Wieviel und was habt ihr früher getrunken?

Hallo,
ich trank morgens eine Tasse Kaba aus der Schulmilch vom Vortag, hatte für die Pause so ein 0,2 päckchen Saft dabei und hab die Schulmilch nach Hause genommen, weil ich Milch nicht mochte, die aber noch immer billiger war, als die Milch aus dem Laden.
Erst ein paar Jahre später als auch Schul-Kakao angeboten wurde, bin ich umgestiegen.

Ausser Haus wurden nur bei Ausflügen und Wanderungen Getränke eingepackt. Und wir beiden Mädchen bekamen in Gasthäusern nur zusammen ein Glas limonade, nicht weil wir arm waren, sondern weil wir beide zusammen selten mehr als 0,5 l tranken.

Zuhause gabs jederzeit irgendeinen Früchtetee, meistens Hagebutten und Apfel (kalt und warm) selbstgemachten Saft und Mineralwasser. Limonade nur, wenn Gäste erwartet wurden.

Jede Woche wurde von der Brauerei 1 Kasten Bier und 1 Kasten Mineralwasser geliefert (20 a 0,5)

Zum Essen durfte bei uns jeder so viel trinken wie er wollte, bei meiner Tante durfte zum Essen nicht getrunken werden, warum weiss ich bis heute nicht.
Es gab immer echten Kaffee, allerdings wurde bei uns -obwohl in BY lebend- nachmittags immer schwarzer Tee mit Milch getrunken.

Wenn wir den ganzen Nachmittag draussen waren, waren wir viel zu weit weg, um nach Hause zu laufen um was zu trinken.
Und im Freibad haben wir das mitgegebene Geld lieber für Süßes ausgegeben als für Getränke.
Mich wundert es aufgrund der Trinkmengen, die Mütter heute so mitführen, dass wir das damals überlebt haben…
Allerdings wundert es mich auch nicht, dass so mancher Fünfjähriger, der um 20.00 Uhr noch einen halben Liter Limo in sich hineinschüttet, nachts nicht trocken wird und so mancher Dreijährigere der von der " guten Milch" (d. h. die 3,8%) täglich einen ganzen Liter tagsüber aus der Nuckelflasche zieht so ein schlechter Esser ist…

Grüße
miamei

Liebe Wissende und Erfahrene!

durch die vorherige Frage von NadineBO angeregt, wieviel Wasser man täglich trinken soll, würde mich interessieren, was und wieviel ihr früher so getrunken habt. Mit ‚früher‘ meine ich die 60er und 70er Jahre, falls ihr euch noch erinnern könnt.

In meiner Kindergarten- und Schulzeit gab es keine Getränke zwischndurch. Fast alle hatten ein Brot oder Obst dabei, keiner ein Getränk. Man konnte in den Pausen nur Gebäck kaufen, aber nichts zu trinken.

Eine Ausnahme gab es in der Grundschule: Da gab es ‚Schulmilch‘. Täglich ein Fläschchen, 250 ml Milch, einmal die Woche mit Kakao.
Aber nur für die Schüler, deren Eltern das bezahlen konnten. In meiner Klasse hatte nicht jeder Schulmilch. Ich hatte Brot, Obst und diese Milch. Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich meine Milch regelmäßig verschenkt habe, weil ich sie nicht mochte. Außer den Kakao.

Morgens haben wir Kinder Kaba getrunken und ein Marmeladenbrot gegessen. Die Eltern und Grußeltern tranken einen komischen Getreidekaffee (Lindes mit Zichorie oder so, später Caro-Kaffee)

Mittags hat Oma gekocht. Es gab jeden Tag vor der Hauptmahlzeit eine Suppe. Das war eine gute Brühe von Huhn oder Rind mit verschiedenen Einlagen (Nudeln-, Reis- oder Kartoffeln, Ei, Flädle. Der Opa hat immer noch Brot reingebrockt) .

