Wo liegt der Konkurrenzvorteil der Laubbäume?

Liebe/-r Experte/-in,

dass die Koniferen durch höhere Toleranz vor Kälte und Frosttrocknis sowie durch den Photosynthesevorteil die bestandsbildenden Arten der borealen Wälder sind, leuchtet mir ein.

Doch welche Vorteile haben die sommergrünen Laubbäume der gemäßigten Zone vor den Koniferen? Anders gefragt: Wie konnten sie sich nach der Eiszeit gegenüber den Nadelbäumen durchsetzen?

Ich finde weder in meinen Büchern noch im Internet eine eindeutige Antwort darauf. Würden sich bei den derzeitigen Klimaverhältnissen (OHNE Klimawandel) Fichten- oder Kiefernwälder bei Totalschutz im Laufe von Jahrhunderten auch wieder von selbst in Buchen- oder Eichenwälder verwandeln?

Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen!

Der Vorteil liegt darin, dass Laubbäume das standörtlich nutzbare Bodenpotential besser nutzen können und somit Konkurrenzstärker sind. Besserer Stoffaustausch usw.
Ja, große Teile Deutschlands (bis auf Sonderstandorte bzgl Wasserversorgung(Moor) Nährstoffversorgung(Heide) und Klimatisch extreme Standorte(Gebirgslagen) wären mit Buchenwald Bestockt. Die Ökogramme nach Ellenberg können für deine Frage auschlussreich sein.
Grüße
Heinz

Nadelbäume mussten im Laufe der Evolution ihre Blattoberfläche reduzieren. Nur so konnten sie trotz Winter und Frost immergrün bleiben. Dies schränkt ihre Fähigkeit der Photosynthese allerdings gegenüber der eines Laubbaumes deutlich ein, im Sommer.

In Skandinavien kippt das Verhältnis zu Gunsten der Nadelbäume. Diese haben zwar die Fähigkeit das ganze Jahr hindurch Photosynthese zu betreiben. Jedoch ruht auch bei den Nadelbäumen der Prozess bei niedrigen Temperaturen und im Sommer erkaufen sie sich den Erhalt Ihrer robusten Blattmasse mit einer deutlich geringeren Effektivität.

Dies wäre ein Punkt der das grundsätzliche Verhältnis von Nadel- zu Laubbäumen mit erklärt.

Deine Frage nach der Entwicklung der Wälder ist ungleich schwerer. Aber ganz simpel gesagt: Angenommen die Klimaveränderung setzt NICHT ein, würden sich in Deutschland wieder großflächige Buchenwälder entwickeln. Eichen und Kiefern sind sogenannte Pionierbaumarten, die Kahlflächen und Exttemstandorte besiedeln. Aber aus einem nicht bewirtschafteten Eichenwald unter normalen Standortsbedingungen, würde sich in ein- zwei Baumgenerationen ein Buchenwald entwickeln. Buchen sind für unsere HEUTIGEN Verhältnisse am besten angepasst. Vor allem ihre Schattenerträglichkeit in der Jugend kombiniert mit der Fähigkeit geschlossene Laubdächer zu bilden macht sie zum Gewinner auf unseren Böden.

Herzlichen Dank für die Info und den Verweis auf die Ökogramme von Ellenberg! Da komme ich weiter!

Super, danke! Ich komme dem Verständnis immer näher :smile:

Hallo Herr Baldus,
Als ehemaliger Forstbeamter kann ich diese Frage nicht wissenschaftlich exakt beantworten. Aber auf Grund meiner Erfahrung vielleicht ein paar Hinweise geben:
Ein Vorteil der Laubbäume gegenüber den Nadelbäumen ist ihre größere Spannweite gegenüber Klima und Standort. Damit sind sie eher in der Lage sowohl Nischen auszunutzen (Beispiele sind Esche, Ahorn, Kirsche, Elsbeere), als auch Dominanz zu erlangen (Beispiel ist die Buche, die auf Grund des breiten Standortspektrums, der schattenverträglichkeit in der Jugend und der Schirmbildung im Alter die Meisten Baumarten auf Dauer ausschaltet.
Ein weiterer Vorteil ist der sog. Johannistrieb, der die Laubbäume resistent gegen blattfressende Insekten macht. Dadurch wird ein Kahlfraß des ersten Laubaustriebs in der Regel ausgeglichen.
Letztlich sind viele Laubbäume auch „Moderner“ in der Fortpflanzung. Diese, mit Hilfe von Insekten verbraucht weniger Resourcen, erhöht die Vielfalt und führt zu besseren Verbreitungsergebnissen.
Mehr kann ich leider auch nicht bieten.
Mit freundlichen Grüßen
Georg Bungenstab

Hallo Herr Bungestab,

das ist doch sehr hilfreich! Vielen Dank! Zusammen mit den anderen Antworten komme ich der Sache immer näher.

Viele Grüße

Frank Baldus

Hallo Frank Baldus,

der Konkurrenzvorteil einiger Laubbaumarten (gilt sicherlich nicht pauschal für alle Arten) dürfte insbesondere bei folgenden Merkmalen zu suchen sein.

·Vermehrungsbiologie ( das Saatgut einiger Arten wird durch Tiere oder Wind weit transportiert) dadurch schnellere Eroberung von Arealen

·Hohe Schattentoleranz bei Buche

. Weniger anfällig gegen Schädlingsbefall (Borkenkäfer, Kiefernschädlinge)

· Hohe Schneebruchtoleranz

·G eringere Empfindlichkeit gegen Frost und Trockniss (insbesondere wenn im Spätwinter die Temperaturen der Luft steigen, aber der Boden noch gefroren ist)

· Hohe Standorttoleranz bei Laubpionierbaumarten (Birke, Eberesche, Aspe)

Ich denke, dass jeweils eine Summe davon zusammenkommt, um einen Standort optimal zu besiedeln. Der Nationalpark Bayerischer Wald zeigt m.W. dass sich die Buche die Nadelbaumstandorte wieder zurückholen würde.

Gruß

Waldi

Klasse! Vielen Dank! Besonders der Hinweis auf die „Wiedereroberung" durch die Buche im NP BW … da werde ich auch mal weiter recherchieren.

Beste Grüße aus Wuppertal

Frank Baldus