Wir und die Ausländer

Hallo Herbert,

was könnte ich dazu sagen…
Niemand kann sichs ausuchen wo er auf die Welt kommt.
Wenn er Pech hat (ich sags jetzt mal so banal) wird er in eins der Ärmsten, Krisengeschüttelsten reingeboren.
Ist klar das man Probleme nicht lösen kann wenn man alle die auf der Flucht vor Hunger, Kriegen usw. sind, hier aufnimmt. Hierzulande sind wir ja auch nicht frei von Problemen.
Die Frage ist doch: „Was ist Heimat?“
Ist Heimat der Geburtsort oder der Ort wo man lebt, sich wohl fühlt, integriert ist, die Werte teilt? Ich denke das Zweite.
Und was ist ein Ausländer? Sind wir nicht alle ein bisschen Ausländer? Da brauchst nur ein paar Kilometer an den Nachbarort fahren, anderes Land, anderer Kontinent…anderer Planet!?
Gruß
George

Hallo Herbert,

über 3Sat habe ich etwas von der Geschichte mitbekommen, ansonsten hört man in Deutschland nichts dazu.

Das Thema ist IMMER das Gleiche. In jedem Land mit einer einheimischen Kultur, die nicht auf Zuwanderung begründet ist, gibt es mehr oder weniger Fremdenfeindlichkeit. Besonders groß ist die Fremdenfeindlichkeit, wenn es sich bei den Immigranten um arme Schlucker handelt. Politiker, insbesondere Populisten, können immer Punkte sammeln, wenn sie Gesetze „gegen Ausländer“ machen. Diese Stimmung wird dann an die verantwortlichen Behörden weitergereicht.
Die Folge ist, dass Gesetzgebungen immer restriktiver sind, als es sinnvoll wäre und häufig inhuman ausgeführt werden.

Wenn nun die Medien dann einzelne Abschiebefälle zeigen, zeigen wie gut integriert diese Menschen sind und wie grausam der Umgang mit ihnen,
dann haben sie das Mitgefühl der Leser und Zuschauer. Dann versteht Niemand, warum die Behörden so erbarmungslos sind und so furchtbar mit anständigen Mitbürgern umgehen.

Genau das ist der Punkt, das Volk ist der Meinung, dass es zu viele Ausländer gibt, dass die an allen Problemen schuld sind und am besten raus sollten, aber diejenigen die man kennt, und sei es durch die Medien, sind schon in Ordnung und sollen bleiben.

Ja, in Deutschland ist es das Gleiche. Auch hier werden Familien abgeschoben, die hier eine Existenz gegründet haben, deren Kinder hier aufgewachsen sind und die sich nie etwas haben zu Schulden kommen lassen. Und entsprechend ist das Unverständnis der Bevölkerung.
Und die Behörden? Die führen einfach die entsprechenden Verordnungen durch.

Gruß
Carlos

Servus Carlos,
ja, das trifft sich auch mit meinen Beobachtungen. Was mich wundert ist: dass es in Wien auch so ist. Wien ist ja die klassische Einwandererstadt. 600 000 Ungarn, Tschechen und Slowaken kamen im 19. Jahrhundert. Wir, die Enkel von ihnen wurden zu waschechten Wienern. Kaum ein Wiener hat Großeltern die hier geboren wurden, das Wiener Telefonbuch beweist es. Und was machen die Wiener? Sie schimpfen über Ausländer…
Servus
Herbert

Servus George,

ja das stimmt… und doch… was kann ich dazu sagen?
In meiner Familie gab es Deutsche, Tschechen, Ungarn und Russen. Katholiken, Orthodoxe Protestanten und Juden. Das ist ja in Wien nicht so was Ungewöhnliches. Aber jetzt das seltsame: Irgendwie haben sie zusammengefunden. Und jetzt das wirklich eigenartige: Weil sie sich so ähnlich waren.

Weil sie zusammengefunden haben, bin ich stolz auf sie. Und weil sie folgendes erkannten: Unter ein paar mm Haut und einer ganz dünnen religiösen oder kulturellen Schicht sind wir alle gleich, so groß die äußeren Unterschiede auch sind…

Wir sind alle Ausländer, fast überall und Heimat ist woran wir uns gewöhnt haben.
Und ich sollte nicht so viel Wein trinken… ist so eine österreichische (Un)sitte, … wenn ich es tue kommt so ein Geschreibsel raus… Wäre ich vollkommen nüchtern hätte ich ganz was anderes geschrieben.
Servus
Herbert

Hallo Herbert,

was Du beklagst, ist wohl normal. Selbst in den USA gibt es Leute, die sich gegen Einwanderer wehren, obwohl fast alle von Einwanderern abstammen. Von den Ureinwohnern sind ja nicht mehr so viele übrig.

