Wirtschaftspolitische Hauptziele unverständlich !

Hallo zusammen,

Ich beschäftige mich seit Tagen intensiv mit der Wirtschaftspolitik, aber dennoch finde ich keine Antworten auf meine Fragen.
Die Wirtschaftspolitik hat 4 Hauptziele:

  1. Stabilitätsziel
  2. Wachstumsziel
  3. Strukturziel
  4. Verteilungsziel

Ich weiß, dass diese nur Unterziele übergeordneter gesellschaftspolitischer
Ziele sind wie z.B. Freiheit, Sicherheit, Gerechtigkeit etc.

Mein Problem ist, dass ich das dritte und das vierte Ziel nicht verstehe.
Das Strukturziel beinhaltet:
1.) Die Förderung der Anpassungsflexibilität des Angebots
2.) Die Angleichung regionaler Lohn-, Wohn- und Freizeitwerte

Diese beiden Punkte sind mir einfach nicht klar. Aus diesem Grund würde ich mich freuen, wenn mir jemand helfen kann.

Das Verteilungsziel beinhaltet:
1.) Die Leistungsfähigkeit der Verteilung von Einkommen und Vermögen
2.) Die soziale Gerechtigkeit der Verteilung von Einkommen und Vermögen

Mein Problem am Verteilungsziel ist, dass es verschiedene Begriffe von Gerechtigkeit gibt und diese verschieden definiert werden. Im großen und ganzen kann die Entscheidung darüber, welche Verteilung gesellschaftlich „gerecht“ gelten soll, nur auf politischem Weg erfolgen, wobei dieser wiederum wein Werturteil ist.
Bestimmt muss es aber dennoch gute Beispiele für diese 2 Punkte geben, die wenigstens zeigen, dass es Lösungsvorschläge gibt.

Das waren alle meine Fragen. Ich bedanke mich im Voraus für die Antworten.

Mit freundlichen Grüßen
Toni

Guten Abend!

Die Wirtschaftspolitik hat 4 Hauptziele:

  1. Stabilitätsziel
  2. Wachstumsziel
  3. Strukturziel
  4. Verteilungsziel

Mein Problem ist, dass ich das dritte und das vierte Ziel
nicht verstehe.

Du Glücklicher. Bei mir ist schon nach dem ersten Ziel Ende mit Verständnis. Warum/wozu brauchen wir immerwährendes Wachstum? Gemeint ist quantitatives Wirtschaftswachstum mit immer mehr bereit gestellten Gütern und Dienstleistungen. Auf Dauer schlicht unmöglich und selbst für begrenzte Zeit in D aus meiner Sicht ein Ziel, das hinterfragt werden sollte.

Das Strukturziel beinhaltet:
1.) Die Förderung der Anpassungsflexibilität des Angebots

Soetwas regeln Marktteilnehmer aus wohlverstandenem Eigeninteresse von alleine. Strukturförderungen werden natürlich trotzdem gerne mitgenommen. Wo aber auf diesem Feld politisches Handeln erforderlich wäre, etwa Ausbau von Kommunikationsnetzen in der Fläche, pflegt die Politik regelmäßig zu versagen bzw. braucht ein Vierteljahrhundert für spürbare Reaktionen.

2.) Die Angleichung regionaler Lohn-, Wohn- und Freizeitwerte

Das wäre ja furchtbar! Was man in der Großstadt i. a. unter Wohn- und Freizeitwert versteht, will ich in meinem Lebensumfeld nicht hören, sehen und erleben. Davon abgesehen: Regionale Unterschiede angleichen zu wollen, halte ich für Unfug. Das Ziel ist nicht erreichbar. In einem dünn besiedelten Flächenland, in dem es mehr Wildschweine und Waschbären als Menschen gibt, hat man nicht schlechtere oder bessere Lebensverhältnisse, sondern unvergleichbar andere Lebensverhältnisse mit anderen Wirtschafts- und Verkehrsstrukturen. Alle 5 Minuten eine S-Bahn, geht dort nicht. Dafür einmal wöchentlich ein Bus und Mittwoch der Bäcker. Die Straßen kann man im Winter nicht ununterbrochen frei halten. Aber irgendwann kommt schon irgendjemand im Unimog mit Schneepflug. Die Bevölkerungs-, Alters-, Berufs-, Bildungs- und Einkommensstrukturen unterscheiden sich deutlich von urbanem Umfeld. Von Angleichung erzählen nur Leute, die nicht wissen, wovon sie reden.

Das Verteilungsziel beinhaltet:
1.) Die Leistungsfähigkeit der Verteilung von Einkommen und
Vermögen
2.) Die soziale Gerechtigkeit der Verteilung von Einkommen und
Vermögen
Mein Problem am Verteilungsziel ist, dass es verschiedene
Begriffe von Gerechtigkeit gibt und diese verschieden
definiert werden.

Deshalb enden Gerechtigkeitsdebatten regelmäßig fruchtlos.

Gruß
Wolfgang

Hallo,

Deshalb enden Gerechtigkeitsdebatten regelmäßig fruchtlos.

Njein!
Die Frucht der Gerechtigkeitsdebatte(n) ist ihre Existenz. Sie wird permanent geführt, weil sich aus der Vieldeutigkeit des Begriffes politisches Kapital schlagen läßt. Die einen versammeln ihre Anhänger hinter der Verteilungsgerechtigkeit („sozial gerecht“), die anderen hinter der Ertragsgerechtigkeit („Leistung muß sich lohnen“).
Was wäre denn unsere Politik ohne diesen Januskopf?

Gruß
Cassius

Mein Problem ist, dass ich das dritte und das vierte Ziel
nicht verstehe.
Das Strukturziel beinhaltet:
1.) Die Förderung der Anpassungsflexibilität des Angebots
2.) Die Angleichung regionaler Lohn-, Wohn- und Freizeitwerte

Diese beiden Punkte sind mir einfach nicht klar. Aus diesem
Grund würde ich mich freuen, wenn mir jemand helfen kann.

Mit Anpassungsflexibilität des Angebots ist vermutlich gemeint, dass die „Verkäufer und ihre Produkte“ sich flexibel anpassen „können sollen“. Also die Politik hat als Ziel, keine Hindernisse aufzubauen bzw. entstandenen Hindernissen entgegenzuwirken - über Subventionen und Regularien. Das würde ich darunter verstehen.
Bei 2. ist vermutlich sowas gemeint, wie dass eine Gurke in Pommern weniger kostet als in Bayern, selbst wenn sie vom gleichen Gärtner kommt. Also z.B. regionale Tarifverträge zulassen oder regionale Subventionen.

Das Verteilungsziel beinhaltet:
1.) Die Leistungsfähigkeit der Verteilung von Einkommen und
Vermögen
2.) Die soziale Gerechtigkeit der Verteilung von Einkommen und
Vermögen

Mein Problem am Verteilungsziel ist, dass es verschiedene
Begriffe von Gerechtigkeit gibt und diese verschieden
definiert werden. Im großen und ganzen kann die Entscheidung
darüber, welche Verteilung gesellschaftlich „gerecht“ gelten
soll, nur auf politischem Weg erfolgen, wobei dieser wiederum
wein Werturteil ist.

Ich glaube, man möchte da eben nur ein bestimmtes Maß an Gerechtigkeit/Ausgleich. Wieviel, dürfte wohl egal sein und ist vom Land und den Parteien abhängig.