Wirtschaft und Moral

Die Überschrift hätte auch folgendermaßen lauten können: Volkswirtschaft und Philosophie!

Oder: Philosophie und Volkswirtschaft!

Und so kann man sich endlos darüber den Kopf zerbrechen, welches Denken der großen Theoretiker mehr überzeugt, von Karl Marx oder von Adam Smith? Von John Maynard Keynes oder von Milton Fiedman? Von John Rawls oder Robert Nozick?

Der Inhaber der Brillenmarke „Rodenstock“ in München (der ein Anwesen hat im Grünen, mit Blick auf die Berge, im schön gelegenen Murnau in Oberbayern) hat ein Buch geschrieben „Manager und Moral“. Es ist ein gesellschaftliches Problem, das so alt ist wie die Philosophie selbst. Und es ist nicht abzusehen, dass das Thema je aus der Diskussion der Geisteswissenschaften verschwindet… ODER???

Meine Position ist ganz klar für Adam Smith vs. Karl Marx, für Milton Friedman (Nobelpreisträger) vs. John Maynard Keynes. Und ich bin für den amerikanischen Philosophen Robert Nozick und gegen John Rawls und seine Moral. Dabei ist Moral alles, was das Leben betrifft. Es geht immer um ein Für und Wider. Es gibt keine wirklich neutrale Moral!

Ich glaube an Hegel, in diesem Punkt. Das heißt, ich glaube, dass der Geist durch die Geschichte hindurch lernfähig ist, zu immer mehr Vernunft. Allerdings nur in großen Zeitspannen (mit unzähligen Rückschlägen), vom Neandertaler bis heute zur Mediengesellschaft. Oder vom Baby zum Greis. Das beweist, dass eine Entwicklung zu mehr Vernunft eintrat, sonst würden wir noch heute in Höhlen hausen.

Jeder ist als Baby ein passender Verbraucher für „Pampers“. Daran sieht man, dass es eine Entwicklung des Lebens gibt zu mehr Vernunft durch die Zeit hindurch, und zwar stets vorwärts, nicht zurück. Auch ein Kind wie Einstein hat wie anderen, in die Windeln gemacht und an naive Märchen geglaubt, bevor er Nobelpreisträger wurde. Das zeigt, dass es eine Evolution des Bewusstseins gibt. Nach Hegel ist es der Geist, der lernt durch die Zeit. Ungeachtet davon gibt es Rückschritte (Hitler, Mao, Stalin, Islamischer Staat und, und, und…).

In meiner Ehe hat meine Frau alles gemanagt: Kochen, waschen, putzen, flicken, einkaufen, Arbeiter organisieren und überwachen, für Garten und zum Hausbau. Und alles mit Behörden und Bank regeln, weil sie besser spanisch sprach. Ich wusste nicht, was für Werkzeuge man im Haushalt braucht. Wenn ich es recht bedenke, bin ich mit keinem einzigen Neukauf eines Produktes zufrieden, das ist alles viel zu unzulänglich und zeigt, viel zu viele Manager wollen nur schnell Geld machen (und vielen Aktionären geht es um nichts anderes als um den Gewinn - der natürlich langfristig am Produkt selber hängt, doch das verstehen leider viele Geldanleger nicht!).

Ich bin als Verbraucher reingefallen, als ich „Schneidbretter“ aus blauem Kunststoff gekauft habe. Ich fand das Blau der Kunststoff-Schneidbretter ästhetisch. Aber schon nach wenigen Schnitten tauchten unter dem ästhetischen blauen Kunststoff weiße Schnittstreifen auf, was ich für mich so interpretierte: Da isst man ja die Farbe mit!!! Also ein Produkt glatt zum Wegwerfen (jetzt benütze ich Holzbretter in der Küche zum Schneiden, die sind zwar sehr viel schwerer und unhandlicher. Aber besser für die Gesundheit).

Ich muss leider noch weiter über die Moral der Wirtschaft lamentieren. Beispielsweise habe ich schon den vierten (!) Heimtrainer, der jetzt nach dreimaliger Rückgabe (nur) einigermaßen zufriedenstellend funktioniert (der erste war ein Billigprodukt, das kann man ganz vergessen, das ist ABZOCKE. Beim zweiten ging sofort der Computer kaputt. Und beim dritten klopfte und quietschte es bei jeder Umdrehung. Ich bekam kostenlos Ersatz, musste aber alles mühevoll demontieren und verpacken - Sträflingsarbeit!!!).