Es ist einfach leichter, die Schwächsten für Probleme verantwortlich zu machen. Such doch mal nach den Verantwortlichen für Probleme und schreibe das Ergebnis bei w-w-w. :smile:

Gruß, Rainer

Hi

‚Fast jeder spürt, Ein Gesetz, das ein 15-jähriges, bestens
integriertes Mädchen zu Selbstmordgedanken bringt, kann in der
Form kein gutes sein’.

Da hast Du sicherlich recht.

Aber selbst die Medien, die Flüchtlingen gutgesinnt sind und Multikulti an ihre Fahnen geheftet haben, schrieben in diesem konkreten Fall, daß der Vater illegal eingereist ist und obwohl er gewußt hat, daß der keine Aufenthaltsbewilligung bekommen würde, hat er später seine Familie illegal nachkommen lassen.
Es scheint - ich kann hier ja nur das wiedergeben, was in diversen Zeitungen steht - der Familie seit langem bekannt gewesen zu sein, daß es kein Asyl geben würde.
Vor diesem Hintergrund frage ich mich schon, ob diese Selbstmorddrohungen tatsächlich ernst gemeint sind bzw. ob man sie ernst nehmen sollte.
Ich möchte jedenfalls nicht in der Haut der Entscheidungsträger stecken, denn egal wie sie entscheiden, es wird vor irgendeiner Seite einen Aufschrei der Empörung geben.

Gruß
Edith

Was meint Ihr? So wie es jetzt bei uns gehandhabt wird (wie
ist das in Deutschland, Schweiz…?) Ich möchte mich auch bei
allen entschuldigen, denen das Thema schon zu blöd ist. Wenn
das zutrifft, bitte einfach nicht verfolgen. In Österreich
geht’s rund, und ich finde es gut, wenn die Diskussion lebt.
Ich möchte sie aber wirklich nicht allein uns Österreichern
überlassen. Ein klein wenig möchte ich sie ins benachbarte EU-
oder Nicht-EU-Ausland tragen.

Moin Herbert,

die Handhabung dieses „Problems“ ist in D. ähnlich. Mein Lieblingsfall ist eine Familie, die mehr als 10 Jahre in D. lebte, mehrere Kinder hatte, die perfekt deutsch sprachen, das Gymnasium besuchten, usw. Das für Exsesse bekannte Hamburger Ausländeramt kam nun zusammen mit der Polizei in einer Nacht und Nebelaktion vorbei und brachte die Familie zum Flughafen. Frag mich nicht wie, aber irgendwie schaffte es die Familie, mit ihrer Anwältin in Verbindung zu kommen. Sie schaffte es irgendwie, die Abschiebung in dieser Nacht richterlich verhindern zu lassen. Damit wollte sich das Ausländeramt aber nicht abfinden und „überzeugte“ die Familie vor dem Flieger ihrer Abschiebung freiwillig zuzustimmen, obwohl sie sich jahrelang berechtigt dagegen gewehrt hatte. Vor Gericht wurde dieses Verhalten des Amtes als völlig unhaltbar und rechtswidrig angeprangert, in einer Art und Weise, die früherern Staatsdienern zum Schierlingsbecher hätte greifen lassen. Und wie reagiert das Amt? Es äussert sich in einer Pressemitteilung, dass es nicht der Rechtsauffassung des Gerichts ist!
Es steht einer Demokratie nicht gut an, gut integrierte und lange hier lebende Menschen aus der Gesellschaft zu reissen, in der sie leben. Genauso unmenschlich ist die oft jahrelange Unsicherheit, in der die Betroffenen gehalten werden. Ganz nebenbei ist es auch politisch nicht logisch. Angesichts der in D., und auch wohl in Ö. anrollenden Rentnerlawine ist Einwanderung notwendig. Für die fünf Kinder der Familie aus meinem Beispiel braucht man drei! deutsche Paare bei einer Geburtenrate von 1,7 Kindern pro Frau.

