Willensfreiheit und Bewusstsein

Hallo,

„Was ist das ? Empfindungen einer Willensfreiheit?“
Eine Empfindung würde ich als innere Wahrnehmung bezeichnen,
auch gekoppelt mit einer äußeren.

ich kann nicht sehen, wie ich Willensfreiheit dem Begriff
Empfindung zuordnen kann, ohne Verrenkungen.
(da bin ich doch „Realist“, auch wenn Du dies vakant hinterfragst)
Schmerz, Liebe, Freude usw. sind Empfindungen. Sie sind temporär
gegeben und bedingt.
Wille (immer frei, da ist bei uns Konsens) hat nichts von dem.
Ich möchte nochmals die Unterscheidungen zu diesem Thema aufführen,
welche (meistens)leider so nicht strikt vorgenommen werden.
(deswegen interessiert mich auch kein Lacan oder sonstiges
Vorgedachte welches von vorn herein auf falschen Gleisen fährt)
Der „Prozeß“, an dem Wille beteiligt sein kann hat die Elemente.
Wille - (Willens-)Entscheidung - (Willens-)Handlung.
Wenn Du die Diskussionen hier oder sonst wo betrachtest wirst Du
meist eine wilde Vermischung diese „Elemente“ feststellen,
das heißt, es ist nichts verifizierbar.
Diese drei (diese Anzahl mal von mir so identifiziert)sind jeweils
unabhängig voneinander, bedingen sich nicht, weder vorwärts oder
rückwärts. Es ist nur der „Idealfall“ wenn die Folge bedingt
hergestellt werden kann.
Ich habe bisher nur den Willen selbst eingebracht - und das ist
doch auch das Thema.
Wille, das ist kein Postulat - wie hier einer meint - sondern eine
Erfahrung unseres SEINs.Manche können da wohl nicht unterscheiden.
Nun der „Beleg“ für meine Darlegung.
Die einfachste und älteste bewußte Erfahrung unseres SEINs ist die,
das ich will - und nicht kann.
Diese Erfahrung haben natürlich auch Lebewesen mit „niederem“
Bewußtsein, deren „Wollen“ meist existenzerhaltend angelegt ist.
Das Wollen der Menschen unterscheidet sich dadurch, daß es auch
auf „geistige“, ethische, moralische Ziele gerichtet ist und dort
ebenfalls die Erfahrung macht - ich „will“ und ich kann nicht.
Das „ich kann nicht“ ist eben nicht die Beschränkung des Wollens
sondern die Beschränkung der Entscheidung und in der Folge des
Handelns.
Theorie hin oder her - Praxis.
Vorab nochmals ein Zitat aus dem NT Röm.7.15
Denn ich begreife mein Handeln nicht: Ich tue nicht das, was ich
will, sondern das, was ich hasse

Ich will mit dem Rauchen (Drogen, Trägheit usw.) aufhören und schaffe
es nicht - also gute Vorsätze welche ich nicht realisieren kann aus
äußeren Gründen oder weil sie nicht die entsprechende „Willenskraft“
dazu finden.
Das Fehlen der Willenskraft ist ein Mangel (auch eine Krankheit !)
es ist aber nicht der (behinderte ?)Wille selbst.
Ich kann ebenso „bösen“ Willen haben, welcher in der Realisierung
beschränkt ist oder einen Willen zu einer „neutralen“ Zielsetzung.
Hier setzt auch ebenfalls der Verneiner des freien Willens an und sagt
Dieses Wollen, also diese „Wollensqualität"ist bedingt durch Vererbung
durch die soziale Umwelt oder die Erziehung und die Lebenssituation.
Richtig ist, daß es auch eine „Willensbildung“ und eine Willenspflege
gibt und das der Wille auch Teil unseres subjektiven SEINs ist.
(kein „Weltwille“ oder sonstige Spinnereien)
Dies alles belegt aber nicht, daß es keinen Willen gibt und wenn wir
dies mal wieder zusammenführen, keinen " freien Willen“ gibt.
Experimente können da nichts verifizieren - es gibt auch keine
welche dort ansetzen.
Motivation ist kein Zwang.Einbeziehung von Erkenntnissen in die
„Willensbildung“ ebenso nicht - sondern Vernunft.Der Wille muß
keinem folgen - und er tut es oft auch nicht - das ist unsere
Erfahrung.
„Freiheit ist die Einsicht in die Notwendigkeit“ (Marx, Lenin ? o.a)
Dies wäre noch zu überdenken im Zusammenhang mit „Willen“
Anreize sonstiger Art können die Entscheidung beeinflussen aber nicht
den Willen an sich.
Der Wille ist immer noch frei genug zu bestehen , auch wenn
ihm der Spielraum zu seiner „Entfaltung“ eingeengt wird.
Und diese Erfahrung haben wir auch.
(deswegen wird auch versucht „Willen zu brechen“, wenn nicht genehm)

