Woher stammt diese Figur und welche Bedeutung hat das "Ei"?

Höhe: 1,50, Holz bemalt, 50 Jahre alt (?), scheint aus einem Stamm geschnitzt.
Die rechte Hand liegt am Bein an, die linke Hand hält die Kugel, das Ei.
Es sollte eine Bedeutung haben, denn einfache Hüftknochen hätten’s ja auch getan.
Im Netz habe ich kein auch nur annähernd ähnliches Bild gefunden.

Danke!

Wenn der Schnitzer gewusst hätte, wie die aussehen, und wenn er das technisch auch hingekriegt hätte. Dass er mit beidem einige Schwierigkeiten hatte, sieht man u.a. an den Knien, am Unterkiefer, am Nasenbein, an der Zusammenfassung von Schien- und Wadenbein und von Elle und Speiche. Die Kugel kann durchaus verwendet sein, um zu verdecken, dass der Schnitzer nicht wusste, wie es an dieser Stelle weitergeht. Detailliert realistisch ist die Darstellung nicht und will es wohl auch nicht sein, aber „irgendwas wie ein Becken“ hätte da schon hingehört. Wie sieht das denn an der Stelle von hinten aus? Gibt es ein Steißbein?

Möglich ist auch eine metaphorische Darstellung: Tod mit Kegelkugel, der einzelne oder alle aus den „mitten im Leben stehenden“ Kegeln herauswirft. Oder ein Bezug auf die Erdkugel wie beim Reichsapfel: Tod als Herr der Welt.

Schöne Grüße

MM

  • zu „woher stammt …?“: Der Stil der Darstellung lässt daran denken, dass das Vorbild aus Lateinamerika stammen könnte, wo es allerlei volkstümlichen Totenkult gibt, der teils nur ziemlich oberflächlich mit Taufwasser besprenkelt worden ist und wo „Gevatter Tod“ im Alltag ähnlich populär ist wie im Europa des 15. Jahrhunderts, als die Totentanz-Darstellungen entstanden.

Schöne Grüße

MM

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Sieht aus wie Achmed, the dead terrorist.

Fröhliches Neues Jahr!

Gruß, Diva

SCNR

Servus,

Achmed hat allerdings nur mit Schulterblättern und Schlüsselbeinen ähnliche Probleme wie dieser hier und ist sonst anatomisch relativ nahe an der Wirklichkeit gebaut.

Schöne Grüße & 1 Gutes Neues!

MM

Achmed hat lediglich Probleme mit den Beinen!

@aprilfisch: Es gibt kein Steißbein und der Schnitzer wusste m.E. genau, was er wollte.

Schönes Neues Jahr!

Servus,

welche Bedeutung oder künstlerische Aussage ist denn Deiner Ansicht nach den sehr groben Schnitzern in der Anatomie (abgesehen von den bereits erwähnten auch keine Schulterblätter, keine Schlüsselbeine, kein Brustbein) zuzumessen?

Schöne Grüße

MM

Keine Ahnung, aber ich denke, dass ihm etwas Anderes wichtiger war, als die genaue Anatomie. Also z.B. die Prostata? oder den (schwangeren?) Bauch?, die/den die Figur sich hält. Oder die Bemalung? Der Längsstrich auf der Stirn? Die Körperhaltung? Die anatomisch falschen, aber ausgearbeiteten Gelenke, die nur an den Füßen fehlen?

Nun ja, das sind aber Deine Gedanken, nicht die des Schnitzers. Die Darstellung ist vom Scheitel bis zu den Zehen dermaßen verkehrt, dass allein mit dem Gefühl, dass es auch ganz anders sein könnte, meine Vermutung nicht entkräftet wird, dass hier vor allem ein Bereich verdeckt werden sollte, von dem der Schnitzer nicht nur fast, sondern überhaupt nicht wusste, wie er bei einem Skelett aussieht. Da ist die Sutura sagittalis, abgesehen von dem im Vergleich zu den anderen eher harmlosen Fehler, dass sie über das Stirnbein und nicht über das Scheitelbein verläuft, schon mordsmäßig realistisch dargestellt.

Ein Bezug auf Prostata oder Uterus scheidet aus, weil ein Schnitzer, der so völlig ahnungslos betreffend die Knochen eines Menschen ist, von der übrigen Anatomie wohl auch nicht mehr weiß.

Mögliche Deutungen des Motivs „Tod mit Kugel“ hab ich eingangs schon gegeben.

Schöne Grüße

MM