Grüsse

Jörg

Servus Edith,
also, tut mir leid für die Verspätung, ich hätte gerne viel früher geantwortet, aber im Moment habe ich mehr Verpflichtungen als Zeit.
Also, Arigoa ist wieder aufgetaucht.
Ein Pfarrer hat sie versteckt. Ich bitte ihn jetzt vor den Vorhang, und ich bitte um Applaus…danke. Ich bin mir sicher, ER blickt mit Wohlgefallen auf Dich.

Ich weiß schon, ich sehe das alles von der menschlichen Seite, die pragmatische übersehe ich oft. Aber ich denke, viel Unglück passiert weil die Menschen nicht über den pragmatischen/bürokratischen Tellerrand drübersehen. Nicht sehen wie es den Menschen geht.
Hier geht es ja einerseits um diese Familie, und ich wünsche ihnen wirklich alles Gute. Mögen sie ihr bescheidenes Glück finden, das sollte Recht für jeden sein. Und wenn das nur in Österreich geht, dann bitte, bitte, lasst sie hier bleiben.

Andererseits geht es da um Gesetze. Was kann der österreichische Staat? Ist er überfordert? Wie viel Geld kosten uns die Asylanten?
Aber - jetzt fällt mir ein, vielleicht sind wir ja doch im richtigen Brett. Vielleicht kann wirklich nur die Europäische Gemeinschaft (ich habe es jetzt ausgeschrieben, ich meine damit nicht nur die EU) eine gemeinsame, menschliche Zusammenarbeit entwickeln? Eine die vielen Familien wie diesen hilft, wenn sie irgendwo in Not geraten, ohne dass einzelne Regionen / Länder zu sehr belastet werden.

Ich weiß nicht wie es gehen soll, aber wie die Gesetze derzeit in Österreich gehandhabt werden, das ist unmenschlich. Dass Leuten nach 5, 7 oder 14 Jahren die Abschiebung droht, das kann nicht gut sein.

Ich muss um Entschuldigung bitten, ich wollte noch einigen antworten, da gibt es gute Ansätze. Ich werde es tun… nach und nach. Wenn ich es noch nicht getan habe, dann nicht aus Desinteresse.

Bis dann,
Servus
Herbert

Liebe Freunde,
Wir und die Ausländer,

also, wenn ich das schreibe ist das irgendwie komisch. Meine
Eltern wurden in Österreich geboren, aber deren Eltern stammen
nicht von hier. Macht mich das zum ‚Ausländer 3. Generation?’

Nein, natürlich nicht, weil Ihr deutsch sprecht und nach deutscher Kultur lebt.

Außerdem: Österreich ist doch auch nur ein Bundesland :0)

mfg

Lieber Timekiller,

Liebe Freunde,
Wir und die Ausländer,

also, wenn ich das schreibe ist das irgendwie komisch. Meine
Eltern wurden in Österreich geboren, aber deren Eltern stammen
nicht von hier. Macht mich das zum ‚Ausländer 3. Generation?’

Nein, natürlich nicht, weil Ihr deutsch sprecht und nach
deutscher Kultur lebt.

wirklich? Naja, wir schreiben deutsch, was wir sprechen ist anderer Kaffee… und deutsche Kultur? Hmmmm… Abgesehen davon, dass ich nicht glaube, dass es EINE deutsche Kultur gibt (dass es Kultur in Deutschland gibt natürlich schon…) haben wir unsere eigene Kultur. Wie die Bayern halt auch…

Außerdem: Österreich ist doch auch nur ein Bundesland :0)

OOOOOh… Deutschland aber auch!!

Sooo, jetzt haben wir beide Time gekillt, zumindest die der Moderatoren. Die anderen MÜSSEN ja den Unfug nicht lesen.

Servus
Timekiller#2
Herbie

Servus Jörg,
ich glaube, der Fall den Du ansprichst hat eine starke Ähnlichkeit zur ‚unserem’.
Zeigt uns das nicht gerade, dass man da Rechte derjenigen, die man Abschieben will stutzt.