Du bist zu sehr Realist, als dass du der Evolution einen
freien Willen zuordnen könntest, andere sind zu sehr Realist,
als dass sie dem Ich einen freien Willen zuordnen können,

Dies hinkt doch sehr.
Die Evolution ist ein Begriff,einem entwicklungsgeschichtlichen
Vorgang zugeordnet, das ICH eine reale Erfahrung.
Kategorien-Misch-Masch oder - so leid es mir tut -Unsinn.

Gruß VIKTOr

Postulat

Wenn ich mich mal kurz einmischen darf: ein Postulat ist m.E. weder ein Axiom noch ein Dogma, sondern einfach eine (unbewiesene) Forderung.

Von Axiom sprach ich nicht, auch nicht von Dogma. Ich zitiere zum Thema zitiersüchtig zwei Passagen, die meine Verwendung des Begriffs stützen.

http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Postulat.html

„Ein Postulat ist eine notwendige logische methodische oder erkenntnistheoretische Voraussetzung die nicht bzw. noch nicht streng bewiesen werden kann.“

http://de.wikipedia.org/wiki/Willensfreiheit

„Auch im Strafrecht gilt das Postulat des freien Willens: Nur „wer bei Begehung der Tat wegen einer krankhaften seelischen Störung, wegen einer tiefgreifenden Bewusstseinsstörung oder wegen Schwachsinns oder einer schweren anderen seelischen Abartigkeit unfähig ist, das Unrecht der Tat einzusehen oder nach dieser Einsicht zu handeln“, handelt gem. § 20 StGB nicht vorwerfbar.“

Chan

Hallo Viktor
(der 2. Viktor, unser Pfarrer heißt auch so). Die Verbindung zwischen Empfindungen und Überlegungen (auch solche über den Willen) war geschildert, lass ich jetzt so stehen.

Philosophen sprechen über nichts anderes als die Sysematik ihrer Spekulation und die Setzung ihrer Begriffe. Die Alltagsmenschen setzen ihre Bekenntnisse gegeneinander. Man muss im Gespräch auf beides gefasst sein.

Ich habe versucht, den Willen an sich möglichst abstrakt zu denken, Aussagen über ihn aber breit zu hinterfragen. Während des Hinterfragens wiederholen sich die Vorgänge der Abstraktion und provisorischen Begriffsetzung. Betrachtungen über Entscheidungsprozesse und Handlungsoptionen hatten wir aussortiert. Wir wollen über den Willen nachdenken. Irgendetwas veanlasst uns dazu. Ich führte Empfindungen an und stieß damit auf Unmut. Verzichten wir dann eben auf die Unterscheidung zwischen Wahrnehmung, Empfindung, Gefühl und Affekt. Beschränken wir uns also auf das, was du als Quelle deiner Information über den Willen bezeichnest: die „Seinserfahrung“. Falls die gottartig ist, in sich unstrukturiert und ohne Gegenkräfte, taugt sie allenfalls als Gegenstand der Betrachtung, nicht aber, um weitere Begriffe wie den des Wilens zu klären. Damit hätten wir nun auch auf sie zu verzichten. Wodurch sonst könnten denkbare Eigenschaften eines freien Willens erfahrbar werden?

