Ich war letztens in München und da fiel mir auf, dass ich kaum Bayerisch sprechende Menschen angetroffen habe. Ganz, ganz selten mal, aber die überwiegende Zahl der Leute sprach entweder Hochdeutsch, Sächsisch, Berlinerisch, oder sonstige deutsche Dialekte. Dazu natürlich viele ausländische Sprachen. Ein Einheimischer meinte mal zu mir, dass das vor 30 bis 40 Jahren noch anders war. Damals konnte man noch viele echte Münchener treffen. Die meisten seien verdrängt worden, weggezogen, verstorben oder sind von den Zugezogenen assimiliert worden (man zog die Kinder Hochdeutsch auf, vieles wurde auch durch das Fernsehen aufgeschnappt).
Vor 14 Jahren lebte ich auch etwas über ein Jahr in München, und schon damals war der Seltenheitswert bayerischer Sprache in der Stadt bemerkenswert. Meine damalige Freundin kam von dort, aber auch ihre Familie war mehr oder weniger hinzugezogen. Ihre Oma kam aus dem Baltikum, zog dann nach dem Weltkrieg nach München, wo ihre Mutter geboren wurde. Aber so waren/sind sie halt keine verwurzelten Ur-Münchener. Ebenso machte ich die Erfahrung, dass die wenigen echten Münchener meistens viel freundlicher und sympathischer waren als die ganzen Zugezogenen, die einem ihre Arroganz deutlich spüren ließen. Warum wird das Bayerische in München nicht mehr hochgehalten?
Kommt auch darauf an, wo du in München gewesen bist. In der Maxvorstadt wirst du freilich weniger Bairisch hören als in Ramersdorf.
Tendentiell hast aber natürlich recht.
Das ist richtig.
Die Frage ist aber eh, warum ein kanakdeutsch sprechender Irgendwer, der sein ganzes Leben am Gerhart-Hauptmann-Ring in München-Neuperlach verbracht hat, weniger ein „echter Münchner“ sein soll.
Der Dialektschwund hat doch eine ganze allgemeine Bewegungsform, die über München hinweggezogen ist wie über ganz Deutschland.
Er kommt von Norden nach Süden, von den Städten aufs Land. Dazu ersetzt als Zwischenstufe eine Zeit lang der großstädtische Dialekt den kleinstädtischen.
Mit „Verdrängung“ (Gentrifizierung) hat das gar nicht so viel zu tun.
Mit Versterben natürlich schon, weil es eine Generationenfrage ist.
In München wurde immer schon, wenn dann, das Münchnerische hochgehalten, nie das Bayerische
Es beginnt allmählich die Zeit der Soziolekte statt der Dialekte.
Gruß
F.
Da könntest Du aber auch fragen warum werden in anderen Regionen die „Regionalsprachen“ nicht mehr gesprochen ? Gelehrt werden sie ja, von Ausnahmen abgesehen, sowieso nicht mehr. Und wenn sie nicht gesprochen werden, dann können auch „Zugereiste“ sie nicht sprechen und verstehen lernen, selbst wenn sie sie annehmen würden (was wohl gar nicht überwiegend der Fall sein dürfte).
Und Du könntest auch fragen, ob im städtischen, ja großstädtischen Bereich überhaupt jemals überwiegend in bayrischer Mundart gesprochen wurde (Im Alltag). Außerhalb von Festen, Wirtshaus und Wochenmarkt.
Ist das nicht von je her mehr eine ländliche Sprache gewesen ? Und das jetzt mal unabhängig von Bayern. War es nicht überall so ?
Und die These, dass Mundart sprechende Einheimische überwiegend freundlich wären, widerlegt m.E. eindrucksvoll eine Fahrt mit dem Taxi in Berlin oder Wien ( da meinetwegen auch mit dem Fiaker).
MfG
duck313
Hi,
jo, da soll sie mal in eine bayrische Wirtschaft gehen … die Bedienung wird zwar richtig boarisch redn, oba freindlich san die ned.
die Franzi
Des nennt ma des boarische Grattlertum und durch das muss man sich durchgraben bis man aufs Freundliche trifft. ramses90
Hi,
grantln. Grantln. Und des is freindli gnua.
die Franzi
Bei uns war gerade gestern ein interessanter Artikel zur Sprachforschung in der Zeitung. Da ging es zwar ums Sächsische, aber prinzipiell um das gleiche Phänomen.
http://www.sz-online.de/nachrichten/kultur/bleibt-uns-das-saechsische-erhalten-3676922.html
- Verflachung und Verringerung des Dialektes in den Großstädten durch größere Fluktuation der Bevölkerung
- Erhalt in den kleineren abgeschiedenen „Bergdörfern“ bzw. klarer abgegrenzten Regionen
- vorhandene „Zweisprachigkeit“, d.h. Hochdeutsch sprechen in der Öffentlichkeit und Dialekt privat
Beatrix
Die Frage ist, ob vor 100 Jahren in München überhaupt mehrheitlich breites Bairisch gesprochen wurde. In Stuttgart wird seit Jahrzehnten mehrheitlich sog. „Honoratiorenschwäbisch“, also schwäbisch gefärbtes Hochdeutsch, gesprochen.
Franz Josef Strauß, in München geboren und aufgewachsen:
Zu Strauß sei bemerkt, dass sein Vater aus Mittelfranken stammte, seine Mutter aus Niederbayern.
In München gibt es noch viele Leute, die den Dialekt pflegen. In Stuttgart auch. Aber die Tendenz zum „Hochdeutschen“ ist gegeben.
Außerdem wandelt sich Sprache kontinuierlich durch vielerlei Ursachen. Wie Internet, Zuwanderung, Jugendsprache und veränderte grammatikalische Nutzung.