Ich möchte jetzt das Antwortposting um Aktuelles zu berichten: Mit Arigona Zogaj wurde eine Pressekonferenz abgehalten. Ich habe jetzt nicht so sehr auf das gehört, was sie sagte. Sie war meiner Meinung nach sehr traurig und aufgewühlt, und versuchte es zu verbergen. Ich konnte fühlen, was man ihr antut. Wir würde es ihr, bzw. ihrer Familie gehen, wenn man sie in den Kosovo schickt? Kann man das einem Kind antun? Oder einem Erwachsenen, der dann nicht weiß wie er lebenswerte Umstände für seine Kinder herstellen kann, ja der nicht weiß wie er seine Kinder ernähren kann? Kann man das Menschen antun, auch wenn sie ‚fremd’ sind?

Moment… fremd? Sie hat schönstes ‚oberösterreichisch’ gesprochen, eine Sprache die ich sehr mag. Jetzt ist sie gerade im Fernsehen: ‚Jo, i mecht gean, dos mei Familie wieda heakummt…’ Da war kein fremder Ton drin, keine falsche Betonung. Sie ist ‚österreichisiert’ worden, wie ich schon von auf eine Anspielung auf eine bekannte Fernsehserie gehört habe. Wenn ich sie nicht vom Fernsehen kennen würde, und sie würde mir auf der Straße begegnen und mit mir quatschen, ich würde wohl annehmen, sie käme aus einer Familie die schon ‚immer’ hier gewohnt hat.

Davor war Johannes Hahn, unser Wissenschaftsminister im Fernsehen in der Pressestunde im Fernsehen. Was er sagte: Anlassgesetzgebung ist schlecht. Aber, wenn Gesetze Unmenschliches erzeugen, gehören sie nicht geändert? Das wissen wir schon lange, da braucht es diesen Anlass nicht.

Aber das steht noch viel Politisches dagegen. Da ist gerade dieser unsägliche Westenthaler /BZÖ im Fernsehen. Wenn ich begriffen habe, was er gesagt hat: Er will Van der Bellen /Grüne abschieben. Nicht er, aber der noch viel unsäglichere Strache (FPÖ) haben in Österreich viele Anhänger.

Servus
Herbert

Servus Rainer,

was Du beklagst, ist wohl normal. Selbst in den USA gibt es
Leute, die sich gegen Einwanderer wehren, obwohl fast alle von
Einwanderern abstammen. Von den Ureinwohnern sind ja nicht
mehr so viele übrig.

Die glauben jetzt, sie sind die Ur-Amerikaner…

Es ist einfach leichter, die Schwächsten für Probleme
verantwortlich zu machen. Such doch mal nach den
Verantwortlichen für Probleme und schreibe das Ergebnis bei
w-w-w. :smile:

natürlich hast Du recht. Das ist nicht leicht, aber ich versuche es.

Servus
Herbert

Hi

Ich möchte jetzt das Antwortposting um Aktuelles zu berichten:
Mit Arigona Zogaj wurde eine Pressekonferenz abgehalten. Ich
habe jetzt nicht so sehr auf das gehört, was sie sagte. Sie
war meiner Meinung nach sehr traurig und aufgewühlt, und
versuchte es zu verbergen.

Ich hatte eher das Gefühl einer großen Theatervorstellung beizuwohnen.
Junge, hübsche „Oberösterreichin“ versucht auf Tränendrüsen zu drücken.
Nach dieser Inszenierung weiß ich noch viel weniger was ich von der ganzen Sache halten soll.

Ich gestehe, daß ich ein Problem damit habe, wenn es um Wirtschaftsflüchtlinge geht. Menschen, die vor Krieg und Verfolgung flüchten müssen, sollte und muß auf jeden Fall geholfen werden.

Ich kann zwar nachvollziehen, daß man seine Lebensumstände verbessern will - wer würde das nicht wollen? - aber wenn man dazu erst zu illegalen Mitteln und dann zu einer Medienkampagne greift, frage ich mich schon, ob es sich dabei tatsächlich um hilfsbedürftige Menschen handelt.

Im konkreten Fall ist die Familie so gut integriert, daß ich eine Abschiebung auch nicht mehr befürworten würde - obwohl ich nach wie vor dazu stehe, daß mein Verständnis für Wirtschaftsflüchtlinge bei weitem nicht so groß ist, wie für Kriegsflüchtlinge - aber ein schlechter Beigeschmack wegen des Medienrummels bleibt trotzdem.

