Ja das ist garantiert nicht so. Die übliche Finanzierung einer AG findet standardisiert durch Anleihe-Verkäufe oder Herausgabe von Kapital (Aktien) bzw. Mischformen statt. Unstandardisiert findet man Notenverkäufe und sog. Repos (Repurchase Agreements). Einer der Hauptgründe sich listen zu lassen ist gerade der Zugriff auf diese Finanzierungsmöglichkeiten.
Die (klassische) Anleihe hat eine Nominale, eine Laufzeit und Kupons. Am Ende der Laufzeit wird die Nominale zurückgezahlt. Kuponzahlungen entsprechen den Zinsen. Vorzeitige Rückzahlung (sog. Redemption) kann optional in die Anleihe eingebaut werden, ist allerdings selten.
Wandelinstrumente (engl. Convertibles) sehen vor, verbindlich oder optional am Ende der Laufzeit die Nominale durch andere Vermögenswerte (meist Aktien) auszugleichen.
Es gibt noch eine 3. Form der „Tilgung“ (nebst Rückzahlung und Wandlung) und die funktioniert zu jedem beliebigen Zeitpunkt vor dem Ende der Laufzeit, der Rückkauf. D.h. die Emittentin (Herausgeber der Schuld) kauft ganz einfach die Schulden wieder am Markt ein.
So, nun zum Thema Finden: Für gelistetes Fremdkapital (grob gesagt Anleihen und Instrumente, die eine ISIN haben) gibt es den sog. Corporate-Action-Dienst (zu deutsch etwa Kapitalmaßnahmen). Da werden in maschinenlesbarer Form exakt die Informationen verteilt, die Du suchst: Rückkäufe, Redemptions, Wandlungen, Calls und Puts (also einseitige Kündigungen), Zinszahlungen, einfach alles. Nachrichten auf diesem Dienst kommen in Echtzeit.
Ebenfalls in maschinenlesbarer Form gibt es die Bilanz nach IFRS 9, dort seit neuestem eine Kategorie SPPI (Solely Payments of Principal and Interest), in der auch interne Schuldinstrumente aufgeführt sind, also z.B. zwischen Mutter und Tochter, oder Töchtern, etc. Daneben finden sich auch andere Schuldinstrumente, die Nominale läßt sich raten (wenn man das Bewertungsmodell kennt), Laufzeiten lassen sich auch grob raten. Allerdings sind einige Eckpunkte ungewiß, wie z.B. Kündigungsoptionen, Wandlungsoptionen, Zinsen. Man kann aber hiermit die gesamte Kapitalstruktur eines Konzerns erraten. Veröffentlichungen auf diesem Dienst passieren meist quartalsweise oder halbjährlich.
In beiden Fällen bist Du aber auf der Einzelinstrumente-Ebene, d.h. Du mußt Dir Deine Summe selbst bilden und gegebenfalls annualisieren.
Da steht das Aggregat des im Berichtszeitraums angefallenen Zinses. Meist noch nach Einnahmen und Ausgaben getrennt. Letzteres ist, was Dich interessiert, richtig? Im Falle Daimler reden wir aber von mehr als 300 verschiedenen Anleihen und Noten in 2 Währungen. Viele davon eventuell geswappt (siehe unten).
Ich verstehe Dich richtig, Du willst die Zinsaufwendungen des laufenden Quartals/Halbjahres/Jahres oder besser noch alle zukünftigen Zinsaufwendungen haben?
Die gibt es so nicht. Du kannst wie gesagt MT564-Nachrichten (Kapitalmaßnahmen) bei den Börsen und Banken mitlesen und schauen, ob es „Tilgungen“ in Deinem Sinne gab oder auch konkrete Zins-/Kuponzahlungen und Dir daraus „Annuitäten“ ausrechnen. Aber weder geht das für die Zukunft, noch macht es irgendwie wirklich Sinn, wenn Du nicht konkret etwas vorhast (z.B. Währungsrisiko oder Zinsrisiko ausrechnen).
Aber: Banken und Finanzdienstleister machen genau das, mit dem Ziel, den nächsten Quartalsreport schonmal so gut wie möglich vorab zusammenzupuzzlen.
Zum Thema Swaps: Anleihen am Markt kann man ohne Kupons oder mit festen Kupons oder mit variablen Kupons begeben. Letzteres macht es schon schwer die tatsächlichen Zinszahlungen zu verstehen, da sich der Zins ständig ändert. Aber wo es richtig „fies“ wird: Wenn die Zinsen einer Anleihe mit festen Kupons gegen variable Zinsen getauscht werden. Oder die Währungen der Nominale, oder die Währung des Zinsen, oder oder oder.
Kurzum: Was Du Dir so einfach vorstellst, ist in Wahrheit ein sehr komplexes (aber lösbares) Thema. Also was hast Du konkret vor mit den Zahlen?
PS: Das ganze Thema kann auch in Richtung Unlösbarkeit gehen, wenn der Konzern aktiv versucht, Intransparenz zu schaffen, siehe Steinhoff-Noten.