Wirtschaftlich stabile Großstadt in (Nord/West)Deutschland

Guten Morgen,

ich habe den Eindruck, dass die (Groß)städte in Deutschland jeweils einem starken Trend, entweder „nach oben“ oder „nach unten“ unterliegen:

  • gute wirtschaftliche Entwicklung (sprich: man findet einen brauchbaren Job)
       und HEFTIGE Situation am Wohnungsmarkt  :frowning:
  • entspannter Wohnungsmarkt (man findet eine Wohnung, und die ist bezahlbar)
       aber: wirtschaftliche Prognose mies

Gibt es keine „normalen“ Städte mehr? Bei denen man auch in absehbarer Zeit davon ausgehen kann, dass sie nicht aussterben - ohne gleich „Boomtown“ (München, Hamburg, Berlin…) zu sein… muss auch nicht riesig sein, im Gegenteil…

Danke für eure Anregungen…
Hauke

Young man, go south!
Servus,

im Südwesten kann ich Dir zwei benennen: Ludwigshafen/Rhein und Mannheim. Beide Kommunen sind zwar (bei Licht betrachtet und unter Weglassung der Haushaltskosmetik) heillos überschuldet, aber unabhängig vom Elend der kommunalen Kassen haben beide eine wirtschaftliche Struktur mit Zukunft: Ludwigshafen lebt, solange die BASF in Deutschland leben wird, und deren lnvestitionen in die Anlagen in LU sprechen dafür, dass sie noch eine ganze Weile da leben wird. Mannheims immer noch funktionierende Industrie ist zwar von der Seite OB und Magistrat ziemlich ungeliebt (erst vor ein paar Jahren wurde das Werk von Wirtgen/Vögele Schwarzdeckenfertiger regelrecht vertrieben, sitzt jetzt in einem Mordsneubau ganz in der Nähe auf der anderen Rheinseite und zahlt für Neueingestellte ungefähr 15% weniger wegen des anderen Flächentarifs), aber das macht ihr nicht so viel aus - schon der letzte Großherzog von Baden liebte seine Monnemer Kaufleute und Frühindustriellen nicht, aber er musste deutlich früher abtreten als sie. Mit einem Rückgang der Beschäftigung in der Industrie ist zu rechnen, aber so wie es jetzt grade aussieht, kann der durch „white collars“ gepuffert werden: Wo EVO-Bus abbaut, baut Pöyry auf. Zu dieser Gegend gehört auch, ähnlich wie im schwäbischen Raum, dass begleitend zur Industrie viele zähe und erfinderische Unternehmen im Familienformat aktiv sind - wenn Turbinenschaufeln für Philippsburg neu eingeschliffen werden müssen, macht das ein Viermannbetrieb aus der Vorderpfalz, und die Beheizung für die Beschickungswannen der Vögele Schwarzdeckenfertiger hat ein Inschenjör entwickelt, der einen Dreimannbetrieb leitet.

Ludwigshafener Wohnungen sind u.a. deswegen gut bezahlbar, weil niemand von der „Anilin“, der es sich leisten kann, da wohnen mag: Ludwigshafen ist eine unabhängig von den umfangreichen Kriegszerstörungen auch so granatenmäßig hässliche Stadt, seine „besseren Wohnlagen“ sind in der Vorderpfalz und in der Haardt. Wer aber Bochum, Gladbeck und Wanne-Eickel aushält, hält auch LU aus.

Mannheim ist nur im Zentrum („Quadrate“) teils unverhältnismäßig teuer, teils verrottet, und sobald man aus den Quadraten rauskommt, kann man mit bissle Geduld gut bezahlbaren Wohnraum finden. Der lokale Nahverkehr ist billig und sehr gut organisiert, so dass es keinen großen Unterschied macht, ob man in der Stadt oder außenrum wohnt.