Gruß
Edith

Servus Edith :smile:

Ich habe keine Lust jetzt nachzuschlagen, aber was ich gelesen habe: Die Zogaj’s sind vor den Kriegsfolgen geflüchtet. Freilich, sie sind illegal hier reingekommen. Aber wenn es keine andere Möglichkeit gibt? Es gibt sogar schon einen Eintrag bei Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Zogaj

Dass die Pressekonferenz inszeniert war glaube ich keinen Augenblick. Du musst Dir vorstellen: sie ist 15. Sie ist nach Wien geflüchtet und hat jeden Tag woanders gewohnt, bis sie der Pfarrer abgeholt hat. Vielleicht mag es sie geben, aber ich kann mir keine(n) 15jährige(n) vorstellen, der/die in dem Fall nicht verängstigt ist.

Aber ich glaube, man muss zuallererst sehen was man ihr/ihnen antut. Kann die Familie überleben? Können die Kinder zur Schule gehen? Finden die Eltern Arbeit, und wenn sie welche finden, können sie sich und die Kinder ernähren? Ich weiß wir können nicht die Welt retten, aber es ist schon sehr viel, wenn es ein paar Menschen sind. (Sehr frei nach dem kleinen Prinzen)

Ich weiß, ich gehe das ganze emotional an. Ich sehe es von der menschlichen, und nicht von der pragmatischen Seite. Aber, ich frage mich, das sind doch Menschen. Muss man nicht so denken?

Ein pragmatischer Versuch: Es kommen 7000 neue Arbeitskräfte rein. Ok. Lassen wir doch für den einen Fall ein paar weniger reinkommen. Und für jeden Fall, bei dem Abschiebung Unmenschlichkeit bedeutet ebenfalls.

Servus
Herbert

Liebe Freunde,

Ich denke, ich hab noch was zu schreiben. Ich setze es einfach hierhin. Ich habe mich geärgert dass man das Verhalten von Arigona Zogaj als inszeniert bezeichnet.
Man muss sich das mal vorstellen. Sie ist 15. Haltet mal ein wenig inne, wie war es, als Ihr 15 ward?
Also… sie ist bei einer Freundin, als sie erfährt, dass die Polizei bei ihrer Familie ist. Sie beschließt nicht nach Hause zurückzukehren. Sie flüchtet nach Wien. Vermutlich hat sie eine Notfallnummer und eine Adresse. Sie hat Angst vor der Polizei. Sie hat Angst vor dem Ort wohin sie abgeschoben werden soll. Wird sie dort an Hunger leiden? Wenn man sie findet, wird sie ihre Freunde und Freundinnen nie wieder sehen. Vielleicht ist sie verliebt? Nein, IHN auch nicht. Sie würde wohl alles zurücklassen müssen, bis auf 20 kg notwendigstes Gepäck Das ist für sie sicher keine Option. Lange Zeit, für sie eine sehr lange Zeit erfährt sie nichts von ihre Familie. Dann erfährt sie es, aus den Medien: Der Vater und ihre Brüder abgeschoben, die Mutter im Spital. Ihre Beschützer reichen sie von einem zum anderen, sie ist keine 24 Stunden an einem Ort. Inzwischen kennt man ihr Bild aus den Medien. Ihre Beschützer drehen ihre Botschaft. Sie spricht von Selbstmord, und man legt es ihr so aus, also wolle sie den Innenminister bzw. die Republik erpressen. Ich persönlich sehe da eine Verzweiflungstat. Dann taucht der Pfarrer auf, und sie kommt endlich zur Ruhe.
Ihre Bewegtheit inszeniert? Bei der Pressekonferenz sieht sie zum ersten Mal ihre Mutter. Denkt mal an die Geschichte, die ihr in den letzten Tagen passiert ist. Eine 15jährige zieht das Ganze cool durch? Inszenierung? Vielleicht, aber sicher nicht von ihr.

Wie auch immer, ich hoffe dass sie und ihre Familie ihr bescheidenes Glück finden. Wenn es nirgendwo anders geht, dann bitte hier in Österreich

Was dazu passt? Heute in den Nachrichten: ein 6 Monate altes Baby erhält einen Abschiebebescheid.

Servus
Herbert

Die Lösung
Asylrecht usw. durch die individuelle Bürgschaft engagierter Einzelpersonen für Ausländer ersetzen.

