Woher stammt der Name Glotzbach

Woher stammt der Name… Wie ist die Bedeutung? Würde mich mal sehr interessieren… Danke für die Antworten…

also Glotzbach ist auch ein Familienname… und eigentlich ist er häufiger als man denkt vertreten… ne Freundin heißt so… und sie weiß selbst nicht so genau wie so ein Name zustande gekommen sein kann.

Hallo,

um ehrlich zu sein, der name Glotzbach hat mich jetzt eine Woche fast in den Wahnsinn getrieben.
Warum?
Weil die Antwort auf den ersten Blick so einfach erscheint, es aber doch nicht ist.

Glotzbach ist mit ziemlicher Sicherheit ein Name nach der Herkunft.
Entweder nach der Wohnstätte am Glotzbach oder nach der Herkunft aus einem Ort Glotzbach.

Problem ist, einen Ort oder einen Bach Glotzbach finde ich nicht, egal in welchen einschägigen Werken oder Seiten ich schaue.

Betrachten wir zuerst einmal die Verteilung des Namens:

http://www.verwandt.de/karten/relativ/glotzbach.html

Es fällt eine Ballung der Namenshäufigkeit im Raum Fulda, Eisenach, Rhön und Grabfeld auf.
Wann immer ein Name so geballt in einer Gegend auftaucht, sprechen alle Indizien dafür, dass der Name auch in dieser Gegend entstanden ist und sich entweder auf einen örtlichen Dialektausdruck (glaube ich hier nicht wegen des Bestandteils „bach“) oder auf eine Örtlichkeit bezieht.

Als die Familiennamen entstanden, Hoch- bis Spätmittelalter, zog kaum eine Familie weiter um als 20 Km vom Ursprungsort.
Auch noch vor 100 Jahren waren Familien in der Regel nicht weiter als 100 Km vom Entstehungsort des Namens ansässig. Dies hat sich erst mit unserer heutigen Mobilität geändert.

Also MUSS es irgendwo in dieser Ecke einen Ort Glotzbach geben. Das ist meine feste Überzeugung.

Nun fand ich auf einer Internet-Seite der Rhön folgenden Satz:

„Im 14. und der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts fielen in Rhön und Umland etwa ein Drittel der Ortschaften dauerhaft wüst. Ursache waren Seuchen, Hungersnöte und die Anziehungskraft der Städte.“

Diese Aussage wird beim Googeln von vielen Seiten, unabhängig bestätigt.
Für das Grabfeld oder Eichsfeld, die wie die Rhön schon immer strukturschwach waren, finden sich ähnliche Angaben.
Ein Drittel der Ortschaften wurde aufgegeben. Dies ist ein erstaunlich hoher Wert und teils fonden sich noch höhere Angaben.
Hungersnöte wegen kargem Boden und vor allem die Anziehungskraft der Städte dürften hier für die Abwanderung gesorgt haben.

Ich gehe nun davon aus, dass „Glotzbach“ eine Wüstung, eine verlassene Siedlung ist, die irgendwo in diesem Gebiet lag.
Der Boden in und um Glotzbach ernährte die Menschen nicht mehr, so dass das Dorf nach und nach aufgegeben wurde.

Leider kann ich die Siedlung nicht lokalisieren.
Eventuell haben Heimatforscher der dortigen Region Wissen darüber oder es gibt gar urkundliche Bezeugungen.

Das ist für mich die überzeugendste Theorie.

Gruß
Lawrence

danke dir!! Mensch hast du dir eine Mühe gemacht… habe eigentlich schon keine Antwort mehr erwartet…
Das würde erklären warum wir auch nix gefunden haben darüber…
Vielen Dank