Egal, was der Wille für jeden einzelnen bedeutet - zu Beginn eines Gespräches braucht nicht mehr vorausgesetzt zu werden, als dass er eine Idee ist, die mit anderen Ideen zu vergleichen und von ihnen abzusetzen ist. Dazu kann jeder nicht mehr tun, als seine eigenen Erfahrungen - nicht weiter differenziert, siehe oben - einzubringen.
Fangen wir, weil du es wünschtst, mit der Frustrationserfahrung von vorne an, wenn es auch das unerwünschte Nebenthema „Handlungsfreiheit“ wieder hereinbringt.
Nun gut - eine Amöbe, ein Affe oder ein Kernphysiker stellt fest, er kann nicht. Was steht hinter der durchkreuzten Absicht? Vielleicht ein Wille. Was sagt das Scheitern der Absicht über den Willen? Mir nichts. Für mich ist die Absicht aus einem Zusammengehens des Denkens und Wollens hervorgegangen. Das Denken kann das Scheitern bedenken, wird das Wollen weiterhin vorfinden und eine neue Absicht entstehen lassen. Für das Willen hinter dem Wollen ergibt sich in unserem Rahmen nichts. Sogar auf der Ebene des Wollens (1 unter dem Willen, nämlich innerhalb einer eigenen Struktur) ergeben sich keine Hinweise auf die Verortung des Willens, nur vielleicht auf die Existenz desselben. Auch nicht durch die Unterschiede der Instanzen, auf die der Wille wirkt (z-B. Ich, Es, Über-Ich in Menschen und anderen Tieren).
Du zitierst Paulus, der uns klarmacht, dass der Wille hierarchisch über dem Wollen und erst recht Denken, Fühlen und Begehren steht. Entsprechend greifen auch die Bewertungen des Wollens nicht automatisch den Willen mit.
Entsprechend nahe liegt es, sich unserer Prämisse zu entsinnen: wir suchten nach einer möglichst reinen Qualität. Entsprechend kosmisch stellt er sich nun dar.
Wenn er mit dem Evolutionsprodukt Mensch interagiert oder über dieses agiert, ist nicht davon auszugehen, dass ausgerechnet nur er einer solchen kosmischen Kraft teilhaftig wäre, aber kein Organismus außer ihm. Und selbst dann wäre er ja nicht den modulierenden Einflüssen seiner evolutionsbedingten Tiernatur entzogen. Die widerspricht ja keineswegs einer „Willenspflege“, im Gegenteil, die kann als Teil der kulturellen Evolution gesehen werden.

Ist nicht auch der romantische Gedanke, unser „subjektives Sein“ entwickle sich unabhängig von der kulturellen Evolution, eine Blüte der kulturellen Evolution? Ebenso wie unsere Neigung zu einer militärisch organisieren Kosmologie. Wer behauptet denn eigentlich solchen Unsinn, dass der Wille jemandem folgen muss? Die Dinge interagieren. Dabei entstehen unter anderem so komplexe Ideen wie die von der Evolution und die vom Ich. Jede mit ihren Eigentümlchkeiten - die vom „Ich“ ist natürlich mit einer ihr gemäßen, eigentümlichen Empfindungsqualität ausgestattet.

Du sagst, dieser Gedanke hinkt sehr. Unsinn, methodisch inkompetent, Kategorien-Mischmasch? Vielleicht ist es der Schatten, des Gedankens, der hinkt. Eine Frage angewöhnter Blickrichtungen, beiderseits.

Gruß
Bumi

Bewusstseinsstrom und Ich-Konstruktion

Jetzt lese ich, dass du Singers Argument übernimmst, ohne auf meine Entkräftung einzugehen.

