Hallo Christian,
Bernhard Maier übersieht bei dieser Argumentation allerdings, dass gerade bei der frühen Christianisierung eben nicht jede Erinnerung an die bisherigen Kulte getilgt wurde, sondern Bestehendes mit einigem Geschick für die neue Firma genutzt wurde - vgl. den ziemlich in der Nähe Wotans angesiedelten Martinskult zu Köln, aber auch Umnutzung von Sol-Invictus-Feiern, Heilige wie den 1962 exkanonisierten St. Christophorus und dergleichen.
Wie wenig Einzelheiten in der christlichen Dogmatik zum Zeitpunkt der Christianisierung Irlands fixiert waren, wird deutlich, wenn man sich die (etwa) zeitliche Parallele mit dem Konzil von Chalcedon vor Augen führt, in dem es noch um viel grundlegendere Dinge als einzelne Feiertage ging. Der jährliche Allerheiligen-Feiertag ist 609 gestiftet, zunächst für den Freitag nach Ostern; auf den 1. November wurde er erst 732 verlegt, als Irland schon länger christianisiert war und aus dortiger Schule Missionare wie Pirmin, Gallus, Magnus usw. auf das Festland ausschwärmten.
Schöne Grüße
MM