Der Hauptgang war meistens ein Pfannen- oder Auflaufgericht aus Kartoffeln oder Mehl bzw. Grieß und Eiern. Dazu gab es Eingedünstetes Obst oder Gemüse mit Saft. Das waren Kirschen, Äpfel oder Zwetschgen, Essiggurken, Rote Beete, Bohnen, Erbsen und ganz viel Sauerkraut. Etwas anderes wuchs in unserer Gegend nicht. Him-, Brom- und Johannesbeeren wurden zu Saft oder Marmelade verarbeitet.

Den Saft gab es verdünnt mit Wasser, wenn Besuch da war oder an Festtagen.

Abends haben wir meist ‚eingebrockte Milch‘ oder Grießbrei mit Zimt und Zucker gegessen. Oder ein Butterbrot mit Schnittlauch oder Streichkäse und dazu Essiggurken und eine Tasse Sauermilch.

Fleisch gab es Sonntags. Montags den Rest davon. Und manchmal Dienstags noch Spuren davon in gerösteten Nudeln mit Ei und mit viel Sauce.

Ich kann mich nicht erinnern, dass wir in unserer Familie Tee getrunken haben, außer in Krankheitsfällen.
Limonade (Sinalco, Bluna) gab es nur, wenn wir auf ein Fest gingen.

Zu Schulausflügen und auf Wandertagen habe ich ein Päckchen ‚Sunkist‘ mitbekommen.
Wenn ich krank war, gab es eine Flasche ‚Hohes C‘ oder ‚Nährbier‘ von der Tante .

Ich kann mich nicht erinnern , dass in unserer Familie Mineralwasser in Flaschen gekauft oder getrunken wurde.
Bier gab es auch nicht oft und erst recht keinen Wein.

Nach heutigen (Trink-)Maßstäben und Empfehlungen ist meine Sippe hoffnungslos ausgetrocknet, verdorrt und nicht mehr existent.

Wie war das damals eigentlich bei Euch mit den täglichen Getränken, bevor es VIO und Konsorten gab?

Viele Grüße
Maralena

Hallo und

Chapeau! Für eine dehyrdiert-bröselige Mumie bist Du überraschend eloquent und unterhaltend.

In meiner bewußten Familienhistorie (70er bis 80er) gab es bereits mehr Fleisch und abends ein Bier für Vatern, von dem sich Muttern dann ein Gläschen abzweigte. Wein zu festlichen Anlässen. Ebenso sah es mit Cola aus. Kaffee wurde von den Eltern täglich in Maßen (nicht Massen) getrunken.

Das billigste (krass sprudelnde) Mineralwasser war hingegen neben Leitungswasser ein Standardgetränk. Das kann mit dem hohen Kalkgehalt im örtlichen Leitungswasser zusammenhängen.

Heutzutage läuft fast nur Kaffee und Stilles Wasser durch den Schlund. Das Stille Wasser bekommt einen Zusatz von ca. 1/3 ebenso Stillem Wasser (Süßstoff, „Zero Zucker“). Alkoholisches tendiert statistisch gegen Null (nicht nur als Blutwert :grin:).

Die Flüssigkeitsmenge pendelt und ist von Bewegung sowie Außentemperatur abhängig.

Gruß
vdmaster

Hallo,

in meiner Kindheit war es finanziell eng. Da gab es Kraneberger–> Wasser aus dem Wasserhahn.
Ich kann mich gut erinnern, dass ich oft sehr durstig aus der Schule kam und erstmal unter dem Wasserhahn hing (wenn meine Mutter nicht da war, natürlich ohne Glas).

Grüße

Danke an alle, die geantwortet haben!

Eure Erfahrungen sind durchaus interessant und aufschlussreich.

Für Selina:
An Brausepulver erinnere ich mich auch. Das kam in die Handfläche und dann kam Spucke drauf, bis es ordentlich schäumte. Das war lecker, aber ein Getränk war das nicht.
Auch die Viehtränken kenne ich aus den Österreich- und Südtirol-Urlauben und vom Schullandheim. Manchmal tat es Bachwasser, wenn der Aufstieg lang und beschwerlich und der Durst riesengroß war. Wir hatten in den Bergen keine Getränke dabei, bloß etwas Vesper. Heute denke ich, das war extrem leichtsinnig.

