Woher kommt die Antipathie gegenüber Schlager bei Frauen (18-25)?

Hi,
auf einer Plattform ist mir bei den Profilen von Userinnen die zwischen 18 und 25 Jahre alt sind, der Text aufgefallen „höre alles außer Schlager“.

Wovon distanzieren sich diese Frauen, wenn sie Schlager meinen?. Es gibt den alten Omaschlager (ältere Schwesternduo, Hansi Hinterseher, Roy Black, Hofmann-Schwestern), den rechten/völkischen (Andreas Gabalie), den partywütigen (Mallorcahits wie Jürgen Drews) oder den moderneren linkeren (Kerstin Ott).

MfG

Ich passe nicht mehr in die Altersgruppe jedoch habe ich eine Abneigung gegen Schlager.

Zunächst einmal der Verweis auf Wiki und die Definition des Schlagers:

Blockquote Seit den 1950er Jahren wird Schlager als „schwer zu umgrenzender Begriff in der neueren Unterhaltungsmusik“ sowie als „Kurzform für leicht eingängige Tanz- und Unterhaltungsmusik“ beschrieben. Microsoft Encarta definierte 2003 Schlager als „einerseits kommerziell erfolgreiches Musikstück, andererseits als eine Gattung der Unterhaltungsmusik“. Kennzeichnend seien „einfachste musikalische Strukturen und triviale Texte, die an das Harmonie- und Glücksverlangen des Zuhörers appellieren“. Dabei seien „die Grenzen zur Popmusik und volkstümlichen Musik fließend“.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Schlager?wprov=sfla1 <\small>

Mich stört daran alles. Egal vom wem. Egal zu welcher Uhrzeit, egal bei welchem Pegel. Ich bekomme das kalte Grausen bei solcher Musik (und auch bei NDW, Neuere NDW, Eurodance, Electro…)
Warum? Geschmackssache. Ich mag halt eher anderes, Alternative/Indie, Punk, Industrial Metal… Da bekommen andere das Grausen.

Unvergessen die Hochzeit, wo das Brautpaar gerne Hard Rock hörte und ich mit beim DJ stand. Die Tanzfläche war voll zu Klassikern von AC/DC etc. da wünschte sich eine Dame, geschätzt deutlich jünger als ich, was 'fetziges, was von Roy Black'.
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Du wolltest wissen, woher die Antipathie kommt.

Der typische Schlager, den du bebeispielt hast, wird üblicherweise von Menschen konsumiert, von deren Lebensweise und -Ansichten man sich ab dem Jugendalter distanziert. Dazu gehören auch zum Beispiel die Spielarten alpenländischer Volksmusik.
Die Malle-Partygänger gelten als primitiv und von denen will man sich ebenso abgrenzen.

In den Twens wirkt das noch nach. Es beginnt sich herauszukristallisieren, wer beim Mainstream bleibt oder dessen Geschmack sich in Richtung Klassik, Jazz oder andere Richtungen entwickelt, was auch viel mit dem sozialen Umfeld zu tun hat, die Leute, denen man bei Berufsausbildung oder Studium begegnet, prägen mit, sind Vorbilder, zeigen neue Horizonte…

In meiner Jugendzeit war Countrymusik in. Die ist heute völlig out. Aber sowas von. Schalte ich im Internetradio spaßeshalber mal so einen Sender ein (gegen z.B. Garth Brooks und Alan Jackson ist ja nun wirklich nichts einzuwenden), werde ich schon komisch beäugt. Countrymusik, im Grunde auch eine Volksmusik, ist seit einigen Jahrzehnten nahezu unbekannt und die Hörer sind eben genau so out.

Heute habe ich auf meiner Speicherkarte im Auto Jazz, Barockmusik, Orgel, (vorzugsweise von J.S.Bach) Helene Fischer, Richard Wagner, Metallica, Giora Feidmann , Eris Rammazzotti und höre diese manchmal nahtlos ineinander übergehend, wenn nicht „Pumuckl in der Schule“ läuft.

