wahrlich ein sehr schönes stück.
der anfang beginnt mit den mächtigen streicherakkorden und den punktierten motiven, relativ viel chromatik und speziell im bass mit vielen kleinen sekundschritten. das erzeugt sehr dichte harmonien, manchmal kommt der eine oder andere trugschluss dazu (es folgt auf einen dominantseptakkord oder einen verminderten septakkord nicht die harmonie, die man erwarten würde, sondern eine andere), die rhythmisierung trägt noch einiges zur dramatik bei.
dann beruhigt sich das ganze rhythmisch und wird fast verklärt. einzelne stimmen bleiben liegen und erzeugen mit einer anderen stimme auf dem nächsten schlag eine starke dissonanz, das nennt man einen vorhalt. das erzeugt immer eine sehr starke sehnsucht nach der auflösung, die meist stufenweise nach unten erfolgt. hier hast du ganze vorhaltketten und stellenweise sogar zwei stimmen, die einen vorhalt zum jeweiligen akkord bilden. die chromatik bleibt hier auch recht intensiv, die spannung bleibt die ganze stelle über aufrecht.
am ende kommt der punktierte rhythmus wieder, der chor legt sich quasi doppelchörig drüber (sopran und tenor singen vor, alt und bass antworten) und vereint sich dann in einer homophonen kadenz.
an sich ist da keine zauberei drin, du wirst schon bei schütz harmonisch sehr ähnliche sachen finden mit den vorhalten, der chromatik, den wechseln zwischen dur und moll. dieses stück wirkt zusätzlich noch durch die starke verdichtung, es ist eigentlich relativ kurz und hat drei sehr intensive abschnitte. man könnte sagen, händel quetscht hier sehr viel sehnsucht auf sehr engem raum zusammen. wahrlich, ein sehr schönes stück!