Hallo Sven,
gleich vorweg: wir haben kein solches System.
Ich denke, Du hast Recht. Das vermeintliche Dilemma kann sich ins Gegenteil verkehren, die Sache zum Selbstläufer werden. Vorausgesetzt, die oberste Leitung hält sich ebenfalls an das Wissenteilen. Das trifft man leider leider noch äußerst selten. Häufiger wird so etwas verordnet und die Mitarbeiter reagieren bis auf einzelne Ausnahmen eher passiv bis unwillig. In jedem Fall misstrauisch.
Anreiz durch Finanzen oder ähnliches halte ich für eher schädigend. Kein Mensch ändert sein Verhalten einfach nur für mehr Geld, zumal das zum Fass ohne Boden werden kann. Mir ist klar, dass die gängige Meinung das Gegenteil propagiert.
Mittlerweile gibt es allerdings genügend Versuche und Beweise, die zeigen, dass insbesondere Bestätigung das ist, was der Mensch braucht.
Die meisten Menschen möchten einfach ungerne ausgeschlossen sein. Und da liegt wohl das größte Potential. Wenn es üblich ist, sein Wissen mitzuteilen und die oberste Leitung in dieser Hinsicht den ersten Schritt macht und konsequent einhält, dann hat die Realisierung dieses Paradigmenwechsels ganz gute Chancen.
Umgekehrt ist es mir selbst aber schon so ergangen, dass ich mich in den späten Abendstunden durch die EXCEL-Kompendien geackert habe und fortan diejenige war, welche gerne punktuell ‚Nachhilfe‘ erteilen durfte. Das mit dem Geben und Nehmen funktionierte nur in eine Richtung. Mein Wissen wurde so zwar anerkannt und das bedeutete für mich auch in einem absolut kritischen Moment, den eigenen Stuhl ins kommende Projekt zu retten. Allerdings veränderte es eben das eingefahrene und eigennützige Verhalten der Kollegen nicht.
Das Bewusstmachen muss von anderer Seite kommen, mit entsprechender Strategie - sicherlich möglich und erfolgreich.
Was Unternehmenskultur anbelangt, die zu erstaunlichen Erfolgen (und eigentümlichsten Blüten der deutschen Rechtsprechung…) führen kann und natürlich das Miteinander zur Basis hat, so schau doch mal unter
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nach. In Unternehmen, die nicht nur den Kunden als solchen, sondern auch jede andere Abteilung bzw. jeden anderen Mitarbeiter als Kunden betrachten, herrscht eher ein Verständnis und Einigkeit in Sachen ‚gemeinsam zum Nutzen aller‘. Sonst heißt es ja eher ‚Produktion gegen Marketing‘ o.ä.
In Deinem Fall würde ja der Rat eines Kollegen auch bedeuten, dass dieser sich jetzt rein rechnerisch für die konkurrierende Abteilung engagiert.
Es geht nur, wenn die Organisation als Ganzes betrachtet wird und das alle so sehen. Gemessen wird am Gesamtergebnis und für das zeichnen auch alle verantwortlich.
Vielleicht erscheint Dir das jetzt alles etwas weit hergeholt. Tatsache ist jedoch, dass sich einige Unternehmen nicht minder verkalkuliert haben, als sie glaubten, Wissensmanagement einzuführen. Im Grunde ist das nur möglich, wenn die Konditionen von vornherein stimmig sind oder Knowledge Management im Zuge mit Qualitätsmanagement (aber dann über QM nach DIN EN ISO angesiedelt) angestrebt wird. Ansonsten ist viel Geld fehlinvestiert, ganz abgesehen vom Vertrauensverlust solch engagierter Mitarbeiter wie Dir - welcher i.d.R. nicht gemessen wird.
Gruß,
Britta