Hallo,
Aha, da kommen wir der sache näher. Wer sagt denn sowas
konkret? Wird das so immer noch in BWL gelehrt?
Teilweise auch in VWL . In der klassischen Theorie sind Dienstleistungen per Definition unproduktiv.
Was Du sagen willst ist folgendes:
„Produktivitätsvergleiche von Dienstleistungs- und Sachleistungsproduktion unterliegen systematischen Verzerrungen, die letztlich aus der klassischen systematischen Trennung von Hand- und Kopfarbeit resultieren. Diese Trennung aber hat sich nicht nur in unseren Köpfen festgesetzt und prägt weite Bereiche betriebswirtschaftlicher Theorie und unternehmerischer Praxis, sie ist auch eine Ursache für den Niedergang von Industriestandorten.“
http://www.ioc-online.org/mitarbeiter/moeslein/diens… S. 23
Der Aufsatz ist auch sonst sehr lesenswert.
Ich stelle immer wieder fest, dass diese veraltete ansicht
Ich halte diese Ansicht für alles andere als veraltet. Im Gegenteil, man scheint dies in den letzten Jahren vergessen zu haben, als eine Dienstleistungsgesellschaft als irreversible Tertialisierung propagiert wurde.
Ich sehe den Trend zu einer Dienstleistungsgesellschaft als vom harten internationalen Wettbewerb getrieben an:
in
medien und politik nach wie vor äußerst präsent ist. Z. b. hat
der ex-umweltschützer und ZEIT-redakteur Fritz Vorholz anfang
Januar in einem ZEIT-interview mit dem Club-of-Rome-gründer
Dennis L. Meadows gesagt, lehrer und ärzte seien nur zu
finanzieren, wenn autos verkauft werden.
Womit er recht hat. Damit ist zum einen die Abhängigkeit der Volkswirtschaft von der Produktion allgemein und die Abhängigkeit Ds von der Automobilindustrie andereseits zum Ausdruck gebracht.
Und gerade gestern
noch wurde im Heute-Journal in einem beitrag über die
absatzkrise von VW ernsthaft die redensart wiederholt: Wenn
die autoindustrie einen schnupfen hat, geht es Deutschland
schlecht.
So ist es. Man hat in D den Mikroelektronikmarkt ziemlich verpennt welche Bauteile Deines Rechners sind in D hergestellt (Ich meine jetzt nicht mit „Siemens“ gelabelt)?. Die chemische Industrie und die Pharmaindustrie hat unter der jetztigen Regierung ziemlich zu leiden.
D.h. es herrscht nach wie vor die vorstellung vor, dass die
fabrikproduktion die basis sämtlicher wirtschaftlichen,
sozialen und kulturellen dienstleistungen sei.
Wo kein Moos, da nix los. Selbst die Steuer- und Finanzoasen FL und CH haben eine solide Basis in der Produktion moderner Produkte.
Arbeitsplätze
in der autoindustrie haben einen ganz anderen politischen
stellenwert als arbeitsplätze in der altenpflege. Lehrer,
krankenschwestern usw. begegnen ständig dem mehr oder weniger
unterschwelligen vorwurf, sie seien parasiten, die auf kosten
der autobauer und tablettenköche lebten.
Naja, das stimmt jetzt aber nicht. Ohne Altenpfleger und Krankenschwestern müsste sich jeder selbst um seine kranken Angehörigen kümmern und könnte weniger produzieren.
Wie kommt’s, dass
sich die volkswirtschaftliche einsicht, dass auch eine
dienstleistung wert schöpft, immer noch nicht durchgesetzt
hat?
Ein grosses Land wie D kann als ein Volk von Dienstleistern, Bänkern und Consultants nicht auf Dauer bestehen. (Für kleine Länder wie Lu, FL, CH mag es anders aussehen).
Weshalb sollte sich eine Nationalökonmoie wie in China auf lange Sicht deutsche Consultants einkaufen? Zur Zeit wächst die Produktion dort rasant, das Know-how nimmt zu. Im Moment braucht man die Ausländer noch, aber wie lange? Consultants kosten Geld, das keiner gerne ausgibt. Zur Zeit lässt z.B.Siemens in China seine Mobiltelefone produzieren. Angeblich geht es dort ohne deutsches Personal (noch) nicht. Frage: Wie lange dauert es, bis einheimisches Personal das ebenfalls beherrscht und wie lande dauert es, bis diese Sparte von einem asiatischen Konzern geschluckt wird? Ich kenne die Antwort auch nicht, ich glaube aber, dass das innerhalb der nächsten 10 Jaher geschehen wird.
Oder ist das „neue“ das kriterium?
Sagt man sich da, das putzen der fabrikhalle schafft nichts
neues, während der dort gebaute fernseher etwas neues ist?
Wie soll man den High-Tech-Güter im Dreck produzieren?
Dir ist schon klar, dass Reinigungspersonal in High-Tech-Fabriken hochqualifizierte Fachkräfte sind?
Tanzen, sowie alles was nur irgendwie „lediglich“ Freude
bereitet, gilt demnach als „Muda“ = Verschwendung.
Das war aber bei den schönen Künsten immer schon so. Bereits früher war ein reiches kulturelles Leben doch eher ein Statussymbol „der Fürst kann es sich leisten“. Mit Musik und Tanz liessen sich auch früher keine Soldaten bezahlen.
Ciao R.