Young man, go south!
Servus,
im Südwesten kann ich Dir zwei benennen: Ludwigshafen/Rhein und Mannheim. Beide Kommunen sind zwar (bei Licht betrachtet und unter Weglassung der Haushaltskosmetik) heillos überschuldet, aber unabhängig vom Elend der kommunalen Kassen haben beide eine wirtschaftliche Struktur mit Zukunft: Ludwigshafen lebt, solange die BASF in Deutschland leben wird, und deren lnvestitionen in die Anlagen in LU sprechen dafür, dass sie noch eine ganze Weile da leben wird. Mannheims immer noch funktionierende Industrie ist zwar von der Seite OB und Magistrat ziemlich ungeliebt (erst vor ein paar Jahren wurde das Werk von Wirtgen/Vögele Schwarzdeckenfertiger regelrecht vertrieben, sitzt jetzt in einem Mordsneubau ganz in der Nähe auf der anderen Rheinseite und zahlt für Neueingestellte ungefähr 15% weniger wegen des anderen Flächentarifs), aber das macht ihr nicht so viel aus - schon der letzte Großherzog von Baden liebte seine Monnemer Kaufleute und Frühindustriellen nicht, aber er musste deutlich früher abtreten als sie. Mit einem Rückgang der Beschäftigung in der Industrie ist zu rechnen, aber so wie es jetzt grade aussieht, kann der durch „white collars“ gepuffert werden: Wo EVO-Bus abbaut, baut Pöyry auf. Zu dieser Gegend gehört auch, ähnlich wie im schwäbischen Raum, dass begleitend zur Industrie viele zähe und erfinderische Unternehmen im Familienformat aktiv sind - wenn Turbinenschaufeln für Philippsburg neu eingeschliffen werden müssen, macht das ein Viermannbetrieb aus der Vorderpfalz, und die Beheizung für die Beschickungswannen der Vögele Schwarzdeckenfertiger hat ein Inschenjör entwickelt, der einen Dreimannbetrieb leitet.
Ludwigshafener Wohnungen sind u.a. deswegen gut bezahlbar, weil niemand von der „Anilin“, der es sich leisten kann, da wohnen mag: Ludwigshafen ist eine unabhängig von den umfangreichen Kriegszerstörungen auch so granatenmäßig hässliche Stadt, seine „besseren Wohnlagen“ sind in der Vorderpfalz und in der Haardt. Wer aber Bochum, Gladbeck und Wanne-Eickel aushält, hält auch LU aus.
Mannheim ist nur im Zentrum („Quadrate“) teils unverhältnismäßig teuer, teils verrottet, und sobald man aus den Quadraten rauskommt, kann man mit bissle Geduld gut bezahlbaren Wohnraum finden. Der lokale Nahverkehr ist billig und sehr gut organisiert, so dass es keinen großen Unterschied macht, ob man in der Stadt oder außenrum wohnt.
Es ist übrigens mühelos möglich, von woanders her nach Mannheim zu kommen, weil man in Mannheim die Leute regelrecht suchen muss, deren Großvater auch schon von da war - hier ist fast jeder von irgendwo anders her.
Schöne Grüße aus Monnem
MM