Liebe Freunde,
Wir und die Ausländer,
also, wenn ich das schreibe ist das irgendwie komisch. Meine Eltern wurden in Österreich geboren, aber deren Eltern stammen nicht von hier. Macht mich das zum ‚Ausländer 3. Generation?’ Nun, Ausländer kommen, arbeiten hier, oder bekommen Asyl… und werden wieder abgeschoben. So weit hat das keinen Nachrichtenwert. Jetzt ist aber wieder etwas passiert. Da wird eine Familie in den Kosovo abgeschoben. Still und leise, so haben es sich die Behörden erhofft. 20 kg Hab und Gut dürfen die Menschen mitnehmen. Mehr ist bei einem Flug nicht drin. Die Wintermäntel und vieles mehr müssen zurückbleiben. Wenn ich zwei Wochen fortfahre habe ich schon mehr Gepäck mit. Ziel: eine ungewisse Zukunft in ein Dorf ohne Infrastruktur, die wurde dort nach dem Krieg noch nicht aufgebaut. Doch dann geht etwas schief. Die 15 jährige Tochter flüchtet und droht mit Selbstmord. Die Mutter kommt ins Spital – Nervenzusammenbruch. Was jetzt folgt ist eine beispielslose Solidaritätsbewegung. Die Kronen Zeitung macht eine Kampagne FÜR diese ausländische Familie. Der Innenminister steht unter Druck.
Liebe Familie Zogaj, möge die Menschlichkeit über die Bürokratie siegen, und das wünsche ich nicht nur Euch, auch allen anderen die nach 5 und mehr Jahren, nachdem sie sich hier eine mehr oder weniger bescheidene Existenz aufgebaut haben. zurückmüssen. In eine ungewisse Zukunft. Hier fehlen mir die Worte, ich borge sie mir aus:
‚Fast jeder spürt, Ein Gesetz, das ein 15-jähriges, bestens integriertes Mädchen zu Selbstmordgedanken bringt, kann in der Form kein gutes sein’. Schreibt Guitar im Kurier.
In Erinnerung ist mir noch: ‚Wir haben Gastarbeiter geholt und Menschen sind gekommen.’
Liebe Freunde, was meint Ihr dazu? Wie ist das bei Euch, Deutschland, Schweiz… usw.?
Von der Schweiz weiß ich jetzt, dass derzeit niemand in den Kosovo abgeschoben wird.
Jaja, ich weiß, wir sind ein Rechtsstaat, wir müssen uns an Gesetze halten. Aber wie Guitar frage ich mich ob das gute Gesetze sind. Menschlichkeit sollte immer über Bürokratie siegen, und wenn Gesetze unmenschliches bedingen, sollte man sie unbedingt überdenken.
Jetzt wusste ich wieder nicht auf welches Brett das passt. Ich habe jetzt einfach dieses gewählt. Es hat nichts, oder nicht viel mit der EU (auch wenn Christian sicher glaubt, dass ich das glaube) zu tun, aber sehr viel mit Europa und dessen Menschen. Es geht mir um Menschenrechte. Gelten die nur für Inländer? Werden die verletzt, wenn man eine Familie in der Nacht abholt, gerade mal erlaubt, 20 kg Hab und Gut mitzunehmen. Wäre es da nicht fast besser gewesen, man hätte sie dort belassen? Wie bescheiden das auch immer gewesen wäre, was sie sich aufgebaut hätten, wäre ist auf jeden Fall besser als die 20 kg Hab und Gut die sie jetzt mitnehmen dürfen. Die Kinder würden vielleicht in eine Schule gehen – jetzt haben sie keine Chance.
Das Boot ist voll? Jaja, hier in diesem kleinen Land leben schon 8 Millionen Menschen, und in den meisten Bundesländern ist alles hochkant… Berge und so… und wo keine Berge sind, gibt’s Seen. Trotzdem, gegen diesen Satz bin ich allergisch. Den hat man meinem Vater auch gesagt, als er damals ausreisen wollte. Den hat man vielen gesagt… mein Vater hat überlebt, viele nicht. Wie ist das mit den Menschenrechten? Wollt Ihr das wirklich uns Österreichern überlassen? Haben wir nicht da so nette Organisationen mit 2 bis 6 Buchstaben (jaja, die auch, könnte unseren Kindern nicht schaden über Menschenrechte zu lernen)
Was meint Ihr? So wie es jetzt bei uns gehandhabt wird (wie ist das in Deutschland, Schweiz…?) Ich möchte mich auch bei allen entschuldigen, denen das Thema schon zu blöd ist. Wenn das zutrifft, bitte einfach nicht verfolgen. In Österreich geht’s rund, und ich finde es gut, wenn die Diskussion lebt. Ich möchte sie aber wirklich nicht allein uns Österreichern überlassen. Ein klein wenig möchte ich sie ins benachbarte EU- oder Nicht-EU-Ausland tragen.
Servus
Herbert