Es geht eigentlich gar nicht so sehr um die Richtigkeit oder Falschheit der diversen Experimente von Singer, Libet und Eccles, sondern um die Frage, wie sich die psychische Instanz, die wir „Ich“ nennen, am sinnvollsten beschreiben lässt. Dein Einwand gegen Singer entspricht in etwa den Folgerungen, die Libet aus seinen Beobachtungen zog. Ich bin so frei zu zitieren:

Wiki „Libet“:

"Libet selbst folgerte zunächst aus seinen Resultaten, dass der Entschluss zu handeln von unbewussten Gehirnprozessen gefällt wird, bevor er als Absicht ins Bewusstsein dringt; die bewusste Entscheidung sei somit nicht ursächlich für die Handlung. Dadurch sah er die Willensfreiheit und Verantwortlichkeit des Menschen in Frage gestellt.

Kurz darauf ging Libet zu der These über, dass es ein Zeitfenster von zirka 100ms gebe, innerhalb dessen der bewusste Wille eine bereits eingeleitete Handlung noch verhindern könne (Veto- oder Kontroll-Funktion des Willens). In diesem Sinne könne das Bewusstsein „willensbestimmte Ergebnisse selektieren und unter ihre Kontrolle bringen“.

Zitat Ende.

Natürlich gehe ich davon aus, dass du ein wesentlich größeres Zeitfenster annimmst, wenn du (an Viktor) schreibst:

Der Mensch beobachtet an sich die Wirkung unbewußter Prozesse, urteilt und intendiert bewußt, vollzieht ebenso bewußt künftige Reaktionsweisen vor, die dann Eingang ins Unbewusste finden, wo dann eben die Entscheidungen fallen, die nach Prof. Singer ihrer Bewußtwerdung vorausgehen. Dieser Mechanismus der Rückwirkung entkräftet Singers Beweis der Willensunfreiheit.

Entscheidungen fallen also deiner Ansicht nach, wenn ich das recht verstehe, im Unbewussten, fallen aber nach Kriterien und Zielsetzungen, die im Bewusstsein geschaffen werden.

Ich stelle aber in Frage, dass dieses Bewusstsein ein substantielles „Ich“ ist.

Ich akzeptiere, dass viele Prozesse bewusst ablaufen, bezweifle aber, dass diese Prozesse bewusst gesteuert sind. Ich behaupte (angelehnt vor allem an die asiatischen Lehren von der illusionären Natur des Ich, aber auch an Lacan), dass das, was wir „Ich“ nennen, nur ein Beobachter ist, eine Art Zeuge von Ereignissen (Bewusstseinsstrom), die aus dem Unbewussten auftauchen und wieder darin verschwinden (innerhalb eines Zeitfensters von etwa 3 Sekunden, die wir als „Gegenwart“ empfinden).

Sartre unterschied zwischen nicht-thetischem und thetischem (reflexivem) Bewusstsein. Das „Ich“ entsteht durch die Reflexion des Bewusstseins auf sich selbst, auf den Bewusstseinsstrom. Das Ich i s t also im Grunde nur diese Reflexion, es ist ein Prozess bzw. eine Struktur, aber kein „Wesen“ und keine Substanz.

Weiterhin entsteht das Ich für Sartre, hier durch Hegel beeinflusst, durch die Differenz des Subjekts zum „Anderen“. Das hat auch Lacan von Hegel übernommen. Auch hier ist das Ich nichts Wesenhaftes, es hat kein Eigensein, sondern ist Effekt einer Differenzierung des Bewusstseinsstroms in die Kategorie „Ich“ und die Kategorie „Anderes“. Indem diese Differenzierung geschieht, bildet sich ein Ich heraus. Es ist, wie auch Hegel schon erkannte, ein Prozess des Negierens, der Negativität, im Grunde ein Nichts, das umgeben ist vom „Anderen“, sozusagen ein Loch mit etwas drumherum.

Dieses Nichts oder Loch, das mit Ereignissen gefüllt wird (Bewusstseinsstrom), kann nicht der Urheber von Entscheidungen sein. Es ist nur der Ort, an dem das Bewusstsein beobachtet, welche Entscheidungen usw. aus dem Unbewussten erscheinen, egal, ob es sich um das Greifen zu einer Tasse Kaffee handelt oder um das Aufstellen ethischer Prinzipien, nach denen das Subjekt seine Handlungen ausrichtet.

