Wo in Deutschland werden Ackerbohnen angebaut?

Hallo,
für Menschen mit einem bestimmten Enzymmangel kann das Einatmen der Pollen der Ackerbohnenpflanze lebensgefährlich sein. Ich wüsste gern, in welchen Gegenden Deutschlands man in so einem Fall NICHT leben sollte, weil dort (in größerem Maß) Ackerbohnen (Saubohne, Schweinsbohne, Favabohne, Dicke Bohne, Große Bohne, Pferdebohne, Viehbohne, Faberbohne… Puffbohne) angebaut werden.
(Es sind nicht Gartenbohnen/Feuerbohnen/grüne Bohnen gemeint.)
Danke!
Andrea

Hallo Andrea,

nirgendwo in Deutschland werden noch in größerem Maß Ackerbohnen angebaut. Wenn es darum geht, die Belastung durch Pollenflug zu vermeiden, ist es notwendig, sich vor der Wahl des Wohnortes kundig zu machen, ob in der Umgebung „Bio“-Ackerbaubetriebe sind. Bei denen gehört die Ackerbohne als N-Sammler und relativ wertvolles Eiweißfuttermittel zur normalen Fruchtfolge, aber nur bei denen. Konventionell arbeitende Ackerbaubetriebe haben die Kultur von Ackerbohnen Ende der 1960er Jahre aufgegeben, sie wurde durch importierte Soja ersetzt.

Wenn es um eine Entscheidung über einen Wohnsitz geht, die längere Zeit Bestand haben sollte, muss man allerdings Ackerbaugebiete grundsätzlich meiden, weil sich nicht vorhersehen lässt, ob und welche Betriebe auf „Bio“-Produktion umstellen werden. Wenn man dieses Risiko ausschließen will, bleiben reine Grünland-Gebiete (Voralpen, Küstenregionen, teilweise Mittelgebirge) und - sehr bedingt! - auch Gebiete, in denen nur Weinbau und Sonderkulturen betrieben werden (z.B. Vorgebirge, Haardt und Vorderpfalz, Mosel- und Mittelrheintal, Ortenau usw.). Allerdings ist auch beim Wein- und Gemüsebau nicht ausgeschlossen, dass es „Bio“-Betriebe gibt, die Ackerbohnen bauen.

Städte sind generell kritisch, weil man dort mit Kleingartenanlagen rechnen muss, in denen jede Art von Gemüsebau betrieben wird, einschließlich Vicia faba.

Somit bleiben die reinen Grünlandgebiete. Wenn Du eine grobe Richtung innerhalb Deutschlands benennst, kann ich Dir vielleicht konkreter sagen, wo solche Gebiete liegen. Alle Grünlandgebiete Deutschlands aufzuzählen, fände ich jetzt doch ein wenig mühsam. Interessant wäre auch, zu wissen, welcher Mindestabstand zu Gemüse- und Ackerbau eingehalten werden muss, d.h. in welcher Entfernung mit Pollenflug gerechnet werden muss.

Schöne Grüße

MM

Ich glaube nicht, Menschen mit diesem „Problem“ müssten umziehen.
Es wird doch wohl ein Gegenmittel geben bzw. Enzymersatz ?

Hier hat es die Anbaugebiete. Weite Teile Nord- und Ostdeutschland sind vom Boden her ungeeignet, dort wird man also kaum mit Ackerbohnenanbau rechnen müssen.
http://www.ufop.de/agrar-info/erzeuger-info/futtererbsen-ackerbohnen-suesslupinen/anbauratgeber-ackerbohne/

MfG
duck313

Hallo Duck,

bedenke, dass Du hier Ratschläge an jemanden erteilst, der nach bisher gegebener Information keinerlei Pollen von Vicia faba in der Atemluft verträgt.

Für diese Bedingung sind die von Dir verlinkten Anbaugebiete viel, viel zu ungenau.

Lediglich die Sandböden in Brandenburg kann man wohl als zumindest weitgehend „ackerbohnenfrei“ bezeichnen. Aber auch dort, wo man sich beinahe darauf verlassen kann, dass in Bio-Betrieben Lupinen die Rolle von Vicia faba einnehmen, gibt es Gartenbau, und dort natürlich Dicke Bohnen.

Andererseits sind in der schematischen Darstellung viele Dauergrünlandgebiete, in denen als einziger Ackerbau der Anbau von Silagemais stattfindet, aus unerfindlichen Gründen nicht ausgespart. Das ist ein Fehler der Darstellung - Du darfst mir glauben, dass ich weiß, wovon ich rede: Ich kenne die Dauergrünlandgebiete des Voralpenraums, das ist sozusagen meine Kinderstube, und ich habe die allerletzten Ackerbohnen in Oberschwaben mit eigenen Augen gesehen und weiß, dass sie dort nur noch von Bio-Betrieben angebaut werden. Grade aus den Fingern gesogen habe ich nicht, was ich ausführlich erklärt habe.

Zu Deinen medizinischen Erläuterungen kann ich nichts sagen, ich bin kein Arzt. Aber es ist schon einigermaßen überraschend, wie weit Du Dich in rebus agronomicis aus dem Fenster lehnst und via Tante Google zu falschen Angaben gelangst, so dass ich Deiner Hypothese betreffend den medizinischen Zusammenhang genauso wenig über den Weg traue.

Schöne Grüße

MM

2 Like

Hallo Duck und MM,
vielen lieben Dank für eure hilfreichen Antworten.
Duck, dein Glaube an die Medizin ist beeindruckend. Wie schön wäre es, wenn es für jede Krankheit ein Gegenmittel gäbe. Wir sprechen hier allerdings von der Gefahr einer lebensgefährlichen hämolytischen Krise, die allein durch Vermeidung der Auslöser verhindert werden kann. Es wäre ein Traum, wenn man beim Favismus einfach nur „Enzymersatz“ nehmen könnte. Aber das soll hier nicht das Thema sein. Vielen Dank für die Karte, so etwas hatte ich mir gewünscht!
Allerdings bin ich sehr froh um die kompetenten zusätzlichen Informationen bezüglich Bioanbau usw. Das ist natürlich super hilfreich! Da die Person um die es geht, im Voralpenland lebt, ist das schon mal eine sehr gute Voraussetzung. Tausend Dank MM für die tolle Info!!!
LG,
Andrea

  • das mit dem Fehler in den Dauergrünlandgebieten am Alpenrand muss ich zurücknehmen - ich war ob der groben Schematisierung so perplex, dass ich nicht gesehen habe, dass da zwar übervorsichtig, aber immerhin ein klein wenig weiß gelassen worden ist.

Aber es bleibt: Der ausgelassene weiße Streifen ist entlang der Alpen viel zu klein, und andererseits sind Gebiete als „ackerbohnenfrei“ ausgewiesen, bei denen das nie im Leben in dieser Ausschließlichkeit zutrifft.

MM