Woher bezieht Donald Trump seine Informationen?

Eigentlich sollte man meinen, dass ein Präsident seine Entscheidungen auf Informationen stützt, die ihm seine Geheimdienste zusammentragen. Beim amtierenden US Präsidenten ist das offensichtlich nicht der Fall:
Trump widerspricht Geheimdiensten

Was sind die größten Gefahren für Amerika? Diese Frage beantwortet ein Bericht der amerikanischen Geheimdienste, den Geheimdienstdirektor Daniel Coats am Dienstag vorstellte. Die Ergebnisse des diesjährigen Berichts von CIA, FBI, NSA und anderen Geheimdiensten gefallen Präsident Trump nicht, denn sie besagen teilweise das Gegenteil von dem, was er behaupte.

Die Einschätzungen der Geheimdienste zum Iran, Nordkorea und dem IS stehen diametral zu den Behauptungen, mit denen Trump seine Politik rechtfertigt. Das gilt auch bei der Notwendigkeit einer Mauer und dem Klimawandel, den Trump ja erst gestern wieder in Frage stellte.

Da stellt sich mir nun eben die Frage, woher Trump seine Informationen bezieht, die er offensichtlich für vertrauenswürdiger erachtet als die, die ihm seine eigenen Geheimdienste liefern. Für mich sieht es so aus, als würde seine gesamte Außenpolitik auf Unwahrheiten beruhen…

Nun, es ist zumindest inzwischen bekannt, woher er seine Informationen zu der „Krise“ an der südlichen Grenze bezieht: https://www.huffingtonpost.com/entry/rachel-maddow-suggests-trump-may-have-seen-taped-trafficked-women-on-sicario_us_5c4fdb9ae4b0d9f9be687570

Ansonsten hat Trump die besten und zahlreichsten Unwahrheiten aller Präsidenten überhaupt: https://www.washingtonpost.com/politics/2019/01/21/president-trump-made-false-or-misleading-claims-his-first-two-years/

Nun, Trump ist der erste erfolgreiche Absolvent der Youtube University…

kennst Du den?
Chuck Norris hat keine Uhr. Er entscheidet wie spät es ist.
Ebenso dort, sie machen Aussenpolitik.

FOX News…

Hi,

Fernsehen, allen voran fox news und sonstige republikanisch orientierte Medien. Wobei deren vertrauenswürdigkeit deutschen Maßstäben und Gewohnheiten bei weitem nicht gerecht wird.
Trump ist auch berühmt dafür, nicht oder wenig zu lesen. Sein regelmäßiges Bewegung im weißen Haus muss auf 1 A4-seite passen und muss möglichst in Bildern gehalten sein.

Die Franzi

Moin,
wozu braucht Don- Alt Trump Informationen? Es gibt doch genug alternative facts, warum nicht auch alternative information. Daran orientiert er seine „Politik“ und seine Entscheidungen. Und außerdem weiß er es ohnehin besser :laughing:
So verlässt sich seine erlauchte AltElligenz auf die ihm eigene alternative Intelligence. Gib das amerikanische Wort für Idiot in google ein und der erste hit … that’s him.
Intelligence heißt im Amerikanischen sowohl das, was man hier als Intelligenz bezeichnet als auch Informationen, da hält sich DT auch lieber beide Male an die Alternativen - wozu braucht er Intelligence, wenn es auch das Gegenteil, the alternative tut?
Grüße, ynot

Er hat doch schon mehrmals gesagt, dass er überdurchschnittlich intelligent ist.
Auch, ich glaube, das war nach seinem Chinabesuch, dass man ihn seines Intellekts wegen bewundert.
Deshalb braucht er keine Informationen, er erkennt das einfach durch seine Intelligenz.

Aber was sind Trumps eigene Geheimdienste?
Es gibt in den USA ein ganzes Geflecht an Diensten.
Davon unterstehen einige den verschiedenen Ministerien (Außen, Verteidigung, Innere Sicherheit usw.), einige, wie die CIA sind eigenständige Behörden, die durchaus ein Eigenleben gegenüber dem Handeln und den Interessen des Präsidenten führen sollen. Ganz unabhängig davon, wer dieser Präsident ist.
Obama und die CIA etwa ist ein jahrlanger (gescheiterter) Kampf gewesen, v.a. hinschließlich der Schließung Guantanamos.