Es ist übrigens mühelos möglich, von woanders her nach Mannheim zu kommen, weil man in Mannheim die Leute regelrecht suchen muss, deren Großvater auch schon von da war - hier ist fast jeder von irgendwo anders her.

Schöne Grüße aus Monnem

MM

-)))

Herzlichen Dank für diese witzige und außerdem durchdachte Antwort!
Chapeau!

wir werden drüber nachdenken… Waren schon öfters in der Gegend…
Was ist von den umliegenden Unistädten zu halten?

Besten Gruß,
Hauke

Hallo,

also mir muss etwas entgangen sein, seit wann liegt Mannheim im Nordwesten?

Vermutlich habe ich da in Geographie an die Jugendliebe gedacht…

Was den Job anbelangt, hat das ja erheblich damit zu tun, was man sucht.

Der Wohnungsmarkt ist in allen Ballungsgebieten die momentan trendig sind, natürlich teilweise extrem eng. Das heißt aber nicht, dass man zum Beispiel in Berlin keine bezahlbare Wohnung findet.
Das ist immer auch eine Frage des Anspruches.

Betrachtet man das sehr langfristig zeichnet sich das Bild, die Anzahl der Haushalte wird zunächst noch steigen, auf ganz lange Sicht wieder sinken.

Im Moment gibt es eine „Landflucht“, was den Druck auf die Städte erhöht. Dies ist eine aktuelle Entwicklung, vor nicht allzu langer Zeit war „Stadtflucht“ trendig.

Man kann da also keine verlässliche Prognose auf lange Sicht geben.

Was nun die kommunalen Finanzen angeht, wird sich da einiges ändern, aber eines ist sicher, zumindest in absehbarer Zeit wird keine Kommune pleite gehen.

Also such Dir die Stadt aus, die Dir gefällt und in der Du den Job findest, den Du magst…der Müll bleibt nicht auf der Straße liegen…

Nur meine Meinung.

Gruß

Wohnen und Arbeiten am nördlichen Oberrhein
Hallo Hauke,

Was ist von den umliegenden Unistädten zu halten?

Heidelberg allenfalls in den von Gewerbe und Industrie geprägten Außenorten Pfaffengrund und Leimen halbwegs bezahlbar - trotz der in Heidelberg im Zusammenhang mit allem, was an der Uni so dranhängt (Uni selber + die Kliniken, dkfz, drei Max-Planck-Institute, eine ganze Reihe privater Forschungseinrichtungen und Dienstleister mit hoch qualifizierten Arbeitnehmern, ein bisschen Industrie ebenfalls technisch hochkarätig) in einigem Umfang komfortablen Gehälter und trotz fehlender Rheinbrücke bei Altrip wird nach Heidelberg bis von Speyer und Bellheim her gependelt, der durch Reduzierung der Einrichtungen der US Army frei gewordene Wohnraum hat wenig Entspannung gebracht: Ähnlich wie in Freiburg i.Br. halten betuchte Pensionäre die Immobilienpreise bei Miete und Kauf hoch.

Mainz zumindest außerhalb des Zentrums noch nicht so dramatisch teuer, eine - wenn mans mag - sehr angenehme „Bauerngroßstadt“, klimatisch weniger quälend als die Oberrheinsteppe weiter südlich mit ihren Malariasümpfen, aber dort gilt noch mehr als grundsätzlich: Kein Umzug ohne vorher den Job klar gemacht zu haben. Außer ZDF und etwa drei bis vier Arbeitgebern aus der Industrie ist der Mainzer Arbeitsmarkt stark auf Frankfurt orientiert; mit PKW ist die Pendelei nach Ffm mühselig, weil völlig unberechenbar.

In Karlsruhe ein halbwegs entspannter und (im oberen Drittel der Presisskala) stabiler Wohnungsmarkt, auch unter dem Einfluss einer sehr guten Anbindung der Umgebung - die Karlsruher Straßenbahn war die erste, die mit Zweisystemfahrzeugen in der Stadt Straßenbahn ist und außerhalb der Stadt auf den Gleisen der „großen“ Bahn fährt.