So bin ich zum Beispiel auch reingelegt worden mit meiner Klobürste (völlig ohne Musik!). Der Stil ist absichtlich aus so dünnem Kunststoff hergestellt, dass er beim kleinsten Druck in der Kloschüssel zu Bruch gehen muss (ich hatte den auch in ästhetischem Blau - jetzt habe ich eine neue Klobürste in weiß, mit dem gleichen dünnen Stil, und der passt leider nicht so genau in den blauen Topf, in den man die Klobürste steckt, wenn man sie nach Gebrauch wieder wegräumt). Dasselbe Schicksal eines abgebrochenen Stils ist mir mit einem Kochlöffel passierte. Beim kräftigen Rühren brach plötzlich der (viel zu dünne!) Stil ab - ein Produkt nur zum Wegwerfen!

Die Moral der Wirtschaft kann ich als leid-geplagter Verbraucher noch weiter demonstrieren. Ich brauchte einen Locher und einen Hefter. Die beiden gab es sowohl als Einzelprodukte teurer als in einer gemeinsamen Verpackung, da ich beides brauchte. Als ich den Locher (mit durchsichtigem blauen Kunststoffgriff) das erste Mal benutze, brach der Kunststoffgriff beim Herunterdrücken. Jetzt benütze ich den Locher ohne Griff.

Noch 'ne Warnung! Ich wollte eine Fritteuse (bei meiner Frau gab es 37 Jahren kaum Fleisch, kein einziges Mal „Pommes“, der Gesundheit wegen!). Ich bestellte über Amazon eine normale Fritteuse. Ein Schock, als ich das Paket bekam, das war ein riesiges Möbel! (Für einen Single-Haushalt unmöglich, also zurück zu Amazon!) Danach entschied ich mich aufgrund der Werbe-Versprechen für eine Heißluft-Fritteuse, ohne Fett. Ich wollte „Pommes“ nicht mehr im normalen Backofen machen, zwecks Energiekosten! Zum Unglück musste ich feststellen, dass sich das „Patent“ zwar gut reinigen lässt und dass es eine geniale Erfindung zu sein scheint, ohne Fett zu frittieren. Aber die „Pommes“ schmecken nach nichts! Jetzt mache ich meine „Pommes“ wieder im Backofen, trotz sehr viel höherem Energieaufwand!

Ich habe einen Freud in Bonn, er sagt, dass die Unternehmen „absichtlich“ Fehler einbauen, um den Konsum zum „Wegwerfen“ anzuheizen. Das kann schon so sein! Dass die Wirtschaft (mit jedem digitalisierten Pünktchen wird ja Kontrolle über den Verbraucher ausgeübt, Bill Gates als Vorbild für alle Manager, mit seinen ständig neu vermarkteten „Windows“, die eher Rückschritt als Fortschritt sind!) heute die ganze Welt beeinflusst, mit ihrem auf den Naturwissenschaft aufgebauten mechanistischen Weltbild, und mit ihrer speziellen Moral - das müssten vor allem Philosophen (wer sonst???) diskutieren.
Existo

Deine Probleme sind verständlich.
Aber wenn Du eine Antwort auf philosophischer Ebene erwartest, ich biete Dir die religiöse Ebene an: Kaufe nicht diesen ganzen Mist und gib das Geld stattdessen Bedürftigen.
Du ärgerst Dich beständig über Fehlkäufe, aber weißt Du, wie erlösend das ist statt dessen einem armen Schwein mal einen Hunderter zuzustecken? Ich meine, für Dich erlösend. Wirklich erlösend, probier es mal.

Ich bin im religiösen Sinne „unmusikalisch“! Statt in einer „heiligen Schrift“ lese gerade in einem Buch, das ich vom „Antiquariat Löcker“ aus Wien erhielt, mit dem Titel „Kritik des Gefühls“ (1923) von einem Professor für Psychologie, Uni München:

„Die Versöhnung durch den Glauben ist alsdann…eine Erlösung im Glauben, das heißt in der EINBILDUNG:“ (Hervorhebung = E).

Und weiter: „In eine solche Traum- und Wahnwelt zieht sich nun in der Tat der religiöse Mensch zurück. Er kommt aus einem moralisch-technischen… MECHANISIERTEN Dasein… dessen Entsinnlichung er vollendet… Den Zweck und Sinn der Existenz, den das politische Interesse in das Geld… verleg(t), entmaterialisiert er… und überträgt es auf eine Gottheit…“ (Hervorhebung = E).
Existo

Meinst Du, dieser ganze Konsumismus ist keine Traum- und Wahnwelt? Ich sehe eine Art Konsumhypnose, von der die meisten Menschen betroffen sind… Ich bin kein Arzt, aber Du könntest durchaus auch darunter leiden, oder.
Wir können nach dem Besseren streben. Der eine will das, der andere nicht und wieder der eine sucht den Sinn des Lebens und der andere das perfekte Konsumprodukt. Ich wünsche Dir, dass Du die perfekte Klobürste findest.
Ich halts mit Marx und mit dem lieben Gott