Hi …
ich erfinde einfach mal eine kleine Geschichte. Wer wenig Zeit hat, oder meinen Sinn für Galgenhumor nicht teilt, sollte jetzt nicht weiter lesen.
Die NSA hat turnusmäßig das von H. Meier, der übrigens nur ein kleiner Vertiebsbeauftragter Fernost für Militärtechnik beim Rüstungsunternehmen MKX GmbH ist, und dennoch kein Schwarzgeldkonto in der Schweiz besitzt, sich also als datentechnisch uninteressant einstuft, unvorsichtiger Weise von seinem Android Handy zu Google hochgeladene Telefonbuch ausgewertet.
Herr Meier hat das Hochladen beim letzen Handywechsel nicht so ernst genommen, erstens hat Google versichert auf seine Daten aufzupassen, und zweitens hat er sie ja gleich nach der Übertragung wieder gelöscht.
Eigentlich legt man bei MKX als Vertriebspartner der Rüstungsindustrie großen Wert auf Verschlüsselung, alle wichtigen Unterlagen, darunter auch die von Herrn Meier bearbeiteten Angebote an fernöstliche Diktatoren über die Lieferung von mit deutschen Kameras und französischen Maschinengewehren bestückten Sanitätshubschraubern eines deutsch-französischen Herstellers, zur Versorgung von bei Demos gegen das Regime sich selbst mit Maschinegewehren verletzenden Demonstranten, sind mit selbst compilierter Open Source Verschlüsselungssoftware gesichert. Es würde, hat ein Mathematiker berechnet, mindestens 100 Milliarden Jahre dauern, den Schlüssel mit dem schnellsten bekannten Supercomputer zu brechen, und das reicht, selbst wenn man annimmt, dass der größte unbekannte Supercomputer bei der NSA noch 1000 Mal schneller rechnen kann.
Die Übertragung hatte Herr Meier ausnahmsweise gestattet als er sein neues Handy in Betrieb genommen hat, sie wurde ihm von Android als einziger Weg, seine Daten aus seinem alten Handy zu übernehmen, aufgenötigt. Könnte ja sein, dass sich darin Telefonnummern von verdächtigen Terroristen befinden. Es wurden keine gefunden.
Aber dafür jede Menge Namen und Telefonnummern von Kollegen bei MKX. Die MKX GmbH ist in der Datenbank der, sagen wir mal „interessanten“ Stichwörter bei PRISM durchaus vertreten, der Vorschlag dazu kam von einem mit der NSA „befreundeten“ amerikanischen Rüstungsunternehmen, mit dem man schon seit dem kalten Krieg, als noch mehr erlaubt und weniger gefragt wurde, gute Kontakte pflegt. Man hat „zu Testzwecken“ viele solche Listen, die von vielen befreundeten Firmen zur Verfügung gestellt wurden, ins System eingespeist, und leider „vergesesen“, sie zu löschen.
An sich dürfte die NSA das ja nicht machen, aber immer wenn der Kongress mal diese oder jene Milliarde aus dem Etat streicht kommen die alten Kumpels ums Eck und helfen bereitwillig aus mit Geld und Ausrüstung - eine Hand wäscht eben die Andere. Also lässt man es laufen, so lange es eben geht, und redet nicht darüber. Dass man Herrn Obama nicht jedes Mal fragt ist eh klar, und abgesehen davon möchte der das wahrscheiblich auch nicht soooo genau wissen, auch das weiß man als erfahrener Staatsdiener.
Also MKX ist terrorverdächtig, weil das Stichwort MKX in einer Datenbank terrorverdächtiger Stichwörter enthalten ist. Daher wird die Liste der Telefonnummern automatisch auf „Beifang“ überprüft, und schickt seinen Daten einige Auswerteprogramme auf den Hals.
Herr Maier, verheiratet, 2 Kinder, anspruchsvolle Ehefrau mit guten Kontakten zu Scheidungsanwälten, war zwar so vorsichtig, die Telefonnummer seiner Geliebten Bertha W. unter „Waschsalon Nelly“ einzutragen, aber der automatische Filter hat ECHELON nach den Verbindungsdaten befragt und diese Zielnummer als verdächtig klassifiziert, weil man mit seinem Waschsalon nicht mehrmals die Woche nach 20:00 Uhr telefoniert. Eine Untersuchung des Waschsalons „Nelly“ mit PRISM verläuft im Sande, da die dort aufgestellten Münzwaschmaschinen nur der Geldwäsche, aber nicht des Terrors verdächtig sind.