Chan

Hallo Bumi,

Beschränken wir uns also auf das, was du als Quelle
deiner Information über den Willen bezeichnest: die
„Seinserfahrung“. Falls die gottartig ist…

da müssen wir sehr vorsichtig sein, wenn wir Begriffe sprachlich
neu ordnen und dann zum Gegenstand unserer Betrachtungen machen.
„Seinserfahrung“ - eventuell gottartig oder irgendwas esoterisches,
abgehoben - dies ist sehr richtig untauglich für unsere Betrachtung.
Ich schrieb aber:
…bewußte Erfahrung unseres SEINs…
das ist „ich bin da, jetzt und hier und nicht allein“, aber
auch ich bin abhängig - wie Hunger-, Schmerz-Erfahrung u.a.
Ebenso der Wille als präsente Erfahrung, egal wie er philosophisch
zerlegt wird, daß behindert nicht meine Feststellung.
Diese Erscheinung „Wille“ (Wollen)ist eben auch im Konflikt zwischen
"Wollen"und Vollbringen feststellbar, ob materiell oder geistig.
Er zeigt eben, daß beides konform sein kann - oder auch nicht -
ein Beleg für nicht bedingt.

Wodurch sonst könnten denkbare
Eigenschaften eines freien Willens erfahrbar werden?

s.vor

Fangen wir, weil du es wünschtst, mit der
Frustrationserfahrung von vorne an, wenn es auch das
unerwünschte Nebenthema „Handlungsfreiheit“ wieder
hereinbringt.

Es ging nicht um Belegung von Frust sondern von „nicht bedingt“.
Der „Frust“ ist nur eine passive Erfahrung .
Die Handlungsfreiheit ist ein anders Thema.

Was sagt das Scheitern der Absicht über den Willen? Mir nichts.

Ja.Absicht ? Zielvorstellung ?

Das Denken kann das Scheitern bedenken, wird
das Wollen weiterhin vorfinden und eine neue Absicht entstehen
lassen. Für das Willen hinter dem Wollen ergibt sich…

Achtung, das ist neu.
Willen hinter dem Wollen ?
Willst Du „Willen“ nochmals auftröseln in Wollen und Absicht ?
Ich habe bisher „Willen“ und „Wollen“ nicht unterschieden und
die Absicht als „Eigenschaft von Willen“ betrachtet, welche
eine Zielrichtung vorgeben kann, präsent sein kann oder auch nicht,
also flüchtig ist.
Aber überlegenswert ist ist es trotzdem.
Ist Wille ohne Absicht denkbar, darstellbar ?
Oder ist Wille eine Präsens, verfügbar ohne daß ihm a priori
permanent ein Zweck zugeordnet (hier Absichtskreation) wird.

ergeben sich keine Hinweise auf die Verortung des Willens, nur
vielleicht auf die Existenz desselben.

Die Verortung meines Willens ist sehr wohl gegeben, nur
wo in mir. Jedenfalls nicht im Universum

Du zitierst Paulus, der uns klarmacht, dass der Wille
hierarchisch über dem Wollen und erst recht Denken, Fühlen und
Begehren steht.

Nun ja, ich habe die Trennung von Willen und Wollen nicht vollzogen
und kann damit auch (vorerst) nichts anfangen.
Außerdem impliziert die Aussage von Paulus keine Rangfolge
sondern eine Unabhängigkeit.

wir suchten nach einer möglichst reinen Qualität.

Ja.

Entsprechend kosmisch stellt er sich nun dar.
Wenn er mit dem Evolutionsprodukt…

Letzteren Gedankengängen folge ich nicht

Dabei entstehen
unter anderem so komplexe Ideen wie die von der Evolution und
die vom Ich.