Aus meiner Sicht hat Trump ein kompliziertes Geflecht an Beratern und Einflüsterern, das zu einem guten Teil aus seinen schon bestehenden unternehmerischen Kontakten besteht.
Ich denke eh, es ist nicht übertrieben zu sagen, dass Trump Außenpolitik eher nach unternehmerischen Prinzipien betrachtet denn nach politischen.

Ich weiß nicht, ob es sinnvoll so zu visualisieren ist,


aber das würde verständlicher machen, warum immer wieder einzelne Figuren „in Ungnade“ fallen. Es geht nicht nur um sie selbst, sondern auch um deren „Anhängsel“.

Und zum zweiten ist Trumps Außenpolitik natürlich auch einem ständigen politischen Kompromiss geschuldet, den er u.a. mit den Leuten in seinem Kabinett eingehen muss, denen teilweise Dienste unterstehen, und die Trump mit Sicherheit nicht nach Lust und Laune „hire(n)&fire(n)“ kann, sondern stets im Rahmen dessen, was politisch für ihn möglich ist.

Ich will damit sagen, dass so Dinge wie die Witz-Antworten hier (FoxNews und Youtube usw.) den Punkt nicht treffen, auch im Kern nicht.
Es müsste eher darum gehen, Trump Informationsfluss und Trumps Machtgeflecht aufzudecken. Dann kämen man wohl auf viel anti-Washington, viel Wirtschaftslobbyismus und eine Menge dubioser Einflüster wie die altright-Typen usw.
Das ist aber genau das, womit und weshalb er angetreten ist.
Ich glaube, dass an Trump von verschiedenen Seiten ganz schön „herumgezogen“ wird, und dass das eher die Erklärung für seine Kurswechsel und Personalrochaden ist als das, wie wir ihn gern sehen: keine Ahnung habend, aus dem Bauch heraus, beratungsresistent, dumm, launisch usw.
All das ist er vielleicht auch, aber das erklärt m.E. nicht das Wesentliche.

Gruß
F.

Das würde einiges erklären - immerhin ist er ein so toller Unternehmer, dass er mehrere Male pleite gegangen ist.

Nun ist er allerdings bekanntermaßen völlig kompromissunfähig, wie sich spätestens in dem Rücktritt diverser enger Mitarbeiter gezeigt hat.

Es hat noch nie eine so hohe Durchlaufquote im Weißen haus gegeben wie unter Trump - und das, obwohl von Anfang an eine dramatisch hohe Zahl von eigentlich wichtigen Posten unbesetzt geblieben ist.

Das sind leider keine Witz-Antworten - an manchen Tagen lässt sich anhand seiner Tweets live mitverfolgen, welche Sendung Trump gerade anschaut.

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Vor allem ist er als Unternehmer nicht nur mehrmals pleite gegangen, sondern immer wieder gekommen, ist es gewohnt, seine Fresse und seinen Namen für Nullinhalt herzugeben, ging den Weg vom Bauunternehmer zum Selbstvermarkter, ist alles andere als risikoscheu, begibt sich ohne eigene Expertise auf alle möglichen Geschäftsfelder, alles ging um Trump first, aber er hat wahrscheinlich weniger verdient als wenn er sein Anfangsvermögen in World-ETFs angelegt hätte, dafür hat er die USA durchaus geprägt mit seinem jahrzehntelangen Tun.

Das sehe ich anders.
Ich halte ihn generell für sehr wendig und kompromissfähig, wenn er sich davon etwas versprechen kann.
Und die hohe Fluktuation ist natürlich einerseits seinem hire&fire-Stil geschuldet, andererseits aber seiner schwierigen Position im Machtgefüge. Auch im Amt ist er weiterhin ein „Außenseiter“ und muss stärker einen Mehrfront-Kampf führen als seine Vorgänger, hinter denen jeweils ein Parteiapparat stand - mit all den Geflechten, auch Informationsgeflechten, die dran hängen. Das gibt ihm weniger Rückhalt, lässt ihm aber auch mehr Spielraum für solche Rochaden.

Das ist klar, dennoch sind ja durchaus viele große konstante rote Fäden erkennbar.
Dass er je nach TV-Sendung mal den Iran, mal Saudi-Arabien zuneigen würden, lässt sich ja sicher nicht behaupten. Oder mal Steuersenkung, mal Steuererhöhung, mal anti-Immigration, mal pro-Immigration, mal anti-Protektionismus, mal pro-Protektionismus, mal pro Internationalismus, mal pro Nationnalismus, mal pro Klimapolitik, mal anti Klimapolitik usw.
Aus meiner Sicht ist dieses nach-Lust-und-Laune-Bild von Trump ein Zerrbild, das u.a. verdeckt, dass er durchaus einer benennbaren ideologischen Haltung folgt, auch wenn die vermutlich nicht sehr deckungsgleich mit seiner persönlichen ist. Es ist halt die Haltung, die ihn ins Amt bringen konnte, d.h. die Nische, die frei war.

