Woah. Du machst einem nicht leicht
Weil ein Großteil der heute in der Erdkruste befindlichen
Edelmetalle aus Asteroiden stammt. Der große Rest ist nämlich
längst in den Erdkern gesunken. Hätten Asteroiden keine hohen
Anteile an solchen Stoffen, dann hättest du vermutlich auch
keine deiner Lagerstätten hier in der Erdkruste.
http://www.nature.com/ngeo/journal/v2/n11/abs/ngeo65…
Komisch in dem abstract steht was ganz anderes. Nur bei 2 Elementen haben die Autoren geschlossen, das sie durch einen late Veneer auf die Erde gelangten. So oder so, ist das auch nur eine Hypothese und ohne den Artikel gelesen zu haben, kann ich erstmal wenig dazu sagen. Ich sollte aber erwähnen, dass diese Berechnungen, welche die Autoren anstellten, exakt das sind, worüber ich in der Kosmochemie über mehrere Jahre gearbeitet habe. Ausserdem sagen ihre Schlussfolgerungen noch nichts über Gehalte aus. Jeder Eisenmeteorit erhöht die relative Menge an siderophilen Elementen in der Erdkruste.
In Eisen-Meteoriten findest du Platingehalte von über 50ppm
und Gehalte von Metallen der gesamten Platinfamilie (Iridium,
etc) von weit mehr als 100 ppm. Das ist oft deutlich mehr, als
in Abbaustätten hier auf der Erde. Insgesamt sind
Eisen-Meteoriten meist auch reich an seltenen Metallen und es
gibt Eisen-Meteoriten wie z.B. diesen hier, die haben 18 ppm
Iridium (und damit rund 50000x höhere Konzentration als in der
Erdkruste im Durchschnitt).
http://www.nss.org/settlement/asteroids/RoleOfNearEa…
http://adsabs.harvard.edu/abs/1973GeCoA…37.1957S
Tut mir leid. Ich hab mal grad das Referenzbuch für die Chemie von Meteoriten rausgesucht (Reviews in Mineralogy 36, Planetary Materials, Papike eds; Mittlefehlt et al.: Non-Chondritic Meteorites from Asteroidal Bodies).
Die Durchschnittsgehalte der Eisenmeterite (quer durch alle Gruppen von IAB bis IVB) sind:
Au: ~ 1.2 ppm (max 1.9)
Pd: ~ 4 ppm (max 12)
Ir: ~ 5 ppm (max 22)
Platin selber wird leider in der Regel nicht mitgemessen, weil es genetisch uninteressant ist. Jedenfalls sind wir weit weg von den Werten die nun wirklich den Aufwand wert wären. Die Abstracts von Edward und C. B. Moore sind interessant, sagen aber im Grunde nichts neues. Ir ist immer deutlich höher als die anderen PGE-Gehalte in Eisenmeteoriten. Erschwerend kommt hinzu, dass es mit einiger Wahrscheinlichkeit keine reine Eisen-Asteroiden gibt, man also unter Umständen recht tief bohren müsste.
Ich gebe zu, dass Paper von von Blair, war erstmal recht überraschend. Nach einigen Seiten bin ich aber geneigt zu glauben, dass er sich irrt. Das 2% der Eisenmeteorite hohe PGE-Gehalte haben sollen kann ich mir grade noch so vorstellen - wobei die Gehalte schon unglaubwürdig sind. Inkogruentes Schmelzen im Mutterkörper oder ähnliche Fraktionierungsvorgänge könnten aber mit viel Fantasie schon zu sowas führen.
Aber das grade LL-Chondrite, also die am stärksten an siderophilen Elementen verarmten Chondrite überhaupt, über 100 ppm an PGE haben sollen ist, gelinde gesagt, unwahrscheinlich. Mein ‚The planetary scientists companion‘ von Lodders&Fegley gibt jedenfalls Gehalte von allen PGE von deutlich KREEP (Kalium-Rare Earth Elements-Phosphor).
http://www.space.com/9250-mining-rare-minerals-moon-…
Ja, die Mondbasalte sind schon interessant. Aufgrund der fehlenden siderophilen ist der Mondvulkanismus ungewöhnlich reich an lithophilen Elementen. Trotzdem ist die Anreicherung nicht so extrem höher, wie man es vermuten könnte:
Nd: KREEP 115 ppm - Kimberlit 85 ppm
Ce: 215 - 200
Hf: 29 - 7
GD: 42 - 15
Sm: 30 - 17
…
Und kaum jemand würde in Erwägung ziehen, die reichlich vorhandenen Kimberlite auf ihren REE-Gehalt hin abzubauen. Zweifellos eine Anreicherung aber kein Grund für eine Euphorie (für die Nichtlagerstätten-Leser: Eine Anreicherung wie zwischen KREEP und Kimberlit ist eigentlich kaum der Rede wert). Das man dafür extra auf dem Mond fliegen will halte ich für unrealistisch. Sollten wir mal wirklich Bedarf an 3He haben und man das Zeug nebenbei mitgewinnt, könnte es sich aber lohnen.
Mir ist nicht klar, wieso du deshalb den Abbau von Rohstoffen
auf anderen Himmelskörpern per se ausschließt. Die Entstehung
von Asteroiden beruht im wesentlichen schließlich auf ganz
anderen Prozessen aus der Frühzeit des Sonnensystems und
unterscheidet sich ganz elementar von der Bildung von
Lagerstätten auf der Erde durch geologische Vorgänge.
Ich schliesse ihn nicht per se aus. Ich will nur aufzeigen, dass wir mit wirklich reichen Lagerstätten auf anderen Planeten nicht rechnen sollten. Auf lange Sicht mag es lohnen auf irgendeinem Asteroiden Fe-Ni-Kern abzubauen, wobei es so aussieht als wären die gewinnbaren Elemente eben vor allem Fe und Ni, und man vermutlich einen extrem tiefen Bergbau betreiben müsste um bis zum Kern vorzudringen. Technisch kann ich mir das aber noch vorstellen.
Dein zweiter Satz ist meines Erachtens aber ein Trugschluss. Die Fraktionierungsvorgänge im frühen Sonnensystem sind eigentlich recht gut verstanden. Deswegen schreibe ich ja den ganzen Kram. Natürlich unterscheiden sich die Asteroidenbildungsprozesse von den lagerstättenbildenden Prozessen auf der Erde. Zum Beispiel darin, dass die erstere keine Lagerstätten produzieren und zweitere schon.
Ich bewundere aber deinen Willen dich mit der Thematik zu befassen - und mit den Seiten des MetBull und den NASA-ads bist du auf jedenfall an der echten Quelle der kosmochemischen Forschung. Schau ruhig auch mal in die abstracts der LPSC. Das ist die wichtigste und größte Tagung im Bereich der Kosmochemie. Wenn es irgendwo bahnbrechendes zu berichten gibt, dann dort.
In diesem Sinne, schönes Wochenende,
der zerschmetterling