Guten Tag,

Die Antwort von Marybiff ist sehr einleuchtend. Ich kann die Sache mit den wüst gewordenen Orten auch bestätigen. Aber es gibt noch eine andere Erklärung.
Irgendwann beschloß die deutsche Obrigkeit, daß alle jüdischen Namen in deutsche Namen umgewandelt werden müssen. Dies wurde aber den betroffenen Bürgern nicht selbst überlassen, sondern Beamte teilten den Bürgern ihre neuen Namen zu. Dabei wurde von Seiten der Beamten sehr viel Schindluder getrieben, weil sie die Namen frei erfanden. Es entstanden Namen wie Rothschild, Seifenburg, Guttenberg, Bettelmann u. ä. Auch der Name Glotzbach könnte in diesem Zusmmenhang stehen. Dafür habe ich aber keine Anhaltspunkte oder gar Beweise. Es ist nur eine Möglichkeit, wie der Name entstanden sein könnte. Und auch die jüdische Bevölkerung war, einmals niedergelassen, sehr bodenständig.

Wäre auch eine Theorie… dankeschön…
Aber ich kann mir nicht sooo ganz vorstellen das er jüdisch ist weil sie selbst ja keinen Anhaltspunkt hat das irgendwer überhaupt aus der Familie jüdisch war/ist… Oder kann sich das im Laufe der Zeit auch verschlagen…
Ich/wir müssen zugeben haben in dieser Sache nicht wirklich eine Ahnung davon…
Ihr seid da die Profies…grins*
Vielen Dank für die ganze Mühe…

Die meisten wissen nichts über ihre Vergangenheit. Ich hätte auch nie gedacht, daß meine Vorfahren adelig waren. Nach ein paar Recherchen habe ich erfahren, daß wir ursprünglich Ritter waren und „von“ im Namen tragen durften, mit eigenem Wappen. Das war im Mittelalter. Es gibt einen Fluß (Bach) und zwei Städte, die unseren Namen tragen (bzw. wir deren Namen).
Du siehst also, daß vieles in Vergessenheit gerät. Das ist vor allem mit der Religion so. Die jüdische Religion war in Europa nie gut angesehen. Deshalb wurde die Religion gewechselt. Auch durch Heirat wurde konvertiert. Weil es oft unangenehme Erinnerungen waren oder zum Schutz der Nachkommen erzählten die Alten das selten weiter. Auch die eigene Herkunft wurde oft verschwiegen, weil unangenehm. Das ist ja heute nicht anders. Oftmals ging die eigene Identität auch einfach verloren. Denk nur an die vielen Hugenotten, Niederländer, Schweden, Polen … Kein Nachfahre würde sich heute für einen ehemaligen Ausländer halten, selbst wenn der Name nicht eingedeutscht wurde, wie Kowalski, Johnson, Nell …

Hallo Lawrence,

zuerst mal ein Sternchen für Dich. Du bist richtig gut.

um ehrlich zu sein, der name Glotzbach hat mich jetzt eine
Woche fast in den Wahnsinn getrieben.

aber, aber, wer wird denn gleich…

Weil die Antwort auf den ersten Blick so einfach erscheint, es
aber doch nicht ist.

das ist bei Familiennamen öfter so.

Glotzbach ist mit ziemlicher Sicherheit ein Name nach der
Herkunft.
Entweder nach der Wohnstätte am Glotzbach oder nach der
Herkunft aus einem Ort Glotzbach.

Hundert Prozent Deiner Meinung.

Problem ist, einen Ort oder einen Bach Glotzbach finde ich
nicht, egal in welchen einschägigen Werken oder Seiten ich
schaue.

Schlussfolgerung: Irgend etwas beachtest Du nicht. Dazu später.

Betrachten wir zuerst einmal die Verteilung des Namens:

http://www.verwandt.de/karten/relativ/glotzbach.html

Es fällt eine Ballung der Namenshäufigkeit im Raum Fulda,
Eisenach, Rhön und Grabfeld auf.

Hinweis: das ist schon knapp nördlich der Grenze des Suffixes „-er“ bei Herkunftsnamen. Daher auch nicht Glotzbacher, sondern nur Glotzbach. Die Grenze verläuft ja ungefähr bei Bonn - Fulda - Hof - Dresden, zuzüglich einem Übergangsgebiet, in dem beide Formen vorkommen.