Gruß
F.

Servus,

ich möchte deinen Kommentar nicht zerpflücken sondern lieber versuchen, eine gesamtheitliche Antwort zu geben.

Imho geht es hier gar nicht so sehr darum, dass die Zusammenarbeit zwischen POTUS und Geheimdiensten harmonisch sein bzw. er den Empfehlungen zwingend folgen müsste. Das letzte Wort hat immer noch der Präsident und das ist gut so. Es ist die Aufgabe der Geheimdienste, möglichst viele Informationen zusammenzutragen, die dem Präsidenten (und seinen Beratern) beim Treffen von Entscheidungen helfen sollen. Dass es hier dann zu unterschiedlichen Bewertungen der Informationen kommen kann, ist selbstverständlich.

Nur: Trump sagt ja nicht, dass er die Informationen der Geheimdienste anders bewertet. Er behauptet einfach, dass die Informationen falsch und die Geheimdienstler unfähig wären.

Dass Trump sich bei seiner Außenpolitik an politischen Prinzipien orientiert unterschreibe ich sofort. Das dürfte im Großen und Ganzen auch für die meisten seiner Vorgängen gegolten haben. Ich möchte aber nochmals auf meine Eingangsfrage zurückkommen: Woher bezieht Trump seine Informationen, die a) den Erkenntnissen der US Geheimdienste widersprechen und b) er offenbar als vertrauenswürdiger einschätzt? Oder sind seine Entscheidungen einfach völlig entkoppelt von realen Begebenheiten und entspringen einfach nur seiner politische Grundhaltung, die keinerlei Widerspruch duldet?

Aber ist das nicht einfach seine ganz typische Art, um zu sagen, dass er diese Informationen zu gering bewertet, um deshalb seine politische Linien (z.B. gegen den Iran-Deal, Abzug aus Syrien, Dialog mit Nordkorea) zu verändern?
Der, dem er sich nicht oder nicht voll anschließt, ist bei ihm doch stets der „völlig unfähige Versager“.
Dafür ist er auch zu kritisieren. Dass er die Geheimdienste so dermaßen abkanzelt, ist ein Unding und eine Blödheit sondergleichen.

Ich kann das nicht belegen oder wirklich dafür argumentieren, aber aus meiner Sicht ist sein Netzwerk tatsächlich die Quelle seiner Informationen. Da gehören durchaus ja Think Tanks dazu, also Expertenwissen. Und über sein Netzwerk fließen durchaus auch die Informationen der Geheimdienste ein, auch da, wo er denen nicht folgt.

Mir erscheinen Deutungen wie „völlig widersprechen“ oder „völlig entkoppelt von realen Gegebenheiten“ zu hart formuliert, weil aus diesen Informationen keine klaren politischen Linien folgen: weder muss man militärisch in Syrien bleiben, weil ISIS nicht besiegt ist (bzw. sagt der DNI-Chef ja durchaus, dass sie in Syrien und im Irak militärisch besiegt sind, aber eben noch in der Lage sind, sich wieder zu etablieren), noch muss man die Nahostpolitik anders betreiben, weil der Atomdeal mit dem Iran nicht so miserabel ist, wie Trump immer behauptet usw. (aber auch hier betonte Coats der Gefährlichkeit und Umtriebigkeit des Iran).
Dass Trump sein politisches Tun stets ganz schwarz-weiß und mit viel Twitter-Blabla und anderen Fragwürdigkeiten unterstützt, ist bekannt.
Da sehe ich aber bestenfalls auf einer oberflächlich-rhetorischen Ebene einen „Widerspruch“.

Außerdem gibts ja durchaus auch Bereiche, in denen die Geheimdienste Trump vollauf Recht geben, etwa mit China als großer globaler Bedrohung. Ein Aspekt, den Trump stets besonders betont hat.
Ich finde daher die Zuspitzung „Trump völlig in Widerspruch zu seinen Geheimdiensten“ genauso überzogen wie Trumps dämliche Aussage „Informationen der Geheimdienste völlig falsch“.