Ich hatte es schon ausgesprochen, daß hier verschiedene Kategorien
angesprochen werden.
Für mich geht es hier nicht um die Idee vom ICH, eine
philosophisch künstlich abgetrennte Größe von „meinem Sein“ welche
ich sonstwo verorten könnte, sondern um mein reales exklusives Sein.
Dies kann natürlich hinterfragt werden - wird auch - ob nicht alles
Schein, Illusion ist „Vorstellung von irgendwas“ nicht real - wenn man sich auf dies Schiene einläßt.
Es fragt sich dann aber auch,mit welchem „Organ“ dies Vorstellung realisiert werden soll.(auweia,realisiert gibt es ja auch nicht !)
Also eine Vorstellung welche sich selbst vorstellt - nun lassen wir
den Quatsch.

Du sagst, dieser Gedanke hinkt sehr. Unsinn, methodisch
inkompetent, Kategorien-Mischmasch? Vielleicht ist es der
Schatten, des Gedankens, der hinkt. Eine Frage angewöhnter
Blickrichtungen, beiderseits.

Möglich, da muß ich meinen Hals aber sehr verrenken, wenn ich eine
solche „andere Blickrichtung“ erzwingen will.
Und der „Schatten“ ist mir auch nicht real genug.
Gruß VIKTOR

Die Postulate des Immanuel Kant
Hi Viktor.

Ein Postulat ist ein unbeweisbarer Grundsatz.

Freier Wille ist aber kein Grundsatz.

Er ist ein unbewiesener Grundsatz, nicht mehr und nicht weniger. Wäre er bewiesen, gäbe es keine Debatten über Willensfreiheit. Da die Willensfreiheit unbewiesen ist, ist sie kein Faktum. Also ist sie nur ein Grundsatz.

Noch nicht mal Wille ist ein Grundsatz.

Das hat auch keiner behauptet. Es geht in der Debatte um die Frage, wie frei er ist.

Hunger ist auch kein Postulat.

Was hat das denn damit zu tun?

Wie ist Wille denkbar ohne Freiheit ?

Gute Frage. Und leicht zu beantworten: auch Tiere zeigen Willensäußerungen. Keiner aber käme auf den Gedanken, ihnen Willensfreiheit zuzusprechen. Wille kann also auch Ausdruck von Instinkten sein - und damit ziemlich unfrei.

Wenn ich für etwas keine Wahl habe gibt es auch keine Freiheit für Akzeptanz.

Du sprichst jetzt von Wahlfreiheit. Das engt den Rahmen stark ein, in welchem der Wille frei ist. Genaugenommen hat das mit Willensfreiheit gar nichts zu tun, siehe Eisler-Lexikon:

http://www.textlog.de/5435.html

„Willensfreiheit bedeutet: 1) metaphysisch, die Freiheit (s. d.), Unabhängigkeit des Willens von jedweder zwingenden, beeinflussenden Kausalität überhaupt (absoluter Indeterminismus),… 3) psychologisch, die Fähigkeit des selbständigen, persönlichen, überlegten besonnenen Wollens und Handelns und die dadurch bedingte Unabhängigkeit von äußeren und inneren »zufälligen« Momentanreizen (Wahlfreiheit).“

Außerdem ist es nur eine Behauptung, wenn du sagst, dass du frei bist, dich so oder so zu entscheiden. Was aber, wenn deine Entscheidung, eine Definition zu akzeptieren oder auch nicht, gar nicht frei ist, sondern - irgendwie - determiniert?

Nach Deinem Vorgehen könnte ich alles zum Postulat machen, weil ich alles bezweifeln kann - was ja auch verschiedentlich gemacht wird.

