsanweisungen gibt, die genau dieses Vorgehen vorschreiben, wenn ein Geburtsdatum nicht näher ermittelt werden kann.

Schöne Grüße

MM

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Man darf ja nicht davon ausgehen, dass es in allen Ländern so abläuft wie bei uns.
Selbst wenn die Kinder in irgendwelchen lokalen „Krankenhäusern“ auf die Welt kommen, sind die ja nicht mit anderen Ämtern vernetzt. Meist handelt es sich eh um eine Hausgeburt oder eben eine Geburt, wo niemand außer der Familie es mitbekommt.
Wenn man dann eben mal in die Stadt fährt, was ja oft mehrere hundert Kilometer sein kann und auch sehr lange dauert. Lässt man die Kinder eben eintragen. Vielleicht damit sie später eben zur Schule gehen können oder eben heiraten können.
Ob man sich dann noch an das genaue Datur erinnern kann ist wohl fraglich. Da ist dann ja nicht einmal Vorsatz dahinter.

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Hallo,
in der Türkei bzw im türkischen Konsulat (das hab ich bei meiner Heirat mit einer türkischen Frau machen müssen) kann man ein „Nüfüs“ beantragen. Darin wird der halbe Stammbaum inklusive aller Geburtsdaten aufgelistet. Das sollte man mal tun. So weit hinter dem Mond sind sie dort auch nicht, dass man einfach Geburtsdaten „frisieren“ kann.
Gruß

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