Moin,
nachdem der Thread, in welchem diese wirklich interessante Diskussion ihren Anfang nahm, geschlossen wurde (weil?), hier nun ein eigener Thread.
Gegeben sei folgende Frage: Wie soll ich damit umgehen, dass so viele Leute unbewusst leben?
Mein Versuch einer (meiner) Antwort
Da ich nicht vollständig verstanden wurde, hier die Ergänzung.
Es hat eine Weile gedauert (natürlich mit steigender Lebenserfahrung), bis ich in meinem Leben angekommen bin. Als junger Mensch war ich engagiert in vielen, vielen Dingen und wollte alle Leute von meinen Anliegen überzeugen. Und konnte einfach nicht verstehen, warum nicht alle in Begeisterungsstürme ausgebrochen sind. Mittlerweile habe ich meinen Platz im Leben gefunden. Ich bin ruhiger geworden und versuche, so zu leben, dass ich weder mir noch anderen weh tue. Das ist oft immer noch nicht einfach, vor allem, wenn ich es mit offensichtlicher Dummheit zu tun habe. Aber was soll ich machen? Don Quijchote spielen?
Ich bin übrigens nicht frei vom Wissen und Bewusstsein Paradoxum. Ich bin im Moment hochgradig vorbildlich, was Hygienemaßnahmen, Kontakt mit anderen usw. angeht und stecke mir nach dem Händewaschen, wenn ich nachhause komme, eine Zigarette an. Bescheuert! Habe Angst vorm Ersticken in einem Gang einer komplett überforderten Klinik und teere mir gleichzeitig die Lunge zu.
Und das ist, glaube ich, das Dilemma. Der Klimawandel, viel zu abstrakt und ganz weit weg. Über die tollen Sommer freuen sich alle, außer natürlich die Leute, die wissen, was das bedeutet.
Corona, naja, es sterben ja nur alte Leute und überhaupt, so schlimm ist es nicht. Sterben muss man eh’. (Bitte nicht falsch verstehen, ich versuche nur das Missverhältnis plakativ darzustellen). Ich habe letzte Woche in einer meiner „Firmen“ in Zusammenarbeit mit allen Kollegen eine strikte Trennung der Kollegen eingeführt, inkl. der daraus resultierenden Kurzarbeit. Alle Kollegen waren dafür und waren auch mit den finanziellen Einschnitten einverstanden. Es funktioniert, wir machen sozusagen halbe Schichten. Alle ziehen mit und sind heilfroh, dass sich der AG (ich nicht, aber in dem Moment federführend, andere Geschichte) um die Gesundheit und auch um die Finanzen der Mitarbeiter sorgt.
Nun kommt heute einer der Meister zu mir, um mir, nach einer Woche, allen Ernstes zu sagen, jetzt wäre es aber gut gewesen. So schlimm ist das alles nicht usw. In diesem Moment hätte ich ihm gern eine reingehauen, ging natürlich nicht. Aber soll ich denn mit ihm diskutieren, ihm erneut auseinander setzen, warum das jetzt sein muss und ihn daran erinnern, dass er eine Vorbildfunktion hat? Privat wäre das der Zeitpunkt für mich gewesen, einen Schritt zurück zu gehen und ihn seine Erfahrungen halt selber machen zu lassen. Beruflich war ich, im Moment, in der Position, zu sagen, Schnauze, ich befehle und weise an (übertragen gemeint. Ich habe es natürlich nicht so gesagt.)
Lange Rede, kurzer Sinn:
Gott, gib mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Damit fahre ich seit längerer Zeit sehr gut.
Soon
PS Ich hoffe, dass in diesem Text genug Fragezeichen sind, damit dieser Beitrag als Frage durchgeht.
PPS Ich verwahre mich gegen irgendwelche nachträglichen „Vertagungen“, nur weil Corona in meinem Text vorkommt.