Hi,
laut der Neuen Politischen Ökonomie haben Politiker einen
starken Anreiz, kurzfristig vorteilhafte Lösungen den
langfristig vorteilhaften Lösungen vorzuziehen.
vorteilhaft für wen? Für den betreffenden Politiker, für einen oder mehrere Bürger? Für alle Bürger?
Was meint ihr? Wird unser Land dadurch ruiniert, dass die
Politiker eine kurzfristige Perspektive haben?
Ruiniert ist ein hartes Wort. Aber ich bin schon der Meinung, dass Deutschland schlecht regiert wird. Allerdings wird der Sachverhalt durch das Begriffspaar ‚kurzfristig - langfristig‘ nach meiner Ansicht nicht zutreffend beschrieben.
Begründet bitte eure Meinung mit Pro- und Contra-Argumenten,
damit jeder eure Meinung nachvollziehen kann.
In Deutschland gibt es z.B. kaum echte Bürgerbeteiligung und direkte Demokratie. Das ist vorteilhaft für Politiker und Bürokraten, die in ihrer Entscheidungsfindung und ihrem bequemen Alltagsgeschäft nicht weiter durch kritische Bürger behelligt werden und uns Ihre Politik dann als ‚alternativlos‘ verkaufen. Und nachteilig für die Bürger, die zu den wirklich wichtigen Themen nicht gefragt werden und die alle paar Jahre ihre Stimme ‚abgeben‘ sollen. Bei Wahlen, in denen praktisch nicht mehr über inhaltliche Fragen sondern nur noch über Parteien und personelle Alternativen abgestimmt wird.
Weiter werden in Deutschland Amtsträger für Steuerverschwendung oder gravierende kostspielige Fehlentscheidungen praktisch nie persönlich haftbar gemacht. Ein gewählter Amtsträger tritt schlimmstenfalls zurück oder wird bei der nächsten Wahl von seiner Partei nicht mehr aufgestellt. Ein ernannter Amtsträger kann schlimmstenfalls entlassen werden. Nie habe ich gehört, dass solche Leute mit ihrem Privatvermögen haften mussten und nur selten, dass sie strafrechtlich belangt wurden. Das ist vorteilhaft für die Amtsträger aber nachteilig für die geldverdienenden Unternehmer und ihre Mitarbeiter, die das ganze durch ihre Steuern, Sozialbeiträge und Gebühren finanzieren. Und zwar kurzfristig und langfristig.
Die Entscheidungsträger haben schon seit längerem eine
kurzfristige Perspektive und dennoch ist der Lebensstandard in
Deutschland hoch (Bildungssystem, öffentliche Verkehrsmittel
etc…), also warum sollte man von „ruinieren“ sprechen?
Wenn ich mir den Verfall öffentlicher Straßen und Schulen ansehe, sind das nun gerade keine guten Beispiele für hohen Standard. Geld, das für Subventionen und Bürokratie ausgegeben wird, steht eben nicht mehr für die bauliche Unterhaltung und Instandsetzung von Straßen und Schulen zur Verfügung. Wenn in Deutschland immer noch gute Bildung vermittelt wird, dann liegt das nicht am Bildungssystem, das alle paar Jahrzehnte umgekrempelt wird, sondern an den guten Lehrern, die es nicht wegen sondern trotz der Bildungspolitik immer noch gibt.
Freundliche Grüße
Martin