Gruß
F.

Trump macht genau das, was viele Präsidenten und andere Politiker vor ihm gemacht haben: Er biegt sich die Wahrheit so hin dass sie die eigenen politischen Ambitionen rechtfertigt.

Wahrscheinlich gilt dies nicht für Trump aber bei vielen Politikern dürfte die eigene Ansicht nicht immer mit der übereinstimmen die er/sie öffentlich äußert. Bei Trump glaube ich eher, dass er in dem Moment in welchem er eine Aussage tätigt wirklich daran glaubt weil es ihn wahrscheinlich überfordern würde eine private und eine öffentliche Meinung zu einem Thema zu haben.

In einigen Fällen ist es einfach Diplomatie - wenn der russische Präsident versichert, dass er etwas nicht gemacht habe dann kann man ihn nicht einfach öffentlich auflaufen lassen indem man ihn wiederspricht - auch wenn die Geheimdienste genau das Gegenteil ermittelt haben.

Wie die Beweise für die angeblichen Massenvernichtungswaffen im Irak gezeigt haben ist das Vertrauen auf Geheimdienstinformationen nicht immer sehr geschickt.

Gerade wenn ein Präsident ein Reformer ist tut er gut daran, die Informationen der Geheimdienste anzuzweifeln da es durchaus möglich ist, dass diese eher manipulieren statt informieren denn die Geheimdienstführung wurde von bisherigen Regierungen in das Amt gebracht - man kann also davon ausgehen, dass sie die politischen Ansichten der vorherigen Regierung haben und den Status quo gegenüber einem Reformer verteidigen.

Bewertet er sie überhaupt oder ist einfach alles, was nicht zu seinem Weltbild passt, per se abzulehnen?

Ich weite meine Frage gerne auch auf sein Netzwerk aus :wink:

Stimmt. Das meinte ich damit, dass der Präsident den Empfehlungen nicht folgen muss. Aber Trump geht ja einen Schritt weiter. Er zieht nicht nur aus Syrien ab, sondern behauptet auch, dass der IS besiegt ist. Er kündigt den Vertrag mit dem Iran nicht nur, sondern behauptet auch, dass sich der Iran nicht daran halte. Es ist also nicht alleine das entscheident, was er tut. sondern wie er es begründet. Das Problem ist imho nicht, dass die Geheimdienste eine andere Meinung haben als Trump, sondern dass sie ihn mehr oder weniger als Lügner darstellen.

Gerade China ist doch eine Paradebeispiel dafür, dass Trump seine Meinung (und damit Politik) völlig nach Belieben ändert. Mal lobt er Xi Jinping in höchsten Tönen, dann kritisiert er ihn wegen Nord Korea. Mal greift er China wegen deren Währungsmanipulation an, dann freut er sich darüber, das China sein ‚sehr, sehr großes Gehirn respektiert‘. Mal greift er China wegen deren Handelspraktiken (während seiner Präsidentschaft) an, dann lobt er China wegen deren Handelspraktiken (bei seinen Vorgängern).

DNI: unter Trump ernannt
CIA: Direktorin unter Trump ernannt
FBI: Direktor unter Trump ernannt
NSA: Direktor unter Trump ernannt
DIA: Direktor unter Trump ernannt

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Gute Frage.
Weiß ich nicht ansatzweise :wink:

D’accord

Da stimme ich nicht zu.
Natürlich gibt es dieses hin und her, aber unterm Strich hat Trump China einen Handelsstreit aufgezwungen in einer Konsequenz, die ich bei keinem seiner Vorgänger und auch nicht bei einem EU-Staat sehe.
(Ich find das übrigens größtenteils falsch, nicht als Lob missverstehen.)

Gruß
F.

Na warten wir mal ab. Im Moment schlägt das Pendel halt in die eine Richtung aus, das kann in ein paar Monaten wieder anders aussehen :wink:

Noch extremer ist natürlich seine ‚ambivalente‘ Beziehung mit Kim Jong-un, die ich in einem ähnlichen Licht sehe. Aber klar, das entspricht halt auch der Natur des DT, der Grautöne kaum wahrzunehmen scheint.

Deshalb habe ich den letzten Abschnitt auch allgemein gehalten und bin nicht speziell auf Trump eingegangen, das habe ich in den vorherigen Absätzen getan.

Was ändert das daran, dass deine Behauptung nicht der Wahrheit entspricht?

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