Für vdmaster:
danke für das Kompliment. Ich hoffe, ich halte durch. Noch lebt ein Teil meiner Vorfahren. Mein Pa, meine Ma und ihre Geschwister, 7 an der Zahl, die zwischen 76 und 90 Jahre alt sind, dörren bei bester und hellwacher geistiger Gesundheit vor sich hin. Die brauchen künstliche Hüft- und Kniegelenke, aber kein Insulin. Sie sind allesamt inzwischen größenmäßig ziemlich geschrumpft und eher untergewichtig, obgleich sie bei passender Gelegenheit ordentliche Portionen verdrücken können, wo ich nur noch staunen kann.

Beste Grüße an alle!
Maralena

Hi,

Wasser, auch wenn wir Krambambuli hätten trinken sollen, sagte schon Meister Wedekind

Ihr dauert mich, ihr armen Toren,
Ihr liebet nicht, ihr trinkt nicht Wein:
Zu Eseln seid ihr auserkoren,
Und dorten wollt ihr Engel sein,
Sauft Wasser, wie das liebe Vieh,
Und meint, es sei Krambambuli,
Krambimbambambuli, Krambambuli! .

Auch Milch, Kakao und Tee (selten und eher abends). Muckefuck (z.B. Caro) gab es bei uns nur für die Oma, die diesen unbedingt trinken wollte. Die anderen Erwachsenen haben richtigen Kaffee getrunken.

Sprudel (norddeutsch für Limonade) gab es hier erst ab Anfang/Mitte der 70er. Das schließt auch den Zugang zu Softgetränken, ala Coca Cola oder Sinalco ein. Ab dem Alter von ca. 11 Jahren durfte man dann auch Kaffee, ab 13 auch Bier trinken :smiley: Soviel zum Jugendschutzgesetz auf dem Lande :smiley:

Gruß
HH

Hallo,

ich erinnere mich an Sodakapseln, sie waren empfunden hochexplosiv für mich als Kleinkind und ich glaube die waren nicht so gefährlich wie sie mir vermittelt wurden und dann das Soda zischfrisch in fingerhoch Himmbeersirup, ein Genuss.
Brausepulver schwärm wenn Kind den Blubberblasen zuschauen konnten.
Schartnerbombe hin und wieder im Gastgarten , die Flasche klein und bauchig, so gut schmeckt heute keine Limonade .
Ovomaltine zum Frühstück in Milch gerührt war gut und Tee bekam Kind wenn es krank war.
Lecker war der Saft aus einer Rettichknolle, kugelrund und schwarze Schale und mit Kandiszucker schmackhaft gemacht, ich weiß aber nicht mehr ob Halsweh oder Husten da die Krankheit war.
Bei Wanderungen gab es immer mal Wasserstationen, also bei eine Viehtränke und man trank oberhalb beim Wasserhahn und schlumperte nicht mit Kuh in der Tränke um die Wette .

Ein Albtraum ist für mich heute noch eine kuhwarme Milch auf Almhütten und ich trinke seit ewigen Zeiten keine weißliche warme Flüssigkeit mehr.

Was mir später seltsam in Erinnerung bewusst wurde, wenn meine Eltern Besuch hatten, gab es auch Wein!
1 Flasche für vier fünf oder gar sechs Personen und bei vier Gästen blieb da noch was über?
Seltsame Zeiten waren das! :neutral_face:
Grüße Selina

Es gab regelmaessig Tee, der stand auch immer rum, sprich kalt verfuegbar.
Und es gab den Wasserhahn, stets genug drin.

Hallo Maralena,

das erinnert mich an mein Amusement, wenn ich in Berlin die Leute mit großen Wasserflaschen durch die Straßen ziehen sehe, als wenn sie am verdursten wären.
Wir als Kinder haben an Trinkvorräte überhaupt nicht gedacht.
Heute laufen vor allem Frauen mit ihrem Coffee-to-Go und Blick auf ihr Handy durch die Straßen.
Manche denken wirklich, man müsse immer Flüssigkeit zu sich nehmen!

Bei mir gab’s im Notfall Limo oder Leitungswasser.

Gruß Heinz