Aber ein Abgleich der Telefonnummer mit Skype führt zu einem Treffer im Profil von Bertha W, die sich per SMS benachrichtigen lässt, wenn jemand eine Nachricht auf dem Skype Anrufbeantworter hinterlässt. Der Abgleich der Profildaten von Skype mit dem Facebook Profil mit gleichem Nick führt zum Facebook Profil von Bertha W, und beim Screening ihrer Kommunikation mit ihrer Freundin Elise W findet der Datencrawler heraus, dass sie schwer verliebt ist in „Oskar“, den großzügigen Geschäftsmann, leider verheiratet, aber sehr sependabel. Und dass man das alles sehr geheim halten müsse, und daher bucht immer sie die diskreten Hotels, wo er vor oder nach den Tagungen noch ein paar Stunden „entspannt“.
Eine schnellee Abfrage der Zahlungsdaten von Bertha Ws VISA Karte ergibt, dass sie gerade 515 Euro an das Hotel Abendstern in Buxtehude überwiesen hat, die Buchungsnummer im Zahlungszweck führt zu bei Expandia abegegriffenen Buchungsdaten (Expandia macht, als europäisches Unternehmen, eigentlich bei PRISM nicht mit, nützt als Massenspeicher aber die Infrastuktur eines amerikanischen Cloud Anbieters, verschlüsselt sein VPN mit einer Technologie eines amerikanischen Kommunikationsdienstleisters und hat sich das dazu notwendige Zertifikat von der amerikanischen Firma Verisign ausstellen lassen - ist also alles kein echtes Hindernis, nur ein paar Verknüpfungen von Datenbankabfragen) , und dort steht der Samstag in 2 Wochen als Termin fürs Stelldichein nachzulesen.
Leider enthielt die Buchungsbestätigung keine Zimmernummer, und das Buchungssystem des Hotels wird noch nicht über Internetspeicher betrieben, aber ein entsprechendes Angebot, zu mindest seine Backups sicher außer Haus zu lagern, wurde dem Besitzer des Abendstern bereits gemacht, er denkt aber noch drüber nach. Ende der Recherche, denkt sich der Crawler, und erstellt eine Datei mit den Auszügen seiner Funde.
Diese Info geht nach kurzem Screening durch einen NSA Mitarbeiter, der feststellt dass keine amerikanischen Staatsbürge betroffen sind, an den befreundeten amerikanischen Rüstungskonzern, zur Verwendung nach Gutdünken, und da der zufällig auch grad scharf drauf wäre, Helikopter nach Fernost zu verkaufen, beschließt man dort, zu verwenden.
Nur fehlt da noch das Ende der Kette. Kein Problem. Jack G, Projektleiter bei der NSA für die Erforschung von außerirdischen Lebensformen und ihrer Verschlüsselungstechnologieen wird vom amerikanischen Rüstungskonzern angerufen und gefragt, unter Erinnerung daran dass man sein Projekt durch finanzielle Zuwendungen seit Jahren trotz Mangels an greifbaren Ergebnisse am Leben erhalte, ob er zum Abendstern was recherchieren könnte.
Kein Problem, das Abendstern gerät kurzfristig in den Verdacht, außerirdische Lebensformen zu beheimaten, und wird mit PRISM durchleuchtet.
Ein kurzer Check der Profile der Angestellten (sie stehen auf der Homepage des Hotels zum Abgreifen bereit, zwar anonym, aber mit Bild) und eine etwas verfeierte Variante der Google Bildersuche führt zu Achim B, Haustechniker, der laut Ebay Verkäuferdatenbank unter dem Pseudonym „HotelSales4U“ immer wieder Einzelposten an Silberlöffeln in Ebay einstellt, angeblich Ausstellungsstücke von Messeständen, wie neu, wenig Gebrauchsspuren.
Achim B bekommt ein Angebot, das er nicht ablehnen kann, er schaut im Reservierungssystem die Zimmernummer nach und legt das Postit mit der Nummer am Freitag Abend zusammen mit seinem Generalschlüssel unter seine Fußmatte, Samstag früh wenn er aufsteht liegt er wieder dort, zum Schutz gegen Verschmutzung in 1000 Euro eingewickelt. Mehr muss er nicht tun wurde ihm gesagt, und er darf sogar weiter Löffel klauen, und zufällig vorbeikommende albanische Schläger auf dem Nachhauseweg braucht er auch nur zu fürchten, wenn der den Mund nicht halen kann. Das Postit ist weg, aber der Verlust ist zu verschmerzen.