Hallo,
ich denke mal alles hat seine Zeit. Ich bin sehr offen für viele Musikrichtungen. Alles zum passenden Zeitpunkt. Ich denke die brutale Ablehnung gegen Schlager ist Mainstream. Es gibt doch durchaus Situationen und Zeitpunkte (ok, wenige) wo sie passen.
Gruß

Na super, jetzt hab ich zuerst mal die Tastatur reinigen müssen, nachdem ich den Kaffee darüber geprustet habe.
Nach einem faden, wie kaugummiziehenden Schinken wie Shoot to thrill fetzt Ganz in weiß gewaltig ins Tanzbein …

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Kann ich nicht bestätigen. Wir haben pro Jahrgang 8-10 Azubis und die die Meisten der Aktuellen sowie der letzten Jahre haben kein „Problem“ mit Schlagern … das trifft insbesondere auf die weiblichen Azubis zu.

Wie schon erwähnt, ist das eh nur sehr schwammig definiert. Zudem ist die Zuordnung zu den einzelnen Genres durch den typischen Hörer in vielen Fällen fernab der Definition.

Somit …

Das solltest Du diese Frauen fragen.

Ach !
Udo Juergens - Das ehrenwerte Haus
Hannes Wader - Es ist an der Zeit
Reinhard Mey - Die Wuerde des Schweins ist unantastbar
Reinhard Mey - Was kann schöner sein auf Erden, als Politiker zu werden

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Und?
Ich heiße nicht Encarta, also bitte nicht nur Fetzen raussuchen, denn genauso mit Fetzen meines Zitates könnte ich belegen, dass Electro-Musik Schlager sind…

Hier daher noch einmal der Volltext meines Zitates

R. Mey fällt übrigens auch in die Kategorie Liedermacher. Wir können uns jetzt wie am heißen Buffett hier darüber streiten, ob das mit unter „Schlager“ fällt oder nicht.

fällt nicht - eindeutig.

Unter den Genannten ist Udo Jürgens der einzige, bei dem man drüber diskutieren könnte, ob man zögern sollte, bevor man ihn in die Schlager-Ramschkiste abserviert - aber nur von heute aus gesehen, abstrakt sozusagen. Zu „seiner Zeit“ gehörten seine Sachen klar auf die Schlager-Kante; dass da (grade etwa mit dem „ehrenwerten Haus“) durchaus Sachen mit Wert drunter waren, hab ich erst viel, viel später gemerkt…

Aber Liedermacher wie Wader und, trotz „Annabelle“, auch Mey - nie im Leben!

Schöne Grüße

MM

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Für die Uneingeweihten unter uns: nicht alles, was deutsche Texte hat, ist ein Schlager.
Es soll sogar englischsprachige Schlager geben > Thomas Anders und das Bohlen.
Einen Link erspare ich hier. Das reale Leben ist hart genug.

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Hallo,

in dem Alter ist man halt noch offener für diverse Musikrichtungen, hätte ich damals wohl ähnlich formuliert. Heute käme zu den Schlagern, die ich noch immer als phonetische Folter empfinde, einiges dazu.

Gruß,
Paran

Ich hatte die Tage wirklich nach der Entstehung des persönlichen Musikgeschmaks gesucht und bin hierüber gestolpert

Für mich (!!) passt das ganz gut. Mein Geschmack war lange Jahre ziemlich festgefahren, erst seit ein paar Jahren entdecke ich wieder neues (aber trotzdem häufig recht altes). Neben den alten Lieblingsrichtungen wie Punk, Indie, Grunge etc. kann ich inzwischen echt dem Jazz, Swing und auch klassischen Klavierstücken etwas abgewinnen.

Allem gemein ist, dass es handgemachte Musik ist.

Und unverändert gruseln mich die Musikrichtungen, die ich damals schon grausig fand: Schlager, Volkstümliche, Electro, Boybands (egal of 90er oder neue), NDW…

Alles in allem mal eine wirklich interessante Frage von @Cheyl

(Auf meiner Laufplayliste folgt übrigens Sinatra’s Fly me to the Moon auf Kreators Version von Lucretia :joy: aber das muss ich ja vor keinem rechtfertigen)

Hallo @Cheyl,
meine Vermutung dazu:

Bei der Plattform handelt es sich um eine Kontakt- oder Datingbörse im weiteren Sinne. Die User möchten sich in irgendeiner Form präsentieren und interessant darstellen.

Mit der Aussage „Ich höre alle Musikrichtungen“ soll das Bild einer kulturell interessierten, weltoffenen Person erstellt werden. Wenn eine andere kontaktinteressierte Person in das Profil schaut, soll der Gedanke kommen „Ich selber höre … gerne. Das würde diese Person auch mögen oder zumindest mithören.“ So soll im Kopf des Betrachters ein positives Bild vermittelt werden.

