Biblischer ‚Gott‘ - oder eher guter Seiender?
Hallo ichJenny1.0,
die Theorie, dass der „Jahwe“ des Alten Testaments (bzw. auch der jüdischen Bibel) in früher Zeit als mehrere Gottheiten verehrt wurde, ist in der Bibel anhand von Genesis 1 und einigen andern Stellen insofern nicht ganz abwegig, als dass dort nicht einfach nur von „Jahwe“, sondern auch von „Elohim“ (hebr. etwa soviel wie die Herren) die Rede ist. Natürlich ist gemäss den bekanntesten Traditionen von Judentum und Christentum aber auch sehr wohl annehmbar, dass es sich bereits in der Sicht der frühesten Autoren von Genesis usw. nicht etwa um mehrere Götter, sondern um einen himmlischen Hofstaat handelt, wo Gott der allein Mächtige ist, aber um Sich eine Reihe von Geschöpfen hat, welche nicht Menschen oder sonstige irdische Geschöpfe sind, sondern geistige Geschöpfe („Geistwesen“), namentlich Engel, Heilige, Dämonen und Teufel.
Dass die Bibel erst in späterer Zeit ausdrücklich von Engeln und Teufeln spricht (etwa im Buch Job), bedeutet nicht, dass die älteren Schriften zwingend anders interpretiert werden müssen.
Zur Zeit der Sammlung und ersten Abfassung der Königsbücher (besonders über David) war eine Art Monotheismus eindeutig schon weit ausgebreitet, er könnte sich aber, wie recht plausibel ist, erst in späterer Zeit in die bekannt schrille Gestalt gekleidet haben, in welcher man nicht nur ausschliesslich zu einem einzigen Gott betet, sondern auch das Gebet zu andern Göttern als vergeblich, ja irgendwann sogar als sündhaft verwirft.
Nun sind Elohim und Jahwe überdies nur zwei von vielen Varianten.
Die ältesten vorhandenen Bibelhandschriften auch vom AT sind (entgegen landläufiger Aussagen) ja nicht etwa hebräisch, auch wenn in dieser Sprache vieles zuerst erzählt worden sein dürfte. Die älteste Fassung des Grossteils des Alten Testamentes ist die Septuaginta (griechisch), und diese Übersetzung hat natürlich kein hebräisches Wort für Gott, sondern nennt Ihn „ho on“ (Der daist).
Im übrigen ist das deutsche bzw. germanische Wort Gott mit dieser Etymologie wiederum überhaupt nicht erklärt. Seine Wurzeln sind recht unsicher. Wahrscheinlich ist das Wort mit „good“ verwandt - der/die/das Gute.
Es wird aber - im Indogermanischen (einer nicht nachgewiesenen, sondern lediglich vermuteten frühen Sprache) - auch einfach mit „überirdischer Erscheinung“ oder „verehrtem Wesen, dem geopfert wird“ gleichgesetzt, also gewissermassen das Religiöse schlechthin mit einer ähnlichlautenden Vokabel bezeichnet.
Eine Entstehung ist bisher nicht klar auszumachen, es ist lediglich höchstwahrscheinlich bis sicher, dass die Menschen schon in prähistorischer Zeit Religiosität als zentralen Lebensbereich anerkannten und praktizierten.
Gruss,
Mike