Spielzeugbeute
Hallo,
zum Teil bestätigt sich mein Verdacht: Beute ist ein Machtthema zwischen euch beiden. Dein Hund ist in seinem jugendlichen Alter bereits weitgehend davon überzeugt, dass Beute ihm gehört. Er gibt sie nicht wirklich bereitwillig her (mehrmalige Aufforderung, die Runden um den Schreibtisch) und letzten Endes entscheidet er, sie dir gnädigerweise irgendwann doch zu überlassen. Das hat mit Unterordnung und Gehorsam nichts zu tun - ER entscheidet.
Das mag im Moment noch ganz lustig sein, könnte aber in der Zukunft dazu führen, dass dein Hund beginnt, seine Beute zu verteidigen. Noch probiert er nur aus, ob er das Spiel bestimmen kann - und das tut er derzeit eindeutig.
Dass er beliebig andere Schreibtische (und damit andere Menschen) „besetzt“, gewährt ihm ebenfalls eine Menge Macht. Er kann entscheiden, wo immer er liegen will. Vermutlich ist er everybody’s darling und darf machen, was er will. Auch wenn dein Hund keinen ausgeprägten Territorialanspruch entwickeln sollte (was zu hoffen ist, sonst kriegst du richtig Probleme), erschweren solche Verhaltensweisen doch die gesamte Erziehung.
Ich würde dazu raten, den Aktionsradius des Vierbeiners ein wenig zu beschränken. In Bezug auf die Beute würde ich sehr daran arbeiten, dass er ALLES, was er im Maul hat, SOFORT bereitwillig in deine Hand gibt, wenn du das verlangst. Das kann bei einem Spaziergang, wo er etwas im Maul hat, das gefährlich für ihn ist, den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen.
Du solltest ihm nicht mehr nachlaufen. Leine ihn lieber an und hole ihn her, wenn er nicht auf Zuruf kommt. Das Beute ausgeben kannst du gut über Beutetausch üben: Der Hund bekommt fürs prompte Hergeben ein Leckerchen. Das würde ich in den nächsten Wochen mehrmals täglich üben. Ich vermute stark, dass auch das exzessive Zerbeißen nachlässt, wenn eure Machtverhältnisse sich ändern.
Schöne Grüße,
Jule