Woher kommt das Klischee als vom "rechten Osten"?

Hallo @pa,

es gibt kein Ideal von Gleichheit. Es gibt nur das Bestreben, jedem die gleichen Chancen und Möglichkeiten zu eröffnen. So kann eine Pfarrerstochter Bundeskanzlerin werden, ein Taxifahrer Außenminister und de Margot bekommt jeden Monat 1.500 Euro nach Chile geschickt, damit sie finanziell sorgenfrei die reine Lehre des DDR-Sozialismus verkünden kann. (Und wer die komische Alte in einem der zahlreichen Straßencafés Saintiagos über die Vorzüge des Sozialismus schwadronieren gehört hat, weiss, dass sie jeden Euro wert ist.)

Das alles geht nur, weil wir eine parlamentarische Demokratie mit einem Mehrparteiensystem als Staatsform besitzen.

Den Ehrgeiz, aus seiner Begabung und den Chancen, die die Gesellschaft bietet etwas zu machen, muss allerdings jeder Einzelne selbst entwickeln. Man mag darüber spekulieren, ob diese der Verantwortung für das eigene Leben in einer Diktatur wie der DDR überhaupt erwünscht war. Das ging wohl eher in die Richtung „Die Partei, die Partei, die hat immer recht!“

Schönes Wochenende, consilio

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In Ostdeutschland sollen ja angeblich weitaus mehr (in Prozent) rechtspolitisch orienterte Menschen leben, als in Westdeutschland. Aufmärsche wie die von Pegida, haben diesem Klischee sicher alles andere als geschadet. Mich würde interessieren ob da tatsächlich etwas dran ist und woher dass kommt?
Schließlich war Ostdeutschland zu DDR Zeiten im linken Spektrum bzw es gab dort eine linkspolitisch orienterte Erziehung?

Hallo,

die Erziehung in der DDR war sicher keine linkspolitische, sondern eine zur Systemtreue. Also in Richtung hin zum nicht mehr hinterfragten Totatlitarismus. (Nein, die DDR war kein totalitaristischer Staat; zumindest nicht immer)

Ostdeutschland neigt zur radikalen Wahl. Einfach mal die Ergebnisse einiger Bundestagswahlen im Wahlatlas ansehen. Die etablierten Parteien (CDU, SPD, FDP, Grüne) schneiden im Vergleich zur SED-PDS, PDS, Linkspartei oder NPD schlechter ab, als in Westdeutschland.

Schaust Du Dir mal unter dem Aspekt Wählerwanderung die Landtagswahlen seit der Wiedervereinigung an, dann wirst Du (nicht überraschend) feststellen, dass es zwischen der Linkspartei und der NPD einen Austausch gibt, der so gar nicht auf Anhieb ins links-rechts-Schema passen will. Da hilft eine nähere Analyse des Wählermilieus weiter.

Gruß
vdmaster

Das stimmt nicht. Die DDR hat eine ganze Menge Ausländer beherbergt, z.B. Kubaner, Algerier, Vietnamesen, Mosambiquaner, um nur einige Nationalitäten zu nennen. Die Leute wurden reihenweise rangekarrt, um den Sozialismus zu lernen. Dabei kam es zu etlichen Ungerechtigkeiten gegenüber den DDR-Bürgern. Das fing mit vernünftigen Ausbildungsplätzen oder Arbeitsstellen an und hörte mit einer Neubauwohnung (die für „Normalbürger“ nur mit Beziehungen oder langer Wartezeit zu bekommen war) auf.
Zu den weiteren Auswirkungen der Wende kann ich nur auf den wunderbaren Artikel von Wolfgang Dreyer im Thread „Soll ich zurück ziehen?“ verweisen. Er hat die Situation treffend zusammengefasst.

Viele Grüße

Gesine

PS Es ist zum Kotzen, was diese Mauer angerichtet hat. Sie ist mittlerweile fast genauso lange abgerissen, wie sie stand, aber der Graben ist nicht wirklich kleiner geworden.

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Irgendwie kommt mir da immer ein durchaus bedeutender Politiker in den Sinn, der sich in Dresden und Umgebung ausgesprochen gut auskennt und schon ein gewisses Interesse dran hat, daß Deutschland massive innere Probleme bekommt, und wie ich weiß laufen ein paar Rechtsaußenforen über Server, die in dessen Land angesiedelt sind…

Hallo,

der ist aber kein Deutscher und muss sich seine rechten Freunde sogar über Strohmänner einladen. Damit er behaupten kann, dass er damit rein gar nichts zu tun hat.

Andererseits: Was die Freunde im Westen an anderer Stelle machen, wird man denen im Osten nicht gänzlich verübeln können. Und die im Osten bekämpfen doch den Faschismus :joy:.

Gruß
vdmaster

rechte Gesinnung, oder besser gesagt, eine Positionierung weitab von unserer demokratischen mitte entsteht ja bekanntlich aus einer gewissen Unzufriedenheit oder auch Perspektivlosigkeit mit dem ist-zustand.

nun haben es die rechten Rattenfänger dann einfacher eben diese armen Seelen zu beeinflussen und haben dort einen besseren nährboden als im westen, wo ein schickes Auto vor der tür steht und die titzas abends ausgeführt werden, bevor es montags wieder zur Ausbildung auf die bank geht.

und „mor ham ja nüscht“ sorgt natürlich auch für eine gewisse Resignation.

so sehe ich das, nat. aus dem Blickwinkel des inders.

gruß Inder

Es ist kein Klischee.

Aus der Erkenntnis, dass nach der Wende das Ideal von Gleichheit weiter entfernt ist als vorher.

p

Hallo,

Statistisch betrachtet unterhalb von 0,9% der Bevölkerung. Sehr lesenswerter Text. Dito mit Hinweisen auf eine entstandene Subkultur. Noch einer. Noch einer. Und hier ein ganzer Haufen.

Befristete Leiharbeiter im Zwangsregime. Von der sozialromantischen Vorstellung, dass sie nur ausgenutzt wurden, kann man sich aber auch gleich wieder verabschieden.

Gruß
vdmaster

Das kann man so nicht sehen, darf nicht verallgemeinern. Man darf nicht vergessen, dass es ganz bestimmte Zentren sind, wo der rechte Mob aktiv ist, so vorallem in Dresden und dortiger Umgebung.
Davon mal abgesehen, tatsächlich ist der Anteil Jener, die rechtslastig unangenehm auftreten als auch auffallen im Osten dieser Republik größer als in vielen Teilen Westdeutschlands.
Das liegt auch daran, dass die alte DDR recht abgeschottet war, so was wie ein trautes eingenes Nest, fernab dem Weltgeschehn, auch wenn ststs der Intwernationalismus von der Staatsfühtrung bemüht wurde, tatsächlich sind den meisten DDR-Bürgern kaum Auslaändern begegnet und wenn doch, nur mal so im Vorbeigehen.
Weiterhin kommt hinzu, dass mit dem Wegfall des Sozialismus, wie immer der auch wahrgenommen und verinnerlicht wurde, bei seinem Wegfall hinterließ er ein Vakuum, eine gewisse Orientierungslosigkeit, in das zuweilen eben auch braunes Gedankengut einströmt.

Hallo,

dazu gab es vor drei Tagen einen interessanten Faktencheck bei Spiegel Online: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/ost-west-streit-faktencheck-zu-rassismus-a-1050637.html

Fazit:
„Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl gibt es im Osten mehr rassistische Übergriffe als in den westdeutschen Bundesländern. Auch ist die NPD hier stärker verankert.“

Du siehst also in der Hinsicht keinen Ost-West Unterschied?