Hallo, seit meine Tochter zur Schule geht stelle ich mir die Frage, warum unterscheiden sich die Ferienzeiten unserer Bundesländer so stark?
Hallo Sanity,
als in Österrich wohnend kann ich nur vermuten, dass damit extreme Staus abgemildert werden sollen.
Stell dir vor, alle haben zugleich Ferien und nur die Hälfte aller Schülereltern setzt sich mit ihren Kindern in Richtung Urlaub mit dem Auto in Bewegung. Und irgendwann müssen ja auch alle zurück.
Bei uns gibt es den Ausdruck „Gemma Stau schau’n!“ Gemma = Gehen wir…
Bloß: Für manche trifft das auf der Autobahn tatsächlich zu - recht kommunikativ, wenn man längere Zeit neben mittlerweile bekannten Gesichtern im Nachbarauto verbringen darf…
Gruß
dafy
Um keinen zu starken Andrang zu genau den gleichen Zeiten zu haben.
die Ferien sind gleich lang nur zu unterschiedlichen Zeiten, wir wollen in Bayern nicht gleichzeitig 82000000 Durchreisende
Servus,
das „Rollierende System“, an dem sich beiläufig Bayern und ich glaube auch Baden-Württemberg nicht beteiligen, wurde eingeführt, als es üblich wurde, in den Ferien über große Strecken mit dem Auto in Urlaub zu fahren: Den „Reisewellen“ waren die Autobahnen und die Bundesstraßen nicht gewachsen, so dass man die Wellen ein wenig verteilen musste. Ich bin nicht sicher, wann das war; eine vage Erinnerung habe ich an entsprechende Diskussionen, vermutlich war das also nach 1970.
Die damals in zügiger Schrumpfung befindliche Bahn hätte gleich lange Schuljahre bewältigt, aber das interessierte damals niemanden. Und auf diese Weise (Baden-Württemberg rollierte zeitweise mit) hörte z.B. Geschichte spätestens ca. 1943 auf, und Vektoren- und Matrizenrechnen stand bloß ab Seite soundso im Mathebuch, aber dafür war dann auch keine Zeit mehr.
Schöne Grüße
MM
Moin!
In Deutschland gibt es 75 Ferientage (gerechnet als Werktage [Werktage sind Montag bis Samstag]).
In der Kultusministerkonferenz prügeln sich die Kultusministerien der Länder um die Verteilung der Termine.
Diese werden verteilt, um die Belastung der Verkehrsmittel geringer zu halten und die Auslastung der Unterkünfte zu entzerren.
Leider spielen ein paar Bundesländer da nie so recht mit.
Bayern und Baden-Württemberg beanspruchen (leider erfolgreich) das Recht für sich, grundsätzlich erst zum Monatswechsel Juli-August in Ferien zu gehen.
Ich weiß nicht, ob da was dran ist, aber die Begründung dafür ist, dass die Kinder in den Ferien bei der Ernte helfen. Ich habe jetzt die Quelle nicht zur Hand, fand das aber recht interessant, dass die beiden Länder es schaffen, seit Jahren die Kultusministerkonferenz vorzuführen.
Viele Grüße
Gesine
Hallo Gesine,
die Zeit lag aber schon eine Weile zurück, als die Rolliererei anfing: Der Arbeitsschwerpunkt Anfang August bei der Getreideernte war ab etwa 1965 vorbei, als die letzten Mähbinder in den Ruhestand gingen, und der auch zu Zeiten von spätem erstem Schnitt etwa Anfang Juli liegende beim Heuen hatte mit dem Ladewagen ungefähr zur gleichen Zeit seinen Schrecken verloren (auch wenn man immer noch vor jeder grauen Wolke zitterte - die Sache mit der immer weniger angewelkt eingebrachten Silage ist eine modernere Geschichte). Auch dass die Herbstferien „Kartoffelferien“ hießen, stammt noch aus der Zeit, als Kartoffeln mit dem gezogenen Kartoffelroder ausgemacht und dann von Hand zusammengeklaubt wurden.