Dass Kreise rund sind, ist kein Postulat. Dass die Erde die Sonne umkreist, auch nicht. Anderes wiederum kann als Postulat bezeichnet werden, was auch Kollege Immanuel Kant tat (der die Willensfreiheit als Postulat einstufte), siehe:

http://www.fremdwort.de/suche.php?term=Postulat

„3. Postulat [zu lateinisch postulatum »Forderung«] das, Philosophie: unbeweisbare, aber unentbehrliche Annahme. Nach Kants Vernunftkritik sind die Willensfreiheit, die Unsterblichkeit der Seele und das Dasein Gottes Postulate der praktischen Vernunft, zwar unbeweisbar, aber notwendige Voraussetzungen moralischen Handelns.“

Auch:

http://www.holmespeare.de/tradition/etexte/expose.html

"… wie dies z.B. bei Kants Rede von den praktischen Postulaten (Willensfreiheit, Unsterblichkeit der Seele, Existenz Gottes) der Fall ist. Für Kant stellen diese unbeweisbaren Postulate die Grundlage menschlichen Handelns dar.

Zufrieden?

Chan

Hallo Viktor,
bei der Diskussion um die Verortung des freien Willens hängen wir an einer Subjektivitätsdebatte fest, wir beargwöhnen unsere Herangehensweisen. Du hältst die Bezeichnungder Begriffe „Ich“ und „Evolution“ als Ideen für eine Verquickung zweier Kategorien. Den Begriff „Ich“ hältst du für keine Idee, sondern aufgrund der Qualität, in der wir seinen Inhalt erfahren, für eine eigene Kategorie. Das lässt eine Reflektion des Begriffs „Idee“ vermissen. In dem Augenblich, in dem du dem „Ich“ eine eigene KAtegorie beimisst, machst du eine Aussage über sie, beziehst sie in ein Begriffssystem ein, und jeder Begriff ist eine Idee. Ob das „Ich“ außer als eine Idee auch noch in anderen, existenzielleren oder fundamentaleren Weisen existiert, ist damit nicht festgelegt. Wäre das „Ich“ nicht auch als eine Idee vorhanden, ließe sich nicht darüber philosophieren, und wir könnten unser Gespräch notfalls durch ein theologisches ersetzen. Allerdings verneinst du, deine kategorisierung des „Ichs“ sei ein Glaubensinhalt. Demnach kannst du sie nicht ohne Hilfe des Denkens entwickelt haben. Ist das richtig? Wenn ja, lässt sich dieses Denken mindestens als solches mit dem Denken Lacans mindestens als solchem vergleichen. Das Denken jedes Menschen folgt unabhängig von anderen Kennzeichen, wie etwa der Logik seines Inhaltes, den Gesetzen, die zu seiner Definition herangezogen werden. Das liefert Vergleichskriterien.
Dass du dir nicht vordenken lassen willst, kann ja die Beschäftigung mit fremdem Ideen nicht verhindern, im Gegenteil. Auch Lacans Denken fordert nicht von anderen den Verzicht auf eigenes Denken. Die Betrachtung von Ideen setzt nicht die Übernahme der Den Methoden und Positionen ihrer Verfechter voraus.

Noch so fundamentale Unterschiede in der Erfahrensweise von Begriffsinhalten oder in der Entstehung von Ideen tasten des Status der Begriffe und Ideen nicht an. Das ist eine fundamentale Konvention, ohne die nicht eine einzige These möglich wäre. Zur Vermischung philosophischer Verständigungsweisen mit Bekenntnissen siehe mein voriges Posting.

Jetzt noch eine zweite Begriffsklärung. Du fragtest, ob ich „Willen“ nochmals aufdröseln wolle in Wollen und Absicht. Nein. Ich will den Begriff „Willen“ einengen und ihn als verursachendes Prinzip von den Begriffen ihrer Wirkungen reinhalten. Das Wollen ist nach meiner Auffassung schon eine Funktion einer materiellen Wesenheit. Die „Absicht“ nun gar entfaltet sich auf einer völlig physischen Ebene, sie ist mit dem ethologischen Begriff „Intention“ identisch und hat als eine sozusagen allerletzte Ausblühung mit unserer Betrachtung höherer Prinzipien schlechterdings nichts zu tun.

Tschuldige, wenn ich mal wieder nicht korrekturlese - eilig.
Gruß
Bumi