Samstag Abend pappt im Zimmer 208 in der Deko eine würfelzuckergroße, bewegungsgetriggerte Funkkamera, äußerlich getarnt als Spinnwebe mit einem Kokon mit Spinneneiern. Bis ihre Hochleistungs-Batterie den Geist aufgibt, übermittelt sie einen gut 4 Stunden langen Film in mittelmäßiger Qualität an einen Empfänger in einem geparkten Auto vor dem Hotel, Darauf ist zu sehen wie Bertha W Herrn Meier 2 Mal befriedigt (und sie befriedigt - indirekt - auch den Abhörtechniker Franz X ein paar Mal, aber davon weiß sie nichts).
Die strom- und nutzlose Kamera wird einige Tage später von der Putzkraft Yolanda K in Zimmer 208 entdeckt, die das vermeintliche Ungeziefer ohne weitere Untersuchung angeekelt mit dem Staubsauger entsorgt.
Der Film wird zwischen Franz X, bzw. seinem Chef Hans G. und seinem Auftraggeber, einem amerikanischen Rüstungskonzern, gegen 10.000 Euro in Cash ausgetauscht. Abzüglich der 1000 Spesen für Achim B, 500 für die Kamera, 500 für Franz X und 3,50 für den Parkschein verbleiben 7996,50 Euro Reingewinn, steuerfrei, das ist nicht schlecht für einen Abend Arbeit, außer natürlich man wäre ein Banker, aber Hans Gs Bewerbung wurde damals mangels Schulabschluss mit Abi nicht genommen, da hat er sich eben für Elektronik interessiert.
Der amerikanische Rüstungskonzern bietet einige Tage später Herrn Meier am Rande einer Tagung in Boston einen für beide Seiten lukrativen Tausch von digitalen Daten an, sonst fände der Film unter Umständen seinen Weg zu Youtube und der Link seinen Weg in die Mailbox von Maiers Frau,
Herr Meier händigt nach Abwägung seiner Optionen die Angebotsunterlagen unverschlüsselt auf einem USB Stick, den er an geeigneter Stelle verliert, aus.
Da man sich der Demokratie und Feiheit verpflichtet fühlt, unterbietet der amerikanische Rüstungskonzern die Firma MKX, und liefert Hubschrauber von Bell mit Maschinengewehren von Gatling bestückt, damit ist sicher gestellt, dass die Demonstranten von von demoktatisch gesinnten Gewerkschaftsmitgliedern gebauten Maschinegewehren zusammengeschossen werden, was diese sicher sehr trösten wird, sie müssen zwar sterben, aber es war für gleich zwei gute Sachen.
Auf der Suche nach dem Leck stößt der Sicherheitsdienst von MKX bald auf Herrn Meier. Da man durch die GPS Daten des Trackers in seinem Firmen-BMW über seine gelegentlichen Umwege vor oder nach Tagungen informiert ist weist man ihn darauf hin, dass diese Informationen, sobald er von MKX nicht mehr beschützt wird, unter Umständen auch seine Frau erreichen könnten.
Herr Meier bricht nach kurzer Abwägung seiner Optionen zusammen und gesteht den Geheimnisverrat. Er wird vorübergehend aus gesundheitlichen Gründen beurlaubt und mit dem nächsten Frühverrentungsangebot der Regierung an die Rentenversicherung entsorgt. Da er gleichzeitig als verdienter Mitarbeiter mit einer durchaus respektablen Abfindung bedacht wurde hatte er keinen Gund, über seine Handy-Fotos vom gemeinsamen Puffbesuch mit der Geschäftsfühung der MKX in Ungarn zu reden, er behält diese aber als Option für den Fall, dass die Rente nicht reicht.
Die Beziehung zu Bertha W hat er beendet, erstens weil er dachte sie hätte ihn verkauft, und zweitens hat er nun ja auch keine Tagungen mehr zu besuchen. Statt dessen wendet er sich seinen Hunden, seinem Hobbykeller und - gelegentlich - wieder seiner Frau zu.
Bertha W und Elise W lästern noch ein, zwei Facebook Seiten lang über „Oskar, das Schwein“ ab, bevor sie neben wichtigen Fragen der Weltpolitik über Angelina Jolies Busen-OP diskutieren.
Die ungarischen Fotos wären übrigens - da von Google Picasa in die Cloud geschoben - der Plan B des amerikanischen Rüstungskonzerns gewesen, für den Fall, dass das mit dem Abendstern nicht geklappt hätte.
Gruss Armin.