Gruß

Morai

Servus Morai,
die Lösung klingt gut. Ich glaube die würde im Heimartort der Familie Zogaj funktionieren.
Servus
Herbert

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Die Erfindung des ‚Ausländers‘ durch Luther
Hallo, Herbert

Die Probleme begannen, als man anfing ‚Ausländer‘ und ‚Inländer‘ zu
unterscheiden. Der Erfinder des ‚Ausländers‘ ist Luther.

„»Ausländer« heißt in der Lutherbibel, wer zu einem fremden Volk
gehört, nur für eine gewisse Zeit (etwa als Händler) in Israel weilt
oder, wenn er im Land bleibt (z.B. 2Sam 15,19; 1Kön 11,1.8), die
angestammte Religions- oder Volkszugehörigkeit festhält, also nicht
»Beisasse« oder »Fremdling« wird.“
http://www.die-
bibel.de/wissen/bibellexikon/quelle/SEB/zeichen/a/referenz/Ausländer//
/cache/920b8d3b45/

„Fremdling (auch »Gast«)
Im Unterschied zum Ausländer ein Heimatloser, der – als Flüchtling
oder Angehöriger der vorisraelitischen Landesbewohner – in Israel
wohnhaft geworden ist und dort als Schutzbürger gewisse Rechte
genießt, ohne Vollbürger zu sein (2Mo 22,20; 3Mo 19,33). Immerhin kann
er durch Beschneidung in die Kultgemeinde Israels aufgenommen werden
(2Mo 12,48). Auch ein Israelit, der sich im Gebiet eines anderen
israelitischen Stammes aufhält, kann als Fremdling bezeichnet werden
(Ri 19,1).“
http://www.die-
bibel.de/wissen/bibellexikon/quelle/SEB/referenz/Fremdling///cache/e9a
388ea1c/

„Beisasse: Wie der Fremdling ein Volksfremder, der als Schutzbürger
gewisse Rechte genießt, aber nicht das volle Bürgerrecht hat. Anders
als der Fremdling kann er nicht in die Kultgemeinde Israels
aufgenommen werden (2Mo 12,45-48). Worin der Unterschied gründet, ist
nicht bekannt (Volksverwandtschaft oder Dauer des Aufenthalts?).“
http://www.die-
bibel.de/wissen/bibellexikon/quelle/SEB/referenz/Beisasse///cache/ab75
bf5178/

Unsere Einteilung zeichnet sich in diesen Definitionen bereits ab:

  • Ausländer/innen mit Aufenthaltsbewilligung
  • Gäste, Touristinnen mit dreimonatiger Aufenthaltsbewilligung
  • Asylbewerber/innen
  • Anerkannte Flüchtlinge
  • Nicht anerkannte Flüchtlinge (aus humanitären Gründen auf Zusehen
    hin geduldet)
  • Sans-Papiers

Gruss
Adam

Hallo,
da ist mir nun nicht ganz klar was du uns damit sagen willst.
Deine Beispiele zeigen wie Luther Texte Übersetzt hat.
Sie zeigen also welche Begriffe er hier wählte und vielleicht auch Prägte, aber erfunden hat er damit nichts, denn den Text hat er nicht verfasst. Außerdem waren soche unterscheidungen in der Antike weit verbereitet, auch im griechischen und römischen Recht.

Gruß
Werner

Servus Adam,

das ist sehr interessant. So um 1000 war ja das Land um Wien in einzelne Sprachgruppen unterteilt: Slawische Sprachen, Deutsch und Ungarisch wurde in kleinen Gebieten gesrpochen. Und auch später hat man sich nicht so sehr einem Land zugehörig gefühlt. Ich weiß nicht aus welcher Zeit dieser Satz stammt, zitiere ihn aber trotzdem: ‚Das einzige was ein Tiroler über Österreich weiß, ist dass in Wien einer (der Kaiser) mit einem roten Rock sitzt’. Allerdings Pogrome hat es schon um das Jahr 1000 gegeben, vo viel ich weiß. Also hier wir und dort die anderen (und umgekehrt)

Ist ein interesanntes Thema, das aber jetzt von der Aktualität überschattet wurde. Wieder ist etwas passiert.

