Ich frage mich gerade, wo Du wohnst? Kein Haus mit Photovoltaik oder Solarthermie auf dem Dach oder Wärmepumpe im Garten in der Nachbarschaft? Kein Wind- oder Solarpark vor der Ortsgrenze in Sicht? Keine Freileitungs-, Erdkabel-, Umspannwerks- oder Konverterbaustelle in der Nachbarschaft?
Ja, es wäre schön, wenn alles noch schneller gehen würde. Ja, es gibt Widersprüche, Kuriositäten, Fehler, … Aber die Energiewende läuft in einem kaum vorstellbaren Umfang! Und dies nicht erst seit gestern oder vorgestern. Windkraftanlagen werden inzwischen schon an vielen Standorten erneuert, weil die ursprünglich aufgestellten Anlagen am Ende ihrer Lebenserwartung sind/neue Anlagen deutlich mehr Energie am selben Standort produzieren können.
Alleine der Netzausbau um den ganzen jetzt schon produzierten/produzierbaren Strom vom Ort der Produktion zu den Verbrauchern zu bekommen kostet jeden der Netzbetreiber viele Milliarden, die auch tatsächlich schon seit Jahren im großen Umfang umgesetzt werden. Da kann einem schon mal etwas flau im Magen werden, wenn alleine in den Projekten, mit denen man selbst so zu tun hat, pro Arbeitstag rund 1 Mio. verbaut wird. Und für mehr fehlen schlicht und ergreifend Personal, Kapazitäten bei Dienstleistern, Material, brauchen Genehmigungsverfahren, die ja bestmöglich alle widerstreitenden Interessen berücksichtigen sollen, zu lange, …
Die Akteure in dem Markt werben sich schon seit Jahren gegenseitig das Personal für die Umsetzung der Projekte in erheblichem Maße ab. Aus Gründen der Arbeits- und Versorgungssicherheit kann man auch nicht jeden x-beliebigen Deppen mit hochgefährlichen und -kritischen Aufgaben betrauen. Auch im kaufmännischen Bereich braucht es Leute, die in der Lage sind mit den aufgerufenen Summen verantwortungsvoll umzugehen. Es gibt Ausschreibungen ohne Bieter, weil europaweit die Firmen volle Auftragsbücher haben. Corona und die Entwicklung der politischen Lage schränken die Materialversorgung ein.
Und wir reden hier vielfach auch von Dingen, die man nicht von der Stange kaufen und „einfach mal eben irgendwo hinstellen“ kann. Natürlich gibt es für Vieles Standardmodelle. Aber die alleine kann man eben nicht aus dem Katalog bestellt einfach mit dem Paketdienst liefern und per Stecker an die Steckdose anschließen lassen. Da braucht es Bodengutachten. Gründungskonzepte, Wegebau um überhaupt zu Standorten hin zu kommen, die sonst nicht hinreichend erschlossen sind, … Die Komponenten „rund herum“ müssen individuell konzipiert werden, um dann oft in Manufakturarbeit Einzelstücke zu bauen, …
Ich sehe nicht, dass unter gegebenen Umständen so viel mehr machbar wäre, als aktuell gemacht wird, selbst wenn Flächenausweisungen, die wirklich ein Thema sind, schneller erfolgen würden.