Die Einschränkung „alles außer Schlager“ hat zweifachen Nutzen. Denn die Userin, die das so geschrieben hat, verbindet mit Schlager-Hörern verschiedene Personengruppen, nämlich ältere und weniger gebildete Leute. Der zweifache Nutzen ist nun, dass sie sich für diese beiden Gruppen weniger interessant macht und gleichzeitig den anderen Lesern zeigt, dass sie jung und gebildet ist.

Dabei kommen folgende Gedanken auf:

  • Schlager sind in deutscher Sprache und deswegen besonders interessant für Leute, die Englisch nicht gut verstehen. Sie präsentiert sich also als jemand, der genug Englisch kann, um andere Lieder zu verstehen.
  • Schlager werden wegen der deutschen Texte von rechtskonservativ-national eingestellten Leuten gehört. Sie präsentiert sich also als jemand mit liberalerer Einstellung, der auch fremdsprachige Lieder mag.
  • Schlager werden von betrunkenen Partygängern in überfüllten Skihütten und auf Mallorca gegrölt. Sie präsentiert sich also als eine kultivierte Person, die sich von dieser Masse abhebt.

Dabei ist natürlich klar, dass diese Gedanken alle nur pauschal sind und im Einzelfall immer widerlegbar wären. Aber dennoch lässt sich so mit wenigen Worten ein bestimmtes Selbstbild erzeugen. Somit bleibt es auch der Phantasie des Lesers überlassen, was er sich unter den Schlagern vorstellt.

Die Userinnen sind vermutlich keine Musik-Expertinnen und verwenden den Begriff des Schlagers pauschal, sie stellen sich individuell sicherlich unterschiedliche Lieder darunter vor. Gut möglich, dass die eine als „Schlager“ ablehnt, was die andere als „Gute-Laune-Partyhit“ mag.

Du könntest ja mal eine Liste von unterschiedlichen Liedern nach deinen Kategorien erstellen und die Userinnen fragen, welche davon sie als Schlager bezeichnen und welche davon sie mögen bzw. ablehnen. Dann ergibt sich sicherlich ein differenzierteres Bild. :slight_smile:

Liebe Grüße
vom Namenlosen

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Servus,

eben bin ich in Gedanken wieder auf dieses gekommen:

Vielleicht fällt Dir dazu was ein, wenn Du die Musik von einer Frau hörst, die so gut wie ausschließlich purer, ehrlicher, harter bis poetischer Sex ist - und ungefähr das Gegenteil von Schlagermusik, obwohl sie einige Elemente davon enthält:

Schöne Grüße

MM

stümpt.

  • hier ist übrigens noch ein hübscher Clip von Gianna, ziemlich eindeutig formuliert:

Hallo,
also das würde ich jetzt nicht als Schlager bezeichnen, eher als Kulturgut. Albers passt bei mir öfters.
Gruß

Servus,

Welche Definition verwendest Du dabei?

Ich verwende diese:

Ein Schlager ist ein zur Unterhaltungsmusik gehörendes Lied, das für eine bestimmte Zeit sehr beliebt ist, eine eingängige Melodie und meist einen sentimentalen Text hat.

Und danach ist alles, was Hans Albers gesungen hat, als Schlager einzuordnen.

Schöne Grüße

MM

Hallo du,
ja, in dem Punkt hast du wohl auch wieder recht, zu seiner Zeit war Albers wohl auch als Schlager zu bezeichnen. Allerdings definiere ich den heutigen Begriff „Schlager“ eher in richtung Helene Fischer und der Gleichen. Albers ist nicht mehr „modern“ und meiner Meinung nach als Kulturgut zu sehen. Bis Helene Fischer Kulturgut ist, hab ich (hoffentlich) bestimmt schon den Löffel abgegeben. Wenn du es so betrachtest ist Mozart, Bach und alle anderen ja auch Schlager.
Gruß

Servus,

würde ich nicht über einen Kamm scheren.

U.a. einige Arien aus der Zauberflöte darf man nach dieser Definition oben durchaus zu den Schlagern rechnen, bei Bach findet man - finde ich - nichts, was als Unterhaltungsmusik bezeichnet werden könnte.

Ach, wenn wir grad dabei sind - hier ist eine hübsche Version der Ouvertüre zu Mozarts Zauberflöte:

Schöne Grüße

MM