Meine (vage) Erinnerung ist, dass die beiden Südstaaten, die damals als solche mit einem „seriösen“ Abitur galten, nichts mit teils verkürzten, teils überlangen Schuljahren anfangen wollten, weil der Primat dort mehr auf die Pädagogik als auf die Autobahnnutzung gelegt wurde.
Schöne Grüße
MM
Danke für den Hintergrund, aber wie du selber schreibst, die Begründung ist schon seit Jahrzehnten nicht mehr aktuell. Trotzdem können die beiden Länder an ihrem besonderen Status festhalten. Das finde ich interessant.
Wobei ich ja (gefühlt) der Meinung bin, dass es in Niedersachsen mehr Landwirtschaft gibt, oder wie es ein lieber Freund mal formulierte: „Ihr habt aber viel Gegend hier.“
Viele Grüße
Gesine
Hallo Gesine,
das Argument des Freistaates heißt nicht bloß bei diesem Thema „Mia san mia un schreim uns uns!“
Letztlich kann man kein Bundesland dazu zwingen, bei solchen Sachen mitzumachen.
Unabhängig davon: Die niedersächsische Landwirtschaft ist früher und zügiger mechanisiert worden; von daher ist die Anzahl von Bauern pro Fläche in den Südstaaten länger höher geblieben und bis heute noch höher.
Zwischen dem Süden und der Börde können schon mal zwanzig bis dreißig Jahre technische Entwicklung liegen; Schlepper, die auch von einem Dreikäsehoch mit zehn Jahren gefahren werden können, waren im Süden noch länger verbreitet.
Schöne Grüße
MM
Hallo,
das:
Bayern und Baden-Württemberg beanspruchen (leider erfolgreich) das Recht
für sich, grundsätzlich erst zum Monatswechsel Juli-August in Ferien zu
gehen
hat aber auch was mit der Gegenwart der Alpen zu tun
Das diese beiden Bundesländer „Extrawürste“ braten hängt eben mit deren Gebirgsregionen zusammen,wo es im Winterhalbjahr noch zusätzliche Ferien gibt.
Auch die Landwirtschaft spielt da immer noch mit ein und deren Erntezeit,weil eben in Gebirgsregionen der Mechanisierung Grenzen gesetzt sind.
Servus,
auch in den bayrischen Alpen, dem württembergischen Allgäu und dem Schwarzwald wird im August allenfalls noch ein wenig Öhmd gemacht; der erste Schnitt ist heute viel früher als noch in den 1950er Jahren üblich.
Außerdem gibt es nicht mechanisierte Heuwirtschaft bloß auf ein paar einzelnen radikalen „Bio“-Betrieben, und Ackerbau, bei dem bis etwa 1960 noch einige Handarbeit in der Getreideernte notwendig war, ist in den Alpen, im Allgäu und im Schwarzwald verschwunden.
Es gibt von den Arbeitsabläufen in der Landwirtschaft her keinen Anlass, die extrem wenigen Schüler in den beiden Südstaaten, die überhaupt noch aus der Landwirtschaft kommen, in anderen Rhythmen in Sommerferien gehen zu lassen als die aus dem Thüringer Wald oder dem Erzgebirge.
Schöne Grüße
MM
Hallo,
wirf einfach mal einen Blick darauf:
Servus,
schau Dir einfach mal Almwirtschaft heute an.
Soweit auf den Almen überhaupt noch geheut wird, findet das in der ersten Julihälfte statt. Hauptsächlich geht es bei der heutigen Almwirtschaft aber um reinen Weidebetrieb.
Und wenn man glaubt, bei den eigentlichen Bergbauern (von denen es im württembergischen Allgäu und in den bayerischen Alpen ganz im Gegensatz zu den benachbarten Gebieten im Ausland so gut wie keine mehr gibt) gäbe es keine Mechanisierung, muss man schon mit ziemlich fetten Tomaten vor den Augen da oben unterwegs sein.
Guck mal: https://www.youtube.com/watch?v=t0JhvkWyuR4
Aber Du wolltest doch erklären, mit welchen Arbeiten Schulkinder im hohen Allgäu und in den bayerischen Alpen im August dringend beschäftigt werden, und welcher Anteil der Schulkinder in Bayern und Baden-Württemberg von Bergbauernhöfen stammt?
Schöne Grüße
MM