Wann immer ein Name so geballt in einer Gegend auftaucht,
sprechen alle Indizien dafür, dass der Name auch in dieser
Gegend entstanden ist und sich entweder auf einen örtlichen
Dialektausdruck (glaube ich hier nicht wegen des Bestandteils
„bach“) oder auf eine Örtlichkeit bezieht.

stimme dem voll zu.

Als die Familiennamen entstanden, Hoch- bis Spätmittelalter,
zog kaum eine Familie weiter um als 20 Km vom Ursprungsort.
Auch noch vor 100 Jahren waren Familien in der Regel nicht
weiter als 100 Km vom Entstehungsort des Namens ansässig. Dies
hat sich erst mit unserer heutigen Mobilität geändert.

richtig.

Also MUSS es irgendwo in dieser Ecke einen Ort Glotzbach

hier fehlt eine enorm wichtige Kleinigkeit, die vielleicht bewirkt hat, dass Du nichts gefunden hast: Die Buchstabenverschiebungsregeln:
G könnte als K erscheinen, ein „o“ könnte als „a“ auftauchen, ein „tz“ könnte heute ein „s“ sein. Somit wären z.B. auch Örtlichkeiten „Glasbach“ oder ähnlich denkbar.

geben. Das ist meine feste Überzeugung.

Nun fand ich auf einer Internet-Seite der Rhön folgenden Satz:

„Im 14. und der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts fielen in
Rhön und Umland etwa ein Drittel der Ortschaften dauerhaft
wüst. Ursache waren Seuchen, Hungersnöte und die
Anziehungskraft der Städte.“

denkbar, aber man sollte sich darauf nicht versteifen.

Diese Aussage wird beim Googeln von vielen Seiten, unabhängig
bestätigt.
Für das Grabfeld oder Eichsfeld, die wie die Rhön schon immer
strukturschwach waren, finden sich ähnliche Angaben.
Ein Drittel der Ortschaften wurde aufgegeben. Dies ist ein
erstaunlich hoher Wert und teils fonden sich noch höhere
Angaben.

erscheint mir sehr viel. Aber vielleicht stimmt die Größenordnung ja tatsächlich.

Hungersnöte wegen kargem Boden und vor allem die
Anziehungskraft der Städte dürften hier für die Abwanderung
gesorgt haben.

zweifelsfrei richtig. Wasserarmut nicht zu vergessen (aufgrund des Untergrundes versickerte das Wasser schnell auf nimmerwiedersehen).

Ich gehe nun davon aus, dass „Glotzbach“ eine Wüstung, eine
verlassene Siedlung ist, die irgendwo in diesem Gebiet lag.
Der Boden in und um Glotzbach ernährte die Menschen nicht
mehr, so dass das Dorf nach und nach aufgegeben wurde.

Leider kann ich die Siedlung nicht lokalisieren.
Eventuell haben Heimatforscher der dortigen Region Wissen
darüber oder es gibt gar urkundliche Bezeugungen.

Hier kann man noch den Hinweis auf die Regionallisten für Heimatforscher bringen: http://list.genealogy.net/mm/listinfo/hessen-l

Das ist für mich die überzeugendste Theorie.

Also das „Nest“ im Raum Groß-Gerau bei Frankfurt dürfte sich aus der Abwandlung des Ortsnamens Glattbach im Kreis Bergstraße (bei Lindenfels) ableiten. Für den Raum Fulda finde ich auch nur wenig überzeugende Orte (z.B. Gladenbach bei Marburg; ist mir als Namensursache schon fast zu weit weg von Fulda und Co). Allerdings finde ich über die elektronische Hessen-Karte keine Flurnamen, nur Siedlungsnamen. Daher sollte man wirklich den Weg über die Hessenliste gehen, die kennen die Region vor Ort. Vielleicht ist ja der Ort tatsächlich eine Wüstung.

Viele Grüße

Alexander

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Hallo, ich heiße selber Glotzbach und komme aus der Rhön. Ich kann bestätigen, dass hier viele diesen Namen tragen.
Die genaue Herkunft meines Namens kenne ich jedoch auch nicht, aber das mit den Dörfern klingt für mich einleuchtend.
LG Lea