Schöne Grüße

MM

Lesen und verstehen
Hallo k,

eigentlich wird es mal Zeit, dass Du lernst, auf den Beitrag zu antworten, auf den Du Dich beziehst. Wenn Du dabei Hilfe brauchst, sag Bescheid, dann zeig ich Dir wies geht.

Im übrigen steht es Dir frei, zu lesen und zu verstehen, was ich geschrieben habe (einschließlich Überschrift) und ebenfalls, was der UP darauf geantwortet hat.

Beiläufig: Kannst Du Dir eventuell vorstellen, dass auch andere Faktoren außer „Trendigkeit“ die Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt beeinflussen? Die Frage ist da sehr viel konkreter als Deine Antwort.

Schöne Grüße

MM

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Hallo,

  • gute wirtschaftliche Entwicklung (sprich: man findet einen
    brauchbaren Job)
       und HEFTIGE Situation am Wohnungsmarkt  :frowning:
  • entspannter Wohnungsmarkt (man findet eine Wohnung, und die
    ist bezahlbar)
       aber: wirtschaftliche Prognose mies

worum geht es denn überhaupt? Um die Analyse der Korrelation zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und Preisentwicklung am Wohnungsmarkt von Groß- und Mittelstädten in Deutschland oder um die Suche nach einem Wohnort mit gleichermaßen günstigen Wohnraumpreisen wie auch vernünftigen Aussichten am Arbeitsmarkt?

Der Einzugsbereich von Düsseldorf ist rd. 20.000 km² groß. In einem solchen Areal findest Du Mietwohnungen von 6-60 Euro/m² und Eigentumswohnungen von 1000-10000€/m². Man kann also gleichermaßen günstig wohnen wie auch von der (noch) prosperierenden Wirtschaft der Landeshaupstadt profitieren. Allerdings kann das in ein paar Jahren schon wieder ganz anders aussehen. Gerade wurde ein OB gewählt, der als erstes die Schuldenuhr, die seit sieben Jahren die Sekunden zählt, die Düsseldorf nun schuldenfrei ist) im Rathaus abmontieren lassen will.

Gruß
C.

Hi Leute,

vielen Dank für Eure guten Hinweise!

Ich habe tatsächlich, ganz „geschickt“, unsere sehr konkrete Frage nach einer
neuen Region zum Leben und Arbeiten, mit der allgemeineren Frage danach,
wie es möglicherweise, auf längere Sicht, und durchaus auch mit der sozial-
wissenschaftlich/volkswirtschaftlichen Brille, in Deutschland aussehen könnte,
vermischt.

Dennoch finde ich, wie gesagt, eure Antworten gut und hilfreich.
Es wird vermutlich eine Großstadt werden, vlt. auch das Umfeld einer noch
größeren. Fokus ist derzeit NRW, aber wenn zwei Leute mit Berufserfahrung
eine neue Stelle suchen, muss man vlt. hier und da Kompromisse machen,
um auf jeden Fall noch zusammen wohnen zu können  :smile:

Ostwestfalen oder Münsterland fänden wir gar nicht so schlecht, aber da
müssten wir schon ein bisschen gucken, dass wir auch beide nen anständigen
Job finden.

Monokultur wie die zahlreichen „Autobauer-Städte“ wollen wir jedenfalls nicht.
Thematisch und wirtschaftlich nicht so unsere Branche. Klar, München hat
mehr als das zu bieten, aber das ist uns echt zu teuer und beim besten Willen
auch ein wenig zu südlich  :wink:   Hamburg und Berlin haben was, aber auch …
echt zu … trendig eben. Kölner Klüngel naja.

Düsseldorf böte sich an weil wir da Leute kennen. Ist nur auch recht teuer,
daher war der Hinweis aufs Umland nochmal interessant.

Viele Grüße!
Hauke