Gestern hat der Innenminister entschieden: Mutter und Tochter Zogaj werden im Sommer abgeschoben.
Zur Begründung einen Auszug aus der Kronen Zeitung:
‚Rechtskräftiger Ausweisungsentscheid
Das Innenministerium begründet die Ablehnung des humanitären Aufenthalts außerdem damit, dass die Familie Zogaj ihrer seit 2004 rechtskräftigen Ausweisungsentscheidung nicht nachgekommen sei. Bemerkenswert: Auch die Abschiebung des Vaters und der Geschwister von Arigona Zogaj im September wird vom Platter-Ressort zur Begründung des verweigerten humanitären Aufenthalts angeführt: „Es ist evident, dass starke Bindungen zum Heimatstaat bestehen, da sich große Teile der Familie im Kosovo befinden.“ ‚
Den letzten Satz empfinde ich als besonders zynisch, es handelt sich um den Vater und den anderen Kindern, die bereits abgeschoben wurden.

Ich weiß schon, ich hänge mich an diesen Fall. Es gibt viele andere. Und hinter allen stecken schwere Schicksale. Und wenn dieser Fall irgendwas Gutes hat, er hat viele Menschen zum nachdenken gebracht.
Die 15jährige Arigona Zogaj haben wir jetzt kennen gelernt. Sie spricht (ich schreibe absichtlich nicht droht) von Selbstmord. Ihre Verzweiflung ist spürbar. Sie ist nur ein Wirtschaftsflüchtling? Sie soll mit ihrer Mutter in ein Gebiet abgeschoben werden, in dem es 60% Arbeitslosigkeit gibt. Keine sozialen Absicherungen. Es ist unwahrscheinlich, dass ihre Eltern sie und die anderen Geschwister ernähren können. Heute im Kurier: das Überleben im Kosovo ist keineswegs gesichert.

Ich weiß, wir können nicht die ganze Welt retten. Und vielleicht wäre es ungerecht anderen Familien gegenüber, dass sie abgeschoben werden, und die Familie Zogaj nicht. Aber genau darüber sollten wir nachdenken. Wohin schicken wir die Menschen, wenn wir sie abschieben? Pfarrer Friedl tut es.

Ich weiß sie werden es nicht lesen, aber ich mag gerne ein paar Worte an die Beteiligten richten, das wird jetzt ein wenig emotional. (Entschuldigung an jene die hier sachliche Beiträge gewöhnt sind.) Aber bis hierher und weiter lesen ohnehin nur mehr die Mod’s.

Sehr geehrter lieber Herr Pfarrer Friedl, ich liebe Sie. (Sie wissen wie das gemeint ist). Sie machen genau das richtige, sind mit Herz, Seele und Liebe dabei. Leute wie Sie brauchen wir, das sagt Ihnen ein alter Agnostiker, der noch dazu teilweise seine Wurzeln woanders hat und dem es nicht so recht gelingt an Gott zu glauben. (Aber dank Ihnen glaube ich an den göttlichen Funken, der Menschen dazu bringt wie Sie oder Mutter Theresa zu handeln). Wollen Sie nicht Inneminister werden?

Innenminister Platter. (‚Sehr geehrter Herr’ entfällt heute). Ich weiß, Sie haben gestern gegen Ihre Überzeugung gehandelt. Sie sind wiedermal vor dem rechten Rand ihrer Partei in die Knie gegangen. Haben Sie Angst Wähler an die FPÖ zu verlieren? Sie werden mehr Wähler an Grüne und SPÖ verlieren.

Bundeskanzler Gusenbauer (auch hier entfällt nur für heute das ‚sehr geehrter Herr’). Bei ihrer Rede im ‚Journal zu Gast’ war spürbar, dass Sie mit dem ‚Urteil’ des Innenministers nicht einverstanden sind. Warum sagen Sie das nicht?

Meine liebe Arigona, entschuldige bitte die vertrauliche Anrede. Ich schreibe an Dich und meine Deine Familie. Nur Dich kenne ich schon vom Fernsehen und Radio. An Dich Worte zu richten fällt mir am schwersten. Gerne würde ich Dir schreiben, alles wird gut. Aber wir beide wissen, dass das nicht stimmt. Ich wünsche Dir, dass ich nicht recht behalte. Du weißt ja (hoffentlich), wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist. Hör bitte nicht auf zu kämpfen. Und natürlich alles Gute auf Deinem weiteren Lebensweg.

Servus und ansonsten gute Nacht Österreich,
Euer Herbert